Corona-Aufarbeitung oder Rache? Bastian Barucker unterstützt einen gesellschaftlichen Heilungsprozess

Das Buch „Vereinnahmte Wissenschaft: Die Corona-Protokolle des Robert Koch-Instituts“ erscheint am 18. Juli 2025. Zu den Autoren gehören unter anderem die Schriftstellerin und Juristin Juli Zeh, die
Svenja Flaßpöhler, die Rechtswissenschaftlerin Frauke Rostalski, die seit 2020 Mitglied des Deutschen Ethikrats ist, sowie der Staatsrechtler Volker Boehme-Neßler und der ehemalige Vizepräsident des Deutschen Bundestages, Wolfgang Kubicki (FDP).Epoch Times befragt den Herausgeber des Buches, Bastian Barucker, zu seinen Beweggründen, dem Entstehungsprozess und ob Corona-Kritiker Rache wollen.
Zu den RKI-Files wurde eine Menge publiziert, sowohl im sogenannten Mainstream als auch in den sogenannten freien Medien. Warum jetzt dieses Buch?
Die Berichterstattung über die RKI-Protokolle war insbesondere nach dem Leak lang anhaltend und tonangebend. Besonders in den sogenannten Mainstream-Medien fehlte jedoch die präzise Textarbeit an den Protokollen und die damit verbundene Verknüpfung mit politischen Entscheidungen oder Aussagen von verantwortlichen Experten.
So titelte die „Tagesschau“ im März 2024, also vor dem Leak: „Die RKI-Files und der Skandal, der keiner ist.“ Auch die FAZ versuchte sich sogar nach dem Leak in Verharmlosung und sprach von „Akten, in denen kein Skandal steckt“.
Die Brisanz der Dokumente enthüllt sich meiner Meinung nach vor allem im Zusammenhang mit den beschlossenen Maßnahmen. Das Buch vereint Texte von Autoren, die sich die Mühe gemacht haben, die Protokolle zu lesen und diese mit der Pandemiepolitik abzugleichen. Schließlich heißt es so oft, dass man vieles damals nicht wissen konnte.
Die Protokolle widerlegen diesen Rechtfertigungsversuch. Wer die Protokolle studiert, kommt eher zu der Einschätzung, die dem Titel eines „Telepolis“-Artikels zum Thema gleicht: „RKI-Protokolle: Der Skandal, der kein Ende kennt“, über den die mehrheitlichen unkritischen Leitmedien daher nicht sorgfältig berichten.
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Mir war es wichtig, die Kernerkenntnisse aus den mehr als 4.000 Seiten und 10 Gigabyte Zusatzmaterial verständlich in einem Buch zusammenzufassen, denn der RKI-Leak ist in dieser Form weltweit einzigartig und wahrscheinlich die wichtigste Veröffentlichung des Corona-Geschehens. Er zeigt auf, dass die Fachleute im RKI fast nie die politisch angeordneten Maßnahmen in der Form empfohlen haben.
Vom anlasslosen Testen über allgemeine Schulschließungen, Maskenpflichten und der „Pandemie der Ungeimpften“ bis zur vermeintlich wirksamen und sicheren „Impfung“ zeigen die Protokolle auf, wie wenig bis gar nicht wissenschaftlich fundiert die Pandemiepolitik war.
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Das Buch verdeutlicht außerdem eine sehr wichtige Dynamik, die fernab von Corona relevant ist. Die Politik täuschte die Bevölkerung, indem sie vorgab, auf die Wissenschaft zu hören, während sie die wissenschaftliche Freiheit des RKI einschränkte und regelmäßig gegen die Empfehlungen der Fachleute handelte. In den Protokollen liest man zum Beispiel:
„Die Inzidenz-Grenzwerte sind willkürliche politische Werte.“
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Wie sah diese Täuschung der Bevölkerung konkret aus?
Ein Kapitel des Buches beschäftigt sich ausschließlich mit der Manipulation des Vertrauens der Bevölkerung und legt offen, wie der Slogan „Follow the Science“ [„Folge der Wissenschaft“] strategisch eingesetzt wurde, um Folgebereitschaft bei den von den Maßnahmen betroffenen Menschen zu erzielen.
Das RKI befindet sich aufgrund des auf ihn ausgeübten politischen Drucks relativ schnell in einer Zwickmühle, die die Fachleute Anfang Mai 2020 wie folgt beschreiben:
„Kommt das RKI der politischen Forderung nicht nach, besteht das Risiko, dass politische Entscheidungsträger selbst Indikatoren entwickeln und/oder das RKI bei ähnlichen Aufträgen nicht mehr einbindet.“
Der ehemalige Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat die Bevölkerung angelogen, als er behauptete, das RKI habe „unabhängig von politischer Weisung gearbeitet“. Diese politische Vereinnahmung war aber von Anfang an der Fall. So heißt es zu Zeiten Jens Spahns (CDU) am 10. September 2021 in den Protokollen:
„Die wissenschaftliche Unabhängigkeit des RKI von der Politik ist insofern eingeschränkt.“
Zu guter Letzt ist das Buch auch eine Art Handreichung für all die Untersuchungsausschüsse und Enquete-Kommissionen, die sich mit der Aufarbeitung der Pandemiepolitik beschäftigen. Der Anwalt Sebastian Lucenti schreibt im Buch dazu: „Der Weg für eine juristische Neubewertung der massivsten Grundrechtseingriffe der Bundesrepublik Deutschland“ sei nun „frei“.
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Du hast bekannte Persönlichkeiten als Autoren gewinnen können. Bist Du offene Türen eingerannt oder brauchtest Du viel Überzeugungsarbeit?
Mehrheitlich war das viel leichter als angenommen. Ich war selbst sehr überrascht, weil ich mit den mir seit vielen Jahren gut bekannten oft mit Kontaktschuld begründeten Absagen gerechnet habe.
Ich war sehr froh, als klar war, dass so viele verschiedene Autoren zugesagt hatten. Dieses Buch ist auch deshalb so wertvoll, weil sich alle Autoren in der Bedeutung der RKI-Protokolle größtenteils einig sind und aus sehr verschiedenen Blickwinkeln auf das Geschehen schauen.

Das Buch „Vereinnahmte Wissenschaft: Die Corona-Protokolle des Robert Koch-Instituts“ ist im massel-Verlag erschienen. Foto: Pressemappe massel-Verlag
Es zeigt auch, dass sich die bei Corona so stark vorherrschende Diskursverengung langsam aufweicht und es eben doch möglich ist, verschiedene Autoren aus dem Mainstream und eher regierungskritischen Kreisen in einem Buch zusammenzubringen.
Neben dem Inhalt des Buches ist mir diese Symbolkraft auch sehr wichtig, da ich den interdisziplinären Austausch bezüglich des Corona-Geschehens für sehr wertvoll erachte. Nachdem sich Maßnahmenkritiker jahrelang als Corona-Leugner, Wissenschaftsfeinde, Verschwörungstheoretiker und Ähnliches beschimpfen lassen mussten, wird es bei der Auswahl der Autorinnen und Autoren dieses Buches schwer, so pauschal verurteilend vorzugehen.
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Einige Autoren sind sehr deutlich in ihrer Kritik. Gibt es eine Klammer, die alle Mitwirkenden verbindet?
Nun, ich nehme an, dass alle Autoren den Protokollen enorme Bedeutung zuschreiben, weil die Kritik an der Sinnhaftigkeit der Corona-Maßnahmen nicht von Wissenschaftlern kommt, die dann verschiedenartig und meist fachlich unbegründet diffamiert werden. Sie kommt von den Experten der Behörde, die die Bundesregierung auf wissenschaftlicher Basis beraten haben.
Jahrelang tobte ein regelrechter Kampf um die richtigen Experten und die damit verbundene Deutungshoheit. Kritische Stimmen haben von Kündigungen über Rufmord bis zu Morddrohungen alles mitmachen müssen. Diese Form der Ausgrenzung ist bei den RKI-Protokollen nicht möglich, weil dort die Experten der dem Gesundheitsministerium unterstellten Behörde arbeiteten und im Prinzip genau dieselbe Kritik äußerten, die manch andere Top-Wissenschaftler schon seit März 2020 vertreten haben.
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Ich glaube auch, dass alle Autoren eine sorgfältige Aufarbeitung der Corona-Jahre für notwendig erachten, um gesellschaftliche Heilungsprozesse in Gang zu setzen und um Verantwortlichkeiten für das Geschehen zu klären. Fernab von der aktuellen Debatte über Maskendeals muss weiterhin geklärt werden, ob die Corona-Politik verfassungswidrig war. Das ist jedenfalls meine Ansicht dazu.
Der Leiter des Politikressorts von RTL/n-tv, Nikolaus Blome, hat in seiner „Spiegel“-Kolumne gerade erklärt, diejenigen, die die Corona-Maßnahmen kritisch sehen, wollten keine Aufarbeitung, sondern Rache. Wie stehst Du dazu?
Es gibt sicherlich Menschen, die das Unrecht der jahrelangen Pandemiepolitik so stark getroffen hat, dass sie ab einem bestimmten Punkt verständlicherweise nur noch Vergeltung wollten. Ich erinnere daran, dass der größtenteils evidenzlose Eingriff in die Grundrechte der Menschen drei Jahre dauerte, Existenzen vernichtete und unfassbares menschliches Leid erzeugte.
Blome, der, obwohl die Corona-Impfstoffe keinen signifikanten Fremdschutz bieten, dazu aufgerufen hat, Ungeimpfte gesellschaftlich zu ächten, hat diese Stimmung mit erschaffen und vielleicht sogar solche Reaktionen provoziert, um jetzt die Extremismuskarte spielen zu können. Ich habe den Verdacht, dass die Demoralisierung und die teilweise Radikalisierung der Maßnahmenkritiker gewollt sind, um sie dann als Staatsdelegitimierer oder Ähnliches darzustellen.
Meine Annahme ist, dass den damaligen pandemiepolitischen Protagonisten die blanke Angst im Nacken sitzt, auch weil die RKI-Protokolle beweisen, dass es sich bei den Maßnahmenkritikern eben nicht um eine, wie Blome meint, „unterlegene Minderheit“ handelt, sondern um die Wissenschaftler der zuständigen Bundesbehörde.

Der Wildnispädagoge Bastian Barucker ist während der Corona-Zeit zum Publizisten geworden. Foto: Jan Pyko
Die von Herrn Blome angewandte Strategie ist bei Befürwortern und vor allem Verantwortlichen der Pandemiepolitik weitverbreitet, leicht durchschaubar und verständlich. Sie findet sich neuerdings sogar im Verfassungsschutzbericht des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern. Dort wird ein unbelegter Zusammenhang zwischen den RKI-Protokollen und der Forderung nach einem Tribunal und der NS-Zeit konstruiert.
Die Personen, die dieses historische Unrecht an Millionen Menschen mitgetragen oder mitzuverantworten haben, wollen verständlicherweise eine sorgfältige und umfassende Aufarbeitung verhindern beziehungsweise als „Limited Hangout“ gestalten. Das heißt, ein Teil der Wahrheit wird zugegeben, aber die entscheidenden oder für manche Personen gefährlichen Fakten werden zurückgehalten.
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Ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung wünscht sich jedoch einen Untersuchungsausschuss und sogar juristische Ermittlungen gegen verantwortliche Politiker. Also muss dieser Wunsch mit etwas nicht Zustimmungsfähigem verknüpft werden, um die Akzeptanz in der Öffentlichkeit dafür zu schmälern. Aufarbeitung gleich Rache und RKI-Protokolle gleich Tribunal.
Daher ist es auch so wichtig, weiterhin sachlich und faktenbasiert Aufarbeitung zu betreiben. Genau dafür dient das vorliegende Buch.
Vielen Dank für das Interview!
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Hier geht es zur Rezension des Buches.
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