Chronische Entzündungen: Der stille Brand im Körper – und wie wir ihn löschen können

In Kürze:
Chronische Entzündungen sind stille Brandherde im Körper, die sich ohne Symptome im klassischen Sinne äußern.
In Millionen Menschen schlummert ein entzündlicher Dauerstress, der Therapien erschwert, Heilung verhindert und das Altern beschleunigt.
Nahezu alle Zivilisationskrankheiten, von Diabetes bis Alzheimer, von Herzinfarkt bis Krebs, gedeihen auf entzündeten Zellen.
Wissen, wonach man sucht: Stille Entzündungen, so nennt sie die Wissenschaft, melden sich nicht von selbst. Sie bleiben verborgen, wenn man sie nicht herausfordert.
Es ist eines dieser Phänomene, das kaum jemand spürt – aber fast jeder in sich trägt. Ein schwelendes Feuer tief im Gewebe. Kein Fieber, keine Schwellung, kein Schmerz. Und doch brennt es und wirkt destruktiv im Körper.
Chronische Entzündungen gehören zu den unsichtbaren Treibern nahezu aller Zivilisationskrankheiten, von Diabetes bis Alzheimer, von Herzinfarkt bis Krebs. Wer sie früh erkennt und richtig behandelt, schützt nicht nur einzelne Organe, sondern das ganze System.
Chronische Entzündungen: Ein Dauerfeuer im eigenen Körper
Ich habe im Laufe der Jahre Hunderte solche Fälle gesehen. Menschen, die nicht „richtig“ krank waren im klassischen Sinn – aber auch nicht gesund. Sie fühlten sich erschöpft, reizbar, innerlich leer, oft ohne klare Ursache. Der Blutdruck war weitgehend normal, das Cholesterin unauffällig – und doch funktionierte etwas nicht mehr.
Erst im zweiten Blick zeigten sich die Zusammenhänge: ein überaktives Immunsystem, stille Entzündungsherde – im Darm, im Zahnkiefer, in der Leber. Manchmal mit auffälligen Entzündungsmarkern. Manchmal ganz ohne Befund, bis man gezielt suchte.
[etd-related posts=“5154019,5146903″]
„Silent Inflammation“ nennt es die Wissenschaft – ein chronischer, unterschwelliger Entzündungsprozess ohne klassische Symptome. Kein Schmerz, keine Rötung, keine Schwellung. Stattdessen ein Dauerfeuer des Immunsystems – ein Fehlalarm, der nicht verstummt. Der Körper bekämpft einen Feind, den es nicht (mehr) gibt. Das Problem: Er richtet sich gegen sich selbst.
Das größte Problem dabei: Man erkennt chronische Entzündungen oft erst dann, wenn sie bereits Schaden angerichtet haben. Klassische Laborwerte wie CRP oder Blutsenkung bleiben häufig unauffällig. Wer Gewissheit sucht, muss tiefer graben.

Entzündungen können in jedem beliebigen Körperteil erheblichen Schaden anrichten. Foto: stockdevil/iStock
Nährstoff für Krankheiten
Ich arbeite in solchen Fällen mit erweiterten Markerprofilen – etwa dem hsCRP, Ferritin (als Akute-Phase-Protein), TNF-alpha, IL-6 oder Zonulin zur Einschätzung der Darmbarriere. Letzteres ist als Marker umstritten, liefert aber in der Zusammenschau mit anderen Parametern oft wertvolle Hinweise. Auch eine Stuhlanalyse kann aufschlussreich sein.
Entscheidend ist: Man muss wissen, wonach man sucht. Vor allem muss man den Patienten aber auch genau befragen. Denn eine stille Entzündung meldet sich nicht von selbst – sie bleibt verborgen, wenn man sie nicht herausfordert.
Tückisch ist das Ganze auch, weil man sich leicht an diese „Symptome“ gewöhnt. Zum Beispiel an den Blähbauch, an die Gelenkschmerzen nachts, an die Erschöpfung. Man nennt es „Alter“ und übersieht das eigentliche Problem, denn die Entzündung verändert das Milieu, in dem unsere Zellen leben.
[etd-related posts=“5166919″]
Sie greift die Gefäße an, stört den Zuckerstoffwechsel, schwächt das Nervensystem, bremst die Regeneration. In der Altersforschung spricht man längst von „Inflammaging“ – dem Altern durch Entzündungsprozesse. Es gibt eigentlich kaum eine Erkrankung, die davon unberührt bleibt.
Diabetes ist übrigens nicht nur ein Zuckerthema, sondern auch ein „entzündliches“. Arteriosklerose beginnt zum Beispiel nicht mit zu viel Cholesterin, sondern mit einem „gereiztem Endothel“. Alzheimer wächst auf dem Boden neuroinflammatorischer Prozesse. Krebs liebt entzündetes Gewebe, weil dort Kontrolle fehlt und Wachstum leichter gelingt. Selbst Depressionen gelten heute als mögliche Folge chronischer Entzündungen im Gehirn.
Mehr Achtsamkeit auf den stillen Feind
Was mich besonders nachdenklich macht: Dieses stille Entzündungsgeschehen betrifft Millionen – aber kaum jemand spricht darüber. Es ist kein Kassenthema, kein Leitlinienklassiker, keine Zielgruppe für große Kampagnen. Und doch schlummert in unzähligen Körpern ein entzündlicher Dauerstress, der Therapien erschwert, Heilung verhindert und das Altern beschleunigt.
[etd-related posts=“5107212″]
Wir brauchen dringend ein Umdenken – nicht nur in der Medizin, sondern auch in Politik, Prävention und Patientenaufklärung. Denn der Preis dieser Entzündungslast zeigt sich nicht im Einzelfall, sondern in der Bilanz unserer Volkskrankheiten.
Was also tun? Die Schulmedizin reagiert meist symptomatisch: Cortison, Schmerzmittel, Antidepressiva. Doch sie fragt selten nach der Quelle des Feuers. Die liegt oft im modernen Lebensstil: Zucker, Dauerstress, Schadstoffe, Bewegungsmangel, schlechter Schlaf, wenig Sonnenlicht. Wer so lebt, zündet das Immunsystem täglich neu an.
Besonders fatal wirkt sich das im Darm aus. Einer der ersten Lehrsätze der Naturheilkunde lautet: „Der Tod sitzt im Darm!“. Heute ist klar, im Darm sitzt der Großteil des Immunsystems – geschützt nur durch eine dünne Wand. Wird diese Darmwand durchlässig, etwa durch falsche Ernährung, Medikamente oder Umweltgifte, gelangen Stoffe ins Blut, die dort nichts zu suchen haben. In der Folge feuert das Immunsystem – und hört nicht mehr auf. Leaky-Gut-Syndrom nennt man das. Früher belächelt, heute ist das schulmedizinisch anerkannt.

Beim sogenannten Leaky-Gut-Syndrom wird die Darmwand aufgrund falscher Ernährung, Medikamenten oder Umweltgifte durchlässig. Die Folge: Es gelangen Stoffe ins Blut, die dort nichts zu suchen haben. Foto: nach ttsz/iStock
Was tun gegen chronische Entzündungen?
Die Lösung? Keine Wunderpille, sondern ein gezielter Umbau des „inneren Milieus“. Ich beginne oft mit einer Darmsanierung: ballaststoffreiche Ernährung, Bitterstoffe, ausgewählte Probiotika. Parallel prüfe ich Entzündungswerte und mögliche Störfelder: tote Zähne, Narben, Mandeln. Ich frage nach Schlaf, seelischem Dauerstress, Medikamenten wie PPI oder Schmerzmitteln. All das kann entzündlich wirken – oft unbemerkt.
Chronische Entzündung ist kein Schicksal, sondern oft die Summe falscher Gewohnheiten. Wer (wieder) mehr frisch kocht statt „verpackt“ isst, wer täglich spazieren geht, wer Fastenzeiten einbaut, wer seinem Körper Pausen gönnt, tut mehr für seine Gesundheit, als so manches Medikament je leisten kann.
Es braucht keine radikalen Programme, sondern eine Rückkehr zu biologischer Intelligenz: gute Fette statt Transfette, echtes Licht statt Bildschirmflimmern, Erholung statt Reizüberflutung. Der Körper verzeiht viel, solange man aufhört, ihn fortlaufend zu provozieren.

Um chronischen Entzündungen vorzubeugen, hilft eine darmfreundliche Ernährung mit viele Ballaststoffen, Bitterstoffen und ausgewählte Probiotika. Foto: monticelllo/iStock
Ich setze zum Beispiel gerne Kurkuma ein, nicht das gestreckte Pulver aus dem Supermarkt, sondern hoch dosierte Extrakte mit Piperin. Weihrauch hat sich bei Gelenkbeschwerden bewährt, Andrographis bei Infekten. Und dann der Reishi: mein Favorit bei stillen Entzündungen nach Stressphasen.
Fazit: Dem Feuer den Nährboden nehmen
Es geht nicht um „alles auf einmal“, sondern um gezielte Hilfe – punktuell, mit Plan. Omega-3-Fettsäuren, Bitterstoffe, Bewegung, Atemübungen, sie alle tragen zur Beruhigung bei. Nicht indem sie unterdrücken, sondern indem sie regulieren. Das ist der Unterschied.
Ich bin überzeugt, wer Entzündungen früh erkennt und natürlich behandelt, lebt nicht nur länger, sondern vor allem besser. Denn Lebensqualität entsteht nicht im Laborwert, sondern im Gleichgewicht des Ganzen. Und dieses Gleichgewicht bricht zuerst dort, wo es brennt – auch wenn wir es nicht sehen.
Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion