Ägypter, Mayas, Griechen oder Chinesen: Wer brachte den Ball ins Rollen?

Treten, schlagen, werfen, boxen und rollen: Ein Ball kann auf vielfältige Art und Weise von A nach B bewegt werden. Damit daraus allerdings ein Spiel respektive eine Sportart wird, benötigt es mehr als ein Spielgerät. Regeln, ein Spielfeld, Mitspieler, Unparteiische sowie die nötige Schutzausrüstung und Hilfsmittel wie Schläger oder Handschuhe machen eine Ballsportart rund.
Und dann müssen Spieler noch die Naturgesetze – speziell die Physik – genau verinnerlichen. Wie muss ich den Ball treffen, damit er mit der gewünschten Kraft und Geschwindigkeit in die passende Richtung fliegt? Wie komme ich an meinem Gegner vorbei, um den angestrebten Sieg zu erringen? Diese Überlegungen sind aus modernen Sportarten wie Fußball, Basketball oder Volleyball gut bekannt.
Doch welches ist eigentlich die älteste Ballsportart der Welt? Wer hat sie erfunden, und spielten die Menschen nur zum Zeitvertreib? Um diese Fragen zu beantworten, müssen wir tief in die Vergangenheit eintauchen.

Das Mosaik aus der Villa Romana del Casale, Sizilien, zeigt römische Frauen beim Sport. Foto: javarman3/iStock
Die Ägypter und der älteste erhaltene Ball der Welt
Nach offizieller Definition ist ein Ball mit heutigen Augen gesehen ein rundes, meist kugelförmiges Sportgerät aus Leder, Gummi oder Kunststoff. Dass es bei der Form noch immer einen gewissen Spielraum gibt, zeigen uns Rugby- und Federbälle.
Und auch beim verwendeten Material gibt es viel Flexibilität. Zu den bereits vor Jahrhunderten verwendeten Rohstoffen kommen neben Leder und Kautschuk auch Stoffe und Seile hinzu, aus denen Bälle hergestellt sein können. Doch wie sah eines der frühesten runden Spielgeräte aus?
Um den ältesten bekannten Ball der Welt zu sehen, führt die Reise ins Bristol Museum & Art Gallery in England. Dort liegt das Objekt „H1956“ – ein fast kugelförmiges und mit Schnur zusammengebundenes Leinenbündel. Nach Angaben des Museums stammt der etwa handgroße Ball aus einem Grab des altägyptischen Friedhofs Tarkhan nahe Kairo. Mit einer Entstehungszeit zwischen 2686 und 2345 v. Chr. ist der Ball circa 4.500 Jahre alt.
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Deutlich jünger sind dagegen jene zwei Lederbälle im US-amerikanischen Metropolitan Museum of Art. Die im Durchmesser nur 7 Zentimeter großen Spielgeräte stammen vermutlich aus Luxor und wurden zwischen 1550 und 1295 v. Chr. gefertigt.
Wie genau die drei altägyptischen Bälle gespielt wurden, ist nicht bekannt. Vage Hinweise geben uns jedoch Malereien aus altägyptischen Grabstätten wie Beni Hasan und Sakkara. Dort sind Menschen abgebildet, die den Ball ähnlich dem heutigen Hockey mit Schlägern spielen oder werfen wie im modernen Handball. Weitere Details wie Spielregeln oder Gründe sind nicht überliefert.

In einem Felsengrab in Beni Hasan sind Menschen bei sportlichen Aktivitäten zu sehen – unter anderem beim Ballsport. Foto: Kurohito, Wikimedia Commons | CC BY-SA 3.0
Der älteste Ballsport bei den Mayas
Wesentlich mehr bekannt ist zu den Ballspielen der Azteken und Mayas, die vor über 3.000 Jahren in Mesoamerika lebten. Für diese antike Zivilisation hatte das Ballspiel eine große religiöse und politische Bedeutung. So wird das Ballspiel in den uralten Erzählungen der Mayas als Teil eines Wettstreits zwischen heroischen Sterblichen und Unterweltgöttern bezeichnet, wobei es um die Erschaffung des Universums und die Aufrechterhaltung der kosmischen Ordnung geht.
Überliefert ist der Brauch durch Bilder und Figuren von Ballspielern, erhaltenen Bällen und Ausrüstungen sowie große architektonische Ballspielplätze, die in gewisser Weise heutigen Stadien ähneln.

Das Spielfeld beim Hüftballspiel der Mayas war Doppel-T-förmig und aus Stein. Foto: Al Gonzalez/iStock
Von den mehr als 2.300 erhaltenen Plätzen liegt das älteste bekannte Spielfeld im Tiefland von Chiapas, Mexiko, und wird um das Jahr 1650 v. Chr. datiert. Damit ist es fast 1.000 Jahre jünger als der älteste bekannte Ball aus Ägypten. Wie auch die anderen Felder war dieses in Form eines doppelten T und aus Stein gebaut. Dort spielten die Menschen zwei Wochen lang das beliebte Hüftballspiel, dessen Regeln sich wie bei heutigen Sportarten im Laufe der Zeit änderten.
Grundsätzlich nutzten die Mayas einen Gummiball, der mit der Hüfte, den Knien oder den Ellenbogen gespielt wurde – ohne dass der Ball auf den Boden fällt. Das Ziel des Spiels war es, den Ball auf die gegnerische Seite zu bringen und mitunter durch einen hoch an den Mauern angebrachten Ring zu spielen. Dies erinnert entfernt an das heutige Rugby oder Football.

Der Ball musste nicht ins Eckige, sondern durch das Runde gespielt werden. Foto: PavelS/iStock
Kleine Figuren von Ballspielern vermitteln noch heute ein detailliertes Bild von den dabei getragenen Ausrüstungselementen und eingesetzten Hilfsmitteln. So bestand die Spielkleidung aus breiten, dick gepolsterten Gürteln oder Jochen sowie aus Lendenschurzen und in der Regel runden Anhängern oder Brustpanzern. Die älteste erhaltene Ausrüstung dieser Art stammt aus dem Jahr 1600 v. Chr.
In einer heiligen Quelle im mexikanischen El Manatí entdeckten Archäologen kleine Joche aus Stein, die wahrscheinlich zum Schutz der Hand und/oder zum Schlagen des Balls dienten. Daneben lagen Fragmente von Holzstäben – mögliche Schläger – sowie 19 Gummibälle mit Durchmessern von 8 bis 30 Zentimetern.
China: Zwischen Ball und Pferd
Noch einmal 500 Jahre jünger sind die ältesten Bälle Chinas, die im Gräberfeld von Yanghai nahe dem heutigen Turfan gefunden wurden. Diese haben einen Durchmesser von rund 9 Zentimetern und sind damit so groß wie eine Faust. Alle Bälle bestanden aus Leder, waren mit Lederstückchen oder Haaren gefüllt und sind zwischen 1.189 und 911 v. Chr. entstanden. Zusätzlich besaßen zwei Bälle ein markantes Zeichen: ein rotes Kreuz. Welchen Zweck die Bälle erfüllten und wofür das Kreuz steht, ist unbekannt. Doch wem gehörten die Bälle einst?
Laut den Archäologen handelt es sich bei den Bestatteten um drei Männer, die aufgrund der mitgegebenen Peitschen und Bögen möglicherweise Reiter waren. Die Kombination aus Ball und Reiter lässt im ersten Moment an die moderne Sportart Polo denken. Doch ob die Männer vor mehr als 3.000 Jahren bereits zu Pferde einem Ball nachjagten, ist damit nicht belegt. Ein fehlendes Detail sind die Schläger.

Welchen Zweck die Bälle aus Yanghai erfüllten, ist nicht eindeutig bekannt. Foto: Wertmann et al. (2020); doi.org/10.1016/j.jasrep.2020.102576 | CC BY-NC-ND 4.0
Obwohl in anderen Gräben des Friedhofs zehn gebogene Stöcke entdeckt wurden, konnte keiner davon direkt mit Bällen in Verbindung gebracht werden. Ebenfalls möglich ist eine anderweitige Verwendung der Bälle, wobei die Nutzung als Wurfgeschosse oder Zielscheiben für das Bogenschießen unwahrscheinlich ist. Für erstere sind sie zu leicht, für letztere fehlen die Einschusslöcher.
Ob die Menschen im antiken China tatsächlich als Erste Polo spielten, müssen zukünftige Entdeckungen zeigen. Sicher scheint jedenfalls, dass sie nicht den Ballsport erfanden – ähnlich wie die nächste Hochkultur, die dennoch einen sportlichen Sieg errungen hat.
Die Griechen schufen das größte Sportevent
Auf die Griechen geht die Erfindung der Demokratie und des Theaters zurück – nicht aber die des Ballsports. Zwar spielten sie bereits Ballspiele wie „Keretizein“, eine frühe Art des Hockeys, und „Episkyros“, das an Rugby oder Fußball erinnert, allerdings erst um 500 v. Chr.

Darstellung von Hockeyspielern auf einem marmornen Grabstein. Griechenland, 510–500 v. Chr. Foto: Zde, Wikimedia Commons | CC BY-SA 3.0
Trotzdem können die antiken Griechen einen sportlichen Erfolg verbuchen: Sie haben 776 v. Chr. mit den Olympischen Spielen den ersten großen Sportwettbewerb ins Leben gerufen.
Von anfänglich nur einer bis später 18 Wettkampfdisziplinen wuchsen die Spiele bis heute zu einem weltweiten Großereignis an. Inzwischen sind es 41 Sportarten, darunter traditionelle Disziplinen wie Leichtathletik, Boxen oder Ringen und natürlich auch diverse Ballsportarten.
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