Zeitgenosse der Dinosaurier: Neues Meeresreptil bei Stuttgart entdeckt

Mit vier Paddeln durchs Urzeitmeer: Ein Fossil aus Süddeutschland stellt nach Angaben eines Forscherteams eine neue Tiergattung dar. Hervorstechend ist der lange Hals des Meeresreptils.
Die Illustration zeigt das Reptil Plesionectes longicollum, das zur Zeit der Dinosaurier durchs Meer schwamm.
Die Illustration zeigt das Reptil Plesionectes longicollum, das zur Zeit der Dinosaurier durchs Meer schwamm.Foto: Peter Nickolaus/dpa
Epoch Times5. August 2025

In Kürze:

  • Das Meeresreptil wurde bereits 1978 im Posidonienschiefer bei Holzmaden, Baden-Württemberg, entdeckt.
  • Nun konnten Forscher das jugendliche Tier als neue Plesiosaurier-Art klassifizieren.
  • An dieser Fundstätte wurden bereits etliche Fossilien gefunden.

 

Das Urtier war über drei Meter groß, hatte einen langen Hals und schwamm zur Zeit der Dinosaurier durchs Meer. Die gut erhaltenen Überreste des nun präsentierten Reptils wurden bereits vor Jahrzehnten in Baden-Württemberg entdeckt. Doch Sven Sachs vom Naturkunde-Museum Bielefeld und sein Co-Autor haben das Fossil jetzt genau analysiert.

Nach Angaben der Forscher lebte das Meerestier im Jura vor rund 183 Millionen Jahren. Es gehört zu den Plesiosauriern, die sich mit vier paddelartigen Gliedmaßen durchs Wasser bewegten und daher auch Paddelechsen genannt werden. Sie starben zusammen mit den Dinosauriern vor 66 Millionen Jahren aus.

Ein 3,5 Meter langes Meeresreptil

Sachs und Daniel Madzia von der Polnischen Akademie der Wissenschaften nannten die von ihnen klassifizierte Art „Plesionectes longicollum“. Das bedeute so viel wie „langhalsiger Beinahe-Schwimmer“.

„Plesionectes war, wie alle Plesiosaurier, ein sehr guter Schwimmer, der sich wahrscheinlich primär von Fischen ernährt hat“, erklärt Sven Sachs gegenüber dpa.

Gefunden wurde das Fossil bereits 1978 im bekannten Posidonienschiefer bei Holzmaden, das etwa 35 Kilometer südöstlich von Stuttgart liegt. Das Fossil des Wasserreptils befindet sich seit seiner Entdeckung im Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart.

„Ich kannte den Fund schon lange“, sagte Sachs. Ihm sei von Anfang an der lange Hals aufgefallen. Das gut erhaltene Skelett des nicht ausgewachsenen Tieres misst 295 Zentimeter – 125 davon entfallen auf den Hals und 81 auf den Schwanz.

„Das Skelett ist aber etwas zusammengeschoben und der Kopf ist nicht ganz vollständig. Das lebende Tier wird also etwa 3,5 Meter lang gewesen sein“, so Sachs.

[etd-related posts=“2823516,3951666″]

Ein neues Puzzlestück

„Unsere detaillierte Untersuchung hat eine ungewöhnliche Kombination von Skelettmerkmalen aufgedeckt, die es klar von allen bisher bekannten Plesiosauriern unterscheidet“, erklärt Sachs. Daher sei eine Klassifizierung nicht nur als neue Art, sondern sogar als neue Gattung gerechtfertigt.

Andere Forscher hatten das Tier bereits früher untersucht und es für zu jung gehalten, um seine Art bestimmen zu können. Sachs betonte jedoch: „In den letzten Jahren hat sich unser Wissen über Wachstumsveränderungen im Skelett der Plesiosaurier vergrößert, sodass wir heute besser beurteilen können, welche anatomischen Merkmale sich eher wenig verändern und daher zur Unterscheidung von anderen Plesiosauriern herangezogen werden können.“

Im Schiefergebiet bei Holzmaden wurden bereits etliche Fossilien gefunden, darunter fünf andere Plesiosaurier-Arten. „Diese Entdeckung fügt ein weiteres Puzzlestück zur Entwicklungsgeschichte der marinen Ökosysteme in einer entscheidenden Phase der Erdgeschichte hinzu“, erklärte Madzia. (dpa/red)

Die Studie erschien am 4. August 2025 im Fachjournal „PeerJ“.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion