„So schnell wie möglich nach Germanistan“ – Schleuserbanden, Angst und Verzweiflung an ungarischer EU-Außengrenze

Ein stiller Krieg spielt sich entlang der ungarisch-serbischen Grenze ab. Hier treffen europäische Asylpolitik, lokale Ängste und globale Migrationsbewegungen aufeinander. Unsere Reporterin war vor Ort und hat mit Einheimischen gesprochen. Lesen Sie in diesem ersten Teil von Herausforderungen für eine Bürgerwehr und wie sich das beschauliche Leben auf dem Land fundamental änderte.
Titelbild
Ein Schmugglerauto – vollständig beladen. Das Bild wurde im Oktober 2024 bei einer Festnahme in Ásotthalom aufgenommen.Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Attila Balog
Von 30. Juli 2025

„Wo der Fluch wohnt“ (Átokháza) – so wurde jener ungarische Ort einst genannt, aufgrund der zerstörerischen Trockenheit und der sandigen, kargen Landschaft. Heute ist hier einer der Brennpunkte der Migrationskrise. Seit zehn Jahren, um genau zu sein. Die Gemeinde liegt unmittelbar an der ungarisch-serbischen Grenze – gewissermaßen das östliche Tor der Europäischen Union. Ihr offizieller Name lautet Ásotthalom.

Im Jahr 2015 tauchten genau hier erstmalig größere Gruppen von Migranten auf. Sie kamen überwiegend aus dem Nahen Osten sowie Zentralasien und wollten über die Balkanroute nach Westeuropa – in der Hoffnung auf ein neues Leben. Und genau hier ließ Ministerpräsident Viktor Orbán zwei Jahre später den doppelt gesicherten Grenzzaun errichten, der heftige politische und gesellschaftliche Debatten auslöste.

Trotz des Zauns schaffen es die Menschenschmuggler bis heute, hier Migranten über die Grenze zu bringen. Mit Leitern oder Drahtschneidern verschaffen sie sich Zugang und schleusen ganze Gruppen über die Grenze, die anschließend mit Schmugglerfahrzeugen weiter Richtung Westen reisen. Migranten, die genau hier in die EU gelangen wollen, haben das einst vollkommen stille Dorf auf den Kopf gestellt – das Leben der Einheimischen ist seitdem nicht mehr so, wie es einmal war.

Ziel erreicht: Irgendwo im Süden

Zehn Jahre nach Beginn der Krise, in einer Phase erneut zunehmenden Migrationsdrucks, warten nun zwei Männer auf mich – Männer, die an dieser Grenze ihren Dienst leisten und bereit sind, mir ihre Geschichte zu erzählen.

Passend zum Thema ist das Wetter am 16. Juli nicht sonnig und sommerlich, sondern grau und trüb. Auf der Autobahn von Budapest in Richtung Szeged herrscht dichter Stau, wir verspäten uns. Anders als sonst finde ich den Treffpunkt nicht über eine Adresse, sondern mithilfe von GPS-Koordinaten und einer kleinen Skizze. Für Ortsfremde ist es fast ausgeschlossen, sich hier zurechtzufinden. Es fühlt sich an wie eine Geschichte, ein Krimi, in den ich eintauche. Nur halt nicht im Fernsehen, sondern hautnah.

Die Landschaft rund um Ásotthalom ist geprägt von sandigem Boden, lichten Wäldern und weiten Feldern. Das Zentrum bildet ein kleines Dorf, doch der Großteil der Bevölkerung lebt und arbeitet in den weitläufigen Außenbezirken. Inmitten dieser Einsamkeit steht eine sogenannte „Tanya“ – ein typisch ungarischer Bauernhof, oft mehrere Kilometer von anderen entfernt. Ganz am Rand, direkt an der Grenze, beginnt ein dichter Wald, der sich scheinbar endlos über die Ebene erstreckt.

Nachdem ich die Hauptstraße verlassen habe, führen mich schmale Feldwege durch eine waldige Gegend, die vielerorts von hohem Gestrüpp überwuchert ist. Als ich ankomme und sich das Tor der Tanya öffnet, stürmen drei große Hunde auf mich zu – dahinter erscheint Attila Balog. Attila ist ehrenamtlicher Sekretär der ländlichen Polgárőrség von Ásotthalom. Die Polgárőrség ist eine zivile Nachbarschutzorganisation, die ehrenamtlich die Polizei unterstützt.

Im stillen Hof der Tanya sitzend, fällt es schwer, sich vorzustellen, dass nur wenige Schritte entfernt im dichten Wald täglich Migrantengruppen auf dem Weg nach Westen durch Löcher im Grenzzaun schlüpfen.

Attila Balog auf seinem Hof in Ásotthalom. Foto: Epoch Times

Attila bietet Kaffee an und zeigt einen großen Wildtränkeplatz am Ende des Hofes, den er gemeinsam mit seiner Partnerin aufgestellt hat. Wildschweine, Schakale, Füchse, Rehe – sie alle kommen hierher. Doch manchmal, erzählt Attila, sei der Platz auch für Migranten auf ihrer Route attraktiv. Nicht selten komme es vor, dass sie nicht nur am Tränkeplatz Halt machen, sondern in seinen Garten eindringen – und er gezwungen ist, seine Familie mit einer Schreckschusswaffe zu verteidigen.

Inzwischen beginnt es zu regnen, und wir verschieben den geplanten Waldgang auf später. Solange nutze ich die Zeit und frage Attila, wie er überhaupt in die Festnahme von Migranten eingebunden wurde.

„Wir dürfen keine Zwangsmittel einsetzen“

Eigentlich gehöre es nicht zu den klassischen Aufgaben der Polgárőrség, bei der Festnahme von Migranten zu helfen – doch das Leben hier habe andere Regeln geschrieben, so Attila. Zu Beginn der Krise gab es Tage, an denen 1.500 Menschen hier illegal die Grenze überquerten. Man hätte einfach handeln müssen, erklärt er.

Die Polgárőrség – etwa übersetzbar als Bürgerwache – hat sich dem Schutz der Gemeinschaft verschrieben. Die Mitglieder patrouillieren in Wohngebieten, jedoch ohne polizeiliche Befugnisse. In Ásotthalom, einer Gemeinde mit rund 4.000 Einwohnern – davon etwa 1.200 in abgelegenen Höfen – erstreckt sich das Gebiet auf 162 Quadratkilometer. Zwei verstreute Siedlungszentren müssen mit wenigen Leuten überwacht werden, so Attila.

Im Gegensatz zur Polizei dürfen die Polgárőr keine Zwangsmittel einsetzen – sie haben nicht einmal ein Dienstfahrzeug. „Wir dürfen Migranten nicht festnehmen, wir dürfen sie nicht durchsuchen“, sagt Attila. „Wir können uns ihnen nur in den Weg stellen und sie auffordern, stehen zu bleiben.“

Auf dem Bild hält ein Mitglied der Polgárőrség illegale Grenzpassierer auf, am 21. März 2025. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Attila Balog

Die Jahre zwischen 2019 und 2022 seien am härtesten gewesen. Anfang 2015, erinnert sich Attila, gab es noch keinen Grenzzaun – und die Migranten haben sich damals ganz anders verhalten: Sie seien nicht in die Höfe eingedrungen. Nach dem Grenzübertritt haben sie sich meist freiwillig bei Verkehrsknotenpunkten aufgehalten, um von den Behörden aufgegriffen zu werden – in der Hoffnung, Asyl zu beantragen.

Doch 2017 veränderte sich alles. In dieser Zeit tauchte die albanische Mafia in der Gegend auf – das erste Anzeichen für organisierte Schleuserbanden. Seither, sagt Attila, herrsche hier ein regelrechter Kleinkrieg. Auf der serbischen Seite werden bei den Schleppern regelmäßig Waffen gefunden – Maschinengewehre, Pistolen, manchmal sogar Granaten. Es komme immer wieder zu Schusswechseln zwischen rivalisierenden Gruppen – und früher auch zu Sprengstoffanschlägen.

Auf meine Frage, ob die Festgenommenen auch auf ungarischer Seite der Grenze bewaffnet seien, antwortet Attila, dass die Polizei bei den Durchsuchungen häufig Messer finde – Schüsse seien zwar selten, aber durchaus schon zu hören gewesen. Die Freiwilligen der Polgárőrség seien in dieser Hinsicht gänzlich ungeschützt – im Notfall dürften sie höchstens Tränengas oder Pfefferspray verwenden. „Zum Glück wollen die meisten keinen Ärger“, sagt er. „Sie wollen einfach nur so schnell wie möglich nach ,Germanistan‘, wie sie es nennen.“

Spuren im Wald

Kaum hat der Regen nachgelassen, brechen wir auf. Nur ein paar Meter hinter Attilas Haus beginnt der Wald und wir machen einen kleinen Spaziergang. Die Hunde kommen mit – was mich ehrlich gesagt beruhigt. Ihre Anwesenheit gibt ein Gefühl von Sicherheit.

Die Hunde bieten den Einheimischen Schutz. Auch Attilas Hunde bewachen ihr Heim mit großer Hingabe. Sie sind bereits mehrfach mit den Migranten in Konflikt geraten. Foto: Epoch Times

Im dichten Gestrüpp stoßen wir plötzlich auf weggeworfene Rucksäcke, Kleidungsstücke, Plastikflaschen und allerlei Müll – Überbleibsel der Menschen, die sich hier durchgeschlagen haben.

In den Wäldern liegt immer viel zurückgelassener Müll. Foto: Epoch Times

Während ich mich umsehe, beginnt meine Hose plötzlich unangenehm zu jucken. Als ich nach unten blicke, sehe ich, dass sie übersät ist mit winzigen Stacheln einer Pflanze, die sich überall in der Umgebung auszubreiten scheint. Obwohl ich besonders vorsichtig gegangen bin. Sich hier heimlich durchzubewegen, stelle ich mir alles andere als einfach vor.

Attila erzählt, dass sie oft winzige Kinderschuhe oder Windeln finden. „Zwar kommen überwiegend junge Männer“, sagt er, „aber manchmal sind auch Familien dabei.“

Das Foto zeigt eine Gruppe von Personen, die am 28. April 2025 von der Polgárőrség aufgegriffen wurden, nachdem sie illegal die Grenze überquert hatten. Sie versteckten sich in den nahe gelegenen Wäldern. Die Personen gaben an, türkische Staatsbürger zu sein, die auf einen Schlepperwagen warteten, der sie im Morgengrauen abholen sollte. Ein palästinensischer Schlepper hätte sie zu dem Auto bringen sollen, der jedoch geflohen ist. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Attila Balog

Der Müll, den die Migranten hinterlassen, sei überall. Erst kürzlich hätten Attila und seine Kollegen gemeinsam mit rund hundert Freiwilligen innerhalb eines einzigen Vormittags drei große Container gefüllt. „120 Kubikmeter Unrat – und das nur aus einem kleinen Waldstück“, sagt Attila.

Nicht selten lassen die Migranten auch ihre Ausweisdokumente zurück – wahrscheinlich, weil diese nur für die serbische Seite des Grenzübertritts von Bedeutung seien. Eine auffällige Gemeinsamkeit fällt dabei ins Auge, so Attila: „Auf praktisch jedem dieser Papiere steht als Geburtsdatum der 1. Januar.“ Ein Foto davon zeigt er mir später.

Das Foto zeigt ein im Gebüsch weggeworfenes Dokument, auf dem das Geburtsdatum 1. Januar deutlich zu erkennen ist. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Attila Balog

Kontoauszug mit 3,5 Millionen Euro

Immer wieder würden bei den Aufräumaktionen bemerkenswerte Dinge auftauchen, erzählt Attila. Im Jahr 2019 habe er einmal in der Nähe seines Hauses ein Papier im Wald gefunden und es an die Polizei übergeben. Auf der Rückseite eines serbischen Kontoauszuges wurde etwas handschriftlich auf Arabisch vermerkt. Vorn habe man eine handschriftliche Reiseroute erkennen können, mit Städtenamen wie Budapest und Wien, danach weitere europäische Ziele. Auf dem Kontoauszug selbst seien Überweisungen im Gesamtwert von 3,5 Millionen Euro verzeichnet gewesen, so Attila. Die kleinste Einzelüberweisung habe 10.000 Euro betragen – alle von Personen mit arabischen Namen.

Auch ein sicherheitspolitischer Regierungsberater bestätigte kürzlich, dass Schleuser mehrere Tausend Euro für eine Fahrt verlangten. Ich frage Attila, woher die Migranten so viel Geld haben könnten, um die Schmuggler zu bezahlen.

Im Laufe der Jahre hätten viele der Migranten mit ihnen gesprochen. Die meisten würden demnach alles verkaufen, was sie besitzen. Ein Mann habe ihm erzählt, dass seine Familie sich in Afghanistan an einen Schleuser gewandt habe, um nach Deutschland zu kommen. Man habe ihnen dort gesagt, das werde teuer – und eine Vereinbarung getroffen: Die Eltern und Geschwister müssten als Arbeitskräfte für den Menschenhändler schuften. Der Junge dagegen würde „kostenlos“ mitgenommen – unter der Bedingung, dass er später in Deutschland, sobald er als Flüchtling anerkannt sei und Geld verdiene, seine Familie freikaufe – zum doppelten Preis. Solche Geschichten höre man oft, sagt Attila.

Ein Alarmnetzwerk schützt das Dorf

Während wir durch das Gestrüpp zurück zum Haus gehen, klingelt Attilas Handy. Man könne bald zum Grenzzaun fahren, meint er – noch bei Tageslicht, um die Spuren der Durchbrüche zu sehen. Im weiteren Verlauf unserer Reise wird uns ein Mitarbeiter der lokalen Sicherheitsbehörde begleiten. Doch er ist momentan noch im Einsatz, sodass wir noch etwas auf ihn warten müssen.

Ich frage, wie groß der Zusammenhalt und die Zusammenarbeit hier sind, und bitte Attila, einmal zu schildern, wie eine typische Aktion abläuft.

Er erklärt, dass die Gruppen der Migranten derzeit meist aus 10 bis 30 Personen bestehen. Sie würden nach dem Aufbrechen des Grenzzauns mithilfe sogenannter „Spazierführer“ die Schlepperfahrzeuge suchen. Diese warten schon in Ungarn auf die Migranten und sollen sie Richtung Westen bringen. Der Spazierführer begleite die Migranten nur vom Grenzzaun bis zum Auto und kehre dann zurück, um die nächste Gruppe zu holen.

Die Verantwortlichen vor Ort seien bemüht, sie festzunehmen, bevor sie mit den Schleuserfahrzeugen weiterfahren können. Wenn eine Gruppe an einer Tanya vorbeigehe, würden die Bewohner sofort die Polgárőrség informieren. Bürger arbeiten hier mit den lokalen Behörden intensiv zusammen.

Oft seien die Freiwilligen jedoch schneller vor Ort als jede Behörde. Ausgestattet mit Wärmebildkameras durchkämmen sie sofort das Dickicht. Die Zusammenarbeit mit den Grenzschützern und der Polizei sei eng, gemeinsame Festnahmen seien an der Tagesordnung.

Das Foto zeigt eine Migrantengruppe, die am 22. Juni 2025 in einer gemeinsamen Aktion der Polgárőrség und der Polizei festgenommen wurde. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Attila Balog

Die Spazierführer (ungarisch: Sétáltató) hätten nur selten Rucksäcke bei sich. Lediglich ein Handy ist notwendig, über das sie Instruktionen erhalten. Die Migranten dahinter – erkennbar an den großen Taschen – folgen ihnen. Manchmal sei das Schmuggelfahrzeug zu klein, um alle gleichzeitig aufzunehmen.

Die Schmugglerautos sind oft vollständig beladen. Das Bild wurde im November 2024 bei einer Festnahme in Ásotthalom aufgenommen. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Attila Balog

Ein Video von Atillas Kamera im November zeigt, wie neun Migranten dem Spazierführer folgen – direkt am Hoftor vorbei. Wenig später sei zu sehen, wie drei Personen wieder umkehren mussten: Offenbar gab es keinen Platz mehr im Auto. Der Spazierführer habe sie zurück in den Wald geführt.

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Immer besser ausgestattet

In letzter Zeit sei die Ausrüstung der Schlepper deutlich professioneller geworden, erzählt Attila. Sogar Drohnen seien im Einsatz, um die Bürgerwehr und die Behörden auszuspionieren.

Wenn es doch zu einer Festnahme kommt, versuchen die Gruppen meist, sofort auseinanderzulaufen. Eindeutig gut geplant und strukturiert. Nicht selten würden die Schlepper ihre „Ware“ einfach zurücklassen. Einmal – so erzählt Attila – habe man ihn gerufen, weil eine Gruppe im Wald festsitze. Der Schlepper sei verschwunden und die Zurückgelassenen hätten bei der Polizei um Hilfe gebeten – ein krankes Kind sei dabei gewesen.

„Es ist einfach unglaublich, wie durchorganisiert sie sind“, sagt Attila. In kritischen Situationen sei es gängige Taktik, dass ein Migrant aus der Gruppe vom Schleuser herausgenommen werde – mit dem Ziel, ihn gezielt in die Hände der Polizei zu treiben. Während sich die Behörden mit dieser Person beschäftigten, könnten die anderen weiterziehen.

„Wer hier in Ungarn ist, hat schon bezahlt. Was danach passiert, interessiert die Schleuser nicht wirklich“, meint er. Angst, erwischt zu werden, hätten die Schleuser kaum – im schlimmsten Fall würden sie von den Behörden einfach wieder nach Serbien abgeschoben.

Einbrüche und Angst

Bei einer Tasse Kaffee zeigt mir Attila, wo die Kameras an seinem Zaun angebracht sind. Ich frage ihn, ob es schon ernsthafte Zwischenfälle gegeben habe und ob man sich als Einheimischer im Alltag fürchten müsse.

Wie ich erfahre, wurde bei ihnen schon mehrfach eingebrochen. Es kam auch schon vor, dass sie nachts davon aufwachten, als Polizisten direkt bei ihrem Gehöft eine Gruppe Migranten verfolgten. Einmal wurde sogar der Zaun umgerissen – zum Glück waren aber auch die Hunde „nicht untätig“, sagt Attila.

Pro Nacht strömten bis zu hundert Migranten in Richtung Attilas Hof im Wald. Das Bild ist ein Screenshot einer Kameraaufnahme aus dem Jahr 2022. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Attila Balog

Er selbst fühlt sich mit seiner Frau jedoch relativ sicher, da er als Privatperson über eine Gummigeschosswaffe verfügt, die er zur Warnung auch schon mehrfach abgefeuert hat. „Ich habe viele Nächte mit der Waffe in der Hand im Hof verbracht“, erzählt er.

Zu einem körperlichen Angriff auf ihn sei es bisher nicht gekommen, doch bei anderen Höfen würden Migranten oft wegen Wasser, Essen oder Strom eindringen. Sie wollen ihre Handys aufladen. Meist suchen sie sich dafür verlassene Höfe, in denen noch Strom und Wasser vorhanden ist.

An der Ecke steht der Hof von Attilas Schwester, wo sich Migranten ein kleines Versteck eingerichtet hatten. Sie hatten auch ein Verlängerungskabel mit mehreren Ladegeräten installiert. Attilas Schwester ließ daraufhin den Strom abschalten. Freunde von ihnen entschieden sich sogar dafür, ein altes Gehöft lieber komplett abzureißen, anstatt es zu renovieren.

Die Migranten verstecken sich häufig in verlassenen Gebäuden der Einheimischen. Das Foto wurde im Oktober 2024 von Attila aufgenommen. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Attila Balog

Allerdings gab es auch heftigere Vorfälle. Im Fernsehen wurde ein besonderer Vorfall übertragen. Ein Ungar wurde auf der serbischen Seite der Grenze angegriffen. Man wollte ihm das Fahrrad stehlen. „Viele sind damals zu Hilfe geeilt, sodass sie es nicht stehlen konnten, aber der Besitzer wurde mit dem Griff eines Messers an der Schläfe getroffen und verlor sofort das Bewusstsein“, erzählt Attila. Der Schlag sei gezielt gewesen – sie wussten offenbar genau, wohin man schlagen muss, um jemanden sofort außer Gefecht zu setzen. „Manche haben eindeutig eine entsprechende Ausbildung“, sagt er.

Solche Szenen wollen Schleuser auf ungarischem Boden offenbar vermeiden, betont Attila – wohl auch, um keine zusätzlichen Polizeieinheiten in die Grenzregion beordert zu bekommen. Der Zwischenfall zeige jedoch deutlich, wie kampferfahren manche der Angreifer seien.

Die Einheimischen haben oft Angst. Ich erfahre: Zwar sei der Zusammenhalt groß, aber das Leben habe sich geändert. Früher konnten die Kinder unbesorgt draußen spielen, jetzt herrsche Angst. „Seit dem Beginn der Migration lassen viele ihre Kinder nicht einmal mehr allein zur Bushaltestelle gehen. Es wird organisiert, dass sie immer ein Erwachsener begleitet. […] Noch nie gab es in der Gegend so viele große Hunde wie jetzt“, schildert Attila.

Lesen Sie hier in Teil 2, wie ein konkreter Einsatz am Grenzzaun abläuft.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.



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