Trump-Zölle seit Mitternacht in Kraft – deutsche Unternehmen sehen sich vorbereitet

Die USA haben am Donnerstag überraschend früher als erwartet massive Zölle in Kraft gesetzt. Betroffen sind rund 70 Länder, darunter die EU. Sonderzölle könnten noch bis zu 250 Prozent erreichen und sollen Donald Trumps Ziel einer umfassenden Reindustrialisierung der Vereinigten Staaten absichern. Deutsche Unternehmen reagieren unterschiedlich – von optimistisch bis alarmiert.
US-Zölle belasten Deutschlands Exporteure (Archivbild)
US-Zölle belasten Deutschlands Exporteure. (Archivbild)Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa
Von 7. August 2025

In Kürze:

  • Donald Trumps neue Zölle treffen rund 70 Länder, inklusive der EU, früher als erwartet.
  • Weitere Strafzölle bis zu 250 Prozent möglich – auch Pharma- und Mikrochipbranche betroffen
  • Deutsche Konzerne reagieren unterschiedlich: von Standortverlagerung bis Gelassenheit.
  • Kritik an den Nebenabreden des Abkommens: RWE-Chef warnt vor Preissteigerungen.

 

Bereits am Donnerstag, 7. August, um Mitternacht sind die von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle gegen mehrere Dutzend Länder in Kraft getreten. Betroffen sind etwa 70 Länder. Auch die neuen EU-Zölle sind zu diesem Zeitpunkt in Kraft getreten.

Aus Brüssel hieß es, man sei davon ausgegangen, dass der neue Zollsatz von 15 Prozent erst ab Freitag gelte. Allerdings war ursprünglich vonseiten der USA geplant, die Zölle schon zum 1. August in Kraft zu setzen. Auf Produkte, die bereits vor dem Datum des Zollbeginns in US-Häfen verschifft wurden, finden sie keine Anwendung, wenn sie bis zum 5. Oktober in den Verbrauch gehen.

Durchschnittliches Niveau der Zölle bei mehr als 18 Prozent

Der Durchführungsverordnung zufolge liegen die Zölle für die etwa 70 Handelspartner zwischen 10 und 41 Prozent. Dazu kommen 40 Prozent Strafzölle auf Umschlagwaren, die beispielsweise in einem anderen Land umgepackt oder geringfügig verändert werden, um höheren Zöllen zu entgehen.

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Mit der Verordnung werden die Zollsätze kodifiziert, die Trump im April verkündet hatte – mit den seither ausgehandelten Veränderungen. Dafür hatte der Präsident seinen Handelspartnern 90 Tage Zeit gegeben. Der Handelsbeauftragte der US-Regierung, Jamieson Greer, erklärte am Sonntag auf der CBS, es sei unwahrscheinlich, dass die Zölle in absehbarer Zeit gesenkt würden.

Die Welt sehe „mit diesen Sätzen wirklich die Konturen des Zollplans des Präsidenten“, äußerte Greer. Handelspartner könnten allerdings immer noch auf die USA zukommen und günstigere Abkommen abschließen. Dem Yale Budget Lab zufolge ist der durchschnittliche effektive Zollsatz mit 18,3 Prozent der höchste seit 1934.

Zusätzliche Sonderzölle, Mikrochips und Pharma: USA setzen auf Druck

Sonderzölle wie jene auf Stahl, Aluminium oder Kupfer bleiben aufrecht. Zudem stehen Donald Trump zufolge auch noch Zölle in Höhe von „ungefähr 100 Prozent“ auf Halbleiter und Computermikrochips im Raum. Dies äußerte der Präsident am Mittwoch gegenüber Medien.

Unternehmen könnten diesen jedoch entkommen, wenn sie Produktionsstätten in den USA bauen. Dies würde auch schon in der Errichtungsphase und im Vorfeld der Produktion gelten. Wann diese Zölle in Kraft treten, sagte Trump noch nicht. Zudem werde man einen vorerst „minimalen“ Zoll auf Pharmaprodukte erheben, der allerdings ausbaufähig sei. Nach mehr als einem Jahr der Auswertungszeit könnte dieser auf bis zu 250 Prozent klettern.

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Ein weiterer Unsicherheitsfaktor sind mögliche zusätzliche Zölle auf Handelspartner der Russischen Föderation, sollten die Friedensbemühungen für die Ukraine weiter stagnieren. Indien, das „derzeit direkt oder indirekt Öl aus der Russischen Föderation importiert“, wird deshalb ab sofort mit einer Zusatzabgabe von 25 Prozent belastet, was die Gesamtbelastung auf 50 Prozent ansteigen lässt.

BMW sieht sich gut gerüstet für die neue Zolllandschaft

Über die möglichen Wirkungen der Zölle für Deutschland war in den vergangenen Wochen viel spekuliert worden. Einige Branchen auf europäischer Seite könnten sogar profitieren, nämlich dort, wo es um Produktgruppen geht, für die Nullzölle gelten sollen. Dazu gehört beispielsweise die Luftfahrt.

Härter wird es hingegen für die Autoexporteure, Zulieferer oder Maschinenbauunternehmen. Insbesondere aber auch Unternehmen, für deren Produkte die hohen Sonderzölle auf Stahl, Aluminium und Kupfer gelten, stehen vor Herausforderungen bei der Anpassung an die neue Zolllandschaft.

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Wie eine gemeinsame Analyse der „Welt“ und des „Business Insider“ nahelegt, dürften sich aber einige größere deutsche Unternehmen bereits gut darauf eingestellt haben. Eines davon sei BMW. Der Konzern produziert sowohl in den USA als auch in Europa. Nun muss BMW zwar 15 Prozent Einfuhrzölle auf Fahrzeuge hinnehmen, die man von der EU in die USA einführt, gleichzeitig profitiert man jedoch von den Nullzöllen auf US-Kraftfahrzeuge nach Europa.

Breite internationale Aufstellung schafft Resilienz

CEO Oliver Zipse zufolge ergebe dies eine kaum ins Gewicht fallende Mehrbelastung. Die starke internationale Aufstellung habe sich als Erfolgsrezept erwiesen, auch im Vergleich zu deutschen Konkurrenten wie Mercedes und VW. Die Niedersachsen stehen jetzt vor einer schwierigen Entscheidung.

Um stärker in den USA präsent zu sein, gebe es mehrere Optionen. So könne es eine neue Linie für Audi im Werk in South Carolina geben – oder aber eine große Lösung mit Errichtung eines komplett eigenständigen Audi-Werks in den Staaten. Damit könne man Zölle umgehen und möglicherweise sogar Subventionen abgreifen. Eine Entscheidung sei jedoch noch nicht gefallen.

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Ein Faktor, der nach Einschätzung von US-Konzernen wie Ford jedoch einer größeren Verlegung von Produktionsstätten großer US-Konzerne in den USA entgegenstehen könnte, sind jedoch die Stahl- und Aluminiumzölle. Diese belasten US-Produzenten ebenso wie Exporteure in die USA. Hingegen haben sich einige Zulieferer der Autoindustrie wie Continental ebenso wie BMW bereits im Vorfeld für die veränderten Zollbedingungen fit gemacht.

Siemens hofft auf Reindustrialisierung in den USA

Bei Siemens finden zwar eigenen Angaben zufolge ebenso 80 Prozent der Wertschöpfung für den US-Markt auf diesem selbst statt, allerdings leidet der Konzern unter einem Auftragsrückgang von Industriekunden, die aufgrund der noch nicht absehbaren weiteren Zollentwicklung verunsichert sind.

Der Konzern hofft nun darauf, dass die von Trump angestrebte Reindustrialisierung in den USA tatsächlich Platz greift. Im Energiebereich ist man bei der entsprechenden US-Sparte von Siemens zufrieden, dass die deutlich niedrigeren Energiepreise in den USA Spielraum lassen. Zumindest an Neukunden könne man zusätzliche Zollkosten ohne größeres Risiko weiterreichen.

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Telekom-Tochter durch Zölle wenig in Mitleidenschaft gezogen

Gelassen bleibt man auch bei der Deutschen Telekom. T-Mobile ist seit Jahren fest auf dem US-Markt verankert und erwirtschaftet dort etwa zwei Drittel des gesamten weltweiten Konzerngewinns. Das Unternehmen exportiert keine Waren oder Produkte – und agiert vor Ort über eigenständige Tochterunternehmen.

T-Mobile-US-Chef Mike Sievert sprach zuletzt jedoch von höheren Einkaufspreisen, die man teilweise an die Kunden weiterreichen müsse. Ein potenziell belastender Faktor könnten die Zölle jedoch mit Blick auf den Netzausbau werden. Hier ist T-Mobile auf Zulieferer wie Ericsson und Nokia angewiesen. Komponenten für Smartphones würden vor allem von dort geliefert. Inwieweit diese Partner ihre Präsenz in den USA ausbauen würden, sei noch nicht absehbar.

Teile der Lebensmittelindustrie wie Bahlsen haben sich ebenfalls durch Produktionsverlängerungen schon länger auf mögliche Zollkonflikte eingestellt. Haribo produziert seit einigen Jahren in den USA selbst. Allerdings ist die Konkurrenz auf dem Süßwarenmarkt groß, vor allem durch heimische Anbieter.

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Zweifel an der dauerhaften Tragfähigkeit des – im Übrigen noch nicht unterzeichneten – Zollabkommens gibt es hinsichtlich der Nebenabreden. Dazu gehören die von der EU in Aussicht gestellten 600 Milliarden Euro an Investitionssummen europäischer Unternehmen in die US-Infrastruktur und die 750 Milliarden Euro für Energie.

Investitionsabsichten und Zweifel am Deal bei RWE

RWE-Chef Markus Krebber kritisierte den Deal und rechnet mit höheren Kosten für europäische Verbraucher. Gegenüber dem „Handelsblatt“ zweifelte er daran, dass die USA innerhalb der nächsten Jahre ihre Exporte überhaupt verdreifachen könnten. Zudem kaufe man Energie „normalerweise dort, wo es den günstigsten Preis gibt“. Diese Option ist allerdings für die EU mit ihrem Bruch mit der Russischen Föderation weggefallen.

Allerdings hat der RWE-Chef Hoffnung, dass die neue Bundesregierung wichtige Reformen umsetzen werde. Es gebe bereits ein positives Klima an den Börsen und ein zunehmendes Interesse an Investitionen am Standort Deutschland. Auch RWE selbst könne sich einen Ausbau vorstellen.



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