Zu viele Fehler: Potsdam-Institut zieht „Nature“-Klimastudie zurück
In Kürze:
- Eine in „Nature“ veröffentlichte Klimastudie des Potsdam-Instituts aus dem Jahr 2024 hat das dahinterstehende Forscherteam jetzt zurückgezogen.
- Im Vorfeld äußerten sich mehrere Wissenschaftler kritisch gegenüber der Ausarbeitung.
- Die Studie prognostizierte Klimaschäden, die Kosten in Höhe von 38 Billionen US-Dollar jährlich bis 2050 verursachen sollen.
Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) veröffentlichte 2024 eine Studie zu wirtschaftlichen Verlusten in Billionenhöhe, verursacht durch Klimaschäden. Am Mittwoch, 3. Dezember, hat das dahinterstehende Forscherteam die Ausarbeitung zurückgezogen.
Die Studie mit dem Titel „The economic commitment of climate change“ (Das wirtschaftliche Engagement in Bezug auf den Klimawandel) ist weiterhin bei der Fachzeitschrift „Nature“ aufrufbar. Allerdings prangt an der Überschrift der Vermerk „RETRACTED ARTICLE“ – also zurückgezogener Artikel.
Vielfache Kritik
Dieser Schritt begründe sich damit, dass gleich mehrere Wissenschaftler Bedenken hinsichtlich der Datenerhebung, der Auswertungsmethodik und der Ergebnisse geäußert haben.
Die Forscher reagierten auf die Kritik, gingen auf die aufgeführten Punkte ein und nahmen entsprechende Überarbeitungen vor. Allerdings betrachtete „Nature“ die nötigen Änderungen als zu umfangreich für eine einfache Korrektur. Deshalb wies die Fachzeitschrift das Forschungsteam des PIK dazu an, eine Neufassung der Studie zur Begutachtung zu erstellen und einzureichen.
In der bisherigen Version prognostizierten die Forscher vom Potsdam-Institut, dass sich die weltweiten Einkommen bis 2050 aufgrund von klimabedingten Krisen um rund 19 Prozent reduzieren würden. Dies gelte für das sogenannte RCP-2.6-Szenario, bei dem die globalen CO₂-Emissionen sofort und deutlich zurückgehen. Höhere Emissionen würden zu entsprechend höheren Kosten führen.
Selbst eine deutliche Reduktion der Emissionen verursache somit einen weltweiten wirtschaftlichen Schaden von rund 38 Billionen US-Dollar (rund 32,5 Billionen Euro) – pro Jahr. Laut den Forschern sei diese Schadenssumme rund sechsmal so hoch wie die nötigen Investitionen, um die Erderwärmung auf 2 Grad Celsius zu begrenzen.
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Verlauf auf „Nature“
Im April 2024 veröffentlichte „Nature“ die Studie. Die erste Kritik dazu kam bereits deutlich vor der Veröffentlichung in der Fachzeitschrift.
Die Studienautoren Maximilian Kotz, Anders Levermann und Leonie Wenz reagierten auf die bis dahin dargelegten Kritikpunkte und veröffentlichten am 24. Juni 2024 eine Korrektur.
Nach zunehmender Kritik versah „Nature“ am 6. November 2024 den Artikel mit einer Anmerkung. Diese besagte: „Die Leser werden darauf hingewiesen, dass die Zuverlässigkeit der in diesem Manuskript präsentierten Daten und Methoden derzeit infrage gestellt wird. Sobald diese Angelegenheit geklärt ist, werden geeignete redaktionelle Maßnahmen ergriffen.“
Es dauerte bis zum 6. August 2025, als Bearpark und seine Fachkollegen mit Bezug auf die Studie von Kotz et al. eine Reaktion in „Nature“ veröffentlichten. Noch am selben Tag begrüßen die Forscher vom PIK die kritische Auseinandersetzung mit ihrer Studie. Dazu veröffentlichte das PIK-Team auch eine überarbeitete Analyse, einschließlich der Daten und Methodik, verbunden mit dem Hinweis, dass diese noch keiner fachlichen Begutachtung unterzogen wurde.
Laut der Überarbeitung seien die wirtschaftlichen Schäden durch den Klimawandel bis zur Mitte des Jahrhunderts substanziell. Sie würden die Kosten für Klimaschutzmaßnahmen deutlich übersteigen.
Genau eine Woche später, am 13. August, publizierte „Nature“ eine Bewertung der Studie von Christof Schötz. Dieser wirft Kotz et al. vor, dass sie in ihrer Studie einige Faktoren nicht berücksichtigen, was „die Ergebnisse statistisch unbedeutend macht“.
Am 3. Dezember 2025 erfolgte schließlich der Rückruf der Studie durch „Nature“.
Internationale Beachtung
Viele Mainstreammedien berichteten nach der Veröffentlichung der Studie überwiegend unkritisch über diese Ergebnisse. Das führte dazu, dass Zentralbanken wie die Weltbank, die OECD oder private Finanzdienstleister entsprechende Stresstests und Finanzkonzepte danach ausrichteten.
Ebenso haben viele Regierungen auf Grundlage der PIK-Zahlen klimapolitische Entscheidungen getroffen. Dazu zählen emissionsreduzierende Maßnahmen, Gesetze und Klimakredite in Milliardenhöhe.
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Laut Pressemitteilung des PIK übernehmen das Forschungsteam sowie das Institut selbst die volle Verantwortung für die Versäumnisse, die zu dieser Rücknahme geführt haben.
Gleichzeitig bedankten sich die Autoren bei ihren Kritikern dafür, dass sie sie auf die Kritikpunkte aufmerksam gemacht haben. Mit der Einreichung einer Neufassung der Studie wollen sie zur weiteren Entwicklung dieses wichtigen Forschungsgebiets beitragen.
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