So könnte russisches Erdgas doch zu uns kommen
In Kürze:
- Seit 2022 bezieht Deutschland kein russisches Erdgas mehr – zumindest offiziell.
- Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass dieses Gas auf Umwegen doch noch nach Deutschland kommt.
- Belgien und die Niederlande könnten dabei als Umschlagstandorte fungieren.
- Auf Anfrage wollte sich das Bundeswirtschaftsministerium dazu nicht direkt äußern.
Nur wenige Monate nach dem Beginn des Einmarschs russischer Truppen in die Ukraine im Februar 2022 entschied die damalige Bundesregierung, auf russische Gaslieferungen ganz zu verzichten. Zwar drehte letztlich Moskau selbst den Gashahn zu, doch dies war dann im Sinne der Ampelregierung.
Seit September 2022 fließt offiziell kein russisches Pipeline-Gas mehr direkt nach Deutschland. Der Anteil sank von rund 55 Prozent vor Kriegsbeginn auf praktisch null. Nach der Sprengung der Nord-Stream-Unterseeleitungen in der Ostsee und dem Beginn der Sanktionspolitik gegen Russland erscheint eine Wiederaufnahme der Gaslieferungen unwahrscheinlich. Auf Angebote Putins, dass Russland Deutschland wieder durch den noch intakten Strang der Nord-Stream-2-Pipeline Erdgas verkaufen könnte, ist die Bundesregierung bis heute offiziell nicht eingegangen.
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Somit erhält Deutschland vom flächenmäßig größten Land der Welt aktuell kein Erdgas mehr – zumindest nicht direkt und offiziell. Allerdings könnte die Bundesrepublik auf indirektem Weg russisches Gas beziehen. Das könnte dann passieren, wenn Deutschland Gas von anderen Ländern kauft, die selbst noch Gas von Russland beziehen.
Welche Länder beliefert Russland?
Beginnen wir bei der Quelle: Russland ist der weltweit größte Exporteur von Erdgas. Die jährliche Exportmenge lag 2024 bei rund 150 Milliarden Kubikmetern. Die Russische Föderation bietet den anderen Staaten das Gas entweder via Pipeline oder in Form von Flüssiggas (LNG) an.
Laut dem „Centre for Research on Energy and Clean Air“ waren die Mitgliedsländer der Europäischen Union im September 2025 die größten Abnehmer von Pipelinegas und LNG. Doch die Europäische Kommission plant den „Totalausstieg“ der EU aus russischer Energie. Erst kürzlich hat sich die Mehrheit der EU-Länder auch für ein Ende russischer Gaslieferungen bis Ende 2027 ausgesprochen.
Der nächstgrößere Abnehmer von russischem Gas ist China, ebenfalls bei Pipelinegas und LNG. Weitere Abnehmer von russischem Flüssiggas in größeren Mengen sind Japan und Südkorea.
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Kommt Russland-Gas auf Umwegen nach Deutschland?
EU-Abnehmerländer von russischem Pipelinegas sind etwa die Slowakei, Bulgarien und Ungarn. Flüssiggas aus Russland landet auch in Frankreich oder Spanien. Ebenso beziehen Italien, Tschechien und Belgien Gaslieferungen aus Russland.
Italien liefert Deutschland kein Erdgas. Tschechien hat Deutschland in den vergangenen drei Jahren nur selten Gas geliefert und wenn, dann nur in geringen Mengen. Bis November 2024 erhielt auch Österreich noch Gas aus Russland. In den vergangenen Jahren flossen unregelmäßig eher kleinere Mengen Gas vom Alpennachbarn nach Deutschland.
Belgien hingegen leitet laut dem ZDF regelmäßig große Mengen an Deutschland weiter. Das Land gilt als zentraler Umschlagstandort für Flüssiggas aus Russland.

Russisches LNG könnte über Belgien und die Niederlande nach Deutschland gelangen. Foto: Epoch Times
Angelos Koutsis vom belgischen Umweltverband Bond Beter Leefmilieu teilte dem öffentlich-rechtlichen Sender im Frühjahr mit, dass nur ein Viertel des russischen Gases, das Belgien importiert, von Belgien selbst verbraucht wird. Der Rest fließe hauptsächlich Richtung Deutschland.
Dasselbe gelte für die Niederlande, so behaupte die Umweltschutzorganisation Urgewald Anfang 2024. So könnte russisches Flüssiggas nach einem Zwischenstopp in Belgien oder den Niederlanden in die Bundesrepublik gelangen. Das solle eine Auswertung von Schiffsdaten des Analyseunternehmens Kpler zeigen. Die zuständigen Stellen verbuchten dieses Gas allerdings als belgisches beziehungsweise niederländisches Gas. Somit handele es sich aber um indirekte Gasimporte aus Russland.

Deutschlands Erdgasimporte nach Ländern von 2022 bis 2025. Foto: Statista
Deutschland zahlt dabei voraussichtlich einen höheren Preis als beim direkten Gasbezug aus Russland, da es nun einen Zwischenhändler gibt.
Nach dem Hauptgaslieferanten Norwegen ist Belgien aktuell der zweitgrößte Gasversorger für die Bundesrepublik. Mit einer Gasimportmenge von 712 Gigawattstunden (GWh) lag Belgien am 22. Oktober 2025 nur knapp vor den Niederlanden, die Deutschland 594 GWh an Gas verkauften. Aufgrund regelmäßiger Schwankungen liegen manchmal auch die Niederlande vor Belgien.
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Vernachlässigbare Umwege
In sehr geringen Mengen beliefert Russland auch Norwegen mit Flüssiggas. Da das skandinavische Land Gas nach Deutschland schickt, könnten auch von dort zumindest geringfügige Mengen russisches Gas nach Deutschland ankommen.
Frankreich gilt ebenfalls als Importeur von russischem Flüssiggas. Allerdings zeigen die Daten der Bundesnetzagentur, dass Deutschland seit März vergangenen Jahres kein Gas mehr aus Frankreich bezieht.
Als weiterer Umschlagstandort von Gas aus dem Osten – unter anderem aus Russland – gilt die Türkei. Sie beliefert hauptsächlich ihre umliegenden Länder. Von Gaslieferungen oder -weiterleitungen nach Deutschland ist nichts bekannt.
Umschiffen Schattentanker die Sanktionen?
Berichten zufolge soll Russland sein LNG teilweise auch mit sogenannten Schattentankern an westliche Länder verkaufen. Mit dieser Strategie versucht Moskau, seine Erdgasexporte wieder zu steigern.
Mit dieser Taktik beabsichtige Russland laut der „Frankfurter Rundschau“, die Sanktionen zu umgehen. Dazu statte Moskau gewöhnliche LNG-Tanker mit dem sogenannten AIS-Spoofing aus. Diese Technologie soll die tatsächliche Position des Schiffs verschleiern. Auf offener See könnten somit nicht sanktionierte Tankschiffe verdeckt durch einen Schiff-zu-Schiff-Transfer das Flüssiggas russischer LNG-Tanker übernehmen. Danach könnten sie den Energieträger an europäischen Häfen – theoretisch auch an deutschen – weiterverkaufen.
Seit 2022 hat die EU große Mengen an russischem Flüssiggas importiert. Im Jahr 2025 bleiben die russischen Erdgasexporte nach Europa begrenzt, aber stabil. Sie beliefen sich von Januar bis Ende September auf rund 28 Milliarden Kubikmeter. Das entspricht einem Rückgang von 5 Prozent gegenüber 2024.
Aufgrund des Transitstopps durch die Ukraine dominieren zwei Routen: Flüssiggas (LNG) und die TurkStream-Pipeline durch die Türkei. Trotz des allgemeinen Rückgangs ist es Russland gelungen, einen stetigen Gasfluss nach Europa aufrechtzuerhalten.
Russlands LNG-Exporte in die EU machen mittlerweile etwas mehr als die Hälfte der russischen Lieferungen aus, rund 14,5 Milliarden Kubikmeter im Jahr 2025. Das entspricht einem Rückgang von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
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BMWE äußert sich nicht zu „Spekulationen“
Trotz der Daten und Medienberichte distanzierte sich das Bundeswirtschaftsministerium (BMWE) von möglichen indirekten russischen Gaslieferungen. Auf Anfrage von Epoch Times antwortete eine Pressesprecherin: „Zu Spekulationen und Behauptungen äußern wir uns nicht.“
Zuvor schilderte sie die jüngste Entwicklung der EU, von russischem Gas auszusteigen, und betonte: „Die Gasversorgungssicherheit in Deutschland ist hoch.“
Diese Aussagen passten allerdings nicht zur gestellten Anfrage, ob das Ministerium über Informationen verfüge, dass aus Belgien, den Niederlanden oder weiteren Ländern russisches Gas nach Deutschland gelange. Ebenso blieben die Fragen nach der jährlichen Menge, und ob das auch für russisches Erdöl zutrifft, unbeantwortet.
Im September 2023 war die damalige Bundesregierung ebenfalls mit dieser Frage konfrontiert, die Antwort war eine ähnliche. Damals fragte der AfD-Politiker Petr Bystron nach dem Kenntnisstand der Bundesregierung über indirekt nach Deutschland geliefertes russisches Erdgas und Erdöl.
Die Antwort einer Parlamentarischen Staatssekretärin lautete: „Der Bundesregierung liegen zu indirekten Öl- und Gaslieferungen aus Russland nach Deutschland keine Informationen vor.“



















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