Glänzende Leidenschaft – wie ein einziger Stein eine abenteuerliche Kristalljagd entfachte

Zwei Schweden beweisen, dass ihr Land mehr zu bieten hat als Elche, Köttbullar und Knäckebrot. Ihr Kristallladen befindet sich in der Nähe eines UNESCO-Weltkulturerbes und zeugt von abenteuerlichen Reisen rund um den Globus.
Titelbild
Jan Sjöström und Marita Ahlqvist in der Jademine Ogden in Kanada. Bei dem Stein handelt es sich um Nephrit-Jade, die zwar schwierig, aber zu wundervollen, langlebigen Schmuckstücken und Figuren verarbeitet werden kann.Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Jan Sjöström und Marita Ahlqvist
Von 25. Oktober 2025

Ob Jade, Amethyst oder Bergkristall – längst haben Kristalle die Herzen der schwedischen Hobbygeologen Jan Sjöström und Marita Ahlqvist erobert. Die Suche selbst ist ebenso reizvoll wie die Funde, sagen sie. Ihre Leidenschaft hat dem Paar schon zahlreiche Abenteuer rund um den Globus beschert.

In ihrer Heimatstadt Falun betreiben sie ein Geschäft – ganz in der Nähe des ehemaligen Kupferbergwerks Falu Gruva, das Teil des UNESCO-Weltkulturerbes ist. Zu ihren Kunden zählen auch viele deutsche Touristen.

Dass ein Achtjähriger von Steinen fasziniert ist, ist an sich nichts Ungewöhnliches. Wenn dieser Achtjährige jedoch als Erwachsener die Suche nach Kristallen und schönen Steinen immer noch als das Größte in seinem Leben empfindet, ist das wirklich bemerkenswert.

„Das Schönste ist, sie selbst zu finden und dann zu verkaufen. Dann hat man noch mehr über die Steine zu erzählen“, so Jan Sjöström.

„Unser Hobby wurde zu unserem Beruf und hat uns an viele reizvolle Orte geführt“, schildert seine Frau mit Verweis auf eine Fotocollage, die im Geschäft des Paares hängt.

Am Anfang dieser Leidenschaft stand eine einfache Geste: Als Kind bekam Jan Sjöström eines Tages von einem Verwandten, der im Bergbau tätig war, einen Stein geschenkt. „Da war es um mich geschehen!“, erinnert er sich. „Als ich ein Moped bekam, fuhr ich überall hin und suchte. Das war spannend.“

Jan Sjöström wuchs in Falun auf, in einer Gegend mit zahlreichen alten Bergwerken und Steinbrüchen, die für Liebhaber vielfältige Möglichkeiten bietet.  Gemeinsam mit einer kleinen Gruppe sei er durch ganz Dalarna (eine Provinz im Herzen Schwedens) gereist, schildert er. „Viele haben sich wahrscheinlich gefragt, was wir da machen.“

Sein Interesse führte ihn schließlich zu den Kristallen. Er begann, Bücher zu lesen, und erhielt Tipps, wo man die Steine finden konnte. Dabei stellte er fest, dass sich eine Suche wirklich lohnt.

Es ist wie bei einer Schatzsuche, so Jan Sjöström und Marita Ahlqvist. Manchmal kehren sie zwar mit leeren Händen zurück, aber die Wanderung an sich sei schon Balsam für die Seele. Foto: Eva Sagerfors.

Für Marita Ahlqvist stand am Anfang ihrer Liebe zu den Kristallen ein anderes Interesse: Sie stellte Schmuck aus den Steinen her, die sie von Jan gekauft hatte. Eines Tages fragte er sie, ob sie ihn bei der Suche begleiten wolle. „Ich war begeistert. Es war eine der schönsten Erfahrungen, die ich je gemacht habe. Ich liebe es, in der Natur zu sein – wie bei einer Schatzsuche“, sagte sie. Später haben die beiden dann geheiratet.

Die Begegnung mit Menschen brachte sie weiter. Marita Ahlqvist berichtete von einem Buch über Kristalle, das sie auf einem Flohmarkt für umgerechnet knapp einen Euro erstanden hatte. Kurz darauf hielt die aus Kanada stammende Autorin dieses Buches einen Vortrag in Falun.

Das konnte kein Zufall sein. Die beiden nutzten die Chance und nahmen Kontakt zu ihr auf. Am Ende ermutigte die Autorin das Paar, sie zu einer großen Mineralienmesse in Arizona zu begleiten. So entstand die Idee, sich auf grünen Jade zu spezialisieren – daher auch der Name ihres Geschäfts: Jade Europe.

Seit bereits 25 Jahren betreiben die beiden diesen Laden. Verkauft werden Steine und Kristalle aus aller Welt, darunter natürlich auch ihre eigenen Fundstücke, die einen großen Teil des Sortiments ausmachen. Inzwischen steht Jade jedoch nicht mehr im Mittelpunkt.

„Wir haben nicht mehr viel davon. Der Einkauf ist zu teuer geworden“, begründet Jan Sjöström diese Entscheidung. „Am interessantesten sind die nordischen Kristalle und Mineralien, auf die wir uns konzentrieren.“ Hier finde man alles von Amethyst und Bergkristall bis hin zu Granat und finnischem Spektrolith, einer seltenen Variation des Labradorits, der in allen Farben des Regenbogens schimmert.

Finnischer Spektrolith. Foto: Eva Sagerfors

Manche Kunden glauben, dass die Bergkristalle geschliffen wurden, um ihre Facetten zu erhalten, aber sie seien naturbelassen, versichert das Paar.

„Sie sind wie kleine Schätze, und manche müssen nur mit Wasser gereinigt werden“, so Jan Sjöström.

Gesucht werde vor allem in den Bergen. Weitere Fundorte seien stillgelegte Kalksteinbrüche sowie Halden, bei denen es sich um übrig gebliebenes Gesteinsmaterial aus ehemaligen Bergwerken handle.

[etd-related posts=“4958131″]

Leicht zu finden seien die Kristalle und Steine nicht, erklärt der Hobbygeologe weiter. Man müsse sich vor Ort schon auskennen.

„Selbst wenn man den Ort in einem Buch oder auf einer Karte gefunden hat, kann man leicht daran vorbeigehen. Es braucht Zeit – aber das ist ja das Schöne daran.“

Früher hatte die schwedische staatliche Behörde für Geologie SGU eine Bibliothek, in der man Bücher ausleihen konnte. Jetzt muss man ältere Literatur anderswo suchen. Das macht es schwieriger, alte Fundorte zu entdecken. Einmal habe er in einem Antiquariat in London ein Buch gefunden – eine Kartierung schwedischer Fundorte aus dem Jahr 1940, geschrieben von einem deutschen Geologen.

„Die Hälfte des Vergnügens besteht darin, in alten Büchern zu stöbern!“

Manchmal erhalten sie auch Tipps. „Aber das kommt selten vor, denn solche Informationen werden unter den Suchern eher geheim gehalten. Es ist eine Art Schatzsuche. Hinter der Entdeckung eines Vorkommens steckt viel Arbeit“, erklärt er weiter.

[etd-related posts=“4489857″]

Ältere Menschen jedoch würden gern ihr Wissen weitergeben, ergänzt seine Frau. Das habe sich vor Kurzem wieder beim Besuch eines 90-jährigen Bekannten gezeigt.

„Er hatte ein ausgezeichnetes Gedächtnis und erzählte von Fundorten, die er und seine Frau in den 40 Jahren besucht hatten, in denen sie aktiv waren. Von älteren Menschen kann man viel lernen.“

Für ihre Schatzsuche verwenden sie einfache Werkzeuge: einen Schraubendreher und einen „Pet“ – ein Werkzeug zum Graben in Ritzen. „Mit anderen Werkzeugen geht alles kaputt“, so Jan Sjöström.

Nun, da die Hochsaison für den Verkauf vorüber sei, machen sich die beiden auf den Weg nach Norwegen, um Kristalle zu suchen, vor allem Bergkristalle und Rauchquarz. Während ihrer Suche treffen sie auch Freunde mit gleichem Interesse. Oft werden untereinander Steine getauscht.

„Das hilft uns, eine große Auswahl an nordischen Mineralien im Geschäft anzubieten. Ich glaube, das macht uns einzigartig“, sagt Marita Ahlqvist.

Pyrit kann Kristalle in Form eines Würfels, Oktaeders oder Dodekaeders bilden. Foto: Eva Sagerfors

In Spanien haben die beiden Pyrit gesucht, das ebenfalls als Schwefelkies und Katzengold bekannt ist. Wie überall benötige man die Erlaubnis des Grundstückseigentümers. Das Treffen mit dem freundlichen Spanier Emanuel, dem das Gelände gehörte, sei unvergesslich.

„Wir konnten kein Spanisch und er kein Englisch“, berichtete Jan Sjöström. „Aber mit Gesten ging es trotzdem. Er zeigte uns, wo wir graben sollen, und half sogar noch mit. Danach grillte er für uns.“

In Arizona in den USA machten sie sich auf die Suche nach Feuerachat, diesmal in einem „öffentlichen Bereich“, wo jeder ohne Genehmigung graben darf. Sie kamen kurz nach einem heftigen Regenschauer dort an – und hatten Glück. Die Steine, die über Millionen Jahre aus vulkanischem Gestein verwittert sind, wurden regelrecht „herausgeregnet“.

„Wir fanden sie zwischen den Kakteen“, betonte Jan Sjöström. Dabei ließ er nicht unerwähnt, dass man sich in einer so fremden Umgebung auf jeden Fall über Gefahren informieren sollte.

„Es gibt einige potenziell gefährliche Tiere, zum Beispiel Spinnen. Daher muss man vorsichtig sein. Aber irgendwann denkt man nicht mehr so viel darüber nach“, sagte er lachend und fügte hinzu, dass sie keine Gegenden besucht haben, in denen man größeren Gefahren ausgesetzt sein könnte.

Eine Reise nach Kanada jedoch brachte unerwartet viel Spannung mit sich. Da sie Jadehändler waren, durften sie zu einem Camp für Geologen und Mineraliensammler fahren, wo sie als Hüttenwarte tätig sein sollten. Da es in dieser Gegend viele Bären gibt, muss man besonders auf der Hut sein.

„Wir wollten einen Schwarzbären fotografieren, der in der Nähe gesichtet worden war“, erzählten sie. „Doch stattdessen tauchte eine Grizzlybärin mit drei Jungen auf. Ich musste schnell den Rückwärtsgang auf dem Quad einschalten und wegfahren. Das war beängstigend!“

Eines der Bilder in der Collage im Geschäft zeigt jene Bärin und ihre Jungen beim Grasfressen am Moor. Das Foto war später aus sicherer Entfernung im Auto aufgenommen worden.

Jan Sjöström hat Jadesteine durch Trommeln bearbeitet. „Das ist eine Kunst für sich“, erklärt der Silberschmied. Foto: Eva Sagerfors

Besonders gern sind die beiden in den norwegischen Bergen unterwegs. Dort haben sie auch ihren größten Fund entdeckt: einen Rauchquarzcluster mit einem Gewicht von fast 200 Kilogramm. Für Jan Sjöström war das ein magisches Erlebnis.

„Ein Jahr lang habe ich über diesen Ort nachgedacht, bin aber wegen der Mücken nicht dorthin gefahren.“ Wie er berichtete, wird seit rund 100 Jahren in dieser Gegend nach Mineralien gesucht. „Allerdings hatte niemand diesen Rauchquarz gefunden“, schilderte er.

So beschlossen sie, ihr Glück zu versuchen. Im Frühsommer machten sie sich auf den Weg – zu einer Zeit, bevor die Vegetation an Wachstum zulegt und die Mücken Besuchern das Leben schwer machen.

[etd-related posts=“4832352″]

„Wir mussten viel Lehm und Wasser entfernen, bevor wir Kristalle sehen konnten. Es war eine anstrengende Arbeit, die viel Zeit brauchte. Aber als wir den Rauchquarz sahen, waren wir euphorisch!“

Aber woher weiß man, ob es sich lohnt, an einer Stelle weiterzugraben?

„Das kann man nie wissen“, so Jan Sjörström. Aber genau das mache auch den Reiz aus. „Man kann zwei Tage lang graben, bevor man feststellt, dass das Loch leer ist. Mit der Zeit sind die Kristalle abgetragen worden; schließlich liegen sie schon Millionen Jahre lang dort. Da braucht es auch Glück.“

Marita Ahlqvist berichtete, dass sie besonderen Funden einen Namen geben. „Der Rauchquarzcluster war von unvergleichlicher Schönheit. Als wir ihn herausgeholt hatten, war der Himmel ganz rosa und wir sahen einen Regenbogen nach dem anderen.“ So gaben sie dem Kristall den Namen „Königin der Regenbogen“.

Mit Unterstützung von Bekannten, die sich in der Gegend aufhielten, gelang es den beiden, den Stein auf einem Schlitten zum Auto zu ziehen. Um die „Königin“ von dem Lehm zu trennen, habe ein Schraubendreher ausgereicht. Wie Jan Sjöström erklärte, zieht sich das Gestein bei Kälte zusammen und dehnt sich bei Wärme aus. Dadurch lösen sich die Kristalle schließlich irgendwann von selbst.

Für die beiden versteht es sich von selbst, dass sie bei ihrer Arbeit der Natur respektvoll entgegentreten.

„Das sind die Geschenke von Mutter Erde“, erklärte Marita Ahlqvist. „Was feststeckt, bleibt fest. Also lassen wir es so“, ergänzt ihr Mann.

Für die vielen schönen Fundstücke ist das Paar sehr dankbar.

„An vielen Orten haben bereits zuvor andere gesucht […] Wenn wir jedes Mal etwas finden würden, wäre es nicht halb so spannend“, sagte er.

In der Mitte sind getrommelte Rauchquarze zu sehen, unten links unbearbeiteter Feuerachat aus Arizona. Foto: Eva Sagerfors

Wie wichtig eine positive Einstellung bei der Suche ist, betont Marita Ahlqvist. Sie betrachtet sich eher als Hüterin der Steine – nicht als deren Eigentümerin.

„Die Steine sind so viel älter als wir Menschen, und wir sind nur für kurze Zeit auf der Erde. Ich glaube, wir finden diese Steine, damit sie an andere weitergegeben werden können. Unsere Philosophie lautet: Man besitzt keinen Stein – man leiht ihn nur für eine Weile aus.“

Die beiden Schweden haben ihre jeweiligen Vorlieben: Marita Ahlqvist favorisiert Jade, die unter Buddhisten als heilig gilt, aber auch Quarzkristalle. Ihr Mann Jan hingegen schwärmt seit seiner Kindheit für Bergkristall.

„Wenn man nur bedenkt, wie alles entstanden ist … Welche Schätze die Natur birgt!“, geben die beiden zu bedenken.

[etd-related posts=“4136701″]

In der Zukunft hofft Marita Ahlqvist auf einen besonderen Fund. „Ich würde gerne Rauchquarz mit gelbem Rutil finden“, schildert sie. Aber das sei schwierig.

„Mit etwas Glück könnte man ihn in Norwegen finden“, ergänzte ihr Mann und fügte lachend hinzu, dass ihnen dieses Glück in diesem Fall bisher nicht hold gewesen sei.

Aber das Paar hegt noch einen weiteren Wunsch. Es wäre schön, wenn sich noch mehr junge Menschen für Steine interessieren und sich in die Natur begeben. Sie würde sich über noch mehr Aktivitäten freuen, die Kindern die Geologie näherbringen. Das erfordere jedoch Ehrenamtliche mit Zeit und Engagement.

„Man sollte den Älteren die Möglichkeit geben, ihr Wissen weiterzugeben“, sagte sie.

Dazu trage auch ihr Laden bei.

„Es ist schön, wenn sieben- bis achtjährige Kinder hereinkommen und begeistert sind. Ein Junge überzeugte seine Eltern, sodass sie während ihres gesamten Urlaubs verschiedene Fundorte besuchten“, sagte Jan Sjöström. So etwas zu erleben, sei wirklich erbaulich.

Wer sich selbst auf die Suche nach Gesteinen machen wolle, dem sei der Kontakt zu schwedischen Mineralienvereinen oder lokalen Geologen empfohlen. Hier bekommt jeder nicht nur Tipps zu frei zugänglichen Sammelstellen in der Region Dalarna, man kann außerdem auch nach Vorträgen und Exkursionen fragen.

Dieser Artikel erschien im Original zuerst in der schwedischen Ausgabe der Epoch Times. (deutsche Bearbeitung sua)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion