EU schlägt den USA Freihandel auf Industriegüter vor – Japan will Trump mit „Maßnahmenpaket“ besänftigen

Die EU hat den USA eine Vereinbarung zur gegenseitigen Aufhebung aller Zölle auf Industriegüter angeboten. Demnach sei die Europäische Union bereit zu verhandeln, sagte EU-Kommissionspräsident Ursula von der Leyen in Brüssel.
Hofft weiter auf Verhandlungen: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. (Archivbild)
Hofft weiter auf Verhandlungen: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. (Archivbild)Foto: Geert Vanden Wijngaert/AP/dpa
Epoch Times7. April 2025

Die EU hat US-Präsident Donald Trump nach Angaben von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die Abschaffung aller Zölle auf Industriegüter auf beiden Seiten vorgeschlagen.

„Wir haben Null-für-Null-Zölle für Industriegüter angeboten“, sagte von der Leyen am Montag in Brüssel. „Europa ist immer zu einem guten Geschäft bereit.“ Industriegüter sind Güter, die primär für industrielle Zwecke verwendet werden, insbesondere zur Herstellung anderer Produkte oder zur Erbringung von Dienstleistungen. Sie unterscheiden sich von Konsumgütern, die direkt für den Endverbrauch bestimmt sind.


Laut von der Leyen habe die EU die Abschaffung gegenseitiger Zölle „wiederholt“ angeboten, etwa im Automobilsektor. „Aber es gab keine angemessene Reaktion auf dieses Angebot“, so EU-Kommissionspräsidentin. Sie betonte, die EU sei „immer zu einem guten Geschäft bereit“.

Die EU hofft im Handelsstreit mit US-Präsident Donald Trump auf eine Verhandlungslösung. Die EU-Kommission und die Mitgliedsländer bereiten aber auch eine Reihe von Gegenmaßnahmen vor, um auf die US-Zölle zu reagieren. Ab Mitte April sollen nach und nach Gegenzöllen in Kraft treten.

Japan will Trump mit „Maßnahmenpaket“ besänftigen

Japan will US-Präsident Donald Trump mit einem „Maßnahmenpaket“ besänftigen und so eine Senkung der von ihm verhängten Zölle erwirken. Die Lösung sei nicht, „stückweise“ vorzugehen, sagte Regierungschef Shigeru Ishiba am Montag. „Wir glauben, dass wir ein Maßnahmenpaket vorlegen müssen.“ Darin könnte etwa eine Vereinbarung zum Kauf von mehr Erdgas aus den USA enthalten sein.

In einem Telefonat mit Trump am Montag verständigten sich beide Seiten auf weitere Gespräche über die Zölle. Ishiba sagte, es sollten von den USA und Japan Kabinettsmitglieder benannt werden, die die Leitung der Gespräche übernehmen und die Gespräche dann fortsetzen sollen. Er habe Trump mitgeteilt, dass die Zölle die Möglichkeiten japanischer Unternehmen zu Investitionen in den USA schwächen würden.

Japan wurde im Zuge von Trumps umfassender Zollankündigung der vergangenen Woche mit einem Zusatzzoll von 24 Prozent belegt. Die außerdem seit Donnerstag geltenden US-Zölle auf Autos treffen die Wirtschaft des Landes zudem schwer.

Ishiba nannte das auch von Trump genannte Pipeline-Projekt in Alaska, das Erdgas aus dem hohen Norden an die südwestliche Küste des US-Bundesstaats transportieren könnte, um es anschließend per Schiff nach Ostasien zu bringen. Japan könne sich daran beteiligen. Nähere Angaben zu weiteren möglichen Zugeständnissen an die USA machte der Regierungschef nicht. Japan ist bereits der wichtigste ausländische Investor in den USA.

Bangladesch bittet Washington um Aufschub – Textilindustrie unter Druck

Die Regierung in Bangladesch hat angesichts der drohenden Auswirkungen massiv angehobener Zölle auf die für das Land existenziell wichtige Textilindustrie US-Präsident Donald Trump aufgefordert, die Umsetzung der Zölle um drei Monate zu pausieren. Der Chef der Übergangsregierung, Muhammad Yunos, erklärte am Montag, dies würde Bangladesch die Zeit geben, eine Initiative zur Steigerung der US-Importe ins Land reibungslos umzusetzen.

Bangladesch will demnach Baumwolle, Weizen, Mais und Sojabohnen aus den USA beziehen. Yunos sicherte Trump nach eigenen Angaben zu, dass er dessen Handelsagenda voll unterstütze.

Trump hat für das südasiatische Land Zölle in Höhe von 37 Prozent verhängt, bisher lagen sie bei Baumwollprodukten bei 16 Prozent und bei Polyester bei 32 Prozent. Bangladesch ist stark von seiner Textilindustrie abhängig, sie steht für 80 Prozent aller Exporte des Landes.

Die Textilindustrie bekommt bereits jetzt die Auswirkungen der angekündigten Zölle zu spüren. Käufer aus den USA begannen damit, Bestellungen zurückzuhalten, berichteten Industrievertreter.

Der Geschäftsführer von Essensor Footwear and Leather Products, Mohammad Mushfiqur Rahman, sagte der Nachrichtenagentur AFP, ein US-Käufer habe ihn per Brief um einen Lieferstop gebeten. „Mein Käufer bat mich am Sonntag, eine Lieferung von Lederwaren – darunter Taschen, Gürtel und Geldbörsen – im Wert von 300.000 US-Dollar zu stoppen.“

Der Chef des Konfektionsherstellers Wikitex-BD, AKM Saifur Rahman, sagte der bengalischen Zeitung „Prothom Alo“, sein Abnehmer habe einen Lieferstopp im Wert von 150.000 US-Dollar beantragt. „Mein US-Käufer sagte, es sei nicht möglich, die Mehrkosten an seine Kunden weiterzugeben, deshalb sollen wir den Preis senken“, sagte Rahman der Tageszeitung. Auch andere Industrievertreter berichteten von entsprechenden Kontaktaufnahmen aus den USA.

Thailand verbietet vor Handelsbeginn an der Börse Wetten auf fallende Kurse

Thailand, wo die Börse am Montag wegen eines Feiertags geschlossen war, hat für den nächsten Handelstag das Wetten auf fallende Kurse verboten. Die thailändische Börse (SET) verhängte ein Verbot auf sogenannten Leerverkäufe bis zum Ende der Woche. Auch der restliche Aktienhandel soll demnach eingeschränkt werden. Die SET erklärte, es gehe darum, „die Stabilität des Marktes und das Vertrauen der Anleger zu stützen“.

Infolge der von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle waren weltweit die Aktienkurse eingebrochen. In Asien fiel der Crash am Montag besonders stark aus, weil die von China angekündigte harte Reaktion auf die Zölle mit eigenen Gegenzöllen vom Freitag erst nach Börsenschluss publik geworden war. Wegen des Feiertags steht der Absturz der Kurse in Thailand mutmaßlich noch bevor.

Bei Leerverkäufen verkauft ein Börsenhändler Wertpapiere, die er nicht besitzt, sondern nur geliehen hat. Anschließend kauft er die Papiere zurück und spekuliert darauf, dass der Wert der Papier in der Zwischenzeit sinkt, wodurch sich für ihn ein Gewinn ergeben würde.

Thailand gehört wie mehrere Länder in Südostasien zu den besonders hart getroffenen Handelspartnern der USA. Trump verhängte einen Zollsatz von 36 Prozent auf thailändische Importe. Die USA sind für thailändische Unternehmen der wichtigste ausländische Absatzmarkt.

Simbabwe will alle Zölle auf US-Waren aufheben

Simbabwes Präsident Emmerson Mnangagwa will alle Zölle auf US-Waren aussetzen, kurz nachdem das Weiße Haus einen Zollsatz von 18 Prozent auf Importe aus dem afrikanischen Land verhängt hatte.

Am Samstag schrieb Mnangagwa auf X: „Das Prinzip der gegenseitigen Zölle als Instrument zur Sicherung heimischer Arbeitsplätze und Industriezweige ist durchaus sinnvoll.“ Er erklärte: Um die Beziehungen zu den USA zu verbessern „werde ich unter Präsident Trumps Führung die simbabwische Regierung anweisen, alle Zölle auf Waren aus den USA auszusetzen.“

Simbabwes Haupthandelspartner sind Südafrika, die Vereinigten Arabischen Emirate und China, das Land exportiert auch Tabak und Reis in die USA.

Korruption und Sanktionen

Mnangagwa übernahm 2017 die Präsidentschaft, nachdem der langjährige Staatschef Robert Mugabe 2017 im Alter von 93 Jahren abgesetzt wurde.

Er wurde im August 2023 wiedergewählt und verfolgt den Slogan „Umstrukturierung, Reform, Wiederaufbau“ um die simbabwische Wirtschaft nach Mugabes Herrschaft zu sanieren. Der regierenden ZANU-PF werden Korruption und Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen.

Die Biden-Regierung hob die seit 2003 gegen Simbabwe verhängten Sanktionen auf und ersetzte sie durch neue Maßnahmen direkt gegen Mnangagwa, seine Frau Auxillia und neun weitere Personen.

Am 4. März 2024 erklärte das Office of Foreign Assets (OFAC), Mnangagwa sei „in korrupte Aktivitäten verwickelt, insbesondere im Zusammenhang mit Gold- und Diamantschmuggelnetzwerken“.

Am 31. März rief eine rivalisierende Fraktion innerhalb der ZANU-PF zu Protesten gegen die Regierung auf, doch die Straßen der Hauptstadt Harare blieben weitgehend leer. Der Aufruf fand kaum Gehör.

Die Fraktion unter Führung von Blessed Geza, bestehend größtenteils aus Veteranen des Kampfes gegen die weiße Minderheit in den 1970er Jahren, lehnt Mnangagwas Kandidatur für 2028.

Geza, bekannt als „Comrade Bombshell“, ist online populär und hat Zehntausende Zuschauer auf seinem YouTube-Kanal. Die ZANU-PF schloss ihn aus, und die Polizei erwägt Vorwürfe wegen Hochverrat.

Zölle für afrikanische Staaten bis 50 Prozent

US-Präsident Donald Trump verhängte am 2. April weltweit Zölle und erklärte diesen Tag zum „Tag der Befreiung Amerikas“. Die Zölle umfassen eine Pauschalabgabe von 10 Prozent sowie zusätzliche Zölle, die auf die Handelsschranken der einzelnen Länder zugeschnitten sind.

Für afrikanische Länder variieren die Zölle von 50 Prozent für Lesotho, 32 Prozent für Angola, 18 Prozent für Simbabwe und 10 Prozent für den Sudan.

Über 50 Länder haben sich mittlerweile das Weiße Haus kontaktiert, um Verhandlungen über Zölle aufzunehmen. Einige, wie Vietnam und Taiwan, wollen ihre Zölle auf null senken.

(Mit Materialien der Agenturen)



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