Die Dauer von Regierungsbildungen seit 1990

Union und SPD gehen in ihren Koalitionsverhandlungen in die wohl entscheidende Woche. Für das Ziel von Wahlsieger Friedrich Merz (CDU), bis Ostern eine Regierung zu bilden, wird es wegen der nötigen Bestätigung durch ein SPD-Mitgliedervotum womöglich nicht mehr reichen.
Aber auch bei einer Regierungsbildung bis Anfang Mai läge das schwarz-rote Bündnis mit gut 70 Tagen im Vergleich der Wahlen seit der Wiedervereinigung noch im Mittelfeld:
Unter Kohl und Schröder ging es recht flott
Nach der ersten gesamtdeutschen Bundestagswahl im Dezember 1990 gab es eine Neuauflage der regierenden schwarz-gelben Koalition unter Kanzler Helmut Kohl (CDU). Zwischen Wahl und Regierungsbildung vergingen 47 Tage.
In der Folge gab es eine Reihe von regelrechten Blitzstarts: Ziemlich genau einen Monat dauerte die Regierungsbildung jeweils nach den Wahlen von 1994, 1998 und 2002. Das Kürzeste waren jeweils 30 Tage in den Jahren 1998 und 2002, als SPD und Grüne unter Kanzler Gerhard Schröder (SPD) gemeinsame Regierungen bildeten.
Auch bei Merkel dauerte es oft nicht lange
Ein Wechsel der Koalitionspartner muss nicht unbedingt bedeuten, dass die Regierungsbildung länger dauert. 2005 vergingen zwar 65 Tage, als Rot-Grün durch die Große Koalition aus Union und Sozialdemokraten mit Angela Merkel (CDU) an der Spitze abgelöst wurde.
Für den darauffolgenden Wechsel zu Schwarz-Gelb nach der Wahl von 2009 waren dann aber nur 31 Tage nötig.
Deutlich mehr Zeit nahmen sich die Koalitionäre, als es 2013 wieder zurück zur GroKo aus Union und SPD ging. Hier waren schon 86 Tage nötig.
Langzeitrekord nach gescheiterten „Jamaika“-Plänen
Einen Langzeitrekord gab es dann nach der Wahl vom September 2017. Grund war das Scheitern der Verhandlungen über die zunächst angestrebte Jamaika-Koalition aus Union, Grünen und FDP. Liberalen-Chef Christian Lindner ließ die Verhandlungen mit den Worten platzen: „Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren.“
Danach gab es gegen viele Widerstände eine Neuauflage der Großen Koalition aus Union und SPD. Zwar stand der Koalitionsvertrag auf Grundlage erfolgreicher Sondierungen Mitte Februar nach rund zwei Wochen Verhandlungen; danach folgte aber die Mitgliederbefragung der SPD, deren Ergebnis erst Wochen später vorlag. Im Amt war die neue Regierung erst Mitte März 2018 – 171 Tage nach der Bundestagswahl.
Fast hundert Tage schneller kam 2021 die Ampel ins Amt. SPD, FDP und Grüne brauchten 73 Tage von der Wahl bis zur Übernahme der Regierungsgeschäfte. (afp)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion