Trumps neue Zölle setzen Europa unter Druck – höhere Preise für Verbraucher befürchtet

US-Präsident Donald Trump führt eine globale Mindestzollrate von 10 Prozent ein – mit weitreichenden Folgen für die europäische Wirtschaft. Besonders die deutsche Autoindustrie steht unter Druck, während die EU mit Gegenmaßnahmen ringt. Was bedeuten die Zölle aber für Verbraucher im Alltag?
Waren «Made in Germany» gehen vor allem in die USA. (Archivbild)
Waren „Made in Germany“ gehen vor allem in die USA. (Archivbild)Foto: Christian Charisius/dpa
Von 3. April 2025

Mit einer globalen Mindestzollrate von 10 Prozent hat US-Präsident Donald Trump am Mittwoch, 2. April, alle Einfuhren in die USA belegt. Eine Ausnahme bildet Russland, was mit dem sanktionsbedingt geringen Handelsvolumen begründet wird. Auch bei den Partnern im nordamerikanischen Handelsabkommen, Mexiko und Kanada, bleibt es vorerst bei den bereits verhängten pauschalen Sätzen von 25 Prozent.

Dies ist die Quintessenz der umfassenden Verordnung über Einfuhrzölle in die USA, die US-Präsident Donald Trump unter dem Titel „Tag der Befreiung“ verkündet hat. Für einige Länder gibt es jedoch einen höheren Satz – für die EU beispielsweise wird ein reziproker Zoll von 20 Prozent fällig. Die bisher geltenden Zölle auf Autos und Autoteile von 25 Prozent bleiben weiter gültig. Das bedeutet für europäische Fahrzeuge Gesamtraten von bis zu 45 Prozent.

Wenig Spielraum für Gegenmaßnahmen auf Trump-Zölle

Ob und welche Gegenmaßnahmen es geben wird, ist noch ungewiss. Die EU-Kommission hat Gegenzölle im Umfang von 26 Milliarden Euro angekündigt. Während der ersten Amtszeit von Donald Trump hatte die EU Gegenzölle auf Whisky und Motorräder verhängt. Das sind allerdings nur Nischenprodukte, weshalb der Effekt sich in Grenzen hielt.

Optionen für mögliche Gegenzölle wären solche auf Erdöl und Gas. Angesichts der prekären Versorgungslage infolge des Bruchs mit Russland würde die EU damit ihrer eigenen Wirtschaft und der Bevölkerung noch mehr schaden. Nach dem Ende der Versorgungspartnerschaft mit Russland hatten vor allem die USA fehlendes Gas durch LNG-Lieferungen kompensiert.

Zwar bezieht die EU auch Gas aus Norwegen, den Golfstaaten und – über Umwege – auch aus Russland. Eine Verteuerung der LNG-Importe aus den USA könnte jedoch erneut Ängste vor Engpässen schüren und Situationen wie im Jahr 2022 nach dem Beginn des Ukrainekriegs provozieren. Schon jetzt reagieren die Börsen auf die unsichere Lage infolge der Zollansage Trumps nervös – und die Inflationsangst ist zurück.

Ökonomen fordern Vorgehen gegen Digitalkonzerne – und wissen um Selbstschädigung

Gegenüber „Bild“ fordern Ökonomen wie die Wirtschaftsweise Veronika Grimm oder DIW-Chef Marcel Fratzscher, US-Produkte ins Visier zu nehmen, die täglich genutzt werden. Dazu würden die Dienste der Tech-Konzerne wie Facebook, Instagram, X oder ChatGPT gehören. Grimm fordert „Digitalsteuern“, Fratzscher eine schärfere Anwendung des DSA.

Allerdings räumen sie selbst ein, dass sich Europa auch mit einem Vorgehen gegen die Techkonzerne selbst schaden würde, da es „häufig wenig oder keine Alternativen für deren digitale Dienstleistungen gibt“. Zudem hatte die US-Regierung bereits vor Wochen angekündigt, ihrerseits Druck auf Europa auszuüben, sollte die EU eine übergriffige Politik gegen Big Tech betreiben. Bereits der derzeitige Status quo könnte laut IW zu einem Schrumpfen des deutschen BIP um 0,4 Prozent führen.

Da kaum Bereiche in Sicht sind, in denen die EU reales Druckpotenzial gegenüber den USA aufweist, fordern Volkswirte wie Robert Halver von der Baader Bank eine Standortoffensive. Gegenüber „Bild“ erklärt er, es bedürfe einer „reformorientierten Wirtschaftspolitik im Sinne von Ludwig Erhard“. Nur diese könne perspektivisch neue Industrien anlocken.

Wirkungen der Zölle treffen auf fehlende Reformbereitschaft

Veronika Grimm erklärt zwar ebenfalls, dass Deutschland sich künftig „Wachstumschancen hart erarbeiten“ werden müsse. Gleichzeitig gibt sie sich illusionslos hinsichtlich der gesamtgesellschaftlichen Unterstützung für die dafür erforderlichen Reformen. Es werde für die künftige Regierung „schwer, die Bevölkerung hinter einer notwendigen Reformagenda zu versammeln“. Die Gesellschaft sei dafür zu bequem geworden.

Die Zölle, die US-Präsident Trump verkündet hat, treffen Deutschland besonders schwer, weil die Autoindustrie mit einem Exportvolumen von zuletzt 450.000 Fahrzeugen stark auf den US-Markt angewiesen ist. Im Jahr 2024 gingen 12 Prozent aller deutschen Exporte dorthin. Der Handel erreichte damit ein Volumen von 44,7 Milliarden Euro.

In besonderer Weise sind Zulieferer und Unternehmen ohne Produktionsstätten in den USA – wie Porsche – betroffen. Der Preis für die dort erzeugten Luxusfahrzeuge könnte um bis zu 50.000 US-Dollar steigen. Gleichzeitig ist die Autoindustrie in Deutschland hohen Produktionskosten, engmaschigen politischen Vorgaben und zunehmender Konkurrenz aus China ausgesetzt.

Wie bereits in den Bereichen Chemie und Stahl könnte auch in Deutschland die Bereitschaft von Autokonzernen steigen, noch mehr Produktion in die USA zu verlagern. Die Zölle sind für Trump nur ein erster Schritt, um dauerhaft Industrie ins Land zu holen. Er will zusätzlich durch weniger Regulierung, geringere Steuern und günstigere Energiekosten diese im Land halten.

Preisaufschläge für Verbraucher in mehreren Bereichen zu befürchten

Für Verbraucher könnten sich einige im Alltag stark nachgefragte Produktgruppen durch die Wirkungen der Zölle perspektivisch verteuern. Bei Smartphones, Laptops oder im Bereich der Unterhaltungselektronik reichen viele Lieferketten nach China – auch wenn sie in den USA produziert werden. Geräte von Apple oder Dell könnten deshalb teurer werden.

Produkte wie Erdnussbutter könnten ebenfalls deutlich im Preis steigen – je nachdem, inwieweit die Einzelhändler die Preisaufschläge weitergeben. Reparaturkosten für US-Autos wie von Ford oder GM werden ebenfalls steigen, da die Zölle auf Stahl und Aluminium den Preis für Ersatzteile treiben.

Infolge der komplexen Lieferketten können auch Möbel und Werkzeuge von US-Marken teurer werden, auch in den USA verarbeitetes Bauholz aus Kanada unterliegt Zöllen. Metallzölle können auch Rohre und Boiler mit US-Komponenten verteuern. Mit Preisaufschlägen ist unter anderem auch bei Jeans, Fitnessgeräten und Campingausrüstung zu rechnen. Sollte die EU bei ihren Gegenmaßnahmen auch Digitalkonzerne ins Visier nehmen, könnten auch Streamingdienste oder jene von Unternehmen wie Airbnb teurer werden.

Kukies deutet Gesprächsbereitschaft über Freihandel an

Neben der Autoindustrie stehen auch deutsche Pharmaexporte in die USA durch die Zölle unter Druck. Derzeit machen diese 25 Prozent des Gesamtexportes aus – in Zahlen ausgedrückt sind das 26,3 Milliarden Euro. Vor allem in diesem Bereich befürchten Branchenvertreter Exporteinbrüche um bis zu 35 Prozent.

Der kommissarische Bundesfinanzminister Jörg Kukies hat angekündigt, eine Eskalation im Handelsstreit vermeiden zu wollen. Diese würde sowohl US-amerikanische als auch europäische Verbraucher durch höhere Preise belasten. Eine Lösung durch Verhandlungen sei möglich, hat Kukies der „Deutschen Welle“ zufolge angekündigt. Dabei könnte eine Wiederaufnahme der Verhandlungen über eine Freihandelszone zwischen den USA und der EU eine Option sein.



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