Lebensmittel lagern ohne Kühlschrank – so geht’s

In Kürze:
Seit Jahrhunderten kühlen Menschen ihre Nahrung ohne Strom.
Bei Stromausfall halten moderne Kühl- und Gefrierschränke Lebensmittel einige Stunden bis maximal Tage kalt.
Erdreich und Verdunstung erzielen auch an heißen Sommertagen einstellige oder niedrige zweistellige Temperaturen.
Wie selbstverständlich gehen wir heute zu dem großen, brummenden, kühlenden Gerät in der Küche, um den schnell verderblichen Teil unseres Einkaufes zu verstauen. Doch der Kühlschrank ist eine neuzeitliche Erfindung, die kurz nach ihrer Entwicklung die Lebensmittellagerung revolutionierte – und unsere Lebensweise entscheidend veränderte.
Heute sind wir es gewohnt, dass die elektrischen Geräte 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr unsere Nahrung frisch halten. Sollte jedoch einmal der Strom ausfallen oder kein Kühlgerät zur Verfügung stehen, wird es vielen Menschen angst und bange. Über Jahrhunderte hinweg war das indes kein Grund zur Sorge.

Die Menschen nutzten seit Jahrhunderten kühle Orte wie Keller zum Aufbewahren von Lebensmitteln. Foto: ANDA MIKELSONE/iStock
Cool in stromlosen Zeiten
Bereits lange vor der Erfindung der Elektrizität wussten die Menschen nicht nur, einen kühlen Kopf zu bewahren. Der älteste Nachweis für absichtliches Kühlen von verderblichem Essen stammt aus der Steinzeit, in der Fleisch erfolgreich bei eisigen Temperaturen in steinerne Speisekammern gelegt oder in Seen und Teichen versenkt und so konserviert wurde. Da diese Methoden nicht ungefährlich sind, entwickelten Menschen im Laufe der Zeit weitere Konservierungsverfahren wie Pökeln, Räuchern, Trocknen oder Einkochen.
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Im Mittelalter waren die Häuser an ihrer sonnenabgewandten, kühleren Nordseite mit Nischen ausgestattet, in denen die Bewohner ihre Lebensmittel bevorzugt aufbewahrten. Dieser nützliche Effekt kam auch Hunderte Jahre später in französischen Häusern zum Einsatz.

Eine Nische in der Wand, vornehmlich auf der Nordseite des Hauses, bietet gute Voraussetzungen für ein stromloses Kühlregal. Foto: Kateryna Kukota | iStock
Auch hier war die Küche nach Norden ausgerichtet – einschließlich ihres Fensters, unter dem eine Art „Kühlregal“ eingebaut war. Lamellen an der Außenwand, die die Rückseite des Regals bildeten, sorgten für eine kühle Luftzirkulation. Noch heute kann dieser natürliche Vorteil gezielt und leicht zur Lagerung von verderblichen Lebensmitteln genutzt werden.
Was tun, wenn dem Kühlschrank der Strom ausgeht?
Einen kurzzeitigen Stromausfall verkraften heute alle modernen Geräte. In der Regel halten die Apparate Lebensmittel problemlos einen halben Tag kühl – gut isolierte Geräte schaffen sogar einen Tag und mehr.
Um im Ernstfall das Maximum aus seinem Kühl- oder Gefrierschrank herauszuholen, gilt jedoch grundsätzlich: Erst überlegen, dann öffnen. Je schneller mögliches Essen entnommen und das Gerät wieder geschlossen wird, desto weniger Kälte entweicht. Ebenfalls hilfreich ist es, den Raum kühl zu halten und gegebenenfalls direkte Sonneneinstrahlung auf den Kühlschrank durch Zuziehen von Vorhängen zu vermeiden.
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Sollte die Zeit schneller verstreichen, als der Strom zurückkehrt, können die Lebensmittel in andere Räumlichkeiten wie den Keller umziehen. Dabei sollte sie darauf achten, dass die Temperatur unter 8 Grad Celsius liegt und sich der Keller hygienisch für eine Lagerung eignet. Staub und Schmutz können durch das Einpacken der Lebensmittel kompensiert werden, während eine Lagerung bei Schimmel, Staunässe und in der Nähe von Gefahrstoffen wie Heizöl oder Farben vermieden werden sollten.
In der kalten Jahreszeit können Lebensmittel auch auf dem Balkon, der Terrasse oder im Garten gelagert werden. Dabei sollten sonnengeschützte Plätze gewählt und die Lebensmittel in gut verschlossenen Boxen sicher vor Tieren aufbewahrt werden. Für eine Lagerung an warmen Sommertagen eignen sich dagegen die folgenden zwei Tipps.
Erdkühlschrank leicht gemacht
Jeder kennt dieses angenehme Gefühl, an heißen Tagen in den Keller zu gehen: Stufe für Stufe gehen auch die Temperaturen runter. Entsprechend ist das Lagern der Lebensmittel tief im kühlen Boden fernab von Sonnenlicht und Hitze eine effiziente Idee.
Wer keinen Keller, aber dafür einen Garten hat, kann sich mit einfachen Mitteln einen Erdkühlschrank anlegen. Um die Temperaturen eines elektrischen Kühlschranks zu erzielen, müsste die Erdvariante in rund 2 Metern Tiefe angelegt werden. Dann könnten hier problemlos frisches Fleisch und Wurst gelagert werden. Allerdings ist dies ein sehr umfangreiches Projekt und kommt für viele daher nicht infrage.

Ein Erdkeller bietet bei ausreichender Tiefe ganzjährig gleichbleibende Temperaturen unter 10 Grad Celsius, ist aber meist ein größeres Bauprojekt. Foto: Sanya Kushak | iStock
Legt man jedoch einen Erdkühlschrank am passenden Ort in nur 1 Meter Tiefe an, können dort im Sommer bei niedrigen zweistelligen Temperaturen Eier und Milchprodukte gelagert werden.
So geht’s:
- Wählen Sie einen geeigneten Standort. Dieser sollte schattig, aber unter freiem Himmel liegen, damit die Erde nachts auskühlen kann.
- Heben Sie ein 1 Meter tiefes Loch in der Größe Ihrer Wahl aus.
- Verkleiden Sie Boden und Wände mit Holzbrettern, um das umliegende Erdreich zu stützen, oder verwenden Sie fertige Holzkisten. Alternativ können Sie als „Behälter“ auch einen Mülleimer mit fest verschließbarem Deckel verwenden.
- Verpacken Sie Ihre zu lagernden Lebensmittel sicher und legen Sie diese zusammen mit einem Thermometer zum Kontrollieren der Innentemperatur in den Erdkühlschrank.
- Legen Sie eine stabile, idealerweise hölzerne Abdeckung zum Schutz für Tier, Mensch und Essen über das Loch.
Minikühlschrank für jedermann
Wer keinen Garten zur Verfügung hat, kann sich dennoch einen Minikühlschrank bauen – in Form eines sogenannten „Zeer-Topfes“. Dieser Wüstenkühlschrank aus zwei ineinander gestapelten Töpfen ist eine uralte Kühlmethode aus Afrika und basiert auf dem Prinzip der Verdunstungskühlung.
Dieser Kühlschrank kann überall in den eigenen vier Wänden aufgestellt werden. Wichtig ist jedoch, dass stets für genügend Wasser zum Verdunsten gesorgt wird, gut durchlüftet wird und trockene Luft vorliegt. Ist die Luftfeuchtigkeit zu hoch, verdunstet weniger Wasser und die Kühlwirkung bleibt aus.
Je nach Größe der Töpfe können bei sorgfältiger Feuchthaltung nicht nur Obst und Gemüse, sondern auch Milchprodukte, Eier, Aufschnitt und Fleisch darin gelagert werden. Die Lebensmittel halten sich hier bei niedrigen zweistelligen Temperaturen mehrere Tage.
So geht’s:
- Suchen Sie sich einen kleineren Topf in gewünschter Größe als Lagergefäß sowie einen größeren Übertopf – der Abstand zwischen beiden sollte 1 bis 3 Zentimeter betragen. Beide Gefäße sollten aus nicht glasierter Terrakotta sein.
- Sollte ein Loch im Boden der Gefäße sein, verschließen Sie diese wasserdicht mit Korken oder Ähnlichem.
- Füllen Sie das große Gefäß mit ein wenig Sand und stellen Sie den kleineren Topf gerade hinein. Die Ränder der beiden Gefäße sollten bündig abschließen.
- Jetzt den Spalt zwischen den Gefäßen bis einen Zentimeter unter dem Rand mit Sand verfüllen.
- Übergießen Sie den Sand vorsichtig mit kaltem Wasser. Wiederholen Sie diesen Vorgang so oft, bis dieser kein Wasser mehr aufnimmt.
- Tränken Sie ein Handtuch oder Geschirrtuch aus Leinen mit kaltem Wasser und legen Sie den feuchten Stoff über die Öffnung des kleineren Gefäßes.
- Warten Sie einige Stunden, bis das Innere des Topfes ausreichend abgekühlt ist. Legen Sie erst dann die Lebensmittel zusammen mit einem Thermometer in den Topf und decken Sie es mit dem feuchten Tuch ab.
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