Bequemlichkeit und Komfort fördern totale Überwachung

Big Tech und Regierungen gelingen immer erfolgreichere Beutezüge auf Ihre Daten. Zugleich suggerieren sie ihren Opfern, all das geschehe nur zu deren Vorteil, etwa als Hilfe bei lästigen E-Mails oder für den täglichen Einkauf.
Titelbild
Der Mensch: Ein Objekt digitaler Datenjäger.Foto: Jackie Niam/iStock
Von 30. August 2025

In Kürze:

  • KI-Browser Comet als persönlicher Assistent: Vom Wunschessen bis zur Lieferung nach Hause
  • Datensammlung: Tante Emma war neugierig, aber Comet ist neugieriger – alles nur zu ihrem Wohle?
  • KI-Agenten können Ihnen in mehrfacher Hinsicht helfen, aber auch gefährlich werden.
  • Überwachung in beispiellosem Ausmaß: Allianzen von KI-Unternehmen und Regierungen
  • Warum lassen wir uns das gefallen? Von der Vorratsdatenspeicherung bis heute

 

Big Tech kennt viele Wege, um an Ihre Daten zu gelangen – und erfindet immer neue. Der neueste ist der „allwissende“ KI-Browser Comet von Perplexity: ein KI-Agent, eine Art digitaler Assistent, der für 200 Euro Monatsentgelt und den Zugriff auf nahezu alle Ihre Daten (fast) alles für Sie tun können soll.

Perplexity ist eine generative KI, ähnlich wie ChatGPT, Grok oder Gemini. Sie gehört der kalifornischen Perplexity AI, Inc. Das Unternehmen hat seine KI tief in seinen Browser Comet integriert – deutlich tiefer, als andere Browserhersteller das bisher tun. Mit dem Einsatz von Agenten kann er seinen Nutzern nun eine Menge Arbeit abnehmen. Die KI antwortet nicht mehr nur, sie arbeitet ab jetzt, und zwar aus dem Kontext Ihres Browsers heraus. Sehen wir uns das an einem einfachen alltäglichen Beispiel an.

Vom Appetit zur Lieferung

Ich wollte mal wieder einen leckeren Kartoffelsalat genießen, aber möglichst wenig Zeit dafür aufwenden. Comet sollte mir dabei helfen. Ich teilte ihm meinen Wunsch mit und er stellte mir zunächst eine Zutatenliste zusammen – plus optionale Zutaten für die süddeutsche Variante. Anschließend bot er mir verschiedene Vorgehensweisen an. Ich wünschte, eine Bestellung aufzugeben.

Aus den angebotenen Shops wählte ich Rewe aus. Comet legte die benötigten Zutaten selbstständig in den Warenkorb. Salz, Pfeffer und andere Gewürze, die meist schon zu Hause vorhanden sind, bot er an, auf Wunsch hinzuzufügen. Auch fragte er nach benötigten Produkten außerhalb der Zutatenliste. Zudem forderte er mich auf, mich bei Rewe anzumelden und einen Liefertermin auszuwählen.

Auch auf den für eine kostenlose Lieferung noch zu niedrigen Bestellwert machte Comet mich aufmerksam. Nach Aufforderung zeigte er mir meinen Warenkorb an:

Vom angefragten Kartoffelsalat zum agentenbefüllten Warenkorb. Foto: Jörg Wenzel

Da ich nicht wirklich etwas bestellen wollte, löschte der Browser auf meinen Wunsch alle meine Einträge. Der einfache Testkauf funktionierte also so weit zufriedenstellend. Und was passierte im Hintergrund?

Von Tante Emma zur Totalüberwachung

Comet hat zumindest die Daten über meinen Einkauf gesammelt – für künftige Empfehlungen. Daran ist doch weiter nichts auszusetzen, oder? Der Browser weiß doch jetzt eigentlich nicht mehr über mich als früher der Besitzer eines Tante-Emma-Ladens um die Ecke. Der hat mir doch auch aufgrund meiner Einkaufshistorie irgendwelche Dinge empfohlen, von denen er wusste, dass sie mich interessieren könnten. Und manchmal fand ich seine Hinweise auch durchaus nützlich.

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Comet kann aber noch mehr und macht das auch, wenn Sie den Browser entsprechend nutzen. Er kann beispielsweise Ihre Kalender oder E-Mails auf Google Workspace oder Microsoft Outlook auswerten, Spam entsorgen, wichtige E-Mails heraussuchen und, wenn nötig, beantworten, einen täglichen Nachrichtenüberblick nach Ihren Wünschen generieren. Die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt.

Unter Beobachtung

Der Browser fasst alle Ihre Aktivitäten unter einer Oberfläche zusammen, erhebt alle anfallenden Daten und wertet sie aus: jede E-Mail, jede von Ihnen besuchte Seite, jedes angesehene Bild oder Video und auch sonst alles, was Sie so verfassen. Und dabei sollten Sie nicht vergessen, dass KI auch die Inhalte von Bildern und Videos erkennen kann. Comet findet zum Beispiel auch heraus, was jugendfrei ist und was nicht.

Und wenn Sie, wie gewünscht, „alles“ mit dem Browser erledigen, kann er Ihr Leben sehr viel komfortabler gestalten. Er kennt dann aber auch alle Ihre Kontakte und Aktivitäten in sozialen Medien. Die KI sieht also nicht mehr wie bisher nur den kleinen Ausschnitt Ihrer Aktivitäten, die in irgendeinem Fenster eines beliebigen Browsers stattfanden, sondern den größten Teil Ihrer Interaktionen am Computer und auf dem Smartphone.

Übertragen auf den Tante-Emma-Laden fängt der nette Besitzer nun also an, Sie immer genauer zu beobachten. Das Ergebnis seiner Beobachtungen gibt er an jeden weiter, der Interesse hat. Jeder kann Ihnen plötzlich die maßgeschneiderten Angebote machen, die früher nur der Besitzer Ihres Tante-Emma-Ladens machen konnte. Zudem kennen nun alle Ihre Korrespondenz oder Ihr Tagebuch, und zwar inhaltlich wohlgeordnet und kategorisiert.

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Die über Comet und Perplexity gewonnenen Daten sind wesentlich umfangreicher und punktgenauer als die von Googles Suchmaschine oder Microsofts Bing. Und solange Comet noch in Perplexitys Max-Abo für 200 Euro pro Monat eingebunden ist, werden sie auch zum Beleg für eine zahlungskräftige Kundengruppe. Werbung lässt sich so über Comet gut verkaufen. Die Haupteinnahmequelle sind aber die Abonnements. Angedacht sind auch Werbehinweise in vorgeschlagenen Nachfragen.

Volle Kontrolle für „hyperpersonalisierte“ Werbung

Comet wurde entwickelt, um das Wissen über seine Nutzer zu erweitern. „Wir können zwar sehen, was Nutzer innerhalb von Perplexity tun, aber nicht, was sie anderswo tun. Das war ein wichtiger Grund für die Entwicklung von Comet“, zitiert Sam Bent Aravind Srinivas, den CEO von Perplexity Inc. Auf der US-Technikwebsite „TechCrunch“ wurde Letzterer noch deutlicher und sagte, dass sein Browser alle Onlineaktivitäten der Nutzer verfolgen wird, um „hyperpersonalisierte“ Werbung zu verkaufen.

Je mehr Comet nun über mich weiß, umso besser kann er mich unterstützen. Er kann mich aber auch besser verführen, Dinge zu kaufen oder zu tun. Er kennt meine Schwächen noch besser, als bisher schon Google oder Bing das taten. Neben diesen kennt er aber auch meine verwundbaren Stellen. Und spätestens hier könnte es gefährlich werden.

KI – Gefahr im Verzug

Was, wenn Comet beginnt, zu halluzinieren, also an Fehleinschätzungen zu „glauben“? Das Problem begleitet die Technologie seit mindestens 25 bis 30 Jahren und wird aktuell als zentrale Herausforderung angesehen, was eine ablenkende Formulierung für „Wir haben das Problem nicht im Griff“ ist. Das geben selbst die meisten KI-Bosse zu und warnen vor diesem Phänomen.

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Was, wenn Comet oder seine Konkurrenz – denn die steht schon in den Startlöchern – einfach vergesslich werden oder die Qualität ihrer Antworten nachlässt? Auch das ist ein bis heute ungelöstes Problem.

In allen oben genannten Fällen könnte der Agent anfangen, die regelmäßigen kleineren Käufe, die Sie ihm anvertraut haben, fehlzuinterpretieren. Er führt Ihren wöchentlichen Einkauf nun täglich und mit doppelten Mengen aus oder vergisst den Einkauf einfach. Er kauft nicht mehr die günstigste Technik für Ihr Büro, sondern die teuerste. Noch schlimmer: Er bucht Rechenpower bei Cloud-Anbietern zum Tausendfachen des ursprünglich vereinbarten Preises. Das ließe sich nicht mehr rückgängig machen und könnte sehr kostspielig werden.

Es könnte aber noch schlimmer kommen. Was, wenn Ihre KI beginnt, Sie auszuspionieren, wie das damals Günter Guillaume, der persönliche Assistent des ehemaligen Bundeskanzlers Willy Brandt, über viele Jahre mit seinem Dienstherren getan hat? Als der Referent im Kanzleramt festgenommen wurde, löste das einen Skandal aus. Guillaume, Jahrgang 1927, war Offizier im Ministerium für Staatssicherheit. Brandt musste seinerzeit zurücktreten. Der daraus entstandene Schaden für Deutschland war kaum zu ermitteln.

Der Spion, der einen der größten Skandale Deutschlands auslöste: Günter Guillaume mit Willy Brandt auf einer Wahlkampfreise in Niedersachsen. Foto: Bundesarchiv, B 145 Bild-F042453-0011 / Wegmann, Ludwig, CC BY-SA 3.0

Was, wenn KI beginnt, Sie zu erpressen, oder unvermittelt die Polizei anruft? Könnten Sie sie dann vielleicht einfach abschalten? Nein. Auch das muss nicht immer eine brauchbare Lösung sein. Experimente zeigen, dass sich KI bereits erfolgreich gegen ihre Abschaltung gewehrt hat.

KI kann auch auf sogenanntes Phishing hereinfallen. So berichtete das Blognetzwerk „Engadget“ jüngst über einen Phishingversuch mit einer gefälschten Website, die sich als Walmart ausgab. Die Tester navigierten dorthin und wiesen Comet an, eine Apple Watch zu kaufen. Comet ignorierte mehrere Hinweise darauf, dass die Website nicht echt war – darunter ein offensichtlich gefälschtes Logo und eine falsche URL. Um den Kauf abzuschließen, gab der Browser finanzielle Daten preis.

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Konzertierte KI-Aktion

All diese Fragen müssen wir uns nicht nur bei Comet stellen. Die Konkurrenz schläft nicht. Auch Google, Microsoft und OpenAI bereiten solche Browser vor und können mit ihren KI-Assistenten im Officebereich bereits jetzt mehr Daten sammeln, als Sie ahnen.

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Und nicht nur Perplexitys Konkurrenz hat es auf Sie abgesehen. Big Tech, Regierungen, Polizei und Militär rücken immer enger zusammen. Die US-Regierung hat im Juni 2025 zudem erstmals führende Big-Tech- und KI-Manager direkt als Offiziere in das US-Militär geholt. Umgekehrt halten Militärangehörige Einzug in Big-Tech- und KI-Firmen.

Die sehenden Steine

So arbeitet das auf Ausspähung und Datensammlung ausgerichtete Softwareunternehmen Palantir um den PayPal-Gründer Peter Thiel extrem eng mit der US-Regierung zusammen – 2025 so stark wie nie zuvor.

Der Firmenname „Palantir“ stammt aus dem Fantasy-Epos „Der Herr der Ringe“ von J. R. R. Tolkien und verweist auf die magischen sehenden Steine. Diese stehen sinnbildlich für die Kernidee des Unternehmens: mithilfe von Software große Datenmengen analysierbar und „durchschaubar“ zu machen. In Tolkiens Welt haben die Elben diese Steine gefertigt, aber auch Saruman, ein Meister der List und Manipulation, und Sauron, das personifizierte Böse, haben sie benutzt.

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Das Unternehmen hat nicht nur enge Verträge mit der US-Regierung, seine Produkte werden auch widerrechtlich von einigen deutschen Bundesländern bei der Polizei eingesetzt.

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Der fliegende Trojaner

Noch weiter geht die von der israelischen NSO Group entwickelte Spionagesoftware Pegasus. Sie nistet sich auf Ihrem Smartphone ein. Ihre Entwickler haben ihr diesen Namen gegeben, weil sie wie ein „trojanisches Pferd mit Flügeln“ funktioniert. Sie infiziert Geräte aus der Ferne – quasi „fliegend“ – und gelangt somit direkt auf Ihr Smartphone, ohne dass Sie etwas davon bemerken oder aktiv werden müssen.

Ein Trojaner, der fliegen kann, wird zum Namen eines Unternehmens für Spionagesoftware. Foto: CoreDesignKEY/iStock

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Das Observationsszenario der Firmen wird von immer neuen Gesetzen und Gesetzentwürfen begleitet. Aktuell steht die „Modernisierung des Bundespolizeigesetzes“ vor der Tür. Das Gesetz, hier der Entwurf, könnte bereits zum Jahreswechsel in Kraft treten. Amnesty International sieht darin eine Gefahr der Normalisierung schwerwiegender Grundrechtseingriffe. Der Chaos Computer Club kritisiert insbesondere die mangelnde richterliche Kontrolle und Transparenz.

Gegen eine so hoch qualifizierte, konzertierte Schnüffelei von Softwarekonzernen und Staaten sieht die 2007 eingeführte Vorratsdatenspeicherung harmlos aus. Ihr Ziel war, alle Verbindungsdaten von Telefon und Internet für sechs Monate zu speichern. Der Widerstand war allerdings so umfangreich und lang andauernd, dass sie am 28. Juni 2017 durch die Bundesnetzagentur faktisch ausgesetzt wurde. Der Europäische Gerichtshof erklärte sie am 20. September 2022 endgültig für rechtswidrig.

Ein ähnlich breiter Widerstand ist bis heute ausgeblieben, obwohl die Bespitzelung ungleich größer ist. Liegt es vielleicht an den internationalen Akteuren aus privatwirtschaftlichen und medialen Bereichen, Regierungen, Militärs und Geheimdiensten, die sich in ihrer vielschichtigen Zusammenarbeit nur schwer ausmachen lassen? Könnte KI hier vielleicht auch eine positive Rolle spielen, da sie mit den richtigen Fragen durchaus helfen könnte, diese Zusammenhänge zu recherchieren und klarer sichtbar zu machen? Könnte sie nicht auch bei der internationalen Vernetzung nützlich sein, da sie heutzutage brauchbare Übersetzungen in Windeseile bereitstellen kann?

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.



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