Deutsche Umwelthilfe fordert mehr „Energiewende in Bürgerhand“ – Journalist bei Nachfrage ausgeschlossen

Durch eine eigene Solaranlage haben sich schon viele Privatleute an der Energiewende beteiligt. Die Deutsche Umwelthilfe und Partnerverbände kritisierten bei einer digitalen Pressekonferenz die Einflussnahme von Großkonzernen. Als ein Journalist der Epoch Times eine Frage stellte, wurde er „aus der Übertragung entfernt“.
Energiewende in Bürgerhand
Solaranlagen auf Wohnhäusern.Foto: ebobeldijk/iStock
Von 13. April 2025

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) befürwortet, dass die Energiewende in Deutschland verstärkt in Bürgerhand soll. Zu diesem Thema lässt sie bei einer digitalen Pressekonferenz die Verbraucherzentrale und zwei weitere Verbände zu Wort kommen.

Hintergrund ist die Einflussnahme großer Energiekonzerne wie RWE und E.ON. Diese seien auf Kurs gegen „Energiewende in Bürgerhand“. Die Verbände stellen sich dagegen und fordern, dass die Menschen an der Basis noch mehr Möglichkeiten erhalten, sich an der Energiewende beteiligen zu können. Auf eine kritische Frage zum Thema Energiewende reagierte die DUH jedoch harsch.

DUH gegen „Profitgier“ von Großkonzernen

Noch während der Koalitionsgespräche haben große Energiekonzerne versucht, die zukünftige Bundesregierung vom Kurs der bürgernahen Energiewende abzubringen. Das geht aus einer Pressemitteilung der DUH hervor, die der Epoch Times vorliegt. Unter dem Vorwand der Kosteneffizienz fordern RWE und E.ON sowie der Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) unter anderem die Ersetzung des „EEG durch ein neues Marktregelwerk“.

Die DUH, der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), das Bündnis Bürgerenergie (BBEn) sowie der Bundesverband Steckersolar (BVSS) lehnen dies ab. Gleichzeitig fordern sie die künftige Bundesregierung auf, ein klares Bekenntnis zur „Energiewende in Bürgerhand“ abzugeben. Ihrer Aussage nach spielen die Bürger etwa bei der dezentralen Solarenergie eine entscheidende Rolle.

Dazu sagte Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH: „Die Bundesregierung darf sich nicht von der Profitgier von E.ON, RWE und Co. täuschen lassen, denn das ginge auf Kosten von Bürgerinnen und Bürgern und würde fossilen Energieträgern wieder Auftrieb geben.“ Laut Metz sei die deutsche Energiewende nur durch eine „breite Verankerung in der Bevölkerung“ erfolgreich. „Nehmen Sie das ernst“, lautet ihr Appell. Ohne Bürgerbeteiligung wäre die Teilhabe, die Akzeptanz und vor allem der Solarzubau gefährdet.

Aktuell sind in Deutschland bereits mehr als 5 Millionen Photovoltaikanlagen mit einer installierten Gesamtleistung von knapp 103 Gigawatt (GW) in Betrieb. Kürzlich teilte Prof. Stefan Krauter, Fachmann für „erneuerbare“ Energien, auf der Social-Media-Plattform 𝕏 mit, dass von diesen 103 GW 38 Prozent auf Dächern von Eigenheimen und knapp 1 Prozent auf Balkonen entfallen.

Da diese privaten Anlagen eher klein sind, ist ihre Anzahl entsprechend hoch. Somit befindet sich die solare Energiewende aktuell zu einem erheblichen Teil in Bürgerhand.

Mehr Anlagen in Stadtgebieten

Metz nennt als wichtigen Schritt einen vereinfachten Smart-Meter-Rollout, also eine einfache Verbreitung der digitalen, intelligenten Stromzähler in den deutschen Haushalten. Wenn ein solcher Smart Meter installiert ist, kann der lokale Energieversorger die Daten aus der Ferne ablesen und bei Bedarf das Stromnetz besser steuern. „Dies ist die Grundlage für innovative Geschäftsmodelle wie dynamische Stromtarife und Energy Sharing“, so die Bundesgeschäftsführerin.

Ebenso sei die „urbane Energiewende“ nötig. In den großen deutschen Städten gebe es noch viele Dächer ohne eine Solaranlage. „Hier kann die erzeugte Energie direkt in die Nutzung kommen“, sagte Metz. Das würde „den Netzausbau ein wenig reduzieren“.

Je näher sich ein stromerzeugendes Kraftwerk bei den Verbrauchern befindet, desto weniger Stromleitungen – also Netzinfrastruktur – sind nötig. Das ist in der Regel bei großen Freiflächenanlagen der Fall, welche die großen Energiekonzerne betreiben. Sie liegen meist in ländlichen Gegenden oder an Autobahnen. Der nächste Verbraucher ist hier oftmals mehrere Kilometer entfernt.

vzbv: Verbraucher benötigen gute Rahmenbedingungen

Von der Verbraucherzentrale verkündete Tom Janneck, Leiter Team Energie und Bauen, dass sich noch mehr Bürger an der Energiewende aktiv beteiligen wollen. „Mit einer Photovoltaikanlage können sie einfach die eigene Wärmepumpe oder E-Ladesäule betreiben.“

Allerdings warnte Janneck: „Die aktuelle Diskussion über ein Auslaufen der EEG-Förderung für kleine Photovoltaikdachanlagen mindert die Planungssicherheit und erschwert die Teilhabe an der Energiewende.“ Die Verbraucher bräuchten ansprechende Rahmenbedingungen, damit sie in die Energiewende investieren.

Zu diesen Rahmenbedingungen zählt laut Janneck unter anderem eine auskömmliche, gut kalkulierbare Förderung, die den Menschen Planungssicherheit bietet.

BBEn: Bürgerenergie ein wirtschaftlicher Gewinn für Menschen

Das Bündnis Bürgerenergie fordert die kommende Bundesregierung auf, „den enormen Mehrwert der Bürgerenergie [zu] erkennen“. Katharina Habersbrunner, Geschäftsführende Vorständin BBEn betonte: „Bürgerenergie ist kein Kostentreiber. Sie ist nicht nur ein wichtiger Beschleuniger der Energiewende, sondern auch ein wirtschaftlicher Gewinn für die Gesellschaft. Sie mobilisiert privates Kapital für Wind- und Solarparks und stärkt damit die regionale Wertschöpfung.“

Die Profiteure seien dabei „die Menschen vor Ort, die kommunalen Haushalte und der Wirtschaftsstandort Deutschland insgesamt.“ Konkrete Vorteile für die Menschen würden sich laut Habersbrunner beispielsweise durch Energy Sharing oder Mieterstrom-Projekten ergeben.

Beim Strompreis konnte sich der wirtschaftliche Gewinn jedoch bisher nicht durchsetzen. Mit durchschnittlich 40,37 Cent pro Kilowattstunde hatte Deutschland im März eine der höchsten Endverbraucherpreise für Strom in Europa. Nur der Strom in Belgien war minimal teurer.

Das Fazit von Habersbrunner: Bürgerenergie biete dezentrale Strukturen sowie Flexibilität und Netzentlastung. „Wir sehen, dass es auch die Machtverhältnisse des Energiesektors herausfordert“, sagte sie. Zudem sollen ihrer Aussage nach die flexiblen Lösungen der Erneuerbaren eine wirkliche Alternative zu den zentralisierten Ansätzen von teuren Gaskraftwerken darstellen.

BVSS: Heimspeicher jetzt netzdienlicher machen

Der Branchen-Bundesverband Steckersolar nahm ebenfalls an der Pressekonferenz teil. Christian Ofenheusle, Vorstand des BVSS, merkte an, dass die deutsche Energiewende ein Erfolgsmodell sei – gerade weil die Energiewende „von Anfang an auf Dezentralität“ und auf eine Einbeziehung der Bürger ausgelegt war.

Er berichtete, dass sein Verband in den vergangenen zwei Jahren „viele Menschen für die Energiewende […] begeistern“ konnte. Dazu zählen vor allem Mieter und Menschen „mit kleinem Geldbeutel“. Anhand des Booms der Balkonkraftwerke sehe man laut Ofenheusle, dass die Menschen eine Beteiligung an der Energiewende wünschen.

Ofenheusle wies auf die Dringlichkeit hin, die Heimspeicher netzdienlicher zu machen. Diese laufen oft bereits vormittags voll und können die Solarspitzen über den Nachmittag gar nicht mehr aufnehmen. „Wir setzen uns dafür ein, dass Heimspeicher endlich ökonomisch interessant und gleichzeitig netzdienlich betrieben werden können“, erklärte der BVSS-Vorstand. „So könnten zahlreiche Menschen sogar ohne eigene Photovoltaikanlage zum Gelingen der Energiewende beitragen und davon profitieren.“

Von insgesamt 19,5 Gigawattstunden (GWh) an Speicherkapazität in Deutschland entfallen 16 GWh auf Heimspeicher. Ofenheusle schilderte, dass die Heimspeicher „nicht sinnvoll genutzt“ werden, da sie „auf Eigenverbrauch getrimmt sind“. Der Grund sei, dass es keine politischen Anreize für eine netzdienliche Nutzung gebe.

Der BVSS hat für eine „Netzdienliche Zwischenspeicherung erneuerbarer Energien durch Kleinspeicher“ eine Petition beim Deutschen Bundestag eingereicht. Seit 10. April ist die Zeichnungsfrist beendet, die Petition hat das Quorum erreicht.

Eine Frage noch…

Im letzten Teil der digitalen Pressekonferenz war Raum für Fragen der anwesenden Presse. Die Epoch Times stellte eine allgemeine Frage zur Rolle der Solarenergie bei der Energiewende. Mit Bezug auf die angestrebte Vollversorgung durch Erneuerbare ging es bei der Frage um die Versorgungssicherheit und das deutliche saisonale, solare Strommanko im Winter.

Deutsche Stromproduktion aus Photovoltaik zum Jahresanfang (gelbe Bereiche) im Gegensatz zum Strombedarf (schwarze Linie). Foto: Bildschirmfoto /energy-charts.info/Fraunhofer ISE

In den Wintermonaten steht – trotz über 100 GW installierter Leistung – aufgrund der kurzen und eher dunklen Tage verhältnismäßig wenig Solarenergie zur Verfügung. An einigen Tagen schafften es die Anlagen im vergangenen Winter nicht einmal auf 10 GW in der Spitze. Ein volles Batteriesystem wäre hier schnell entleert und würde lange Zeit kaum oder keinen Überschussstrom zum Aufladen erhalten.

Das ist ein Problem, das nicht nur etliche Solaranlagenbetreiber plagt. Auch die Netzbetreiber müssen dann zu dieser Zeit Gas- und Kohlekraftwerke hochfahren und oftmals noch mehrere GW von unseren Nachbarländern abkaufen, damit der Bedarf gedeckt werden kann.

Rund drei Minuten nachdem die Frage im Chat gestellt wurde, kam es zu einer plötzlichen Unterbrechung der laufenden Pressekonferenz. Es erschien der Hinweis: „Der Host [Moderator] hat Sie aus der Übertragung entfernt“. Der Wiedereintritt war der Epoch Times nicht möglich.

Ein anschließender Klärungsversuch per E-Mail und Telefon blieb von der Deutschen Umwelthilfe bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels leider unbeantwortet.



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