Das Gift auf meinem Teller – warum der Verzehr von Bitterstoffen in Zucchini tödlich enden kann

Gelb, grün oder gestreift – noch bis in den Herbst können Zucchini geerntet werden. Doch manchmal entwickeln sich diese vielseitig verwendbaren Früchte zur Giftschleuder, wie ich jüngst am eigenen Leib erfahren durfte.
Titelbild
Nicht jedes Gemüse gehört auf den Teller.Foto: Catalina-Gabriela Molnar/iStock
Von 24. September 2025

Ich bin mit Zucchini groß geworden. Im elterlichen Schrebergarten wuchsen sie in Hülle und Fülle. Diese grüne Pflanze mit ihren riesigen Blättern und den schönen gelben Blüten fand ich schon damals wirklich erstaunlich. Eine einzige Pflanze reichte aus, um unsere vierköpfige Familie zu versorgen und obendrein auch Bekannten mit einem Mitbringsel eine Freude zu bereiten. Ob gefüllt mit Gehacktem und überbacken, gegrillt oder als Gemüsepfanne – die Zucchini begleitete uns über die ganze Gartensaison.

Heute, rund 40 Jahre später, esse ich Zucchini am liebsten roh im Salat. Letztes Wochenende ergatterte ich von einer Hobbygärtnerin ein besonders schönes Exemplar mit dezenten Streifen. Das etwa 50 Zentimeter lange Stück war etwas härter als üblich, was mich jedoch nicht daran hinderte, es mittels Spiralschneider zu einem Salat zu verarbeiten. Hinzu kamen geraspelte Möhren, Wurzelpetersilie, Paprika, Gurke, Apfel und ein paar Radieschen. Aufgepeppt wurde das Ganze mit einem selbst gemachten Dressing aus Mangoessig, Olivenöl, Kräutern und getrockneten Buchweizenkeimlingen – schon allein optisch ein Hochgenuss!

In kulinarischer Vorfreude platzierte ich meinen Salatteller auf dem Balkontisch und machte es mir in der Sonne gemütlich. Doch die Freude währte nicht lange, denn der erste Bissen fiel nicht wie erwartet aus. Statt Gaumenschmaus entfaltete das frische Gartengemüse auf meinen Geschmacksknospen eine Bitterkeit, die ihresgleichen sucht.

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Nun, bitter ist ja gesund, dachte ich mir und nahm einen zweiten Bissen und dann noch einen und noch einen. Als ich schließlich fast den ganzen Teller leer gegessen hatte, überkam mich ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Mir war etwas mulmig zumute. In meinem Kopf ging ich die einzelnen Salatzutaten durch und kam zu der Frage: Kann es sein, dass mit der Zucchini etwas nicht in Ordnung war?

Auf der Suche nach dem Übel

Ich setzte mich an meinen Laptop und begann zu recherchieren, Stichwort „Bitterstoffe in Zucchini“. Die bei Google eingesetzte KI reagierte prompt:

„Um Vergiftungen zu vermeiden, sollten Sie niemals bittere Zucchini essen und stattdessen die ganze Frucht wegwerfen.“

Ich konnte meinen Augen kaum trauen.

Nicht nur in Zucchini, sondern auch in Gurken, Melonen und Kürbissen kommen natürliche Bitterstoffe vor, die sogenannten Cucurbitacine. In hoher Konzentration können diese zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall führen, teils mit lebensbedrohlichen Auswirkungen. Äußerlich zu erkennen seien diese giftigen Exemplare nicht, hieß es weiter.

Lebensbedrohlich? Das wollte ich genauer wissen.

Vergiftung durch Bitterstoffe möglich

Der Verbraucherschutz Baden-Württemberg verwies in einer Pressemitteilung im Jahr 2019 aufgrund eines aktuellen Vergiftungsfalls auf einen Todesfall in Heidenheim: „Im Jahr 2015 verstarb ein 79-jähriger Mann nach Verzehr von Zucchini aus seinem eigenen Garten.“ Ältere Personen würden den bitteren Geschmack oft nicht mehr so intensiv empfinden und seien dadurch möglicherweise stärker gefährdet.

„Wenn Zucchini oder Speisekürbisse bitter schmecken, sollten Verbraucher die Finger davon lassen. Der bittere Geschmack deutet auf pflanzeneigene Inhaltsstoffe hin, die extrem giftig sind“, warnte Verbraucherschutzminister Peter Hauk.

Auch das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit meldete vor zehn Jahren „zum Teil schwerwiegende Vergiftungsfälle“. Egal ob roh oder gekocht, bitter schmeckende Kürbisse oder Zucchini sollten unbedingt vermieden werden.

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Warum bitter nicht immer gesund ist

Im Jahr 2024 beförderte eine „vermeintlich gesunde Gemüsepfanne“ eine Rentnerin aus Stolzenau ins Nienburger Helios Klinikum. Sie hatte die toxische Zucchini von einer Bekannten aus dem Garten erhalten. Die Bitterstoffe versuchte sie noch mit etwas Banane und Zucker wettzumachen.

„Man liest ja immer wieder, dass Bitterstoffe gesund sein sollten“, schilderte sie. Doch vergebens, der bittere Geschmack blieb. Daher wurde sie stutzig. Wie ich stieß auch die Seniorin im Internet auf den Hinweis, dass bittere Zucchini giftig sein können, und entsorgte ihr Gemüse. Dann griff sie zum Telefon und rief die Giftnotrufzentrale an. „Abwarten“, hieß es von dort – und bei möglichen Symptomen den Hausarzt aufsuchen.

Einige Stunden später trat blutiger Durchfall bei ihr auf. Doch die Arztpraxen hatten bereits geschlossen. So blieb nur der Gang ins Krankenhaus. Fazit: Der Verzehr der Zucchini hatte bei der Dame zu einer mittelschweren Vergiftung geführt, verbunden mit einer blutigen Darmentzündung, starken Krämpfen, Durchfall, Übelkeit und heftigen Kopfschmerzen. Erst nach zweitägiger Behandlung mit schmerzlindernden und krampflösenden Medikamenten sowie Flüssigkeits- und Elektrolytgabe über den Tropf besserte sich ihr Zustand.

Die hohe Konzentration an Bitterstoffen kann sowohl infolge anhaltender Trockenheit und Hitze als auch durch Kreuzung mit anderen Kürbisgewächsen entstehen.

Während die Bitterstoffe aus essbaren Sorten weitestgehend herausgezüchtet wurden, können Zucchini im eigenen Garten etwa durch Rückkreuzungen mit den dekorativen, aber ungenießbaren Zierkürbissen zur potenziellen Gefahrenquelle werden. Wenn der Zierkürbispollen eine weibliche Zucchiniblüte bestäubt, können diese Gene auf die Samen übergehen, erklärt das führende Gartenmagazin „Mein schöner Garten“. Werden die Samen dann im nächsten Jahr ausgesät, können die Pflanzen mit Cucurbitacin vergiftete Früchte bilden.

Was also tun?

Wer gerade jetzt im Herbst Saatgut gewinnen will, sollte auf samenfeste Zucchinisorten und keine F1-Hybride zurückgreifen und zudem ausschließen können, dass in der Umgebung Zierkürbisse wachsen. Wer ganz sicher gehen will, greift im neuen Gartenjahr auf zertifiziertes Saatgut aus dem Handel zurück.

Für die nächste Saison sollte man sich merken, dass Zucchini möglichst früh geerntet werden, solange die Schale noch weich ist und glänzt. Dann sind die Früchte „ohnehin aromatischer als die riesigen vollreifen Exemplare“, so die Experten von „Mein schöner Garten“. Eine gleichmäßige Wasserversorgung verhindere zudem, dass die Früchte zu viel Cucurbitacin bilden.

Um böse Überraschungen zu vermeiden, ist vor dem Verzehr der Früchte ein Geschmackstest empfehlenswert. Treten dann doch Symptome wie Durchfall, Erbrechen, Übelkeit und Bauchkrämpfe auf, sollte schnellstmöglich ein Arzt zurate gezogen werden. Nimmt man noch vorhandene Reste der Frucht zur Untersuchung mit, können diese im Labor auf mögliche Giftstoffe geprüft werden.

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In meinem Fall war das nicht nötig. Mein Körper reagierte kurz nach der Recherche auf natürliche Weise mit Erbrechen. Die nächtlichen stundenlangen Magenkrämpfe und der auftretende Durchfall waren zwar alles andere als angenehm, aber schon am nächsten Morgen ging es mir im Vergleich zu den hier geschilderten Fällen erstaunlich gut. Beim Überprüfen der restlichen Zucchini fand ich warzenähnliche Erscheinungen auf der Schale, zwar nur wenige, aber doch ein unverkennbares Indiz dafür, dass hier Zierkürbisse im Spiel waren.

In jedem Fall hat mir diese Episode gezeigt, dass man auch nach jahrzehntelanger Erfahrung noch dazulernen kann: Zucchini, Kürbisse, Gurken und Melonen werden ab sofort vor der Zubereitung auf Bitterkeit getestet, um Überraschungen dieser Art zu vermeiden.



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