„Niemals die Versprechen erfüllt“: Größtes Solarturmkraftwerk in den USA wird 2026 abgeschaltet

In der Mojavewüste in den USA dominiert die Sonne. Ideale Voraussetzungen also für ein großes Solarkraftwerk. Seit mehr als elf Jahren liefert eine solche Anlage Strom. Wegen Unwirtschaftlichkeit soll die Anlage im kommenden Jahr teilweise stillgelegt werden.
Solarkraftwerk
Luftaufnahme des Ivanpah-Solarkraftwerks kurz nach dem Bau 2014 in der Mojave-Wüste in Kalifornien in der Nähe von Primm, Nevada, zu sehen.Foto: Ethan Miller/Getty Images
Von 2. November 2025

In Kürze:

  • Das Solarkraftwerk Ivanpah in Kalifornien soll 2026 nach knapp zwölf Jahren Betriebszeit vorzeitig vom Netz gehen.
  • Das zuständige Energieunternehmen hat jetzt die Verträge wegen ausufernder Kosten gekündigt.
  • Hinzu kommt anhaltende Kritik von Naturschutzverbänden, dass durch die Anlage bereits Tausende Tiere zu Tode gekommen sind.

 

Am Rande der Mojavewüste im US-Bundesstaat Kalifornien steht seit 2014 das Ivanpah-Solarkraftwerk. Aus der Ferne ist es durch drei hell leuchtende Türme zu erkennen.

Finanzielle Probleme führten jetzt dazu, dass das Kraftwerk mit einer Nennleistung von 386 Megawatt (MW) im kommenden Jahr vorzeitig stillgelegt wird. Der Grund: Die Anlage hat es nicht geschafft, Solarenergie effizient zu erzeugen.

Das Ivanpah-Solarkraftwerk (markierter Bereich) im US-Bundesstaat Kalifornien nahe der Grenze zu Nevada. Foto: Google Maps

Dreimal 1.000 Grad

Das Ivanpah-Solarkraftwerk besteht nicht aus Photovoltaikmodulen, wie sie in Deutschland weitverbreitet sind. Stattdessen stehen 347.000 computergesteuerte Spiegel, sogenannte Heliostaten, auf einer Fläche von rund 1.400 Hektar um drei rund 140 Meter hohe Türme.

Die Spiegel lenken das Sonnenlicht zum oberen Teil der Türme, wo jeweils ein bis zu 1.000 Grad Celsius heißer Brennpunkt entsteht. In dem Turm erwärmt die hohe Temperatur eine Flüssigkeit, die verdampft. Dieser Dampf treibt eine herkömmliche Dampfturbine an, die wiederum Strom produziert. Für die Nachtstunden ist zudem ein fossiler Dampferzeuger zum Betrieb der Turbine verbaut. Über einen Wärmespeicher verfügt die Anlage nicht.

Einer der drei Türme spiegelt sich in einem Heliostat mit zwei Spiegeln im Ivanpah-Solarkraftwerk am 3. März 2014 in der Mojave-Wüste in Kalifornien in der Nähe von Primm, Nevada. Foto: Ethan Miller/Getty Images

Aus Erwartung wird Enttäuschung

Der damalige US-Präsident Barack Obama förderte das Projekt im Jahr 2011 mit 1,6 Milliarden Dollar (1,38 Milliarden Euro). Der damalige Energieminister Ernest Moniz bezeichnete es als „ein Beispiel dafür, wie Amerika weltweit führend in der Solarenergie wird“. Insgesamt kostete die Anlage rund 2,2 Milliarden Dollar (1,9 Milliarden Euro).

Jetzt sollen zwei der drei Abschnitte des Solarkraftwerks, das beim Energieunternehmen Pacific Gas & Electric (PG&E) unter Vertrag steht, 2026 abgeschaltet werden. Dabei handelt es sich um eine Kapazität von rund 250 MW. Ursprünglich waren die Verträge bis 2039 ausgelegt.

Nach einer finanziellen Bewertung entschied sich PG&E für eine Vertragskündigung, da die Vertragsstrafe günstiger für die Kunden sei als der Weiterbetrieb bis 2039.

Jason Isaac ist Geschäftsführer des US-amerikanischen Energieinstituts (American Energy Institute) und mit dem Ivanpah-Solarkraftwerk vertraut. Im Februar dieses Jahres sagte er: „Ivanpah ist ein Beweis für die Verschwendung und Ineffizienz staatlich subventionierter Energieprojekte.“ Seiner Aussage nach „hat [es] seine Versprechen nie erfüllt, produzierte weniger Strom als erwartet und war gleichzeitig auf Erdgas angewiesen, um betriebsfähig zu bleiben“.

Mit der unerwarteten Teilstilllegung ist zu erwarten, dass das Projekt eher als ein Symbol für verschwenderische Staatsausgaben und unkluge Investitionen in schlecht durchdachte, schnell veraltete Technologien in die Geschichtsbücher eingehen wird.

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Überholt vom Fortschritt

Der kalifornische Abgeordnete Tom Lackey, ein Republikaner, vertritt das Gebiet. Gegenüber der englischsprachigen Epoch Times erklärte er: „Ivanpah war ein Meilenstein in der erneuerbaren Energie, aber konzentrierte Solarenergie kann nicht mit den heutigen Photovoltaiksystemen mithalten.“

Lackey bedauerte, dass die Technologie altert. „Obwohl es enttäuschend ist, die Anlage in der Nähe zu sehen, bin ich entschlossen, die Arbeiter zu unterstützen“, sagte er. Er teilte mit, dass an dem Standort des Ivanpah-Solarkraftwerks künftig Photovoltaik errichtet werden soll. Der Abgeordnete hoffe, dass diese Pläne Früchte tragen, „damit es ein sauberes Energiegut für unsere Region bleibt“.

Don Howerton, leitender Direktor für kommerzielle Beschaffung bei PG&E, schilderte: „In der Anfangsphase ist nicht klar, welche Technologien am besten funktionieren und für die Kunden am günstigsten sind.“

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Ivanpahs vorzeitiges Ende ist seiner Aussage nach das normale Ergebnis einer wettbewerbsorientierten, technologischen Entwicklung. Howerton wies darauf hin, dass Photovoltaik- und Batteriespeicher einst unerschwinglich waren, aber heute ein zentraler Bestandteil des sauberen Energieportfolios des Versorgungsunternehmens sind.

Todesfalle für die Tierwelt?

Neben dem ökonomischen Problem steht das Ivanpah-Solarkraftwerk seit Langem auch wegen der ökologischen Kompromisse in der Kritik. Naturschutzverbände beklagten, dass die durch die Spiegel reflektierten Sonnenstrahlen im Laufe der Jahre Tausende Vögel verbrannt haben sollen. Den Bau der Anlage, der von 2010 bis 2014 andauerte, versuchten Naturschutzverbände wegen der Gefährdung von Schildkröten zu stoppen.

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Laut „AP News“ teilte Julia Dowell vom Sierra Club, der ältesten und größten Umweltorganisation der USA, mit: „Die Ivanpah-Anlage war ein finanzielles Fiasko und zugleich eine Umweltkatastrophe. Neben dem Tod von Tausenden Vögeln und Schildkröten zerstörte der Bau des Projekts auch den unersetzlichen unberührten Lebensraum der Wüste sowie zahlreiche seltene Pflanzenarten.“

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Weiter schilderte Dowell: „Der Sierra Club unterstützt zwar nachdrücklich innovative Lösungen für saubere Energie und erkennt die dringende Notwendigkeit einer Abkehr von fossilen Brennstoffen an. Aber Ivanpah hat gezeigt, dass nicht alle Technologien für erneuerbare Energien gleich sind.“

Kalifornien ist weitaus sonnenreicher als Deutschland. Während hierzulande durchschnittlich 1.600 Sonnenstunden pro Jahr anfallen, sind es in der Mojavewüste gut 3.700 Stunden pro Jahr.

(Mit Material von theepochtimes.com)



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