Mit Natur besser lernen: Die Schule als Garten des Denkens

In Kürze:
- Mehrere Studien zeigen: Natur steigert Konzentration, Gedächtnis und Wohlbefinden von Schülern.
- Grüne Schulhöfe und Pflanzen reduzieren Stress und fördern körperliche Aktivität.
- Integration von Natur in Schulen stärkt Umweltbewusstsein und Lernmotivation.
In einer Welt, die von Bildschirmen, Leistungsdruck und ständiger Ablenkung geprägt ist, wirkt die Natur wie ein stiller Gegenpol – ein Raum, der beruhigt, konzentriert und verbindet. Doch Natur ist nicht nur ein Sehnsuchtsort für Wochenenden oder Ferien.
Zwei aktuelle Studien zeigen, dass die Integration von Grünflächen in den Schulalltag weit mehr bewirken kann. Sie verbessert nicht nur die Konzentration und das Gedächtnis von Schülern, sondern stärkt auch ihre Gesundheit, ihr Wohlbefinden und ihr Verhältnis zur Umwelt.
Schulen, so legen die Ergebnisse nahe, sind die vielleicht wichtigsten Orte, an denen wir die heilende und inspirierende Kraft der Natur neu entdecken können.
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Natur als Lernverstärker
Eine im Frühjahr 2022 veröffentlichte Übersichtsarbeit der Universität Melbourne, Australien, liefert Belege: Naturkontakt steigert die Aufmerksamkeit, das Arbeitsgedächtnis und die Fähigkeit, Informationen zu verarbeiten. Die Analyse von zwölf experimentellen Studien mit Kontrollgruppen belegt, dass Schüler, die in grünen Klassenzimmern lernen, durch Fenster auf Pflanzen blicken oder in Schulgärten arbeiten, schneller lernen, Wissen besser behalten und konzentrierter arbeiten.
Dabei war es unerheblich, ob die Natur passiv im Hintergrund war, etwa jenseits der Fenster, oder aktiv in den Unterricht integriert wurde, wie durch Gartenarbeit. Bemerkenswert ist auch, dass die Dauer dieser Naturerfahrungen kaum eine Rolle spielt. Selbst kurze Aufenthalte im Grünen wirken.
Die Autoren der Studie heben hervor, dass die Schule ein idealer Ort ist, um Kindern Natur nahezubringen, weil sie dort den größten Teil ihrer Tage verbringen. Schon kleine Eingriffe in Richtung „grüne“ Lernumgebung wie das Aufstellen von Pflanzen im Klassenzimmer oder das Anlegen eines Kräutergartens können Stress reduzieren, die Stimmung verbessern und kognitive Überlastung verhindern. Natur werde so zu einer Art unsichtbarem Verbündeten im pädagogischen Prozess.
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Die Studie empfiehlt, dass Schulplaner, Lehrer und Schüler gemeinsam Konzepte entwickeln, um Naturerfahrungen stärker in den Schulalltag zu integrieren. Dies könnte nicht nur das Lernen erleichtern, sondern auch das Umweltbewusstsein der Kinder und ihre Wertschätzung für die Natur fördern.
Bäume als stille Lehrer
Unabhängig davon kommt eine Studie der Universität Auckland zu ähnlichen Schlüssen, allerdings mit einem erweiterten Blick auf das Umfeld der Kinder. Die im November 2024 veröffentlichte Studie untersuchte, wie die Begrünung von Schulhöfen das Wohlbefinden und die Lernleistungen von Kindern fördert. Die Forscher analysierten 64 städtische Grundschulen in der neuseeländischen Großstadt.
Das Ergebnis ist ernüchternd. Die meisten Schulhöfe bestehen aus Beton und Sportfeldern, während nur knapp über ein Drittel (36 Prozent) der Schulen über Waldabschnitte verfügt, die den Schülern Zugang zu einem natürlichen Lebensraum bieten. Dabei seien es gerade die Bäume, die entscheidend zur Entwicklung der Kinder beitragen, so die Autoren.
Bäume verbessern nicht nur die Luftqualität und spenden Schatten, sie haben auch direkte Auswirkungen auf die körperliche und seelische Gesundheit. Kinder, die in begrünten Schulhöfen lernen und spielen, zeigen weniger Stress, sind körperlich aktiver und entwickeln ein stärkeres Bewusstsein für ökologische Zusammenhänge. Zudem tragen Wälder und Grünflächen im Schulumfeld dazu bei, kulturelle Identität zu bewahren. Sie unterstützen das Lernen, insbesondere im naturwissenschaftlichen Bereich, und können die akademische Leistung steigern.
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Die Macher der Studie fordern daher eine aktive Begrünung von Schulgeländen, nicht als dekoratives Beiwerk, sondern als bewusste Entscheidung, Lernräume in lebendige Ökosysteme zu verwandeln und die Lebensqualität der Schüler zu verbessern. Dabei sollte auf eine vielfältige Bepflanzung geachtet werden, um die Biodiversität zu erhöhen und ein gesundes Lernumfeld zu schaffen.
Schule neu gedacht: Räume, die wachsen
Setzt man beide Studien in Beziehung, entsteht ein faszinierendes Bild: Die Schule der Zukunft ist nicht länger ein abgeschlossener Betonbau, in dem Natur höchstens durch Pausenfenster erahnt werden kann. Sie ist ein lebendiger Organismus, in dem Bäume, Pflanzen, Gärten und vielleicht sogar kleine Wälder integraler Bestandteil des Lernprozesses sind.
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Die Forschung zeigt, dass Natur nicht nur passive Kulisse ist, sondern aktiver Pädagoge. Sie vermittelt Ruhe in einer Zeit der Reizüberflutung, steigert die Lernfähigkeit in einer Welt der Informationsflut und öffnet den Blick für größere Zusammenhänge. Kinder, die im Grünen lernen, lernen nicht nur Mathematik und Sprache besser, sie lernen auch, dass sie Teil eines größeren, lebendigen Ganzen sind.
Es geht nicht darum, Schulhöfe in idyllische Landschaftsgärten zu verwandeln, sondern um eine Rückbesinnung auf das, was Kinder zum gesunden Aufwachsen brauchen: Luft zum Atmen, Schatten zum Schutz, Räume zur Entfaltung und Erfahrungen, die über das Klassenzimmer hinausreichen.






















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