Fluch der Mumie – Wahrheit oder Fiktion?

Ein mutiger Entdecker, eine geheimnisvolle Kammer, eine gefräßige Kobra und eine mysteriöse Fluchtafel: Zusammen bilden sie den Mythos vom Fluch des Pharao. Bis heute konnten große Teile des Fluches erklärt werden, und doch bleiben Fragen offen.
Ist der Fluch der Mumie echt oder erfunden?
Mit der Öffnung des Grabes von Tutanchamun und den folgenden mysteriösen Ereignissen kam der Glaube an den Fluch der Mumie auf.Foto: JoseIgnacioSoto/iStock
Von 7. Oktober 2025

In Kürze:

  • Es gab eine Reihe ungewöhnlicher Todesfälle von Menschen, die in Verbindung mit der Öffnung altägyptischer Gräber standen.
  • Seit der Entdeckung des Grabes von Tutanchamun und seiner folgenden mysteriösen Ereignisse kam der Glaube an den Fluch der Mumie auf.
  • Heute glauben viele Forscher, dass krankheitserregende Mikroorganismen in Gräbern und Mumien zu zahlreichen Toden führten.
  • Ein Rest Unsicherheit bleibt, nicht alle Phänomene haben eine schlüssige Erklärung.

 

Mit den Gräbern der ägyptischen Pharaonen sind viele Geheimnisse und Legenden verbunden. Eine davon besagt: Wer die Ruhe des Pharao stört, ruft den Gott des Todes herbei und wird den Tod finden.

Solch ein Fluch soll angeblich auch auf dem Grab des berühmten ägyptischen Pharao Tutanchamun gelegen haben. Tatsächlich gab es eine Reihe merkwürdiger Vorkommnisse um die Entdeckung und Öffnung der Grabstätte.

Der erste Fluch

Ägypten, 4. November 1922: Die Arbeiter des britischen Archäologen Howard Carter (1874–1939) stoßen im Tal der Könige, Theben, auf eine verschüttete Treppe. Wie sich am 23. November herausstellen sollte, führt diese zu einem altägyptischen Grab, dessen Zugang mit einem königlichen Siegel verschlossen ist. Die Kartusche des Siegels verweist auf den Inhaber des Grabes, Pharao Tutanchamun.

Das Tal der Könige in Theben, Ägypten, mit dem unterirdischen Grab des Tutanchamun (KV 62): A) Treppe, B) Korridor, C) Vorkammer, D) Annex, E) Grabkammer, F) Schatzkammer. Foto: kms/EpochTimes

Carter lässt den zugemauerten Eingang öffnen und findet dahinter einen mit Schutt gefüllten, fast 8 Meter langen Korridor vor. Nachdem auch dieser geräumt ist, stehen er und sein Team am 26. November vor einer zweiten zugemauerten Tür, in die er ein Loch schlagen lässt. Um die dahinter befindliche Luft zu testen, hält er eine Kerze hinein und erhält als Erster einen Einblick in die dahinterliegende Vorkammer.

„Zuerst sah ich nichts. Die aus der Kammer entweichende warme Luft ließ die Kerzenflamme flackern, aber dann, als sich meine Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, sah ich Details des Raums aus dem Staub erscheinen, seltsame Tiere, Statuen und Gold, überall schien der Glanz des Goldes“, so Carter später.

Drei Tage später folgte die Öffnung der Vorkammer und am 16. Februar 1923 die der Grabkammer. Insgesamt entdeckten die Forscher über 5.000 Gegenstände, unter anderem den Sarkophag mit der Mumie des Pharao und die berühmte Totenmaske. Doch was niemand ahnte: Über die Entdeckung sollte wenig später vor allem wegen der „Entfesselung eines Fluches“ berichtet werden.

Die berühmte Totenmaske des Tutanchamun, der von 1332 bis 1323 v. Chr. regierte. Foto: Carsten Frenzl, Wikimedia Commons | CC BY 2.0

Zahlreiche Tode und böse Omen

Den Anstoß gab ein mysteriöser Vorfall, der sich am Tag der Graböffnung ereignet haben soll. So sei der geliebte Kanarienvogel von Howard Carter, den er auf seiner Reise nach Kairo erwarb, von einer Kobra getötet worden. Jene Schlange galt im alten Ägypten als heilig und diente dem Schutz der Pharaonen, indem sie Böses und Unreines fernhielt. Für die ägyptischen Hilfsarbeiter war dies ein übernatürliches Zeichen und schlechtes Omen.

Sechs Wochen nach der Graböffnung folgte der Tod des britischen Aristokraten George Herbert (1866–1923), auch Lord Carnarvon genannt, der die Ausgrabung Carters im Tal der Könige finanzierte. Dieser erlitt eine Blutvergiftung, nachdem sich ein Mückenstich an seiner linken Wange geöffnet und entzündet hatte. Nachdem eine Lungenentzündung seinen gesundheitlichen Zustand weiter verschlimmert hatte, erlag Lord Carnarvon am 5. April 1923 in Kairo seinem Leiden.

Lord Carnarvon (l.) mit seiner Tochter und Howard Carter vor den Treppen zum Eingang des Grabes von Tutanchamun. Foto: Gemeinfrei

Weiter genährt wurde der Gedanke an einen Fluch, nachdem ein Arzt auf der linken Wange der Pharaonenmumie ebenfalls eine Narbe gefunden haben wollte. Diese ist jedoch bis heute wissenschaftlich nicht belegt. Dafür ist sicher, dass auch Tutanchamun unmittelbar vor seinem Tod an den Folgen eines Mückenstichs, nämlich an einer Malariainfektion, litt.

Nach dem Tod Lord Carnarvons folgte das Ableben seines Freundes George Jay Gould I., der die Ausgrabung besuchte und wenig später ebenfalls an einer Lungenentzündung starb. Bis 1930 kamen weitere Tode von Besuchern oder Forschern der Ausgrabung infolge von Krankheiten, Unfällen und Selbstmorden hinzu. Für viele weckte dies den Anschein vom Wirken übernatürlicher Kräfte. Doch damit nicht genug.

Die Uräusschlange, eine sich aufbäumende Kobra, ist ein Schutzsymbol der ägyptischen Pharaonen. Foto: Gemeinfrei

Eine mysteriöse Fluchtafel

Der Gipfel der Spekulationen wurde mit der angeblichen Entdeckung einer Fluchtafel im Königsgrab erreicht. Wo genau sich diese befunden haben soll, ist umstritten. Einer Aussage zufolge soll sie in der Vorkammer vor einer der beiden Grabwächterfiguren gelegen haben, während sich einer zweiten Meinung nach die Tafel kurz hinter dem Eingang zur Grabstätte befunden haben soll.

In der Vorkammer stehen zwei Grabwächterfiguren links und rechts vom zugemauerten Eingang der Grabkammer. Foto: Gemeinfrei

Heute sind sich die Forscher sicher, dass sie eine reine Erfindung zur Verbreitung des Fluchglaubens war und somit nie existiert hat. Zum einen erwähnte Howard Carter in seinem Grabungstagebuch niemals eine Tafel oder einen Fluch. Außerdem existieren weder die Tafel selbst noch Fotos von ihr, obwohl alle Funde sorgfältig nummeriert, aufgeschrieben und fotografiert wurden. Überliefert ist indes die angeblich von dem Ägyptologen Sir Alan Gardiner entschlüsselte Botschaft der Tafel:

„Der Tod wird auf schnellen Schwingen zu demjenigen kommen, der die Ruhe des Pharao stört.“

Dieser Satz könnte jedoch auf einen anderen Fund aus dem Grab des Tutanchamun zurückgehen. So entdeckten die Archäologen in der Schatzkammer einen sogenannten Magischen Ziegel, der vor dem Anubisschrein lag und eine Zauberformel enthielt. Darauf stand laut Grabungstagebuch: „Ich bin es, der den Sand hindert, die geheime Kammer zu ersticken, und der derjenigen zurückweist, der ihn zurückweist mit der Wüstenflamme. […] Ich bin da zum Schutz des Osiris [des Verstorbenen].“

Aufnahme des Anubisschreins in der Schatzkammer vom Grab des Tutanchamun. Foto: Gemeinfrei

Beruht die Geschichte der Fluchtafel also auf einem Missverständnis oder auf absichtlich falschen Nachrichten? Und waren die Tode der an der Entdeckung beteiligten Personen nur Zufall? Viele Menschen glaubten jedoch daran, dass es einen Fluch der ägyptischen Götter geben könnte, wie Sir Arthur Conan Doyle, Autor der Sherlock-Holmes-Geschichten.

Gibt es eine einfache Erklärung?

Die moderne Wissenschaft liefert indessen eine vermeintlich einfache Erklärung: krankheitserregende Mikroorganismen in den Gräbern und an den Mumien. Diese könnten bereits von den alten Ägyptern absichtlich eingebracht worden oder im Laufe der Zeit natürlich entstanden sein. Durch das spätere Öffnen und Betreten der Grabstätten seien die giftigen Substanzen dann in großen Mengen in die Atemwege gelangt und hätten Infektionen mit tödlichen Folgen ausgelöst.

Als Beispiele werden vor allem Schimmelpilze wie Aspergillus flavus oder A. niger angeführt, die bereits im Grab des Tutanchamun sowie in anderen Gräbern weltweit nachgewiesen wurden. Zudem sollen einige Grabungsteilnehmer kurz vor ihrem Tod typische Symptome für derartige Vergiftungen gezeigt haben. Der Fluch der Mumie könnte also mit den schädlichen Substanzen erklärt werden.

Dicht an dicht und ohne Schutzausrüstung beobachten Neugierige die Untersuchung der Mumie von Tutanchamun. Foto: Gemeinfrei

Schimmelforscher halten diese Erklärung für unwahrscheinlich. Zum einen seien die Sporen überall zu finden und zum anderen würden sie in dem trockenen und warmen Milieu ägyptischer Gräber nicht lange überleben.

Ebenfalls dagegen spricht die Tatsache, dass viele Menschen, die das Grab besuchten oder bei der Entdeckung halfen, ein langes und gesundes Leben führten. Ein Beispiel dafür ist Howard Carter selbst, der 1939 im Alter von 64 Jahren an einer Herzschwäche starb.

Howard Carter (l.) beugt sich für die Untersuchung über den geöffneten Sarkophag des Tutanchamun. Foto: Gemeinfrei



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