Reaktionen auf Sumy: Merz spricht von „schwerem Kriegsverbrechen“ – Selenskyj lädt Trump zu Besuch ein

Bei einem russischen Angriff auf die ukrainische Stadt Sumy kamen 34 Menschen ums Leben. Staatschef Selenskyj fordert ein persönliches Zeichen und lädt US-Präsident Trump in die Ukraine ein. Russland will mit den USA Bilanz zum Angriffsstopp auf Energieanlagen ziehen.
Bei dem Raketenangriff wurden mehr als 30 Menschen getötet und Dutzende verletzt.
Bei dem Raketenangriff wurden mehr als 30 Menschen getötet und Dutzende verletzt.Foto: Uncredited/Ukrainian Emergency Service/AP/dpa
Epoch Times14. April 2025

Nach dem russischen Angriff auf die ostukrainische Stadt Sumy mit 34 Toten ebbt die Empörung nicht ab. US-Präsident Donald Trump sprach am Sonntag von „einer schrecklichen Sache“. UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich „zutiefst schockiert“.

Friedrich Merz (CDU) verurteilte den Angriff als „Kriegsverbrechen“. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj lud indes Trump zu einem Besuch in die Ukraine ein, um sich vor Ort ein Bild zu machen.

Das russische Verteidigungsministerium erklärte am Montag, die Armee habe mit zwei ballistischen Raketen vom Typ Iskander ein „Treffen“ von Kommandeuren angegriffen. Die Ukraine missbrauche die Zivilbevölkerung als „menschliche Schutzschilde“. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte in Moskau zu Journalisten: „Unsere Armee greift nur militärische und mit dem Militär in Verbindung stehende Ziele an.“

Russland will mit USA Bilanz zu Angriffsstopp ziehen

Russland will sich unabhängig von Sumy in Washington über Verstöße der Ukraine gegen den Stopp wechselseitiger Angriffe auf Energieanlagen beschweren. Das erklärte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Ein 30-tägiges Moratorium auf solche Angriffe laufe am Mittwoch, 16. April, aus, sagte Peskow. Die Ukraine habe eindeutig dagegen verstoßen.

„Natürlich muss man diese 30 Tage analysieren, Informationen und Überlegungen mit den Amerikanern austauschen“, sagte er. Ob Moskau sich über diesen Tag hinaus an die Teilwaffenruhe halten werde, müsse dann Präsident Wladimir Putin entscheiden.

Seit dem werfen beide Seiten einander fast täglich Verstöße gegen das Moratorium vom 19. März vor. Meist ging es um kleinere, frontnahe Schäden am Energiesystem. Es gab keinen russischen Beschuss auf ukrainische Kraftwerke, die Ukraine schoss nicht mehr russische Raffinerien.

Merz hält Putin schwere Kriegsverbrechen vor

Friedrich Merz sagte in der ARD-Sendung „Caren Miosga“, es handele sich „eindeutig um ein schweres Kriegsverbrechen“. Es habe zwei Angriffswellen gegeben, und die zweite kam, „als die Helfer sich um die Opfer bemüht haben. Das ist an Perfidie nicht mehr zu überbieten“.

Die Stadt Sumy im Nordosten der Ukraine ist immer wieder Ziel russischer Raketenschläge.

Die Stadt Sumy im Nordosten der Ukraine ist immer wieder Ziel russischer Raketenschläge. Foto: Uncredited/AP/dpa

Merz sagte weiter: „Ich sage mal allen, die naiv Putin in Deutschland auffordern, an den Konferenztisch zu kommen: Das ist die Antwort. Das ist das, was Putin mit denen macht, die mit ihm über einen Waffenstillstand sprechen.“

Offensichtlich interpretiere Putin die Bereitschaft, mit ihm zu reden, nicht als ernsthaftes Angebot, einen Frieden zu ermöglichen, sondern als Schwäche.

Die Frage nach Taurus-Raketen

In seiner Zeit als Oppositionspolitiker hatte Merz sich offen für eine Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine gezeigt.

Auf die Frage, ob dies noch gelte, sagte er nun in der ARD: „Ja, ich habe das genauso gesagt, wie ich es gemeint habe. Nicht, dass wir selbst in diesen Krieg eingreifen, sondern dass wir die ukrainische Armee mit solchen Waffen ausrüsten.“

Merz ergänzte auf Nachfrage, er habe immer gesagt, dass er das nur in Abstimmung mit den europäischen Partnern tun würde. „Das muss abgestimmt werden, und wenn es abgestimmt wird, dann sollte Deutschland sich daran beteiligen.“

Die russische Armee beschoss das nahe der Grenze gelegene Sumy nach ukrainischen Angaben mit zwei ballistischen Raketen. Rettungskräfte berichteten von mindestens 34 Toten und 117 Verletzten, darunter 15 Kinder.

Ukrainische Rettungskräfte durchsuchen Trümmer am Ort des Raketenangriffs in Sumy. Foto: Roman Pilipey/AFP via Getty Images

Sumy steht seit einigen Wochen verstärkt unter russischem Beschuss, nachdem russische Streitkräfte das ukrainische Militär aus der benachbarten russischen Region Kursk zurückgedrängt hatten.

Reaktion aus dem Weißen Haus

US-Präsident Donald Trump und das Weiße Haus verurteilten den russischen Raketenangriff scharf.

„Ich denke, es war schrecklich“, sagte Trump an Bord der Air Force One auf dem Weg nach Washington am Sonntag. „Mir wurde gesagt, dass sie einen Fehler gemacht haben. Aber ich denke, es ist eine schreckliche Sache. Ich denke, der ganze Krieg ist eine schreckliche Sache.“

Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, Brian Hughes, erklärte, der Raketenangriff sei „eine klare und brutale Erinnerung daran“, dass Verhandlungen nötig seien, „um diesen schrecklichen Krieg zu beenden“.

Weder Trump noch das Weiße Haus nannten Russland in ihrer Kritik. US-Außenminister Marco Rubio hatte zuvor den „Opfern des heutigen schrecklichen russischen Raketenangriffs auf Sumy“ sein Beileid ausgesprochen.

Der Angriff erfolgte zwei Tage nach einem Treffen des US-Sondergesandten Steve Witkoff mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Über die Ergebnisse der Gespräche wurde bislang nichts bekannt. Vor dem Besuch in Moskau hatte Witkoff den Kreml zu mehr Entgegenkommen aufgefordert. Putin hatte einem Vorschlag für eine bedingungslose Waffenruhe in der Ukraine eine Absage erteilt.

UN-Generalsekretär Guterres zeigte sich „zutiefst beunruhigt und schockiert“ und wies auf ein „verheerendes Muster ähnlicher Angriffe auf ukrainische Städte in den letzten Wochen“ hin. Angriffe auf Zivilisten seien „nach dem humanitären Völkerrecht verboten“, betonte er.

Selenskyj lädt Trump ein

Der ukrainische Präsident Selenskyj fordert Trump auf, die Ukraine zu besuchen, um sich selbst ein Bild zu machen. „Wir möchten, dass Sie kommen und sich das ansehen“, so Selenskyj in einem Interview mit dem US-Sender CBS. Bei einem Besuch in der Ukraine würde Trump verstehen, „was Putin getan hat“.

Selenskyj sagte: „Putin wollte den Krieg nie beenden. (…) Er will uns komplett zerstören.“ Auf Trumps Vorwurf, die Ukraine sei für den Krieg verantwortlich, entgegnete Selenskyj, dass „die russische Sichtweise“ in den USA vorherrsche. Dies zeige den massiven Einfluss Russlands auf die US-Politik.

Laut der russischsprachigen „gazeta.ru“ lehnte Selenskyj in dem Interview Verhandlungen mit Russland ab und sagte: „Wir können Russland nicht trauen. Tatsache ist, dass wir Verhandlungen mit Russland nicht trauen können.“

In der gleichen Publikation heißt es, dass um 9:08 Uhr Moskauer Zeit Luftalarm für Sumy angekündigt worden sei. Zunächst sei vor Flugzeugen mit Bomben, um 10:12 Uhr vor ballistischen Raketen gewarnt worden. 10:17 Uhr gab es die erste Explosion. Drei Minuten später folgte die zweite. Moskau liegt zeitlich eine Stunde vor der Ukraine, damit wäre eine Warnung knapp 10 Minuten vor den Einschlägen gekommen.

(Mit Material der Nachrichtenagenturen)



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