Nicht mehr zeitgemäß? Ministerin Reiche denkt über Ende der Solarförderung nach

In Kürze:
- Wirtschaftsministerin Reiche überlegt, die staatliche Förderung für kleine Solaranlagen zu beenden.
- Grund ist, dass die Bedingungen des Solar- und Strommarktes heute völlig anders sind als zur Einführung der Einspeisevergütung.
- Für kleine Anlagen gibt es momentan 7,86 Cent pro Kilowattstunde, wie ein Vergütungsüberblick zeigt.
Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) denkt darüber nach, maßgebliche Änderungen am Motor der Energiewende vorzunehmen. Im Fokus steht jetzt die Einspeisevergütung für Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen).
Diese staatliche Förderung hat in den vergangenen 25 Jahren maßgeblich zum Ausbau der Photovoltaik beigetragen. Heute weisen mehr als 5 Millionen Solaranlagen eine installierte Leistung von 109,1 Gigawatt (GW) auf.
Reiche: Kleine PV-Anlagen brauchen keine Förderung
Die Ministerin denkt dabei vor allem an ein Finanzierungsende der Anlagen mit einer Nennleistung von bis zu 10 Kilowatt, auch als kWp bezeichnet. Anlagen dieser Größenordnung sind auf Dächern von Einfamilienhäusern oder Garagen weit verbreitet. Im Gespräch mit der „Augsburger Allgemeine“ sagte die Ministerin:
„Neue, kleine PV-Anlagen rechnen sich schon heute im Markt und bedürften keiner Förderung.“

Photovoltaikanlagen sind auf Dächern von Wohnhäusern angebracht. Sie haben oftmals weniger als 10 kWp. Foto: Bernd Weißbrod/dpa/dpa
Die Förderung bereits bestehender Solaranlagen soll allerdings erhalten bleiben. Hier gelte der „Bestandsschutz“. Der Staat garantiert den Anlagenbetreibern die Vergütung der ins Stromnetz eingespeisten Leistung für 20 Jahre plus das Jahr der Inbetriebnahme.
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Veränderte Marktsituation
Reiche blickte dabei auf den Vergleich der heutigen Marktsituation mit der vor 25 Jahren. Als die damalige Bundesregierung mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz im Jahr 2000 diese Förderung beschloss, waren Solaranlagen noch um ein Vielfaches teurer als heute. Ohne Förderung wäre eine finanzielle Amortisation kaum denkbar gewesen.
Durch stark gesunkene Preise für Solarmodule und Wechselrichter ist die Beteiligung für Privatleute jetzt viel einfacher. Die Situation am Strommarkt ist durch die hohe Anzahl an Anlagen auch anders.
Bei viel Sonne deckt die Solarenergie gerade im Sommer in den Mittagsstunden bereits einen Großteil des Verbrauchs ab. Häufig entstehen Solarspitzen. Dann fällt der Strompreis zeitweise auf unter null Euro – ein Zeichen, dass Stress im Netz herrscht.
Deswegen sollen diese Kleinkraftwerke laut Reiche ihren erzeugten Strom künftig intelligent, also netzdienlich, einspeisen. Die CDU-Politikerin verlangt, dass PV-Anlagen ihren Strom zu Spitzenzeiten auch an Stromspeicher abgeben können, anstatt ihn unkontrolliert ins Netz einzuspeisen. Mit einer Steuerung sollen sie am Strommarkt teilnehmen und ihren Strom vermarkten können.
Reiche hat bereits mehrfach die Versorgungssicherheit bei der Energiewende betont. Daher will sie den Zubau der Erneuerbaren mit dem Netzausbau stärker in Einklang bringen. Ihrer Aussage nach sei es nicht mehr zeitgemäß, neue Anlagen in Regionen zu errichten, in denen die Netze noch nicht ausreichend ausgebaut sind. „All das macht unser Stromsystem unnötig teurer. Das will ich ändern“, so die Ministerin.
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Das gibt es aktuell für die eingespeiste Kilowattstunde
Die gesetzlich festgelegte Vergütung ist abhängig von der Größe der Anlage (kWp) und der Anschlussart. Der Anlagenbetreiber hat die Wahl, den Solarstrom mit der sogenannten Volleinspeisung komplett einzuspeisen. Bei der Anschlussart Eigenverbrauch nutzt der Betreiber den Strom bei Bedarf selbst. Nur der überschüssig erzeugte Strom fließt ins Netz und wird vergütet. Das hat den Vorteil, dass der Betreiber weniger von dem meist teureren Netzstrom benötigt.
Für kleine Anlagen bis 10 kWp gibt es beim Eigenverbrauch aktuell 7,86 Cent pro eingespeister kWh. Bei größeren Anlagen sinkt der Vergütungsbetrag. Noch höher ist die Vergütung in der Volleinspeisung. Diese ist bei Freiflächenanlagen sinnvoll, wo keine eigenen Stromverbraucher in der Nähe sind.

Einspeisevergütungen für Solar nach Leistungsbereichen und Anschlussart. Foto: mf/Epoch Times, Daten: Finanztip
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