Fasten – was es wirklich im Körper bewirkt

Der zeitweise Verzicht auf Nahrung regt verschiedene Prozesse im Körper an, wie es kein Medikament leisten kann. Warum dennoch nicht jeder Mensch „einfach drauf los“ fasten sollte und worauf es zu achten gilt, erklärt Gastautor und Heilpraktiker René Gräber in seiner wöchentlichen Kolumne bei Epoch Times.
Fasten – was es wirklich im Körper bewirkt
Die Euphorie zum Thema Fasten ist berechtigt, aber man sollte realistisch bleiben. Es heilt nicht alles – und nicht jeder sollte ohne Rücksprache einfach losfasten.Foto: Sasithorn Phuapankasemsuk/iStock
Von 25. Juli 2025

In Kürze:

Beim Fasten beginnen Zellen, ihren „inneren Müll“ selbst zu recyceln.

Seit Jahrhunderten werden verschiedene Formen in vielen Teilen der Welt praktiziert.

Verschiedene Formen des Fastens haben verschiedene Auswirkungen auf den Körper.

Nicht „einfach drauflos“: Sanft beginnen und unter Anleitung fasten, vermeidet Fehler.


 

Der Verzicht auf Nahrung galt lange als Marotte von Asketen, als Rückzug in spirituelle Sphären oder als radikale Diät. Doch inzwischen zeigt die Forschung: Wer klug fastet, löst damit im Körper Prozesse aus, die kein Medikament leisten kann. Und das Beste daran? Es kostet nichts – außer etwas Überwindung.

Bei dem Gedanken an einen leeren Magen machen sich die allermeisten Menschen Sorgen. Manche meiner Patienten, denen ich ein Fasten als Therapie vorschlage, fürchten sogar, nach einigen Tagen ohne Essen sterben zu können. Doch genau das Gegenteil ist der Fall: Wenn wir dem Körper eine Pause vom ständigen Verdauen gönnen, startet er ein biologisches „Großreinemachen“ mit erstaunlichen Wirkungen – allen voran die Autophagie.

Der japanische Zellforscher Yoshinori Ōsumi erhielt 2016 den Medizin-Nobelpreis für seine Entdeckungen zur Autophagie. Vereinfacht gesagt: Zellen beginnen, ihren inneren Müll selbst zu recyceln – beschädigte Zellbestandteile, verklumpte Eiweiße, alte Mitochondrien.

Bei der Makroautophagie werden Zellorganellen oder Proteine von einer Biomembran umschlossen (l.), im Lyosom aufgenommen (o.) und abgebaut (o.r.). Die Mikroautophagie bezeichnet die direkte Aufnahme abzubauender Strukturen (r.). Foto: ts | Epoch Times nach Emma Farmer, gemeinfrei

Ohne diese Selbstreinigung sammeln sich zelluläre Altlasten an, die in Zusammenhang mit Alzheimer, Diabetes, Krebs oder zum Beispiel mit chronischen Entzündungen stehen. Fasten ist daher kein Verzicht – sondern ein biologisches Reparaturprogramm. Die Autophagie beginnt allmählich – richtig in Schwung kommt sie meist erst bei längeren Nahrungspausen.

Fasten: Zellmüll raus, Reparatur an

Autophagie ist nur der Anfang. Wer länger fastet, stößt einen zweiten, tiefgreifenden Prozess an: den Abbau seneszenter Zellen – also gealterter, funktionslos gewordener Zellen, die sich nicht mehr teilen, aber dennoch aktiv entzündliche Botenstoffe aussenden. Sie stören das Gewebemilieu und stehen im Verdacht, Alterungsprozesse zu beschleunigen. Man könnte sagen: Fasten räumt nicht nur den Keller auf, sondern bringt auch den Sperrmüll raus.

Und noch etwas passiert, wenn wir klug fasten: Stammzellen werden aktiviert. Der Körper beginnt, beschädigtes Gewebe zu regenerieren – insbesondere im Immunsystem, wie Studien an der University of Southern California gezeigt haben. In Tierversuchen regenerierten sich sogar Hirnzellen.

[etd-related posts=“5177782″]

Die Datenlage beim Menschen ist zwar noch im Aufbau, aber eines ist klar: Solche Effekte lassen sich nicht in Tablettenform kaufen. Fasten wirkt von innen – und das tiefgreifend. Die regenerativen Prozesse entfalten sich vor allem bei Fastenzeiten über mehrere Tage.

Auch energetisch verändert sich der Stoffwechsel: Der Körper produziert Ketonkörper wie β-Hydroxybutyrat, die als saubere Energiequelle für das Gehirn dienen, antioxidativ wirken und Entzündungen senken.

Intervallfasten: Einstieg ohne Risiko

Wer noch nie gefastet hat, sollte nicht mit einem mehrtägigen Wasserfasten beginnen. Der kluge Einstieg wäre zunächst ein Intervallfasten, auch bekannt als 16:8-Methode: 16 Stunden Nahrungspause, 8 Stunden Essensfenster. Klingt einfacher, als es ist – vor allem, wenn abends der Kühlschrank ruft. Doch genau hier liegt ein Schlüssel.

Fasten heißt nicht, nichts zu sich zu nehmen. Foto: Anna Bergbauer/iStock

In den späten Abendstunden steigen Insulinspiegel und Blutzuckerreaktionen besonders stark. Auch das Wachstumshormon HGH, das nachts Reparaturvorgänge unterstützt, wird durch späte Mahlzeiten blockiert. Wer mindestens 3 Stunden vor dem Schlafengehen nichts mehr isst, unterstützt nicht nur den Schlaf, sondern auch die nächtliche Hormonbalance.

Der Übergang zum Intervallfasten gelingt besser, wenn man nicht abrupt umstellt. Zuerst beobachten: Wann beginnt und endet die eigene tägliche Essenszeit? Wer etwa von 7 bis 21 Uhr isst, kommt auf ein 14-Stunden-Fenster.

Ziel ist eine sanfte Verkürzung über einige Tage hinweg – etwa 12 Stunden, dann 10, schließlich 8. Wer dabei bewusst auf Zucker und Weißmehl verzichtet, stabilisiert den Blutzucker und reduziert Heißhungerattacken. Das 16:8 ist eine Methode, die ich eigentlich allen Menschen nur empfehlen kann.

[etd-related posts=“4936662″]

Vollfasten – mehr als nur Detox

Das klassische Heilfasten – etwa nach Buchinger – wirkt noch deutlich tiefer. Dabei wird für mehrere Tage bis maximal drei Wochen keine feste Nahrung aufgenommen. Stattdessen gibt es Brühe, Kräutertees, Wasser – und Ruhe. Die Entzündungswerte im Blut sinken oft bereits nach wenigen Tagen, der Blutdruck reguliert sich, viele berichten von klarerem Denken und mehr innerer Ruhe.

Wichtig: Nicht jeder sollte ohne Rücksprache einfach losfasten. Menschen mit Stoffwechselstörungen, starkem Untergewicht oder schweren chronischen Erkrankungen sollten das Heilfasten nur unter erfahrener Begleitung durchführen – ebenso Patienten, die Medikamente einnehmen. Denn Fasten verändert die Pharmakodynamik: Blutdrucksenker können zu stark wirken, Antidiabetika zu Unterzucker führen.

Auch bei Leberfunktionsstörungen, aktiven Tumorerkrankungen oder unbehandelter Schilddrüsenüberfunktion ist Vorsicht geboten. In guten Fastenkliniken oder bei erfahrenen Fastenleitern ist das bekannt. Ich rate daher, einen erfahrenen Fastenleiter als Begleitung zu haben.

Fasten ist kein Allheilmittel – aber ein Reset

Die Euphorie zum Thema Fasten ist berechtigt, aber man sollte realistisch bleiben. Es heilt nicht alles – vor allem nicht nach einem einmaligen Fasten – und es ersetzt auch keine gesunde Lebensweise.

Fasten ersetzt keine gesunde Lebensweise.

Fasten ersetzt keine gesunde Lebensweise. Foto: Chinnapong | iStock

Es ist auch kein Freifahrtschein für ungesunde Ernährung nach der Kur. Doch es ist ein machtvolles Instrument, um den Körper in einen Regenerationsmodus zu bringen, der im modernen Alltag der allermeisten Menschen fast nie aktiviert wird.

Denn wann fasten wir heute noch wirklich? Drei Mahlzeiten am Tag, oft ergänzt durch Snacks, Süßes, Alkohol, spätes Abendbrot. Wir leben im Dauerzustand des Überangebots – zellulär gesehen ein Ausnahmezustand. Fasten ist kein Trend, sondern eine biologische Notwendigkeit in einer Welt ohne Mangel.

[etd-related posts=“5070406,5063866″]

Fazit: Der Körper weiß, wie es geht – wenn wir ihm Raum geben

Der Vollfastenstoffwechsel aktiviert Reparaturmechanismen, von denen so mancher Pharmakologe nur träumen kann: Autophagie, Seneszenzabbau, Stammzellmobilisierung – all das bringt der Körper selbst in Gang. Kein Präparat kann das leisten. Kein Rezept ersetzt die Pause.

Mein Rat: Schränken Sie Ihre Nahrungsaufnahme zunächst in ein Zeitfenster von etwa 8 Stunden ein – das Intervallfasten ist ein sanfter, aber wirksamer Einstieg. Und zweimal im Jahr eine kleine Fastenkur: Drei Tage sind gut. Fünf Tage schafft fast jeder. Wer chronisch krank ist oder Medikamente nimmt, sollte sich begleiten lassen – Profis gibt es genug.

Übrigens: Fasten war das erste Heilverfahren, das mir selbst half – damals, vor fast 30 Jahren, in einer Phase schwerer chronischer Beschwerden. Seither faste ich zweimal im Jahr. Nicht, weil ich muss. Sondern weil ich weiß, was es im Körper bewirkt. Fasten ist kein Verzicht. Es ist eine Einladung an den Körper, das zu tun, was er am besten kann: sich selbst zu heilen – wenn man ihn lässt.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion