Russlands Kriegswirtschaft: Wie sie überlebt hat – und wie es weitergeht

„Wir befinden uns jetzt in einem Wettlauf: das Durchhaltevermögen des ukrainischen Militärs gegen das Durchhaltevermögen der russischen Wirtschaft“, sagte US-Finanzminister Scott Bessent.
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US-Präsident Donald Trump (r.) begrüßt den russischen Präsidenten Wladimir Putin am 15. August 2025 in Anchorage, Alaska.Foto: Andrew Harnik/Getty Images
Von 28. September 2025

In Kürze:

  • Donald Trump prognostiziert einen baldigen wirtschaftlichen Abschwung von Russland – und bezeichnet Moskau als „Papiertiger“.
  • Bisher konnte Russland durch seine Exporte von Energieträgern profitieren, auch an die EU. Das will Trump ändern.
  • Die russische Wirtschaft hat sich in diesem Jahr stark verlangsamt.
  • Laut einem Experten stand die russische Wirtschaft aber schon in den vergangenen zwei Jahren „unter anhaltendem Druck“.

 

US-Präsident Donald Trump sagte kürzlich, dass die russische Wirtschaft „derzeit absolut katastrophal“ sei. Er bezeichnete Moskau zudem als „Papiertiger“.

Trump plant, den Druck auf Russland zu erhöhen. Dazu will er den Verkauf von russischem Öl an Länder wie China und Indien unterbinden.

Russland „in großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten“?

Bislang hatte die russische Wirtschaft die ersten Sanktionen des Westens noch weggesteckt. Die neuesten Zahlen deuten jedoch darauf hin, dass die Wirtschaft möglicherweise ins Straucheln gerät und der Ölexport als Einnahmequelle instabil ist.

Als Trump am 25. September den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan im Weißen Haus empfing, erklärte er gegenüber Reportern, es sei an der Zeit, härteren wirtschaftlichen Druck auf Russland auszuüben.

„Die Wirtschaft [Russlands] ist derzeit absolut katastrophal“, so Trump. „Und ich finde es schade, dass sie das tun und unnötigerweise viele Menschen töten. Vergangene Woche wurden 7.818 Menschen getötet, hauptsächlich vom Militär.“

Am 24. September bezeichnete der Präsident das russische Militär als „Papiertiger“. Mit diesem Ausdruck wird etwas bezeichnet, das mächtig erscheint, tatsächlich aber schwach ist, wenn es herausgefordert wird. Er fügte hinzu, dass der russische Präsident Wladimir Putin und sein Land „in großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten“ stecken.

Der Kreml wies Trumps „Papiertiger“-Kommentare zurück. „Schließlich wird Russland häufiger mit einem Bären verglichen. Es gibt keine ‚Papierbären‘, und Russland ist ein echter Bär“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in einem Interview mit dem russischen Medienunternehmen RBK.

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Das schwarze Gold wegnehmen

„Wir befinden uns jetzt in einem Wettlauf: das Durchhaltevermögen des ukrainischen Militärs gegen das Durchhaltevermögen der russischen Wirtschaft“, sagte US-Finanzminister Scott Bessent Anfang dieses Monats in der NBC-Sendung „Meet the Press“ (Treffen Sie die Presse).

Was die russische Wirtschaft in den vergangenen Jahren gestützt hat, ist Energie. Energieexporte sind der Grundpfeiler der russischen Steuereinnahmen. Sie haben der Weltmacht seit Beginn des Krieges in der Ukraine laut „Statista“ mehr als 1 Billion US-Dollar (855 Milliarden Euro) eingebracht.

In diesem Jahr rechnet Moskau damit, dass Energieexporte etwa ein Drittel der Einnahmen ausmachen werden, umgerechnet insgesamt mehr als 171 Milliarden Euro.

Eine Kombination aus westlichen Sanktionen und fallenden globalen Energiepreisen hat erhebliche Löcher in den Haushalt des Kremls gerissen. Die Brent-Rohölpreise sind in diesem Jahr um rund 7 Prozent auf 69 US-Dollar (59 Euro) pro Barrel gefallen. In den ersten sieben Monaten des Jahres 2025 belief sich das Bundesdefizit umgerechnet auf insgesamt 51,3 Milliarden Euro.

Ölpumpen in Russland. Der fossile Energieträger findet weiterhin viele Abnehmer. Foto: Alexander Sharganov/iStock

Appell an die NATO-Staaten

Beamte haben verschiedene Maßnahmen zur Stärkung der Staatsfinanzen diskutiert. Einige Maßnahmen umfassen eine Mischung aus Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen. Insbesondere hat das russische Finanzministerium am 24. September vorgeschlagen, die Mehrwertsteuer des Landes ab dem kommenden Jahr um zwei Prozentpunkte auf 22 Prozent zu erhöhen. Es schätzt, dass die Mehrwertsteuererhöhung zusätzliche Einnahmen in Höhe von umgerechnet 13,2 Milliarden Euro generieren würde. Laut dem Ministerium soll das zusätzliche Geld für ihre Unternehmungen in der Ukraine verwendet werden.

Trump hat zwar den Verkauf von Rohöl nicht blockiert, jedoch die NATO-Länder aufgefordert, ihre Käufe von russischen Erdölprodukten einzustellen. „Wie Sie wissen, hat sich die NATO bei Weitem nicht zu 100 Prozent für den Sieg engagiert, und der Kauf von russischem Öl durch einige Länder ist schockierend! Das schwächt Ihre Verhandlungsposition und Ihre Verhandlungsmacht gegenüber Russland erheblich“, schrieb der Präsident am 13. September auf Truth Social.

Weiter teilte der Präsident mit: „Wie auch immer, ich bin bereit loszulegen, wenn Sie es sind. Sagen Sie mir einfach, wann. Ich glaube, dass dies, zusammen mit der NATO als Gruppe, die 50 bis 100 Prozent ZÖLLE AUF CHINA erhebt, die nach Beendigung des Krieges mit Russland und der Ukraine vollständig zurückgezogen werden, ebenfalls eine große Hilfe sein wird, um diesen tödlichen, aber LÄCHERLICHEN KRIEG zu beenden.“

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EU bezieht weiterhin Russlands Energieträger

Neben China und Indien ist die Europäische Union einer der größten Abnehmer Russlands für Flüssigerdgas (LNG) und Pipelinegas.

Statistische Daten, die vom Forschungszentrum für Energie und saubere Luft (Center for Research on Energy and Clean Air) zusammengestellt wurden, zeigen, dass die EU etwa die Hälfte der LNG-Exporteinnahmen Russlands ausmacht. Die 27 Mitgliedstaaten haben außerdem 35 Prozent des russischen Pipelinegases erworben, mehr als China mit 30 Prozent und die Türkei mit 28 Prozent.

Trotz internationaler Bemühungen, die Abhängigkeit Europas von russischer Energie zu verringern, ist die Eurozone auch Jahre nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine weiterhin ein wichtiger Kunde.

Im August war Ungarn innerhalb der EU der größte Importeur russischer fossiler Brennstoffe und kaufte Rohöl und Pipelinegas im Wert von 416 Millionen Euro. Es folgte die Slowakei (276 Millionen Euro), die ebenfalls Rohöl und Pipelinegas bezog. Frankreich (157 Millionen Euro), die Niederlande (65 Millionen Euro) und Belgien (64 Millionen Euro) rundeten die Top 5 ab.

Regelung durch Zölle

Im Sommer schlug der US-Präsident unterdessen Sekundärzölle vor, um den Geldfluss Russlands zu verringern – mit dem es auch die Militäroperationen in der Ukraine finanziert. Er setzte eine zusätzliche Abgabe von 25 Prozent auf Indiens Einkäufe russischer Energie durch, wodurch der Gesamtzollsatz der USA auf 50 Prozent stieg.

Jede dieser Strategien würde „Russlands Einnahmeverluste vertiefen“, bemerkt Mark Temnycky, leitender wissenschaftlicher Mitarbeiter am Eurasischen Zentrum des Atlantikrats.

„Außerdem würde sie Russlands Fähigkeit einschränken, seine anhaltende Invasion der Ukraine zu finanzieren. Und schließlich würde sie Russland weiter in die Rezession treiben“, sagte er.

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Lage der russischen Wirtschaft

Die russische Wirtschaft hat sich in diesem Jahr stark verlangsamt. Das veranlasste die Bank von Russland Anfang dieses Monats zu einer Senkung des Leitzinses um 100 Basispunkte auf 17 Prozent.

Die Geldpolitiker sagen, dass sie bis 2026 eine straffe Geldpolitik beibehalten werden, um dem Inflationsdruck entgegenzuwirken. Die Zentralbank geht davon aus, dass die jährliche Inflationsrate auf 6 bis 7 Prozent sinken und im nächsten Jahr wieder auf 4 Prozent zurückkehren und „weiterhin auf dem Zielniveau bleiben wird“.

Im August sank die jährliche Gesamtinflationsrate von 8,8 Prozent im Vormonat auf 8,1 Prozent. Die Zinssenkung war Teil einer von Gouverneurin Elvira Nabiullina als „sorgfältig abgestimmte“ Strategie bezeichneten Maßnahme, die auf ein ausgewogenes Wachstum und eine Senkung der Inflation abzielt.

Die russische Wirtschaft hat sich in den vergangenen Monaten aufgrund einer Konvergenz fiskalischer, geopolitischer und struktureller Herausforderungen verschlechtert. Rosstat, der föderale Statistikdienst, berichtete im August, dass die Wachstumsrate des BIP im zweiten Quartal 1,1 Prozent betrug, verglichen mit 4 Prozent im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Infolgedessen hat das russische Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung seine Prognose für das BIP-Wachstum für 2025 von zuvor 2,5 Prozent auf 1,5 Prozent nach unten korrigiert. Die Prognose für 2026 wurde ebenfalls von 2,4 Prozent auf 1,3 Prozent gesenkt. Das entsprach in etwa den jüngsten Prognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF) für Moskau.

Rückgang in Russlands Industrie

In seiner aktualisierten Weltwirtschaftsprognose vom Juli korrigierte der IWF seine Prognosen für die russische Wirtschaft für 2025 von ursprünglich 1,5 Prozent auf 0,9 Prozent nach unten. Die Organisation behielt ihre Erwartungen für 2026 unverändert bei 1 Prozent bei.

Angesichts der Flut aktueller Wirtschaftsdaten sind pessimistische Schätzungen nicht überraschend. So ergab beispielsweise der Russia Manufacturing Purchasing Managers’ Index (PMI) von S&P Global – ein monatlicher Bericht über die vorherrschende wirtschaftliche Entwicklung des Sektors –, dass die russische Fabrikproduktion im August den dritten Monat in Folge zurückging. Der Rückgang wurde durch sinkende Produktion und Auftragseingänge sowie steigenden Druck auf die Inputkosten verursacht.

„Zu dem allgemeinen Rückgang trug ein weiterer Rückgang des Produktionsniveaus im August bei“, heißt es in dem Bericht. „Die Hersteller gaben häufig an, dass die geringere Produktion auf die schwache Nachfrage und einen Rückgang der Auftragseingänge zurückzuführen sei. Das Tempo des Rückgangs hat sich zwar verlangsamt, war aber insgesamt immer noch solide.“ In den vergangenen zwei Jahren stand die russische Wirtschaft „unter anhaltendem Druck“, so Temnycky.

Die Industrieproduktion wurde durch die Wehrpflicht und konfliktbedingte Störungen negativ beeinflusst. Die Ausgaben des Kremls für den Ukraine-Krieg haben die Haushaltsdefizite verstärkt. Die Währungsabwertung und Probleme in der Lieferkette haben den Lebensstandard verschlechtert und die Kaufkraft der Verbraucher gemindert.

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Bevorstehende Rezession?

Während Moskau die Wirtschaft durch die Betonung der Rüstungsproduktion am Leben erhalten habe, seien die wirtschaftlichen Bedingungen schwach geblieben, merkte er an.

„Das Wachstum stagniert jedoch weiterhin, und die Indikatoren deuten auf eine bevorstehende Rezession hin. Die Sanktionen behindern weiterhin den Zugang Russlands zu fortschrittlichen Technologien und Märkten außerhalb befreundeter Staaten“, sagte Temnycky gegenüber The Epoch Times.

Der russische Minister für wirtschaftliche Entwicklung, Maxim Reshetnikov, warnte im Juni auf dem Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg, dass das Land am Rande einer Rezession stehe.

„Die Zahlen deuten auf eine Verlangsamung hin, und nach der aktuellen Einschätzung steht sie [die Wirtschaft] bereits kurz vor dem Übergang in eine Rezession“, sagte er.

Energie war bisher das wichtigste Produkt, das die Wirtschaft stützte, aber die jüngsten wirtschaftlichen und geopolitischen Entwicklungen könnten diese wichtige Einnahmequelle gefährden.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Russia’s War Economy: How It Survived—and What Comes Next“. (Übersetzung und redaktionelle Bearbeitung mf)


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