Einhorndrache und Sklavenkind? Forscher enthüllen Neues über Leonardo da Vinci

Leonardo da Vinci malte das berühmteste Gemälde der Welt, skizzierte detailgenau den menschlichen Körper und erfand Kriegsmaschinen, mechanische Musikinstrumente und Fluggeräte. Nun haben Forscher ganz neue Details über das Leben des Universalgenies entdeckt.
Forscher haben neue Enthüllungen über Leonardo da Vinci preis gegeben
Mit genealogischen Untersuchungen versuchen Forscher, die biologischen Geheimnisse des größten Genies der Renaissance zu lüften.Foto: gorodenkoff/iStock
Von 1. Juni 2025

Seit über fünf Jahrhunderten wird Leonardo da Vinci (1452–1519) als visionärer Künstler, Wissenschaftler und Erfinder gefeiert und ist weltweit für sein außergewöhnliches Talent und seine bahnbrechenden Experimente bekannt.

Doch steckt seine Genialität in den Genen? Dieser Frage möchten Forscher im Rahmen des Leonardo-DNA-Projekts nachgehen. Mit seinen aktuellen Entdeckungen ist das internationale Team näher denn je daran, die biologischen Geheimnisse des größten Genies der Renaissance zu lüften.

Selbstportrait von Leonardo da Vinci

Leonardo da Vinci war nicht nur Maler, sondern auch Bildhauer, Architekt, Anatom, Mechaniker, Ingenieur und Naturphilosoph. Foto: Vladi333/iStock

Da Vinci lebt weiter

In ihrem neuen Buch „Genìa Da Vinci“ präsentieren die Forscher um Alessandro Vezzosi und Agnese Sabato von der Leonardo Da Vinci Heritage Association die Ergebnisse von 30 Jahren genealogischer Forschung.

Zu den größten Entdeckungen gehört ein umfangreicher Stammbaum, der bis ins Jahr 1331 zurückreicht, 21 Generationen umfasst und über 400 Personen einschließt. Heute leben noch 15 Nachkommen, die in direkter männlicher Linie sowohl mit Leonardos Vater als auch mit seinem Halbbruder Domenico Benedetto verwandt sind.

Mit dieser langen Linie der Nachkommen und der Analyse des Y-Chromosoms, das unverändert vom Vater an den Sohn weitergegeben wird, wollen die Forscher die DNA von Leonardo da Vinci rekonstruieren – aus zwei Gründen.

„Das letzte Abendmahl“ von Leonardo da Vinci

„Das letzte Abendmahl“ ist neben der „Mona Lisa“ die berühmteste Malerei von da Vinci. Foto: Gemeinfrei

Zum einen wollen die Forscher so herausfinden, ob die außergewöhnliche Sehschärfe und Kreativität da Vincis genetisch bedingt waren und wie es um seine Gesundheit stand. Zum anderen hoffen sie, biologisches Material auf Originalmanuskripten oder anderen Werken mittels DNA-Analysen später dem italienischen Maler zuordnen zu können. „Selbst ein winziger Fingerabdruck auf einer Seite könnte Zellen enthalten, die wir sequenzieren können“, sagt Jesse Ausubel, Leiter des Projekts. Weiter sagte er:

„Die Biologie des 21. Jahrhunderts verschiebt die Grenze zwischen dem Unwissbaren und dem Unbekannten. Schon bald könnten wir Informationen über Leonardo und andere historische Persönlichkeiten erhalten, die wir für immer verloren glaubten.“

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Vom Bauer zum Händler, von der Magd zur Sklavin

Doch die neuen Entdeckungen gehen über das Forschungsgebiet der Genetik hinaus. So konnten die Forscher unter anderem dank alter Grundbücher sieben Häuser, ein Schloss und zwei weitere Grundstücke der Familie im gleichnamigen Dorf Vinci ausfindig machen. Dort könnte Leonardo selbst gelebt oder gewirkt haben, da er die Immobilien von seinem Onkel Francesco erbte.

Außerdem wollen Alessandro Vezzosi und seine Kollegen Näheres zu zwei Schlüsselfiguren im Leben des Universalgenies herausgefunden haben. Einer von ihnen ist Antonio da Vinci, Leonardos Großvater väterlicherseits. Dieser sei nicht nur ein einfacher Bauer gewesen, sondern auch ein geschickter Händler, der zwischen dem katalanischen Spanien und Marokko umherreiste.

Eine abweichende Geschichte scheint auch Leonardos Mutter Caterina zu betreffen. Sie könnte, anders als angenommen eine Magd, eine Sklavin des wohlhabenden Bankiers Vanni di Niccolò di ser Vanni gewesen sein, bei dem Leonardos Vater Ser Piero nachweislich als Notar gearbeitet hat. Auf diese Weise könnten sich Leonardos Eltern begegnet sein – jedoch ohne Happy End. Weil eine Heirat außerhalb des Standes nicht willkommen war, könnte dieser Umstand erklären, wieso Leonardo da Vinci als uneheliches Kind geboren wurde.

Marmorstatue von Leonardo da Vinci

Die Marmorstatue Leonardo da Vincis in Florenz von Luigi Pampaloni. Foto: canbedone/iStock

Ein „Einhorndrache“ von da Vinci?

Weiterhin glauben die Forscher, eine neue Kohlezeichnung dem italienischen Universalgenie zuschreiben zu können. Diese Zeichnung wurde auf dem Kaminsims eines alten Gebäudes in Vinci entdeckt und gehört heute der Stadtverwaltung.

Darauf zu sehen ist ein Fabelwesen mit einem spiralförmigen Horn auf dem Kopf, einer langen Schnauze mit gebogenem Schnabel, Hakenzähnen, einer flammenden Zunge, krallenbewehrten Gliedmaßen, spitzen Ohren, ausgeprägten Schuppen, schlangenförmigem Schwanz und fächerförmigen Flügeln. Aufgrund dieser Merkmale haben Vezzosi und seine Kollegen das Werk „Einhorndrache“ genannt.

Leonardo da Vinci hat häufiger Drachen mit Kohle zu Papier gebracht, wie diese Zeichnung von 1517/18 zeigt. Foto: Gemeinfrei

Trotz der zahlreichen neuen Erkenntnisse arbeiten die Forscher weiter daran, neue Details über Leonardos genetisches Erbe und körperliche Merkmale zu gewinnen, die sein Leben und seine Arbeit prägten.

„Hier geht es nicht nur um den Erschaffer des berühmtesten Gemäldes der Welt“, so Ausubel abschließend. „Es ist eine Herausforderung, die Grenzen des historischen Wissens und des kulturellen Erbes neu zu definieren.“

Was für die Forscher ein Meilenstein von internationaler Bedeutung ist, ist für die kleine toskanische Stadt Vinci – dem Geburtsort Leonardos – ein weiteres Stück greifbare Geschichte. Auch wenn wir längst nicht alles über Leonardo aus Vinci wissen, sind die Bewohner Vincis stolz auf ihr Wunderkind.

Blick auf das toskanische Vinci – der Heimat Leonardo da Vincis –, das 36 Kilometer östlich von Florenz liegt. Foto: ominojarre/iStock



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