Als Epoch-Times-Reporterin getarnt: Chinas Geheimagentin bezirzte Taiwans Marineoffiziere

In Taiwan versuchte eine Agentin des chinesischen Regimes, Militärinformationen zu erlangen. Zur Erreichung ihrer Ziele benutzte sie eine falsche Identität – als Epoch-Times-Reporterin. Der Fall flog auf.
Titelbild
17. Mai 2025, Keelung, Taiwan – eine taiwanesische Ehrengarde am Tag der offenen Tür im Hafen von Keelung.Foto: I-hwa Cheng/AFP über Getty Images
Von 16. Oktober 2025

Erneut kam es zu einem Zwischenfall, bei dem sich Agenten des kommunistischen Regimes in China als Mitarbeiter der Epoch Times ausgaben. Nachdem bereits im September dem Weißen Haus in Washington und mehreren US-Bundesbehörden mit Bombenterror gedroht wurde – unter Identitätsdiebstahl der Epoch Times –, gerät nun ein Fall in Taiwan in die Schlagzeilen.

Die Agentin von der Dating-App

Einem Bericht der englischsprachigen Ausgabe der Epoch Times zufolge gab sich eine chinesische Agentin als Epoch-Times-Reporterin aus und versuchte, taiwanesische Militäroffiziere anzuwerben und Informationen zur nationalen Sicherheit Taiwans zu erlangen.

Wie die Staatsanwaltschaft in Taiwan berichtet, sei die Frau Geheimdienstoffizier der Bewaffneten Volkspolizei in der nordchinesischen Provinz Shanxi. Sie verwendete die Pseudonyme „Chu Ting“ und „Ti Ying“.

Ausgegeben hatte sie sich jedoch als Mitarbeiterin des Epoch-Times-Büros in Hongkong. Offenbar hatte die chinesische Agentin angenommen, als angebliche Reporterin der Epoch Times leichter an die von ihr gewünschten Informationen zu gelangen.

Guten Ruf der Epoch Times ausgenutzt

Die Sprecherin der Hongkonger Epoch Times, Cheryl Ng, verurteilte den Identitätsbetrugsversuch durch die Agentin und bestätigte, dass die Zeitung nie eine Person mit diesem Namen eingestellt habe. In einer Stellungnahme erklärte Ng, dass die Epoch Times durch ihre Berichterstattung aus erster Hand über China in Taiwan ein weitverbreitetes Vertrauen aufgebaut habe.

Die Gründung der Zeitung im Jahr 2000 in Atlanta, USA, geschah mit dem Ziel, wahrheitsgetreue Informationen aus China zu dokumentieren und zu verbreiten. Seit damals ist die Epoch Times dem kommunistischen Regime in Peking ein Dorn im Auge.

Seither kam es immer wieder zu Störungsversuchen durch Hacker, bewaffneten Überfällen auf Reporter oder jüngst zu einer ominösen Sendung mit weißem Pulver an das Hauptquartier in New York. Die ersten Reporter der Zeitung in China wurden verhaftet und zu bis zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. 2019 wurde die Druckerei der Zeitung in Hongkong Opfer eines Überfalls und Brandanschlags. 2021 zertrümmerten Gangster die Druckmaschinen.

[etd-related posts=“3071021,3490793″]

Militärinformationen gekauft

Was ist über die Agentin bekannt? Der Staatsanwaltschaft zufolge kam die Frau 2023 über eine Dating-App mit einem ehemaligen taiwanesischen Marineoffizier namens Lin in Kontakt. Dieser war zuvor wegen Glücksspiels unehrenhaft entlassen worden. Über Lin kam die Frau schließlich mit Tsai in Kontakt, einem Offizier in Lins früherer Marinebrigade Hai Feng, der landgestützten Anti-Schiffs-Raketeneinheit.

Die Frau versprach Tsai eine Belohnung im Verhältnis des Wertes der von ihm gelieferten Militärinformationen. Dazu füllte Tsai im Mai 2023 ein Formular mit seinen persönlichen Daten aus, darunter seine Militäreinheit und seine Position. Das Papier wurde von Lin an Chu Ting übergeben, woraufhin Lin, laut Anklageschrift der Bezirksstaatsanwaltschaft Taichung, 8.000 Neue Taiwandollar (circa 220 Euro) erhielt.

Tsai soll laut Staatsanwaltschaft Betriebsanleitungen für die in Taiwan produzierten Hsiung Feng II-Raketen mitgenommen, mit seinem Handy fotografiert und diese an die Agentin übergeben haben – für rund 840 Euro. Den taiwanischen Behörden zufolge sollen die entsprechenden Unterlagen zwar nicht als Militärgeheimnis eingestuft, jedoch auch nicht öffentlich zugänglich gewesen sein.

Gegen Lin und Tsai wurde Anklage wegen Bestechung und Verstoßes gegen das Nationale Sicherheitsgesetz erhoben.

Wie die Epoch Times bereits berichtete, sind taiwanesische Soldaten eines der Hauptziele chinesischer Geheimdienstler. Bis April wurden fast 160 Personen wegen Spionageverdachts strafrechtlich verfolgt; rund 60 Prozent von ihnen hatten beim Militär gedient.

[etd-related posts=“5244174,5215605″]

Die Agentenfalle

Wang Ting-yu, ein Abgeordneter der regierenden Demokratischen Fortschrittspartei Taiwans, sagte, der Fall, insbesondere die Art und Weise, wie sich die chinesische Agentin als Reporterin ausgab, gebe Anlass zur Sorge.

In einem Video auf YouTube erklärte Wang am 12. Oktober: „Sie verwenden sehr attraktive Fotos von sich und scheinbar vertrauenswürdige Identitäten, um Kontakt aufzunehmen.“ Dann würden sie einem etwas Geld für unwichtige Dokumente geben, sagte der Parlamentarier, für „Dinge, die nicht geheim und nicht illegal sind“.

Sobald man das Geld genommen und das Material herausgegeben habe, „selbst wenn es sich um keine sensiblen Informationen handelt, haben sie einen erwischt“, so Wang.

„Nachdem man diesen ersten Schritt getan hat, wird es sehr schwierig, spätere Anfragen nach sensiblen Informationen abzulehnen, und man gerät schließlich in die Hände des Agentennetzwerks der Kommunistischen Partei Chinas“, so der Abgeordnete.

Terrordrohung gegen US-Regierung

Im September hatten chinesische Agenten in den USA für Aufsehen gesorgt, als sie, als Epoch-Times-Mitarbeiter getarnt, das Weiße Haus und US-Behörden bedrohten. In einer chinesischsprachigen E-Mail an die Epoch-Times-Zentrale in New York hieß es im Betreff: „Seht euch die Bildschirmfotos an, ihr seid erledigt.“

Über die Kontaktformulare des amerikanischen Regierungssitzes sollen demnach Drohungen mit eingetragener Telefonnummer und E-Mail-Adresse der Epoch Times abgeschickt worden sein, in denen es geheißen habe, so die Fotos:

„Wir werden Brandbomben und Sprengstoff werfen! Wenn uns jemand aufhalten will, eröffnen wir das Feuer!“

In der Botschaft wurde zudem angekündigt, die Taten live auf verschiedenen Plattformen zu übertragen, darunter YouTube, Epoch Times selbst und über den Fernsehsender NTD, ein Schwestermedium der Epoch Times. Die Begründung – angeblich im Namen der Epoch Times – war ebenso haarsträubend wie die Drohung: Es wurde erklärt, dass es sich um eine Vergeltung gegen die US-Regierung handle, für „euer Versagen, uns bei der Bekämpfung der transnationalen Unterdrückung durch die Kommunistische Partei zu helfen“.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion