Mehr Luft, mehr Leben: Singen als Mittel gegen Lungenerkrankungen, Parkinson und Stress

Singen macht gesund – körperlich und geistig. Es setzt Glückshormone beim Sänger frei, was die Stimmung hebt und das Wohlbefinden steigert.
Außerdem beansprucht es etwa 100 Muskeln, insbesondere das Zwerchfell, die Lunge und den Kiefer. Davon profitieren besonders Personen mit Erkrankungen, die das Atmen und Sprechen erschweren, wie verschiedene Studien zeigen.
Singen bei Lungenerkrankungen
So stellten die Autoren einer Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2021 fest, dass Atmung und Singen eng miteinander verbunden sind. Das kann einer der Gründe sein, warum Singen bei Menschen mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) immer beliebter wird. COPD bezieht sich in erster Linie auf Lungenemphysem (Ansammlung von Luft in der Lunge) und chronische Bronchitis.
Typisch für diese Erkrankungen ist, dass sie die Atmung auf unterschiedliche Weise beeinträchtigen – zum Beispiel durch entzündete oder verengte Atemwege, den Verlust kleiner Bronchien, eine vermehrte Schleimproduktion oder eine Verdickung der Atemmuskulatur. Dadurch kommt es zu Atembeschwerden, die sich hauptsächlich bei körperlicher Anstrengung verstärken.
Die Übersichtsarbeit untersuchte Studien über das Programm „Singing for Lung Health“ (deutsch etwa: Singen für die Lungengesundheit) und seine möglichen Vorteile. Das ist eine britische Maßnahme, in der Singleiter in Gruppensitzungen Entspannungs-, Atem- und Gesangsübungen anbieten. Die Lieder werden so ausgewählt, dass sie die Atemkontrolle unterstützen. Die Sitzungen finden in der Regel einmal pro Woche über sechs Wochen statt.
Laut den Ergebnissen ist die Forschung zu diesem Thema begrenzt und im Allgemeinen von geringer Qualität. Allerdings gibt es den Studienautoren zufolge gute theoretische Argumente für den Einsatz von Gesang, um die Lungenfunktion und die Atmung bei Menschen mit COPD zu verbessern.
Singen verändert die Atemmuster
Singen spreche einige spezifische Lungenfunktionsprobleme an, die bei COPD auftreten, erklärte Dr. Andrew Youssouf in einer E-Mail an Epoch Times. Er ist Arzt und medizinischer Leiter bei Ikon Recovery, einer Klinik für Suchterkrankungen im US-Bundesstaat New Jersey.
„Viele Menschen mit COPD neigen dazu, schnell und flach zu atmen. Das kann zu einem Gefühl der Atemnot und Müdigkeit führen“, schreibt er. Da beim Singen lange, kontrollierte Atemzüge zum Einsatz kommen, trage es dazu bei, das Zwerchfell und andere Atemmuskeln zu stärken. Dadurch würden sich die Lungenfunktion und die Atemkontrolle mit der Zeit verbessern, was die Bewältigung alltäglicher Aufgaben erleichtern könne, so der Arzt.
Ferner ahme das Singen auf natürliche Weise die Lippenbremse nach, eine Atemtechnik, die COPD-Patienten häufig empfohlen wird. Mithilfe dieser Technik bleiben die Atemwege länger offen, wodurch die Lunge besser belüftet und der Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxid erleichtert wird. Singen helfe den Betroffenen auch, bessere Atemmuster zu entwickeln, die vor allem bei Kurzatmigkeit von Vorteil sind, erklärte Dr. Youssouf.
„Singen ist zwar kein Ersatz für Medikamente, Inhalatoren oder Lungenrehabilitation. Es ist jedoch eine einfache, angenehme und risikoarme Aktivität, die die Lunge stärken, die Atemkontrolle verbessern und das allgemeine Wohlbefinden steigern kann“, meinte er.
Singen gegen Asthma
Da Asthma einige Symptome mit COPD gemeinsam hat, kann Singen Asthmatikern ähnliche Vorteile bieten. So spiele das Singen eine Schlüsselrolle bei der Behandlung seines Asthmas, sagte Filipp Egorov gegenüber Epoch Times. Er ist ausgebildeter Opernsänger und CEO und Gründer von Oumua, einem Unternehmen mit Sitz im US-Bundesstaat Delaware, das Atemtrainer verkauft.
„Durch Singen und Atemübungen konnte ich meinen Inhalator und die Kortikosteroide absetzen. Ich benutze sie seit drei Jahren nicht mehr“, so Egorov.
Ihm zufolge kann es die Lebensqualität von Menschen mit Asthma erheblich verbessern, wenn sie Singen oder andere Formen der Atemarbeit in ihre tägliche Routine einbauen.
Singen gegen Parkinson
Singen kann auch gegen die Parkinson-Krankheit helfen. Das ist eine neurologische Erkrankung, die sich in erster Linie durch Bewegungsstörungen bemerkbar macht. Außerdem beeinträchtigt sie die am Sprechen beteiligten Muskeln. Das führt zu Sprachstörungen, einschließlich der Unfähigkeit, laut zu sprechen.
Beispielsweise kann Singen die Stimmintensität, den maximalen Ausatmungsdruck und die stimmbezogene Lebensqualität bei Personen mit Parkinson verbessern, heißt es in einer klinischen Kontrollstudie aus dem Jahr 2019.
Im Rahmen der Studie verglichen die Forscher die Auswirkungen von drei Monaten monatlicher oder wöchentlicher Singstunden bei 75 älteren Menschen mit Parkinson mit einer Kontrollgruppe, die nicht an den Singstunden teilnahm. Demnach verbesserte sich die Stimmintensität bei denjenigen am meisten, die wöchentlich an den Singstunden teilnahmen.
Glücksgefühle beim Singen
Darüber hinaus könne das Singen, insbesondere in Gruppen, die Stimmung heben, die Entspannung fördern und die sozialen Beziehungen stärken, führte Dr. Youssouf an.
Darauf weisen auch die Ergebnisse einer Studie aus dem Jahr 2021 hin. Demnach gibt es einen starken Zusammenhang zwischen Singen und körperlichem und psychischem Wohlbefinden bei Menschen mit und ohne chronische Krankheiten. Bei der Frage, ob Singen das Stresshormon Cortisol reduzieren kann, gab es jedoch unterschiedliche Ergebnisse.
Es gebe mehrere Mechanismen, die der stimmungsaufhellenden Wirkung des Singens zugrunde liegen, erklärte Holly Ann Schiff gegenüber Epoch Times. Sie ist klinische Psychologin an der South County Psychiatry in Rhode Island, USA.
Laut Schiff setzt Singen Endorphine (die natürlichen „Glückshormone“ des Körpers) frei. Sie steigern das Glücksgefühl und tragen zu einer positiveren Stimmung bei. Außerdem aktiviert das Singen das parasympathische Nervensystem, das unter anderem für Stressabbau und Erholung zuständig ist.
Ebenso fördere das Singen die Achtsamkeit. Das tue es, indem es die Aufmerksamkeit auf die Melodie, den Text und den Rhythmus lenkt und so eine mentale Pause von den täglichen Stressfaktoren bietet, so die Psychologin.
„Wenn das Singen in einer Gruppe stattfindet, fördert dies die soziale Verbundenheit und das Gemeinschaftsgefühl. Beides kann die Stimmung verbessern“, sagt sie.
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „Singing May Help COPD, Parkinson’s Disease, and Mood“. (redaktionelle Bearbeitung as)
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