USA: Inflation sinkt – Zölle entfalten noch keine preistreibende Wirkung

Anfang April hatte US-Präsident Donald Trump die neuen Zölle bekannt gegeben, die künftig von Handelspartnern in aller Welt auf Lieferungen in die USA zu entrichten wären. Schon damals hatten Beobachter wie Fed-Chef Jerome Powell gewarnt, die massiven Erhöhungen der Einfuhrgebühren könnten die Inflation befeuern. Bislang hat sich dieser Effekt noch nicht eingestellt, wie die jüngsten Zahlen des US-Arbeitsministeriums zeigen.
Im April ist die jährliche Inflationsrate in den USA auf 2,3 Prozent und damit auf den niedrigsten Stand seit mehr als vier Jahren gesunken. Dies ist der dritte Monat in Folge mit einem Rückgang im Jahresvergleich und ein Zehntelprozentpunkt weniger, als Prognosen erwarten ließen. Die Kerninflation – ohne die schwankungsanfälligen Faktoren wie Energie und Lebensmittel – blieb wie prognostiziert bei 2,8 Prozent.
Welche Komponenten der Inflation im Einzelnen Reaktionen zeigen
Ein wesentlicher Preistreiber im April war ein Bereich, auf den die Zölle kaum direkte Auswirkungen haben: Die Mieten stiegen im April um 0,3 Prozent an. Sie waren für knapp die Hälfte des gesamten monatlichen Preisanstiegs verantwortlich. Im Jahresvergleich schwächte sich der zuvor deutlich höhere Anstieg auf 4 Prozent ab. Das zunehmende Angebot schlägt sich in der Mietenentwicklung nieder.
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Höhere Preise für Strom und Erdgas trieben den Energieindex um 0,7 Prozent in die Höhe. Mit 0,1 Prozent Plus blieb Benzin hingegen stabil. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Treibstoff sogar um 12 Prozent günstiger. Ein weltweites Überangebot und sinkende Nachfrage aus China hatten für einen Preisrückgang beim US-Rohöl (WTI) gesorgt. Seit Jahresbeginn gab dieser um 13 Prozent nach.
Die Lebensmittelpreise waren im April rückläufig. Insgesamt gaben sie um 0,1 Prozent nach, bei Supermarktprodukten sogar um 0,4 Prozent. Um 0,4 Prozent angestiegen waren hingegen die Ausgaben für Essen außer Haus. Eier sind zwar immer noch um knapp die Hälfte teurer als vor einem Jahr, gegenüber März sind sie jedoch um 12,7 Prozent günstiger geworden. Das in den ersten Monaten des Jahres knappe Angebot ist deutlich größer geworden, gleichzeitig ist die Nachfrage leicht rückläufig.
Persönliche Konsumausgaben sollen leicht ansteigen
Günstiger wurden zuletzt auch Gebrauchtfahrzeuge (um 0,5 Prozent). Der Neuwagenindex zeigte keine Bewegung. Um 0,2 Prozent günstiger wurde Bekleidung. Die Inflation im Kernbereich, der die Wohnkosten ausklammert, sank um zwei Prozentpunkte auf 2,7 Prozent. Die Fed hält diese Kennzahl für besonders relevant, da sie als besonders repräsentativ für die Binnenentwicklung gilt. Ein alternativer Inflationsindikator – der sogenannte Truflation-Index, der auf mehr als 30 Millionen Datenpunkten basiert – weist aktuell sogar nur eine Teuerungsrate von 1,57 Prozent aus.
Die Prognose der Federal Reserve Bank of Cleveland rechnet auch für Mai mit einer stabilen Inflation. Allerdings rechnet die Fed im Bereich des PCE-Index für persönliche Konsumausgaben, der im April bei 2,2 Prozent gelegen haben soll, mit einem leichten Anstieg auf 2,4 Prozent im Mai.
Börsen haben Verluste weitgehend wettgemacht – Fed reagiert auf niedrige Inflation
Der Dow Jones hat seine Verluste aus den ersten Wochen nach der Zollverkündung weitgehend wieder wettgemacht. Auch die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihen pendelte sich nach kurzfristigen Turbulenzen wieder bei etwa 4,45 Prozent ein. Ein Faktor, der bei den bisher beschränkten Auswirkungen der Zölle eine Rolle spielen dürfte, ist die Feinsteuerung.
Die US-Regierung hat auf Verwerfungen, die sich im Zuge der Zollpolitik einzustellen drohten, stets schnell gegensteuernd reagiert. So verkündete Trump einen 90-tägigen Zollstopp, der für alle verhandlungswilligen Handelspartner galt. Ausgenommen war nur China. Lediglich ein 10-prozentiger Grundzoll blieb aufrecht.
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Mittlerweile hat Trump weitreichende Einigungen mit Großbritannien und China verkündet. Diese Entwicklungen dürften ebenfalls zu einer Beruhigung beitragen. Die Fed sieht sich durch die sinkende Inflation dazu ermuntert, vorerst keine weitere Zinssenkung vorzunehmen – sehr zum Leidwesen des Präsidenten.
Analysten warnen vor noch nicht eingepreisten Effekten
Komplette Entwarnung bezüglich der Inflation geben Ökonomen jedoch noch nicht. Stephen Kates von Bankrate erklärte gegenüber der englischsprachigen Epoch Times:
Das aktuelle Preisniveau spiegelt noch nicht vollständig wider, wie Unternehmen auf steigende Kosten reagieren werden.“
Derzeit seien noch Lagerbestände vorhanden, auf die man zurückgreifen könne. Jay Woods von Freedom Capital Markets mahnt auch, einzukalkulieren, dass Vorabkäufe von Konsumenten die Statistik verzerren könnten. Mit verstärkter Nachfrage könnten Konsumenten versuchen, den Wirkungen der Zölle zuvorzukommen. Prognosen von Comeric Economics sowie der Großbank BNP Paribas erwarten gegen Jahresende noch einen Inflationsschub.
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