Stete Atomrückkehr: Japan gibt grünes Licht für größtes KKW der Welt
In Kürze:
- Japan will das weltweit größte Kernkraftwerk wieder teilweise in Betrieb nehmen – das KKW Kashiwazaki-Kariwa.
- Damit wird das Land weiter seinen Anteil an der Stromerzeugung durch Kernkraft erhöhen.
- Ziel ist es, Importe fossiler Energieträger zu reduzieren.
- Deutschland hält vorerst weiter am Atomausstieg fest.
Nach der Kernschmelze im japanischen Kernkraftwerk (KKW) Fukushima 2011 kehrt das Land in Fernost immer mehr zu dieser Form der Stromerzeugung zurück. Jetzt wollen die lokalen Behörden auch das größte Kernkraftwerk der Welt in der japanischen Präfektur Niigata wieder Strom produzieren lassen.
Der Gouverneur von Niigata, Hideyo Hanazumi, teilte bei einer Pressekonferenz am Freitag, 21. November, mit, dass er den Neustart des KKW Kashiwazaki-Kariwa genehmigen wolle. Für eine Inbetriebnahme bedarf es nun noch der Zustimmung von Japans Atomaufsichtsbehörde.
Zunächst will der Betreiber TEPCO zwei Reaktoren der Anlage reaktivieren. Diese hätten eine Gesamtnennleistung von 2.710 Megawatt. Das ist rund ein Drittel der Gesamtleistung des Kraftwerks (8.212 MW).

Der Gouverneur von Niigata, Hideyo Hanazumi, gibt bei einer Pressekonferenz in Niigata City am 21. November 2025 seine Zustimmung zur Wiederinbetriebnahme des Kernkraftwerks Kashiwazaki-Kariwa bekannt. Foto: STR/JIJI Press/AFP via Getty Images
Kurzzeitiger Atomausstieg Japans
Das KKW Kashiwazaki-Kariwa liegt mittig an der Westküste der japanischen Insel. Wie alle Kernkraftwerke in Japan wurde auch dieses nach dem Reaktorunfall in Fukushima im Jahr 2011 vom Netz genommen.
Wie aus der Entwicklung des japanischen Strommixes zu entnehmen ist, hat das Land bis 2014 alle Meiler schrittweise komplett heruntergefahren. Noch im Jahr 2010 haben Japans KKW knapp 25 Prozent der Stromversorgung sichergestellt.
Durch die Abkehr von der Kernkraft mussten die lokalen Netzbetreiber vor allem die fossilen Energiequellen wie Gas, Kohle und Öl deutlich hochfahren. Der Ausbau der „erneuerbaren“ Energien hatte zu dieser Zeit noch keinen so großen Effekt auf die Stromversorgung wie heute.
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Schrittweise Reaktivierung
Allerdings bemüht sich das ressourcenarme Japan seit einigen Jahren um eine Rückkehr zur Kernenergie. Ziel ist es, seine Abhängigkeit vom Import fossiler Brennstoffe zu verringern. Die wichtigsten Importländer sind der Mittlere Osten, Australien und die USA. Auch Malaysia und Russland helfen Japan vor allem mit Flüssiggaslieferungen aus.
Bevor Japan damit begonnen hatte, seine stillgelegten Kernreaktoren wieder in Betrieb zu nehmen, kontrollierten die Behörden die Anlagen auf ihre Sicherheit. Bei Bedarf mussten die Betreiber nachrüsten.
Seit 2014 hat Japan insgesamt 14 Reaktoren, größtenteils im Westen und Süden des Landes, wieder in Betrieb genommen. Dabei gelten strenge Sicherheitsauflagen. Heute deckt die Kernkraft wieder 9,4 Prozent der japanischen Stromversorgung ab. Die fossilen Kraftwerke dominieren allerdings immer noch bei der Stromerzeugung.
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Neuer Schutz vor Tsunami
Das KKW Kashiwazaki-Kariwa wäre das erste Kraftwerk des Fukushima-Betreibers TEPCO, das seit der Katastrophe wieder in Betrieb gehen würde. Die Atomanlage mit einer Fläche von 400 Hektar wurde mit einer 15 Meter hohen Mauer ausgestattet, die vor Tsunamis schützen soll.

Masaki Daito, stellvertretender Leiter des Kernkraftwerks Kashiwazaki-Kariwa, bei einer Rede vor einem Modell eines Kernreaktors im Besucherzentrum der Tokyo Electric Power Co. (TEPCO) für das Kernkraftwerk Kashiwazaki-Kariwa am 6. August 2024. Foto: Yuichi Yamazaki/AFP via Getty Images
Das am Meer gelegene Kernkraftwerk Fukushima war kurz nach einem schweren Seebeben der Stärke 9,0 am 11. März 2011 von einem fast 15 Meter hohen Tsunami getroffen worden. Daraufhin fiel das Kühlsystem des Kraftwerks aus. In drei der sechs Reaktoren kam es anschließend zur Kernschmelze. Es war das schlimmste Atomunglück seit der Tschernobyl-Katastrophe von 1986.
Im Jahr 2018 haben die japanischen Behörden den bis heute einzigen Todesfall durch die Strahlenkatastrophe von Fukushima offiziell bestätigt.
Deutschland weiterhin ohne KKW
Als Reaktion auf die Kernschmelze in Fukushima hat die damalige Bundesregierung unter Angela Merkel (CDU) den im Jahr 2002 beschlossenen Atomausstieg beschleunigt. Noch im selben Jahr gingen in Deutschland acht ältere KKW vom Netz. In den Folgejahren bis 2023 ist die Bundesrepublik – anders als Japan – vollständig aus der Kernkraft ausgestiegen.
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Aktuell gibt es jedoch Hinweise, dass die Bundesregierung über einen Wiedereinstieg in diese Form der Stromerzeugung nachdenkt. So erwartete Rafael Mariano Grossi, Chef der Internationalen Atomenergie-Organisation, kürzlich eine Rückkehr Deutschlands zur Kernenergie. Er berichtete von einem Gespräch mit Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU). Sie wolle seiner Aussage zufolge das Thema „sehr ernsthaft“ prüfen.
Allerdings gehe es bei den Überlegungen weniger um große Kraftwerke. Vielmehr ginge es um die sogenannten Small Modular Reactors, also kleine modulare Reaktoren, kurz SMR. Auch die Kernfusion, an der aktuell mehrere Institutionen forschen, sei denkbar.
(Mit Material von AFP)
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