Blitzschlag als Klimafaktor – neue Studie sieht Lücken in bisherigen Klimamodellen

Eine Studie der Technischen Universität München zeigt: Blitzschläge sind eine bislang unterschätzte Ursache für Baumsterben und CO₂-Emissionen. Die Forscher fanden heraus, dass jedes Jahr über 300 Millionen Bäume durch direkte oder indirekte Blitzeinwirkung verloren gehen – mit Folgen für das Klima. Auch in sozialen Medien sorgte die Veröffentlichung für rege Diskussionen.
Bei hoher Spannung entlädt sich die Energie in Form eines Blitzes - wie hier bei Görlitz. (Archivbild)
Bei hoher Spannung entlädt sich die Energie in Form eines Blitzes – wie hier bei Görlitz. (Archivbild)Foto: Florian Gaertner/dpa-Zentralbild/dpa-tmn
Von 24. Juli 2025

Eine neue Studie einer Forschergruppe der Technischen Universität München beschäftigte sich mit dem Einfluss von Blitzen auf den globalen Waldbestand und den dadurch verursachten CO₂-Emissionen. Mit ihrer Arbeit wollten die Forscher einen Beitrag zur systematischen Untersuchung der Bedeutung von Blitzschlägen für den Klimawandel leisten.

Studie: CO₂ durch Blitzfolgen vergleichbar mit Vegetationsbränden

Den Erkenntnissen der Forscher zufolge gehen weltweit jährlich etwa 320 Millionen Bäume aufgrund von Blitzschlägen ein, entweder durch direkte Einwirkung oder durch Waldbrände, die sie auslösen. Die Summe der dadurch bewirkten direkten Emissionen von CO₂ schätzt das Team um Andreas Krause und Konstantin Gregor auf 770 bis 1.090 Millionen Tonnen.

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Die Forscher bewerten diese Zahlen als überraschend hoch. Diese liege in der Größenordnung jener rund 1.260 Millionen Tonnen CO₂, deren Freisetzung Vegetationsbrände jährlich durch Verbrennung lebender Pflanzen bewirkten. Allerdings sei der CO₂-Ausstoß durch Vegetationsbrände noch höher. Insgesamt summiere dieser sich unter Berücksichtigung von Totholz und organischem Material auf etwa 5.850 Millionen Tonnen.

Den Erkenntnissen der Studie zufolge seien Blitze für fast 3 Prozent der weltweit abgestorbenen Biomasse verantwortlich. Die Erhebungen, die der Arbeit und dem Berechnungsmodell zugrunde lagen, stammen aus einem Forschungsprojekt in Panama. Dieses hatte im Jahr 2017 stattgefunden. Ein Blitzschlag töte demnach im Schnitt etwa 3,5 Bäume und könne auch bis zu 45 Meter entfernte Bäume erreichen.

Blitzschlag als Variable bislang wenig berücksichtigt

Überdurchschnittlich betroffen seien alte und große Bäume mit einem Stammdurchmesser von mehr als 60 Zentimetern. Diese speicherten besonders viel CO₂. Die Daten aus dem Forschungsprojekt sollen nun in ein größeres Computermodell zum Kohlenstoffkreislauf einfließen.

Dieses soll besser identifizierbar machen, wie stark sich Veränderungen im CO₂-Haushalt von Wäldern, Mooren und anderen Naturlandschaften auf die Emissionsbilanz auswirkten. Gleichzeitig lässt sich damit auch eine Relation zu den menschlichen Emissionen herstellen. Bislang war der Blitzschlag eine Variable, deren Auswirkungen bis jetzt nicht hinreichend erforscht worden sind.

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Insgesamt ist der Anteil der Blitze am Absterben des Baumbestandes jedoch gering. Jährlich sterben etwa 50 Milliarden Bäume aus natürlichen Gründen. Insgesamt gäbe es weltweit ohne die Blitzeinschläge fast 2 Prozent mehr an lebender Biomasse mit der Fähigkeit zur Speicherung von CO₂.

Zudem können Bäume nur so viel CO₂ freisetzen, wie sie zuvor während ihres Wachstums aufgenommen haben. Damit ist die CO₂-Bilanz ein Nullsummenspiel.

Mehr Blitzschläge aufgrund von Klimawandel?

Überdurchschnittlich hoch ist den Forschern zufolge die Zahl der Blitze, die Bäume zerstören, in den tropischen Regionen. Die menschengemachten CO₂-Emissionen sind dort deutlich geringer. Dennoch rechnet man vonseiten der Studienautoren damit, dass der weltweite Klimawandel insgesamt auch die Zahl der Blitzschläge steigen lassen wird.

Immerhin begünstigen steigende Temperaturen und eine damit verbundene höhere Luftfeuchtigkeit die Bildung und Entladung von Gewitterwolken. Auch deshalb sehen die Forscher in der Untersuchung dieses Einflusses einen wichtigen Impuls, um genauere Modelle kreieren zu können.

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Spott im Netz

In den sozialen Medien haben Berichte über die Veröffentlichung für Reaktionen gesorgt. Dabei haben sich vorwiegend Gegner einer verschärften Klimapolitik zu Wort gemeldet, die etwa ironische Beiträge über mögliche Maßnahmen zur Bekämpfung der Erderwärmung durch Blitzschlag veröffentlichten.

Noch am Donnerstag waren Begriffe wie „Blitze“ oder „Blitzsteuer“ in den Trends auf X. Einige Einträge sprachen auch von „Blitzverbotszonen“ in Anspielung auf verbreitete Forderungen nach weitreichenderen Klimaschutzmaßnahmen.



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