Kein Genie, kein Angeber – wie sieht der ideale Teamplayer aus?

Zwischen Hollywood-Glanz und harter Realität zeigt sich: Nur wer drei Tugenden vereint, kann gemeinsam wirklich Großes erreichen.
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Foto: LeManna/iStock
Von 9. November 2025

Welche Eigenschaften zeichnen einen idealen Teamplayer aus? Was sollte beispielsweise ein Kampfpilot mitbringen, um seine Mission optimal durchführen zu können? Wenn es nach den Machern des Hollywood-Blockbusters „Top Gun“ aus dem Jahr 1986 geht, liegt die Antwort in Pete „Maverick“ Mitchell, gespielt von Tom Cruise – einem gut aussehenden, talentierten, äußerst ehrgeizigen Piloten mit einem ausgeprägten Ego und hoher Risikobereitschaft, der gewagte Manöver fliegt, sich aber nur bedingt an Regeln hält. Teambewusstsein? Fehlanzeige.

Mit der Realität haben solche Filmszenen jedoch nichts zu tun. Echte Kampfpiloten berichten, dass bei der Ausbildung eine professionelle, ruhige und auf das Lernen ausgerichtete Atmosphäre herrscht. Für Einzelgänger und Aufschneider ist hier kein Platz.

Neben räumlichem Orientierungsvermögen, schneller Reaktionsfähigkeit und solidem Hintergrundwissen, ist Teamfähigkeit gefragt, um eine militärische Laufbahn als Pilot einzuschlagen und den Test am Flugsimulator zu bestehen, so ist auf der Website der Bundeswehr zu lesen.

Doch was macht einen idealen Teamplayer aus? Mit dieser Frage hat sich der US-amerikanische Manager und Berater Patrick Lencioni eingehend beschäftigt. Basierend auf seiner über 20-jährigen Zusammenarbeit mit großen Unternehmen, Start-ups, Universitäten und Organisationen brachte er mehrere Bücher heraus.

In seiner Business-Fabel „Die 3 Tugenden idealer Teamplayer“ gibt er Führungskräften und Personalmanagern ein wirkungsvolles Praxismodell an die Hand. Der Schlüssel zum Erfolg liegt nach seiner Ansicht in drei unverzichtbaren Tugenden, die gute Teamplayer ausmachen. Sie sollten „bescheiden, hungrig und smart“ sein oder sich diese Eigenschaften zumindest mit der Zeit zu eigen machen.

Laut Lencioni stärkt eine Person mit diesen drei Eigenschaften ein Team und führt es zu einer hohen und besonders effektiven Leistungsfähigkeit.

Ohne Bescheidenheit kein Teamwork

Für den US-Manager steht Bescheidenheit an oberster Stelle als „wichtigstes und unerlässlichstes Attribut eines Teamplayers“, damit die Belange des Teams im Vordergrund stehen.

Ohne Bescheidenheit verhält sich ein Mensch aggressiv und prahlerisch. Er zieht die Aufmerksamkeit auf sich und verursacht Konflikte – ähnlich wie Maverick in Top Gun.

Es sei erstaunlich, so Lencioni, dass viele Führungskräfte Personen einstellen, die nicht bescheiden sind. Gerechtfertigt werde dies mit der Begründung, dass solche Bewerber über die erforderlichen Fertigkeiten verfügen. Selbst wenn das arrogante Verhalten dieser Mitarbeiter wahrgenommen werde, bleibe eine Aussprache aus. Mit der Zeit wird sich solches Verhalten laut Lencioni negativ auf das Team auswirken.

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Der US-Amerikaner unterscheidet den „offen arroganten Typ“, der gern angibt und die Aufmerksamkeit auf sich zieht, von den „ruhigeren bis reservierten“ Vertretern, die „extrem schädlich“ für ein Team sind. Letztere leiden unter Problemen mit ihrem Selbstwertgefühl und betrachten die Erfolge von Teamplayern als Bedrohung ihres eigenen Selbstbildes.

Gefährlich sei aber auch ein Mensch, der einen falschen Eindruck von Bescheidenheit vermittelt. Bei ihnen bestehe die Gefahr, Teams zu demoralisieren und zu zerstören, „weil sie anderen gegenüber erst ein falsches Gefühl von Vertrauen und Verletzlichkeit aufbauen und dieses anschließend ausnutzen“.

Echte Bescheidenheit bedeutet, das Wohl des Teams über das eigene Ego zu stellen. Foto: Khanchit Khirisutchalual/iStock

Nicht unerwähnt lässt Lencioni, den „ungefährlichsten“ Typus der Bescheidenheit – eine Person ohne jegliches Selbstvertrauen, die ebenfalls das Team schädigt. Darunter fallen all diejenigen, die ihre eigenen Leistungen herunterspielen, Probleme nicht ansprechen oder darauf verzichten, sich aktiv in ein Projekt einzubringen oder einen bedeutenden Beitrag zu leisten. Bei solchem Verhalten handele es sich um eine andere Form des Egoismus.

Der irische Schriftsteller Clive Staples Lewis, Autor der Fantasyromane „Die Chroniken von Narnia“, stellte klar: „Bescheidenheit heißt nicht, wenig von sich zu halten, sondern wenig an sich zu denken.“

Demnach ist ein wirklich bescheidener Mensch jemand, der aufrichtig Interesse an anderen zeigt.

Streben nach mehr

Unter Hunger im Sinne von Lencioni versteht man eine ausgeprägte Arbeitsmoral und einen inneren Antrieb, mehr Verantwortung zu übernehmen und beständig voranzukommen. Menschen mit dieser Eigenschaft sind fleißig und suchen stets nach Möglichkeiten, sich zu verbessern, zu lernen und noch mehr zu leisten. Wichtig ist dabei, dass dieser Hunger nicht selbstsüchtig, sondern positiv aufs Team ausgerichtet ist.

Ein Beispiel dafür ist die Lebensgeschichte von Chris Gardner, Unternehmer und Millionär, der durch seine Autobiografie „Das Streben nach Glück“ bekannt wurde. Seine Karriere startet in der Gosse. Monatelang lebte Gardner mit seinem Sohn auf der Straße. Doch dank seines unerbitterlichen „Hungers“ konnte der obdachlose alleinerziehende Vater ein Praktikum bei einer renommierten Maklerfirma absolvieren, wo er sich ein detailliertes Wissen über seine Kunden aneignete und keine Gelegenheit für Gespräche versäumte. Er merkte sich sogar die Namen ihrer Haustiere. Auch wenn man meinen könnte, dass Gardner es mit seinem Ehrgeiz auf die Spitze getrieben hat, so besitzt er in den Augen von Lencioni genau die richtige Einstellung.

Lencioni rät Jugendlichen, diese Fähigkeit bereits in jungen Jahren zu entwickeln – egal, ob in der Schule, in der Freizeit oder bei der Hausarbeit.

Smartness und Mitmenschlichkeit

Die dritte Eigenschaft, Smartness, befasst sich nicht mit Klugheit oder Intelligenz im klassischen Sinne, sondern mit emotionalen Fähigkeiten, vernünftig mit Menschen umzugehen.

Solche Menschen verfügen über ein gutes Urteilsvermögen und können ihre Umgebung hervorragend einschätzen. Intuitiv wissen sie, welche Auswirkungen von Worten und Taten ausgehen. Doch Smartness ist ein zweischneidiges Schwert. Im negativen Sinne können solche Menschen andere mit ihren Fähigkeiten manipulieren, verletzen und Spannungen in einem Team erzeugen.

Vom Ich zum Wir

Wer nur eine dieser Eigenschaften besitzt, dem fällt es schwer, sich in einem Team einzubringen. Wenn sich eine Person nur durch Bescheidenheit auszeichnet, wird sie zwar angenehm wahrgenommen, aber ihr Beitrag ist begrenzt. Jemand, der Hunger, aber kein Einfühlungsvermögen besitzt, könnte auf Kosten anderer vorpreschen. Ein smarter Mensch ohne jeglichen Antrieb und Engagement trägt zwar zu einer angenehmen Atmosphäre bei, aber nicht zu realen Erfolgen.

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Selbst eine Kombination von nur zwei dieser drei Eigenschaften könnte sich als problematisch erweisen. Ein bescheidener und hungriger Mensch, dem es an Smartness mangelt, kann sich als fleißiger Mitarbeiter erweisen, der jedoch seine Mitmenschen verletzt, ohne es überhaupt zu merken. Ein bescheidener und smarter Mensch ohne Hunger wird laut Lencioni zum „sympathischen Ausweicher“: umgänglich und kooperativ, aber ohne Initiative und persönlichen Antrieb. Darum ist eine Ausgewogenheit von Bescheidenheit, Hunger und Smartness eine unverzichtbare Voraussetzung für ein ideales Teammitglied.

Philip Jackson, ehemaliger US-amerikanischer Basketballtrainer und erfolgreichster Coach der NBA-Geschichte, brachte es einst mit diesen Worten auf den Punkt: „Gute Teams werden großartig, wenn die Mitglieder einander genug vertrauen, um das ‚Ich‘ für das ‚Wir‘ aufzugeben.“

Dieser Artikel erschien im Original zuerst in der israelischen Ausgabe der Epoch Times. (deutsche Bearbeitung sua)


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