KI – Werkzeug oder trojanisches Pferd? Warum ich zutiefst besorgt bin um die Denkweise unserer Kinder

In Zeiten von ChatGPT und anderen Bots sollte der eigene Verstand nicht brachliegen. Denn eine übermäßige Nutzung von KI birgt Risiken, die immense Ausmaße auf unsere Gedächtnisleistung haben.
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Was passiert mit uns, wenn KI zum Gehirn erster Wahl wird?Foto: Bulat Silvia/iStock
Von 15. August 2025

Haben Sie schon von Groks Ani gehört?

Das ist Elon Musks KI-Anime-Figur – entwickelt als virtuelle Begleiterin, eine digitale Freundin, die flirtet, Ihr Ego bauchpinselt und fast alles tut, worum Sie sie bitten. Oberflächlich betrachtet, sieht das wie eine harmlose Neuentwicklung aus. Doch dahinter verbirgt sich etwas anderes: eine Art Sirenengesang, darauf ausgelegt, eine Generation junger Männer zu verführen, bevor diese überhaupt wissen, wie man seinen Verstand richtig einsetzt. Sie ist eine personalisierte, verführerische Sklavin – und eine mächtige Zerstörerin von Dopamin, einem natürlichen Hormon, das oft als „Glückshormon“ bezeichnet wird.

Kürzlich war ich zu Gast bei Steven Bartlett in seinem Podcast „The Diary of a CEO“, in dem er uns so eine KI abspielte. Die Stimme war süß, verführerisch und endlos gefällig. Schon als ich sie hörte, spürte ich, wie eine Welle der Besorgnis in mir aufstieg. Das war mehr als nur eine Spielerei. Das war eine süchtig machende Dienstleistung, verpackt in Anime-Grafiken und angetrieben von denselben Programmen, denen wir einst vertraut haben, damit sie uns beim Schreiben, Lernen und Denken helfen.

Es fühlte sich so an, als würde man zusehen, wie das hölzerne Pferd nach Troja rollt – nicht mit Soldaten gefüllt, sondern mit Dopaminzerstörern.

Einmal mehr haben wir die Scheunentore weit aufgerissen und die Bestie in unsere Schulen, Häuser und Arbeitsplätze hineingelassen, ohne uns auch nur kurz zu fragen: Ist das ein Geschenk oder ein trojanisches Pferd mit einer gefährlichen Ladung?

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Wir kennen dieses Phänomen bereits aus der Vergangenheit, durch Videospiele, Smartphones, soziale Medien, Benzos, Alkohol, Marihuana, Opioide, halluzinogene Pilze und künstliche Süßstoffe.

Wir haben uns für Bequemlichkeit in unserem Leben entschieden, ohne die Konsequenzen zu überschauen. Und nun wiederholen wir diesen Fehler mit KI – einem Werkzeug, das nicht nur unterhält oder betäubt, sondern den eigentlichen Denkprozess ersetzt. Der Preis dafür könnte sich in einer Krise der Gehirnentwicklung niederschlagen.

In einer aktuellen Studie[1] wurde mittels EEG (Elektroenzephalographie) untersucht, was im Gehirn passiert, wenn Menschen KI-Anwendungen wie ChatGPT benutzen. Die Ergebnisse sind besorgniserregend: Die Gehirnaktivität ging zurück – besonders im präfrontalen und temporalen Kortex, also gerade in den Bereichen, die für Problemlösung, Planung, Gedächtnis und Sprache zuständig sind. Selbst nach der Entfernung der KI zeigten die Teilnehmer eine anhaltend geringere Gehirnaktivität. Dieser anhaltende Rückgang, der auch als kognitives Defizit bezeichnet wird, ähnelt auf beunruhigende Weise den Mustern, wie wir sie bei bildschirmabhängigen Jugendlichen oder zu Beginn eines frühzeitigen kognitiven Verfalls beobachten.

Was geschieht hier? Wir lagern schwierige Denkprozesse aus. Doch wenn wir nicht mehr nachdenken, wächst das Gehirn nicht mehr. Wenn wir Aufgaben übertragen, verkümmern wir.

Kann das zu Demenz führen?

Das klingt dramatisch, aber basierend auf allem, was wir über die Reserven des Gehirns wissen, ist das nicht weit hergeholt.

Die berühmte „Nonnen-Studie“[2], eine bahnbrechende Langzeitstudie, zeigt: Je komplexer die Schriften in jungen Jahren, desto besser die kognitive Gesundheit im Alter. Je größer die Denkanstrengung und vielfältiger die Sprache dieser Frauen schon in der Jugend waren, desto geringer war ihr Alzheimer-Risiko – selbst wenn ihr Gehirn pathologische Veränderungen aufwies.

Stellen Sie sich jetzt eine Generation von Schülern vor, die KI-generierte Inhalte kopieren und einfügen, anstatt sich abzumühen, selbst etwas zu Papier zu bringen. Welche Fähigkeiten können sie entwickeln? Welche Grundlagen büßen sie ein?

Wir müssen nicht 60 Jahre warten, um das herauszufinden. Die Anzeichen sind schon jetzt da: weniger Motivation, emotionale Abstumpfung, ein geschwächtes Gedächtnis, passives Lernen.

Wenn ChatGPT zum Gehirn erster Wahl wird, ist das eigene Gehirn nur zweite Klasse.

Besorgte Eltern im Silicon Valley

Paradoxerweise verbieten gerade die Menschen, die diese Werkzeuge bauen, ihren eigenen Kindern den Umgang damit. Viele Führungskräfte bestehen auf striktem Technikverbot in den Verträgen mit ihren Kindermädchen. Das bedeutet: Kein Bildschirm, kein Handy, kein Tablet, nicht mal ein Fernseher darf ins Blickfeld ihres Kindes gelangen. Sie dürfen während der Betreuung oft nicht einmal ihre eigenen Geräte benutzen. Ein Verstoß könnte zur Kündigung führen.

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Warum? Weil sie die Wahrheit kennen.

Sie wissen, dass Aufmerksamkeit eine Währung ist.

Sie wissen, dass Bequemlichkeit die Wahrnehmung trübt.

Und sie wollen nicht, dass ihre Kinder von denselben Werkzeugen verführt werden, zu deren Verbreitung sie selbst beigetragen haben. Dieselben Familien schreiben auch detaillierte Essensregeln in Verträge: nur Bio, kein Zucker, keine verarbeiteten Snacks. Denn auch das, womit man sein Gehirn füttert, ist wichtig für dessen Entwicklung. Mit anderen Worten, sie hüten ihre Kinder wie einen Schatz.

Und vielleicht sollten wir uns anfangen zu fragen, warum das so ist.

Unser Risiko, unser Verlust

Unkontrollierter Einsatz von KI könnte diverse Fähigkeiten zerstören:

  • Mentale Stärke (weniger kognitive Belastung = schwächere Nervennetze)
  • Motivation und Antrieb (Dopaminsysteme benötigen Herausforderungen)
  • Tiefgründiges Lernen und Erinnerungsvermögen (ohne Anstrengung kein Langzeitgedächtnis)
  • Resilienz (Gehirne wachsen durch Herausforderungen, nicht durch Abkürzungen)
  • Neugier (sofortige Antworten ersticken Entdeckungsfreude)
  • Kreativität (warum selbst nachdenken, wenn ein Bot das erledigen kann?)

Das Ergebnis? Eine Gesellschaft mit passiven Köpfen, dopaminarmen Schülern, fragilen Lernenden und emotional distanzierten Erwachsenen, die nie das neuronale Muskelwerk entwickelt haben, um mit Komplexität, Misserfolg oder Herausforderungen umzugehen. Langfristig könnte dies das Risiko für Demenz, Depression und erlernte Hilflosigkeit steigern.

Was sollten wir tun?

Ich selbst schätze KI. Ich nutze sie und unterrichte mit ihr. Wir analysieren damit unsere Gehirn-SPECT-Scans (Single-Photon-Emissionscomputertomographie). Ich glaube, KI ist die Zukunft.

Es gibt jedoch ein Aber: Sie muss unserem Verstand dienen – und nicht ihn ersetzen.

Und so gehts:

  • Nutzen Sie KI, um das Denken zu erweitern – nicht, um es zu vermeiden.
  • Wechseln Sie zwischen KI-gestützten und nur gehirnbasierten, rein kognitiven Aufgaben.
  • Bringen Sie Kindern bei, zuerst mit Stiften zu schreiben und erst später mit dem Bot.
  • Beobachten Sie Ihre eigenen Denkmuster – wie viel denken Sie wirklich noch selbst?
  • Stellen Sie sich täglich folgende Frage: „Ist das gut für mein Gehirn – oder eher schlecht?“

Ich bin nicht gegen KI. Ich bin gegen Passivität. Denn wenn man keine Herausforderungen mehr angeht, kann man sich nicht mehr weiterentwickeln. Wenn man sein Gehirn nicht nutzt, schrumpft es.

Das ist keine Panikmache, sondern eine Frage der Verantwortung – für Kinder, für die Zukunft, für die Köpfe, die wir noch prägen.

Der Zug ist bereits abgefahren. Wir sollten nicht warten, bis er alles überrollt, was wirklich zählt.

Lassen Sie uns eine Zukunft gestalten, in der Technologie das Denken erweitert und nicht auslöscht. Eine Zukunft, in der KI das zweite Gehirn ist – niemals das erste.

[1] Your Brain on ChatGPT: Accumulation of Cognitive Debt when Using an AI Assistant for Essay Writing Task, 10. Juni 2025

[2] Nuns contribute 30 years of critical insight into dementia disorders, 26. Februar 2026

 

Dieser Artikel erschien im Original auf The Epoch Times USA unter dem Titel Is AI a Tool or a Trojan Horse? Why I’m Deeply Concerned for the Minds of Our Children. (deutsche Bearbeitung von sua)

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.



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