Chinas neues Corona-Weißbuch: USA als Virusquelle beschuldigt

In einer Zeit des anhaltenden Zollstreits mit den USA gibt die Kommunistische Partei Chinas ein Weißbuch zur Corona-Pandemie heraus – und zeigt mit dem Finger auf die USA: Von dort sei das Virus gekommen. Experten sehen dahinter ein klassisches Beispiel für die kognitive Kriegsführung Pekings gegen den Westen.
Titelbild
Maskierte chinesische Polizei vor dem Tian’anmen-Tor in Peking am 26. Januar 2020.Foto: Betsy Joles/Getty Images
Von 22. Mai 2025

„Sollten jemals handfeste Beweise dafür vorliegen, dass das Virus aus einem staatlich geförderten Labor in Wuhan stammt, wäre die KPCh gezwungen, viele Fragen zu ihrer Gain-of-Function-Forschung, ihren Motiven, der frühen Vertuschung und den Gründen zu beantworten, warum sie die Verbreitung des Erregers im Ausland zugelassen hat.“

Dies sagte Tang Jingyuan, ein in den USA ansässiger China-Analyst mit klinisch-medizinischem Hintergrund, gegenüber der englischsprachigen Epoch Times angesichts der Veröffentlichung eines Weißbuchs des kommunistischen Regimes mit dem Titel „Covid-19-Prävention, -Kontrolle und -Ursprungsverfolgung: Chinas Maßnahmen und Haltung“.

Tang betonte, dass wenn die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) ihre Versäumnisse im Umgang mit COVID-19 eingestehen würde, das bedeuten würde, „ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu gestehen“.

Doch warum veröffentlicht China dieses Weißbuch – und warum gerade jetzt?

Verschnaufpause im Zollstreit

Am 10. und 11. Mai trafen sich amerikanische und chinesische Delegationen in Genf zu Verhandlungen im Zollstreit zwischen den beiden Ländern. US-Präsident Donald Trump sprach von einem „vollständigen Neustart“ der Handelsbeziehungen. Die Zölle wurden in großem Maße für drei Monate gesenkt.

Doch China war nicht zufrieden. Kurz darauf kritisierte das Regime, die USA hätten „den guten Willen Chinas ignoriert“, weil der 20-Prozent-Strafzoll nicht ausgesetzt wurde, mit dem Trump China für den illegalen Handel mit Vorläuferchemikalien der Droge Fentanyl belegt hatte. Diese tötet jährlich rund 75.000 Amerikaner.

Währenddessen hatte China jedoch längst ein Weißbuch zur Corona-Pandemie herausgebracht, in dem die KPCh behauptet, die USA seien der Ursprung des Virus gewesen.

Die Epoch Times sprach mit mehreren Chinaexperten mit medizinischem Hintergrund, um deren Sicht der Dinge zu erfahren.

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Xi Jinpings Präventivstrategien

China-Experte Tang legte seine Sicht der Beziehung zwischen dem Zollstreit und dem Corona-Weißbuch aus Peking dar. Demnach gehe Peking davon aus, dass Washington die Untersuchung des Virusursprungs als Verhandlungsmasse nutzen könnte. „Um diese Karte zu neutralisieren, hat es frühzeitig versucht, die Lage zu verkomplizieren.“

Wie Tang erläuterte, gleiche diese Taktik in Art und Weise der, mit der Peking bereits den Export von Fentanyl-Vorläufersubstanzen manipuliert habe. Das Ziel sei eine bewusste Herbeiführung einer Krise der nationalen Sicherheit in den USA – um diese später für Zugeständnisse nutzen zu können.

Chinas Staatschef Xi Jinping. Foto: Kevin Frayer/Getty Images

Sean Lin, ehemaliger Mikrobiologe der US-Armee und heute Analyst und Kommentator, beschreibt Chinas Corona-Bericht als klassisches Beispiel für die kognitive Kriegsführung der KPCh. Dies seien Strategien, die darauf abzielen, die Wahrheit zu verschleiern, die Schuld auf Washington zu schieben und sich der Verantwortung zu entziehen.

Weniger als zwei Wochen vor der Veröffentlichung von Chinas Corona-Weißbuch hatte das Weiße Haus die Website „Covid.gov“ gestartet, die nahelegt, dass das Virus aus einem Labor in Wuhan mit „unzureichenden Biosicherheitsstandards“ stamme.

Das P4-Labor auf dem Gelände des Wuhan Institute of Virology in Wuhan, Provinz Hubei, China, am 13. Mai 2020. Foto: Hector Retamal/AFP via Getty Images

Die nun offenbar vorsorglich veröffentlichte chinesische Version der Corona-Geschichte verweist jedoch auf die Vereinigten Staaten als Ursprungsland von SARS-CoV-2.

Zudem widmet Peking einen ganzen Abschnitt des 23-seitigen Dokuments dem Versuch der Widerlegung eines von einem Bezirksgericht in Missouri verhängten „historischen Urteils in Höhe von 24 Milliarden US-Dollar gegen die Kommunistische Partei Chinas wegen der Auslösung der COVID-19-Pandemie“, wie Generalstaatsanwalt Andrew Bailey es nannte.

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Die KPCh-Erzählung vom „italienischen Virus“

Trotz Reiseverbot vom 18. Januar 2020 ließ die Lokalregierung von Wuhan noch vor der Abriegelung am 23. Januar 5 Millionen Studenten und Wanderarbeiter aus der infizierten Stadt in die Ferien zum Chinesischen Neujahr fahren. Währenddessen hielt Peking die Weltgemeinschaft hin.

Dennoch bezichtigte ein KPCh-Funktionär zwei Monate später das US-Militär, das Virus eingeschleppt zu haben. Als Nächstes wurde die Erzählung vom „italienischen Virus“ in die Welt gesetzt. Denn dort soll im November 2019 das Virus ausgebrochen sein, so Peking. Es gab auch Geschichten vom „japanischen Virus“ und dem „iranischen Virus“, die je nach Bedarf verbreitet wurden.

Männer von der Corona-Kontrolle in einer unter Gesundheitsüberwachung stehenden Gemeinde in Peking am 4. Dezember 2022. Foto: Kevin Frayer/Getty Images

Peking kam in Fahrt. Die Propagandabataillone der staatlichen Nachrichtenagentur „Xinhua“ brachten ein neues Buch heraus über Xi Jinpings „herausragende Führerschaft“ im Sieg über das Virus. Dieses wurde später klammheimlich wieder zurückgezogen.

Wie die US-Denkfabrik Jamestown Foundation in einem Bericht vom Februar 2021 erklärte, verbreiteten die chinesischen Staatsmedien auch Forschungsergebnisse internationaler Experten und ausländischer Medien mit den Behauptungen, das Virus stamme aus den Niederlanden, Frankreich, Australien, Indien und Spanien – also „im Grunde von überall, nur nicht aus Wuhan“.

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Chinas erneuter Versuch, einen US-Ursprung zu generieren

Im jetzigen Weißbuch belebt die KPCh erneut die Theorie, dass das Virus aus einem Labor der US-Armee in Fort Detrick im US-Bundesstaat Maryland entwichen sei, so China-Analyst Lin.

Dem ehemaligen Laborleiter der Abteilung für Viruserkrankungen am renommierten Walter Reed Army Institute of Research zufolge bezog sich China auf eine vorübergehende Schließung des Fort Detrick Biological Laboratory im Jahr 2019 und brachte das mit ungeklärten Lungenentzündungsfällen im benachbarten Virginia sowie einer landesweiten Zunahme schwerer Atemwegserkrankungen im August und September 2019 in Verbindung. Diese wurden jedoch von der amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC auf den Konsum von E-Zigaretten in diesem Zeitraum zurückgeführt.

Die Einrichtung in Maryland, in der sich das US-Army Medical Research Institute of Infectious Diseases befindet, wurde nach Inspektionen durch die CDC vorübergehend geschlossen. Laut dem Labor ging es damals um anhaltende Infrastrukturprobleme bei der Abwasserentsorgung. Die CDC gab den Grund für die Schließung nicht bekannt und verwies auf nationale Sicherheitsbedenken.

Mitarbeiter arbeiten am 26. September 2002 im Labor der Biosicherheitsstufe 4 des US-Army Medical Research Institute of Infectious Diseases in Fort Detrick, Maryland, USA. Foto: Olivier Douliery/AFP via Getty Images

Pekings „Spiegelbild-Attacke“

Chinas Weißbuch verweist auch auf eine Studie vom November 2020 in der Fachzeitschrift „Clinical Infectious Diseases“. Blutproben des Roten Kreuzes – gesammelt vom 13. Dezember 2019 bis 17. Januar 2020 in neun US-Bundesstaaten – deuteten auf SARS-CoV-2-positive Antikörper hin – was aus Sicht Chinas ein Beleg für die Verbreitung des Virus im Dezember 2019 in den USA sein soll.

Die Autoren der obigen Studie – was die Weißbuchautoren nicht erwähnten – wiesen jedoch darauf hin, dass die Antikörpertests auch Reaktionen auf andere häufige Coronaviren hätten erfassen können. Auch sei es schwierig, zu unterscheiden, ob die potenziellen SARS-CoV-2-Infektionen mit einer Verbreitung in der Bevölkerung oder mit Reisen in Zusammenhang stünden.

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China-Analyst Tang sieht darin ein typisches Manöver der KPCh: „Angriff als Verteidigung“ und die Propagandatechnik „Spiegelbild-Attacke“, bei der das eigene Fehlverhalten dem Gegner unterstellt wird.

Laut Tang wolle Peking mit dem Weißbuch eigentlich einer globalen Untersuchung entgehen, die Schuld von Wuhan ablenken und die Diskussion über den Ursprung des Virus in ein geopolitisches Schuldzuweisungsspiel verwandeln, das Peking glaubt, kontrollieren zu können.

Immer dann, wenn ausländische Regierungen die Transparenz Pekings infrage stellten, würden die KPCh-Medien alternative, auf diese Länder zugeschnittene Geschichten über den Ursprung des Virus verbreiten.

China-Weißbuch: Peking lobt sich – und kritisiert andere

Interne KPCh-Dokumente, die der Epoch Times im Januar 2020 zugespielt wurden, legten einen Seuchenausbruch Monate vor Pekings Bekanntgabe nahe.

In einem aktuellen Bericht für den US-Sonderausschuss zur Coronavirus-Pandemie vom Dezember 2024 wird ein „natürlicher Ursprung“ des Virus indes als unwahrscheinlich angesehen.

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Sicherheitskräfte patrouillieren vor dem Huanan Seafood Wholesale Market in Wuhan, Provinz Hubei, China, im Januar 2020. Foto: Hector Retamal/AFP via Getty Images

In Chinas Weißbuch lobt sich Peking indes, die Welt „rechtzeitig, offen und transparent“ informiert und alle Daten umgehend an die WHO weitergeleitet zu haben. Der WHO-China-Bericht von 2021 stufte zudem die Laborlecktheorie als „äußerst unwahrscheinlich“ ein, hieß es.

Corona-Druck auf KPCh-Regime wächst

Mikrobiologe Lin wies darauf hin, dass es im Weißbuch keinerlei Hinweise auf die KPCh-Informationssperre von Ende 2019 gebe – oder Infos über die Whistleblower-Ärzte Dr. Li Wenliang und Dr. Ai Fen. Ebenso nicht, warum die Rohdaten von Patienten und Virusproben immer noch tabu seien für unabhängige Ermittler.

Dr. Lin sagte auch, dass die Bereitschaft der Trump-Regierung, die Laborlecktheorie erneut ins Rampenlicht zu bringen, einen Wendepunkt markiere. „Die Frage ist nicht mehr, woher das Virus kam“, sondern warum „aus einem Ausbruch eine globale Katastrophe wurde“.

China-Experte Tang sagte, dass weitere US-Bundesstaaten – und möglicherweise auch andere Länder – ähnliche Klagen einreichen könnten, ähnlich wie die in Missouri.

Er glaubt jedoch auch: Je höher der juristische Einsatz sei, desto stärker setze das Regime auf Ablenkung.

Der Artikel basiert auf dem Artikel „China’s New COVID‑19 Report Exposes CCP’s Biggest Fear, Analysts Say“, erschienen bei theepochtimes.com.

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