Verschlusssache Mikroplastik: Auch Getränke in Glasflaschen betroffen

In Kürze:
Forscher haben die Belastung von Getränken mit Mikroplastik in Frankreich in unterschiedlichen Behältnissen gemessen.
Glasflaschen mit Kronkorken waren am stärksten belastet, weniger dagegen Plastikflaschen, Tetra Paks und Dosen.
Limonaden, Bier und Cola enthielten mehr Mikroplastik als Wasser und Wein.
Als Ursache der Verunreinigung vermuten die Forscher die Farbe der Verschlüsse.
In den vergangenen Tagen schaffte es eine Meldung in nahezu alle großen Medien: Forscher haben in Glasflaschen mehr Mikroplastik gefunden als in Plastikflaschen. Seltener und oft viel später wird erwähnt, dass es sich bei den untersuchten Getränken speziell um französische Glasflaschen mit Kronkorken handelt.
Ein Blick in die Studie offenbart, dass nicht die Flaschen selbst, sondern vielmehr die Verschlüsse die Übeltäter sind. Welche Getränke sind betroffen? Woher kommt das Plastik und wie kann es vermieden werden? Und sind Glasflaschen wirklich schlechter als Plastikflaschen oder ist dies nur die halbe Wahrheit?
Bier, Limo und Cola betroffen
Viele Menschen greifen inzwischen wieder zu Glasflaschen, um die Aufnahme von Mikroplastik durch Plastikflaschen zu reduzieren. Eine aktuelle Studie von Forschern des französischen ANSES-Labors lässt indes aufhorchen: In in Glasflaschen abgefüllten Getränken seien überraschend mehr Plastikpartikel enthalten als in solchen in Plastikflaschen, Tetra Paks oder Dosen.
Ziel der Studie war es, die Verunreinigung von Wasser, Limonade, Eistee, Wein und Bier mit Mikroplastik zu bestimmen und zu ermitteln, welchen Einfluss ihre Behältnisse – Plastik- und Glasflaschen, Tetra Paks, Dosen und Kanister – auf diesen Gehalt haben.

In der Studie wurden Glas- und Plastikflaschen sowie Tetra Paks, Dosen und Kanister untersucht. Foto: monticelllo/iStock
Für die meisten der untersuchten Getränke stellten die Forscher um Iseline Chaïb fest, dass der Plastikgehalt in Glasflaschen höher ist als in anderen Behältern. So fanden sich in Glasflaschen von Erfrischungsgetränken und Bier im Durchschnitt etwa 100 Mikroplastikpartikel pro Liter. In Plastikflaschen und -dosen lag diese Zahl 5- bis 50-mal niedriger.
Bei Wasser war der Mikroplastikgehalt unabhängig von der Art des Behälters relativ gering, mit durchschnittlich 4,5 Partikeln pro Liter in Glasflaschen und 1,6 Partikeln pro Liter in Plastikflaschen. Nur geringfügig mehr Mikroplastik enthielt Wein – egal ob im Tetra Pak oder in Glasflaschen mit echtem Korken. Erfrischungsgetränke enthielten dagegen rund 30 Partikel pro Liter, Limonade 45 und Bier rund 80.
Eine Studie aus dem Jahr 2025 hat eine Konzentration von Mikroplastik in – ebenfalls französischem – Flaschen- und Leitungswasser von 19 bis über 1.100 Partikeln pro Liter ergeben.
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In der neueren Studie wurden in allen Getränken zwei Arten von Mikroplastik gefunden: Fasern und Fragmente. Dabei überwog der Anteil der Fragmente deutlich. Doch woher kommt das Mikroplastik in den Glasflaschen?
Der Deckel macht den Unterschied
Um der Herkunft der Kunststoffpartikel auf den Grund zu gehen, sahen sich die Forscher die betroffenen Flaschen einmal näher an. Aufgrund dessen kamen sie zu dem Schluss, dass die Partikel wahrscheinlich von den Metallverschlüssen stammen, genauer gesagt von der Farbe, mit der sie überzogen sind.

Kratzspuren auf den Kronkorken (l.), am Verschluss haftende Partikel (M.) und Plastikfragmente, die in den Getränken schwimmen (r.). Foto: Chaïb et al. (2025), doi.org/10.1016/j.jfca.2025.107719 | CC BY-NC-ND 4.0
Das erste Indiz hierfür war, dass das in den Getränken gefundene Mikroplastik meist die gleiche Farbe und Zusammensetzung wie die Farbe auf den Deckeln hatte. Die zweite Beobachtung, die für diese Theorie spricht, sind die winzigen, mit dem bloßen Auge nicht sichtbaren Kratzer auf den Kronkorken.
Laut den Forschern könnte das Mikroplastik im Rahmen der Produktion der Getränke in die Flasche gelangt sein. So könnte eine lose, ungeschützte Lagerung der Verschlüsse dazu geführt haben, dass die Kronkorken aneinander rieben und sich die Farbe löste. Im Anschluss könnten die Kronkorken mit ihren anhaftenden Partikeln – ohne Reinigung – auf die in der Produktion frisch befüllte Flasche gesetzt worden sein.
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Offene Fragen
Sollte sich dies bestätigen, könnten Getränkehersteller einfache Maßnahmen ergreifen, um den Gehalt von Mikroplastik in ihren Getränken zu reduzieren. Laut den Forschern würde eine Reinigung der Verschlüsse durch Wasser oder Luft die Verunreinigung um bis zu 60 Prozent reduzieren.
Aus der Studie geht jedoch nicht hervor, wie viele Glasflaschen mit Kronkorken im Vergleich zu jenen mit Plastikdeckeln untersucht wurden und ob es Unterschiede in der Mikroplastikkonzentration gibt. Ebenso offen bleibt, ob auch andere Flaschenverschlüsse wie klassische Plastikdeckel oder Plastikkorken zu winzigen Partikeln in Getränken führen.
Inwieweit das Mikroplastik einen möglichen Schaden im Körper verursacht, ist derzeit umstritten. Zwar ist die Existenz der winzigen Partikel bislang im menschlichen Gehirn und Blut nachgewiesen, jedoch ist unbekannt, ob die gefundenen Mikroplastikmengen ein Gesundheitsrisiko darstellen.
Die Studie erschien am 8. Mai 2025 in der Fachzeitschrift „Journal of Food Composition and Analysis“.
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