Israel in Erklärungsnot: Kranken- und Feuerwehrwagen angegriffen

Israels Militär ist in Erklärungsnot nach einem Angriff auf einen Kranken- und einen Feuerwehrwagen. 15 Männer wurden von Soldaten getötet, mindestens sechs seien Hamas-Kämpfer gewesen. Israels Ministerpräsident Netanjahu reist heute erneut für Gespräche nach Washington.
Titelbild
Eine Rauchwolke über zerstörten Gebäuden im südlichen Teil des palästinensischen Gebiets am 3. April 2025.Foto: Menahem Kahana/AFP via Getty Images
Epoch Times6. April 2025

Der Tod palästinensischer Helfer im Gazastreifen durch israelische Soldaten bringt das Militär in Erklärungsnot. Die „Times of Israel“ berichtet, die Armee habe eingeräumt, dass ihre anfängliche Darstellung des Vorfalls vor rund zwei Wochen falsch war. Die Truppen hätten jedoch niemanden hingerichtet oder etwas vertuscht. Der Fall werde erneut untersucht und heute dem Generalstabschef Ejal Zamir vorgelegt, hieß es.

Am 23. März griffen Soldaten laut dem Palästinensischen Roten Halbmond in Rafah einen Kranken- und einen Feuerwehrwagen an. Die Leichen von 14 Männern wurden erst sieben Tage später aus einem Massengrab geborgen. Laut „Wall Street Journal“ waren es acht Sanitäter des Roten Halbmonds und sechs des Zivilschutzes. Zudem fand man die Leiche eines UN-Mitarbeiters an anderer Stelle.

Die israelische Armee hatte behauptet, mehrere Fahrzeuge hätten sich verdächtig ohne Koordinierung und ohne Scheinwerferlicht genähert. Nun räumte das Militär ein, dass diese Behauptung auf falschen Aussagen der beteiligten Soldaten beruhte, so die „Times of Israel“.

Video mit letzten Minuten

Ein Video, das der Rote Halbmond bei einem der getöteten Sanitäter auf einem Mobiltelefon fand, soll die letzten Minuten der Gruppe zeigen. Darauf sind Krankenwagen und ein Feuerwehrfahrzeug zu sehen mit Scheinwerfer- und Blaulicht zu sehen. Die Organisation sandte eine Kopie des Materials an den UN-Weltsicherheitsrat.

Ein UN-Diplomat übergab die Aufnahmen an die „New York Times“, die sie veröffentlichte. Die Armee will den Vorfall in Rafah daraufhin erneut untersuchen.

Das Video bricht nach weniger als einer Minute ab, als der Konvoi unter israelischen Beschuss gerät. Der Roten Halbmonds vermutet, die Menschen wurden aus nächster Nähe erschossen.

Hamas-Kämpfer unter den Getöteten

Mindestens sechs der 15 Getöteten wurden sofort als Hamas-Kämpfer identifiziert, so der Geheimdienst. Nach den Schüssen sammelte ein Vize-Bataillonskommandeur mit seinen Soldaten die Leichen ein, vergrub sie im Sand und markierte die Stelle, um Tiere fernzuhalten. Die Armee habe ein UN-Team über die Stelle informiert.

Am nächsten Tag fand das UN-Team die Stelle nicht; die Armee war anderweitig beschäftigt. Die UN-Seite sei dann aufgefordert worden, einige Tage später zurückzukehren. Laut „Wall Street Journal“ wartete das UN-Team dagegen mehrere Tage vergeblich auf die Erlaubnis der israelischen Armee, nach den Getöteten zu suchen.

Trump will Netanjahu am Montag erneut empfangen

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu reist heute nach Washington, um sich am Montag zum zweiten Mal seit dem Amtsantritt Donald Trumps mit dem US-Präsidenten zu treffen.

Trump gilt als enger Verbündeter Netanjahus. Der israelische Regierungschef will unter anderem über das US-Zollpaket sprechen, die Freilassung der Hamas-Geiseln, die Beziehungen zur Türkei, die Bedrohung durch den Iran und den Kampf gegen den Internationalen Strafgerichtshof.

Israelische Truppen und Panzer sind am 3. April 2025 in der Nähe eines Ranunkelblumenfeldes an der Grenze zum Gazastreifen stationiert. Foto: Menahem Kahana/AFP via Getty Images

Britischen Abgeordneten wurde Einreise verweigert

Zwei britische Labour-Parlamentarierinnen, Yuan Yang und Abtisam Mohamed, flogen derweil nach Israel. Die Behörden hinderten sie an der Einreise und schickten sie zurück. Der britische Außenminister David Lammy kritisierte dies als „inakzeptabel“. Er forderte, britische Parlamentarier angemessen zu behandeln.

Die britische Regierung konzentriere sich weiterhin auf eine Rückkehr zur Waffenruhe und zu Verhandlungen, „um das Blutvergießen zu beenden, die Geiseln zu befreien und den Konflikt im Gazastreifen zu beenden“.

Am 19. Januar trat im Gazastreifen eine von den USA, Ägypten und Katar vermittelte Waffenruhe in Kraft, während der die Hamas 33 Geiseln an Israel übergab. Acht von ihren waren tot. Am 18. März nahm Israel seine Luftangriffe im Gazastreifen wieder auf und startete eine neue Bodenoffensive.

Am 4. April begann Israel einen Militäreinsatz im Osten der Stadt Gaza. Netanjahu kündigte zuvor an, „Schritt für Schritt den Druck“ auf die Hamas zu erhöhen, um eine Freilassung der verbliebenen Geiseln zu erreichen.

Hamas veröffentlicht neues Geisel-Video

Die Hamas veröffentlichte erneut ein Video mit zwei israelischen Geiseln, die beschreiben, wie sie einen angeblichen israelischen Angriff überlebten. Beide Männer verschleppte die Hamas am 7. Oktober 2023 beim Überfall auf das Nova-Musikfestival in Südisrael.

Die mehr als zwei Minuten lange Aufnahme veröffentlichte der bewaffnete Arm der Hamas, die Essedin-al-Kassam-Brigaden. Die Nachrichtenagentur AFP konnte das Video nicht verifizieren, unklar ist auch, wann es aufgenommen wurde. (afp/dpa/red)

 

 

 

 



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