E.ON-Chef schlägt Alarm: Ausbau von Solar und Windkraft schnell drosseln
In Kürze:
- E.ON-Chef Leonhard Birnbaum fordert ein geringeres Ausbautempo der erneuerbaren Energien.
- Demnach sollten ebenfalls die Ausbauziele der Bundesregierung neu angepasst werden.
- Hoffnung gibt Birnbaum bei der Entwicklung der Energiepreise, wo sich jedoch ein genauerer Blick lohnt.
Die installierte Leistung der Windkraft und Photovoltaik in Deutschland erhöht sich nahezu ungebremst. Kombiniert liegt sie mittlerweile bei rund 192 Gigawatt (GW). Die Tendenz ist weiter steigend. Das bringt Gefahren für die Stabilität der Stromnetze mit sich.
Stromnetze „überfordert“
Warnungen vor einer Überlastung der Stromnetze gab es in den vergangenen Monaten öfter, so auch von Branchenunternehmen selbst und der Bundesnetzagentur. Jetzt fordert Leonhard Birnbaum, der Vorstandsvorsitzende des Energiekonzerns E.ON, eindringlich eine Kehrtwende in der deutschen Energiepolitik.
Im Gespräch mit der „Süddeutschen Zeitung“ vom 30. November sagte er, dass Deutschland „das Tempo des Ausbaus von Wind- und Solarenergie verlangsamen“ solle. Der Grund: Vielerorts seien die Stromnetze mit neuen Projekten „überfordert“.

Mancherorts speisen Windkraft- und Solaranlagen bei guten Wetterbedingungen hohe Mengen an Strom in die Netze ein. Das bedeutet mit jedem Zubau eine immer höhere Belastung für das Stromsystem. Foto: iStock/elxeneize
Hintergrund ist, dass die vielen Windkraft- und Solaranlagen hierzulande bei guten Wetterbedingungen bereits häufig deutlich mehr Strom in die Netze einspeisen, als Bedarf besteht.
Dabei sollten sich Stromerzeugung und -verbrauch die Waage halten, um die Netzstabilität zu erhalten – und das in jeder Sekunde.
Bei einem solchen Stromüberschuss müssen die Netzbetreiber die Anlagen immer öfter abregeln. Das geht bei den großen Windkraftanlagen noch gut, bei vielen Photovoltaikanlagen jedoch nicht. Von insgesamt installierten 115 GW sind hierzulande mindestens 46,6 GW nicht steuerbar. Das bedeutet bei sonnigem Wetter hohe Strommengen in Regionen mit vielen Solaranlagen.
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Birnbaum: Kaum Nutzen durch neue Kapazitäten
Weiter sagte der E.ON-Chef: „Es macht zum jetzigen Zeitpunkt keinen Sinn mehr, neue Kapazitäten massiv zu subventionieren, insbesondere wenn eine weitere Windkraftanlage zwar Kosten verursacht, aber kaum Nutzen bringt.“
Laut Birnbaum solle die Politik zudem die Ausbauziele neu definieren, da der Strombedarf in Europa „seit Jahren konstant“ sei.
Viele Prognosen jedoch gehen von einem deutlich steigenden Strombedarf in Deutschland in den kommenden Jahren aus. Demnach soll der Stromverbrauch von derzeit rund 465 Terawattstunden (TWh) pro Jahr bis 2045 auf rund 1.000 TWh ansteigen. Die tatsächliche Entwicklung seit 2021 zeigt allerdings einen leichten Rückgang.
Aktuell beträgt die installierte Leistung der Windkraft allein 76,6 GW. Nach Planungen der Bundesregierung soll sich dieser Wert bis zum Jahr 2030 auf 145 GW nahezu verdoppeln. Weitere 15 Jahre später sind dann 230 GW angestrebt.
Die Nennleistung der Photovoltaik liegt heute bei 115,1 GW. In fünf Jahren sollen daraus 215 GW werden und bis 2045 insgesamt 400 GW.
Auch der Energieexperte Stefan Spiegelsperger hat bei der Analyse eines Dokuments des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie die Notwendigkeit eines teilweise Ausbaustopps der „Erneuerbaren“ herausgelesen. Aus seiner Sicht müsse ein sofortiger Stopp des Windkraftausbaus im Norden Deutschlands und ein Ausbaustopp der Photovoltaik im Süden erfolgen. „Beides haben wir bereits zu viel in diesen Gebieten“, sagte er.
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Sinkende Energiepreise?
Allerdings gibt Birnbaum mit einer Aussage auch etwas Hoffnung. Der Konzernchef rechnet für das kommende Jahr mit sinkenden Strompreisen.
Das liegt jedoch nicht daran, dass die Windkraft- und Solaranlagen den Strom günstiger machen oder die Netzkosten sinken. Der Grund hierfür liegt stattdessen darin, dass die Netzentgelte staatlich subventioniert werden. Dabei schießt der Bund ab 2026 6,5 Milliarden Euro aus dem steuerfinanzierten Klima- und Transformationsfonds zu.
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Das entspricht der Verstaatlichung der EEG-Umlage (Erneuerbare-Energien-Gesetz), die noch bis Mitte 2022 Teil des Strompreises war. Seit 2022 erfolgen die Zuzahlungen auf das EEG-Konto über die Steuerzahler. Dieses Jahr überwies der Bund bis Ende Oktober bereits rund 15 Milliarden Euro dorthin.
Aus dem EEG-Konto werden die Einspeisevergütungen für Betreiber von Erneuerbare-Energie-Anlagen oder Kosten der Übertragungsnetzbetreiber beglichen. Ebenso werden damit die Kosten für Einspeisemanagementmaßnahmen, wie netzstabilisierende Abregelungen, bezahlt.
Aktuell hat Deutschland die höchsten Endverbraucherstrompreise in Europa.
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