Tor zur Urzeit: Erster Bernstein mit Insekten aus Südamerika entdeckt

Forscher haben anhand fossiler Insekten, Pflanzen und einem Spinnennetz aus einem Bernstein das Ökosystem des kreidezeitlichen Südamerika rekonstruiert.
Insekt in Bernstein aus Ecuador
Insgesamt 21 eingeschlossene Insekten hat das Forschungsteam unter die Lupe genommen.Foto: Senckenberg
Epoch Times22. September 2025

Forscher haben in Ecuador erstmals kreidezeitlichen Bernstein auf dem südamerikanischen Kontinent entdeckt. Bemerkenswert seien die zahlreichen in Bernstein eingeschlossenen, rund 112 Millionen Jahre alten Insektenarten, teilt die Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung mit. Die Funde würden einen Einblick in ein bislang kaum erforschtes Waldökosystem des früheren Großkontinents Gondwana ermöglichen.

In etwa 60 Bernsteinproben entdeckte das Forschungsteam demnach insgesamt 21 eingeschlossene Insekten, sogenannte Bio-Inklusen. Darunter befanden sich unter anderem Zuckmücken, Käfer, Schlupfwespen und Weiße Fliegen. Auch ein Spinnennetzfragment blieb erhalten.

„Aus der Kreidezeit kennen wir solche Bio-Inklusen fast nur von Fundorten der Nordhalbkugel“, erklärte Mónica Solórzano-Kraemer vom Senckenberg-Forschungsinstitut und -Naturmuseum Frankfurt.

Filigrane Strukturen im Bernstein: Das 112 Millionen Jahre alte Spinnennetz. Foto: Senckenberg

„Unser Verständnis der Biodiversität und der Ökosysteme der Südhalbkugel, während der Zeit von vor 143,1 bis 66 Millionen Jahre, als die heutigen Kontinente sich vom Superkontinent Gondwana abspalteten, ist dagegen sehr begrenzt“, erklärt Solórzano-Kraemer weiter.

Bernstein als Fenster in vergangene Zeit

Die Funde ließen „feuchte Bedingungen oder Süßwasserlebensräume wie Tümpel im damaligen Wald vermuten“, fügte Solórzano-Kraemer hinzu. „Wir gehen davon aus, dass vor 112 Millionen Jahren in Äquatorial-Gondwana ein feuchter, dicht bewaldeter Lebensraum existierte, der bereits von blühenden Pflanzen geprägt war.“

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Die Bernsteinfunde zählen demnach zu den ältesten bekannten Bernsteinvorkommen Südamerikas. Sie stammen aus der sogenannten Hollín-Formation, einer Sedimentgesteinsschicht, die sich über das Oriente-Becken in Ecuador erstreckt. Das Bernsteinvorkommen wurde dort erst kürzlich entdeckt.

„Bernsteine und ihre Einschlüsse ermöglichen es uns, eine ‚Zeitkapsel‘ zu öffnen, um die Biodiversität und Ökosysteme der Südhalbkugel vor 112 Millionen Jahren zu erforschen“, so Solórzano-Kraemer abschließend.

Die Studie erschien am 18. September 2025 in der Fachzeitschrift „Communications Earth & Environment“. (afp/kms)



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