AfD prüft Kandidat nach irritierender Rede: Eichwald sorgt für Eklat beim Jugendkongress

Rollendes „R“, wilde Gesten mit dem Zeigefinger und ein Ton wie aus der NS-Zeit. Diese Merkmale prägten die Rede des Kandidaten Alexander Eichwald beim AfD-Jugendkongress in Gießen. Die Parteispitze „missbilligt das ausdrücklich“ und prüft den Vorfall.
Titelbild
Die AfD-Co-Vorsitzende Alice Weidel hält am 29. November 2025 eine Rede während eines zweitägigen Parteitags der AfD zur Gründung ihrer neuen Jugendorganisation in den Messehallen in Gießen.Foto: Kirill Kudryavtsev/AFP via Getty Images
Von 30. November 2025

In Kürze:

  • Der Kandidat Alexander Eichwald hält eine Hitler-ähnliche Rede auf dem AfD-Jugendkongress.
  • Das löste schnell allgemeine Unruhe und Irritation aus; die Parteispitze prüft den Vorfall.
  • Die Veranstaltung wurde von Protesten begleitet, bei denen Polizisten verletzt wurden.

 

Beim AfD-Jugendkongress „Generation Deutschland“ in Gießen konnten sich verschiedene Kandidaten mit einer Rede um den Posten des Vorsitzenden oder im Vorstand bewerben. Dabei sorgte am Samstag, 29. November, vor allem die Rede von Alexander Eichwald für weitläufige Verwunderung.

Alexander Eichwald bei seiner Rede auf dem AfD-Jugendkongress in Gießen am 29. November 2025. Foto: Bildschirmfoto X

Ein Hitler-Imitat?

„Meine ehrenwerten Parteigenossen und -genossinnen.“ So begann Eichwald seine Rede zur Bewerbung um einen Posten im Vorstand. Ein Eingang, den so, oder so ähnlich normalerweise nur Politiker der kommunistischen und sozialistischen Linken nutzen.

Verwunderlicher war allerdings Eichwalds häufig rollendes „R“ in seiner Aussprache sowie seine wiederholte Geste mit erhobenem, wackelndem Zeigefinger. Das und sein allgemeiner Ton erinnerten stark an den Redecharakter von NS-Reichskanzler Adolf Hitler oder dessen Propagandaminister Joseph Goebbels.

Weiter trug er vor: „Die Liebe und Treue zu Deutschland teilen wir uns hier gemeinsam“ und „es ist und bleibt unsere nationale Pflicht, die deutsche Kultur vor Fremdeinflüssen zu schützen“.

Schon nach kurzer Zeit begann das AfD-Publikum unruhig auf Eichwalds Rede zu reagieren. Immer mehr Gespräche brachen aus. Nach etwa einer Minute musste daher der Moderator seine Rede kurz unterbrechen, um wieder für Ruhe im Saal zu sorgen. Eichwald fuhr seine insgesamt rund dreiminütige Rede fort.

Anschließend gab es im Saal gleich mehrere Fragesteller. Es entstand der Vorwurf, ob er ein V-Mann sei. Eichwald erklärte daraufhin entschuldigend, dass dieser Eindruck durch sein rollendes „R“ komme. Dieses stamme seiner Aussage nach daher, dass er ein Russlanddeutscher sei und es ihm so „seit der Kindheit beigebracht“ wurde.

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AfD-Spitze prüft Eichwalds Rede

Einen Posten im Vorstand erhielt Eichwald letztlich nicht. Er unterlag mit 12 Prozent der Stimmen deutlich seinem Mitbewerber Alexander Claus.

Auch der frisch gewählte Chef des AfD-Nachwuchses Generation Deutschland, Jean Pascal Hohm, hatte am Tag nach dem Kongress noch keine Antwort auf die skurrile Rede Eichwalds. „Egal ob linker Provokateur, V-Mann oder einfach verrückt – wer so auftritt, hat in der AfD und ihrer Jugendorganisation nichts verloren“, sagte er der „Deutschen Presse-Agentur“. „Der Auftritt von Alexander Eichwald hat einmal mehr gezeigt, wie wichtig es ist, bei Aufnahmegesprächen genau hinzuschauen, wen man in die Partei aufnimmt und wen nicht.“

Aktuell prüft die AfD-Spitze laut Parteichef Tino Chrupalla den irritierenden Auftritt von Eichwald. Sie stufte ihn als problematisch ein. „Mit dem Inhalt sowie der Art und Weise seines Bewerbungsvortrags hat sich Alexander Eichwald von den Grundsätzen der Partei distanziert“, teilte Chrupalla nach der Veranstaltung mit. „Der Bundesvorstand missbilligt das ausdrücklich und sieht sich daher veranlasst, eine Prüfung seiner Daten und Mitgliedsrechte vorzunehmen.“

In den Reihen der AfD bildete sich zudem die Vermutung, dass Eichwald als Teil eines Satireprojekts eingeschleust wurde. Ein Argument dafür sei, dass Eichwald vor sechs Jahren Praktikant bei der Gleichstellungsstelle der Stadt Enger war. Diese Annahme ist jedoch unbestätigt. Nach seiner Rede beantwortete Eichwald die Frage der dpa, ob seine Rede ernst gemeint gewesen sei, mit einem „Ja“.

Fakt ist, dass Eichwald noch nicht lange bei der AfD ist. Er gehört erst seit dem 7. November 2025 der Fraktion an.

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Proteste teils mit Gewalt

Im Rahmen der Gründung der neuen AfD-Jugendorganisation fanden Demonstrationen von Gegnern der rechtsgerichteten Partei statt. Dazu versammelten sich am Samstag laut Polizeiangaben rund 25.000 Menschen. Die angezeigten Versammlungen seien „zum allergrößten Teil friedlich“ verlaufen, so die Polizei in ihrem Fazit.

Tatsächlich gab es aber immer wieder auch teils heftige Krawalle. Einem Polizeiauto wurden die Scheiben eingeschlagen. Die Beamten flüchteten daraufhin mit dem Fahrzeug.

Im Verlauf des Einsatztages wurden insgesamt zehn Einsatzkräfte leicht verletzt. Über mögliche verletzte Teilnehmer der Protestaktionen liegen der Polizei nach eigenen Angaben „keine gesicherten Informationen vor“.

(Mit Material von dpa und dts)



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