Die Familie Strauss: Ein musikalisches Erbe des Genies

Am 25. Oktober jährt sich der Geburtstag des österreichischen Komponisten Johann Baptist Strauss II. zum 200. Mal. Zusammen mit seinem Vater und seinen beiden Brüdern schrieb er Musikgeschichte, die von Erfolg, Angst, Missgunst und einem vernichtenden Brand geprägt ist.
Titelbild
Gruppenbild der drei Strauss-Brüder (v. l. n. r.): Eduard, Johann II. und Josef.Foto: Gemeinfrei
Von 2. Oktober 2025

In Kürze:

  • Die Familie Strauss ist neben der Familie Bach eine der berühmtesten Familiendynastien der Musikgeschichte.
  • Zu den bekanntesten Vertretern gehören Johann Baptist Strauss I. sowie seine drei Söhne Johann II., Josef und Eduard.
  • Bis heute wird das musikalische Erbe durch Enkel und Urenkel weitergeführt.

 

Die Walzer von Johann Baptist Strauss II. gehören zu den bekanntesten Werken der klassischen Musik. „An der schönen blauen Donau“ ist vielen bekannt, auch wenn sie den Namen des Komponisten vielleicht nicht kennen. Dies liegt teilweise daran, dass das Stück in Filmen wie Stanley Kubricks „2001: Odyssee im Weltraum“ zu hören ist.

Manche wissen auch, dass sein Vater, Johann Strauss I., ebenfalls ein erfolgreicher Komponist war. Tatsächlich war Johann II. nicht das einzige Strauss-Kind, das das musikalische Erbe der Familie weiterführte. Zwei weitere Söhne, Josef und Eduard, waren ebenfalls Komponisten.

Alle schrieben das, was als „Unterhaltungsmusik“ bezeichnet wird. Werke dieser Kategorie sind weniger umfassend und komplex als Symphonien oder Konzerte. Vielmehr sind die meisten Stücke geschrieben, um Bewegungen zu begleiten – Polkas, Märsche und Walzer.

Dazu gehören auch Genres wie die Operette, die kürzere und heitere Schwester der Oper, oder die Tanzmusik. Letztere genießt zwar nicht das gleiche Ansehen wie die Konzertmusik, ist aber im Alltag häufiger zu finden. Und genau für diese Unterhaltungsmusik ist die Familie Strauss weltweit bekannt geworden.

Johann I. (1804–1849)

Johann Strauss I. beabsichtigte nicht, eine Familiendynastie von Musikern zu gründen. Dennoch wurde der Familienname Strauss schließlich zu einer „weltweiten Marke“, wie der Historiker Leigh Bailey schrieb.

Johann Baptist Strauss I.

Johann Baptist Strauss (1804–1849), auch Johann I. genannt, hatte drei ebenfalls musikalisch begabte Söhne. Foto: Gemeinfrei

Johann I. war wie seine Söhne sehr produktiv. Jedoch ist das einzige seiner Werke, das heute noch regelmäßig aufgeführt wird, der Radetzky-Marsch (op. 228). Dieses eingängige, fröhliche Stück war bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts sehr beliebt. Vor allem in ganz Österreich war das Stück zu hören, da es während des Ersten Weltkriegs den Patriotismus fördern sollte.

Nach dem Ende des Krieges 1918 sank auch der Ruf des Radetzky-Marsches und hat sich nie ganz erholt. Bis heute glauben zudem viele Menschen, dass das Stück von seinem Sohn Johann II. stammt.

Johann II. (1825–1899)

Johann II. hatte den Spitznamen „Schanni“. Als er sagte, dass er Komponist werden wolle, riet ihm sein Vater davon ab. Wie viele Künstler, die vor ihrem Erfolg zu kämpfen hatten, wusste Johann Senior um die damit verbundenen Schwierigkeiten und wollte seinem Sohn diese ersparen.

Schanni ging daher stattdessen in das Bankwesen, einen Beruf, den er verabscheute. Heimlich spielte er Violine, gründete eine Band und wollte sein Können auf der Bühne unter Beweis stellen. Aber sein Vater nutzte seinen Einfluss, um die potenziellen Auftritte zu verhindern. Johann I. weigerte sich sogar, an Orten zu spielen, an denen sein Sohn musikalisch hätte Fuß fassen können.

Johann Baptist Strauss II. (1825–1899)

Johann II. (1825–1899) ist heute als Walzerkönig bekannt. Foto: Gemeinfrei

Ihre familiäre Rivalität verschärfte sich während der Revolutionen, die 1848 Europa erschütterten. Johann Junior schlug sich auf die Seite der Revolutionären, während sich Johann I. als Konservativer verstand. Glücklicherweise versöhnten sich die beiden, bevor Johann I. verstarb.

Nach dem Tod seines Vaters stellte Johann II. dessen Erfolge bald in den Schatten und wurde als „Walzerkönig“ bekannt. Was machte Schannis Musik so überlegen gegenüber anderen Werken dieses Genres?

Auf den ersten Ton sind seine Walzer unterhaltsam und leicht zu hören, aber sie bergen eine Raffinesse. Lange Zeit war der Walzer ein einfaches Tanzstück, das von „Stampfen und Wirbeln“ geprägt war. Schanni veränderte das Genre, indem er komplexere Orchestrierungen und thematische Entwicklungen hinzufügte, sodass die Melodien bei ihrer Wiederholung variierten.

Über diese Innovation hinaus haben seine Walzer eine unvergleichliche Ausdruckskraft. „An der schönen blauen Donau“ (op. 314) vermittelt Freude und Gelassenheit. „Kaiser-Walzer“ (op. 437) vermittelt Stolz und Erhabenheit. „Geschichten aus dem Wienerwald“ (op. 325) ist nostalgisch, während „Wein, Weib und Gesang“ (op. 333) festlich und leidenschaftlich ist. Durch seine Stücke vermittelte Johann II. die gesamte Bandbreite menschlicher Emotionen.

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Josef Strauss (1827–1870)

Josef, der mittlere Bruder, war unter dem Namen „Pepi“ bekannt. Er war selbst ein produktiver Komponist und schrieb über 300 Tänze. Obwohl ihn mit Schanni eine gewisse Geschwisterrivalität verband, bewunderten sich die beiden gegenseitig für ihre Arbeit. Johann II. sagte einmal: „Pepi ist der Begabtere von uns beiden, ich bin lediglich der Beliebtere.“

Josef Strauss (1827–1870)

Josef Strauss (1827–1870) war nicht nur ein österreichischer Komponist und Dirigent, sondern auch ein Ingenieur und Erfinder. Foto: Gemeinfrei

Eines der berühmtesten Stücke von Josef ist „Sphärenklänge“ (op. 235). Dieses basiert auf der antiken griechischen Vorstellung, dass die Himmelskörper bei ihrer Bewegung über das Firmament Musik erzeugen. Seine Komposition lässt den Hörer die Größe und das Geheimnis des Universums erahnen. Das Stück besitzt zudem mehr harmonische Wechsel, als es für Walzer üblich ist, sowie viele sanfte Modulationen.

Pepis Musik ist vielleicht die erhabenste aller Strauss-Kompositionen. Wäre er nicht vorzeitig verstorben – kurz vor seinem 43. Geburtstag –, hätte er möglicherweise den Ruf seines älteren Bruders übertroffen.

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Eduard Strauss (1835–1916)

Eduard, der dritte und jüngste der drei Strauss-Brüder, war als „Schöner Edi“ bekannt. Im Gegensatz zu seinem älteren Bruder Johann II. gab es keine Unsicherheit darüber, wie die Karriere des jungen Eduard verlaufen würde. Obwohl er ein sprachbegabter Diplomat war, war die Musik inzwischen ein Familienunternehmen geworden.

Nach dem frühen Tod seines Bruders Josef übernahm Eduard die Leitung des Strauss-Orchesters, eines Ensembles professioneller Musiker, das speziell zur Förderung der Musik der Familie gegründet worden war. Eduard unternahm zahlreiche Reisen, darunter zwei Tourneen durch Amerika (1890 und 1900–1901). Damit wurde der Name „Strauss“ auch in der Neuen Welt bekannt.

Eduard Strauss (1835–1916)

Eduard Strauss (1835–1916) war der jüngste der drei Strauss-Brüder. Foto: Gemeinfrei

Wie sein Spitzname schon vermuten lässt, war der schöne Edi der bestaussehende der Strauss-Brüder, aber anscheinend nicht der talentierteste. Eduard war zwar sehr produktiv, aber seine Musik wurde weniger geschätzt.

Die Stücke, die das Strauss-Orchester in seinen Konzerten aufführte, spiegelten die Hierarchie innerhalb der Familie wider: Johann II. war im Repertoire am stärksten vertreten, gefolgt von seinem Vater Johann I. und dann von Josef. Eduard hatte einige schnelle Polkas und Arrangements, die ihren Weg in das Programm fanden. Heute sind etwa 50 seiner Kompositionen überliefert.

Dass die anderen Mitglieder der Familie Strauss nicht so bekannt sind wie Johann II., könnte möglicherweise an Eduard liegen. Als letztes lebendes Mitglied der ursprünglichen Dynastie verbrannte er 1907 das Archiv des Strauss-Orchesters. Obwohl seine Gründe dafür ein Rätsel sind, wird vermutet, dass Eduard verbittert darüber war, weniger bekannt zu sein als seine Brüder.

Die Familie Strauss heute

Obwohl der Verlust des Familienarchivs eine Tragödie ist, führen Eduards Nachkommen das Erbe der Strauss-Familie fort. Eduards Sohn, Johann Strauss III., war selbst Komponist, sein Enkel, Eduard Strauss II., wiederum Dirigent. Die Familienlinie bleibt lebendig und setzt die Tradition der Namensgebung von Generation zu Generation fort.

Der Sohn von Eduard II., Eduard Strauss III., verfasste das Vorwort zur aktuellen Biografie seines Urgroßvaters, geschrieben von Leigh Bailey, mit dem Titel „Eduard Strauss – The Third Man of the Strauss Family“. Dieses englischsprachige Buch könnte dazu beitragen, Eduards Ansehen sowohl unter Strauss-Kennern als auch in der Öffentlichkeit zu heben.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „The Strauss Family: A Legacy of Genius“. (redaktionelle Bearbeitung kms)



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