Dreidimensionale Gedichte: Die alte chinesische Architektur und ihre verborgenen Bedeutungen

Von prächtigen Palästen und Tempeln bis hin zu beschaulichen Landhäusern: Die alte chinesische Architektur ist die lebendige Verkörperung einer 5.000 Jahre alten Zivilisation, die voller geheimer Bedeutungen steckt.
Die alte chinesische Architektur und ihre verborgenen Bedeutungen
Die Gebäude und die Verbotene Stadt selbst, eine ehemalige Palastanlage mitten in Chinas Hauptstadt Peking, folgen einer bestimmten architektonischen Ordnung.Foto: VitalyEdush/iStock
Von 20. Mai 2025

Noch heute sind die Spuren vergangener chinesischer Dynastien über das ganze Land verstreut und an Gebäuden und Gärten erkennbar. Bei diesem architektonischen Erbe handelt es sich nicht nur um prächtige Schöpfungen, sondern auch um dreidimensionale Gedichte.

So vermittelt ihre Gestaltung mit den fliegenden Gesimsen und Bögen, kunstvoll geschnitzten Balken und sorgfältig platzierten Steinen die Ideen des Konfuzianismus, des Buddhismus und des Daoismus.

Im Vergleich zu modernen Bauwerken strahlen die älteren Gebäude Einfallsreichtum, Erhabenheit, Geschmeidigkeit und Kraft aus. Dabei hat jede Form und jede Farbe eine besondere Bedeutung.

Kontrast zwischen moderne und traditionelle chinesische Architektur

Im Vergleich zur traditionellen chinesischen Architektur erscheint die Moderne kalt und trist. Foto: hxdyl/iStock

Chinesische Architektur: Symmetrie als Grundstein

Die östliche Philosophie basiert vor allem auf der Idee des Gleichgewichts. Eindrucksvoll symbolisieren Yin und Yang die gegensätzlichen und doch sich ergänzenden Kräfte, die immer miteinander interagieren.

In der alten chinesischen Architektur führte dieses Gefühl des Gleichgewichts zu ästhetischer Ausgewogenheit und legte den Grundstein ihrer Schönheit. Heute sehen wir die Ausgewogenheit in der Symmetrie der Architektur, in der einzigartigen Kombination von Formen, in der Harmonie der Farben und in der allgegenwärtigen Verbindung mit der Natur.

Die chinesische Architektur ist für ihre Schönheit und geschwungene Formen bekannt. Foto: onlyyouqj/iStock

Die Goldene Mitte des Konfuzius ist einer der wichtigsten Grundsätze der traditionellen chinesischen Kultur. Sie verweist auf die Bedeutung von Ausgewogenheit und Mäßigung im menschlichen Verhalten. Im Fall der Architektur spiegelt sie sich hauptsächlich durch Symmetrie zwischen dem Hauptteil eines Gebäudes und seinen zusätzlichen Bauelementen wider.

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In großen Komplexen wie der Verbotenen Stadt, einer ehemaligen Palastanlage mitten in Chinas Hauptstadt Peking, folgt die Anordnung der Gebäude diesem Prinzip der Symmetrie mit einer zentralen Nord-Süd-Achse, die als „zentraler Nerv“ der Stadt fungiert.

Chinesische Architektur: Die Halle der höchsten Harmonie in der Verbotenen Stadt, Peking

Die Halle der höchsten Harmonie in der Verbotenen Stadt, Peking, symbolisiert den Grundstein chinesischer Architektur: Ausgewogenheit. Foto: superjoseph/iStock

Hinzu kommen verschnörkelte Dächer mit geschwungenen Linien, die ein klassisches Merkmal der traditionellen chinesischen Architektur sind. Erhöhte Ecken – die sogenannten fliegenden Traufen – schaffen eine Atmosphäre der Leichtigkeit und Geschmeidigkeit.

Typisch chinesische Architektur: geschwungene Dächer mit erhöhten Ecken

Ein typisch chinesisches Gebäude besitzt geschwungene Dächer mit erhöhten Ecken. Foto: hxdyl/iStock

Kombinationen aus Quadrat und Kreis

Im alten China glaubten die Menschen, dass der Himmel rund und die Erde quadratisch ist. Dies spiegelt sich in der Architektur wider, wo quadratische und runde Formen gemeinsam die Harmonie zwischen Himmel und Erde symbolisieren. Die Menschen, die in und um diese harmonisch gestalteten Gebäude leben, sollten auf natürliche Weise Ruhe und eine bessere Gesundheit in ihrem Leben finden.

Die Kombination von quadratischen und runden Formen symbolisiert die Harmonie zwischen Himmel und Erde, wie dieser Tempel in Peking eindrucksvoll zeigt. Foto: JIWEI QU/iStock

Die allgemeine Form des chinesischen Gebäudes ist quadratisch, aber die schrägen Dächer mit ausladenden Traufen verleihen dem höchsten Punkt der Struktur den notwendigen Schwung. Türen und Fenster haben in der Regel Rundbögen. Gleichzeitig dienen offene Türen und Fenster traditionell als „Rahmen“ für die Gemälde an den Wänden des dahinter liegenden Raumes.

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Die Gebäude wirken auf diese Weise leicht und beweglich, als wären sie von der Schönheit des Himmels berührt worden. Aus praktischer architektonischer Sicht helfen die geschwungenen Dächer und Traufen, Wasser abzuleiten und Blitze abzuleiten.

Alte chinesische Architektur wirkt wegen ihrer geschwungenen Formen leicht und beweglich

Alte chinesische Gebäude wirken aufgrund ihrer geschwungenen Formen leicht und beweglich. Foto: RussieseO/iStock

Chinesische Architektur bedeutet Harmonie der Farben

In der traditionellen chinesischen Kultur gibt es fünf Grundfarben, die den fünf Elementen und fünf Richtungen entsprechen. Die Harmonie dieser fünf Elemente bringt Frieden in alle Richtungen.

Grün wird dem Element Holz zugeordnet und steht für den Osten, das Element Feuer mit seiner roten Farbe steht für den Süden, während Weiß für das Element Metall den Westen symbolisiert und Schwarz, das Element Wasser, dem Norden zugeordnet ist. Das fünfte Element Erde wird durch die Farbe Gelb dargestellt. Sie ist das heilige Zentrum – die Mitte – und somit die Grundlage aller Dinge.

Die Fünf-Elemente-Lehre schreibt jedem Element unter anderem eine Farbe und eine Richtung zu. Foto: nach PeterHermesFurian/iStock

Der intensivste Gelbton ist zudem das Symbol der königlichen Familie und steht für Macht. Die Dachziegel der meisten Paläste in der Verbotenen Stadt sind mit goldgelben glasierten Ziegeln verziert, die die Würde der kaiserlichen Familie repräsentieren.

Blick auf die gelben Dachziegel in der Verbotenen Stadt in Peking. Foto: HohmuthTravel/iStock

Ergänzt werden die gelben Dächer durch rote Wände, Türen und Fenster. Nach dem Prinzip der Elemente entsteht die Erde (grün) und somit das Leben aus Feuer (rot). Die roten Gebäudeteile sollen also die Familien und Ländereien innerhalb dieser Mauern nähren und wärmen.

Chinesische Architektur: Viele Gebäude sind rot

Die Häuser in der alten Stadt Lijiang sind traditionell in Rot. Foto: Govan Zhang/iStock

Viele chinesische Gärten und Tempel haben dagegen häufig weiße Wände, schwarze Säulen und blaue Fliesen und strahlen eine friedliche Energie aus. Sie streben nach einer Ästhetik, die von Menschen geschaffen zu sein scheint, aber vom Himmel entworfen wurde. Ihre Architekten suchen nach natürlichen Formen, die die Harmonie zwischen Himmel, Erde und Mensch darstellen.

Chinesische Architektur: Gärten in weiß und schwarz

Chinesische Gärten und Tempel haben häufig weiße Wände mit schwarzen und blauen Akzenten, was eine friedliche Energie ausstrahlt. Foto: 4045/iStock

Verbundenheit mit der Natur

Sei es die konfuzianische Idee „Himmel und Erde fließen harmonisch zusammen“ oder das daoistische Konzept „Himmel, Erde und ich sind zusammen geboren“: Die alte chinesische Architektur fördert die Harmonie zwischen Mensch und Natur. Der chinesische Philosoph und Dichter Zhuangzi fasst treffend zusammen: „Alle Dinge und ich sind eins.“

Es verwundert daher nicht, dass die alte chinesische Architektur mit zahlreichen Naturmotiven versehen ist. So finden sich an den Wänden wunderschöne Malereien wie blühende Aprikosenbäume im Frühling oder Wolken-, Drachen- und Blumenmuster, die Ehre und Glück symbolisieren.

Die farbenfrohe Neun-Drachen-Mauer in Peking. Foto: tupianlingang/iStock

Seit Jahrtausenden huldigen die Chinesen ihrer schönen Landschaft durch Architektur, Poesie, Malerei und Schriftstellerei. Diese untrennbare Verbindung zwischen Mensch, Natur und Himmel lässt sich durch die Geschichte und die traditionelle Kultur hindurchverfolgen und hat zu einzigartigen architektonischen Kreationen geführt, die Schönheit und Ruhe ausstrahlen.

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Dieser Artikel erschien im Original auf epochtimes.ru unter dem Titel: „Древняя китайская архитектура и её скрытые значения“. (redaktionelle Bearbeitung kms)



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