Wie Meditation das Gehirn neu verdrahtet: In 4 Schritten zu mehr Gelassenheit

Verändert Meditation tatsächlich das Gehirn? Es war das Jahr 2002, als ein Professor für Psychologie und sein Team in einem Experiment diese entscheidende Frage zu beantworten versuchten.
Das Ergebnis übertraf ihre Erwartungen – und inspirierte sie zu weiteren Experimenten. Die Studienteilnehmer waren mehrere tibetisch-buddhistische Mönche. Unter ihnen befand sich auch Yongey Mingyur Rinpoche, der dank dieser Forschungen den Titel „glücklichster Mensch der Welt“ erhalten sollte.
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Im Gehirn des „glücklichsten Menschen der Welt“
Für das Experiment kamen die Mönche in das Labor des Neurowissenschaftlers Dr. Richard Davidson, ein Pionier bei der Erforschung des Zusammenhangs zwischen Emotionen und Gehirn. Dort bekamen sie eine mit Elektroden bestückte Kappe aufgesetzt. Diese war mit einem Gerät verbunden, das Gehirnsignale aufzeichnete. Ohne rituelle Instrumente oder Gesänge saßen die Mönche ruhig da und meditierten. Sie praktizierten die Meditation der liebenden Güte, eine buddhistische Technik, die auf die Kultivierung von Mitgefühl ausgerichtet ist.
Besonders Mingyur Rinpoche stach bei dem Experiment hervor: In dem Moment, in dem er die Augen schloss, zeigte der Monitor intensive, stabile Gamma-Wellen an – die schnellsten Gehirnwellen, die normalerweise in Momenten der Inspiration oder tiefen Konzentration für 1 Sekunde auftauchen. Erstaunlicherweise erzeugte das Gehirn des Mönchs diese Wellen sofort und hielt sie minutenlang aufrecht.
Die Wissenschaftler dachten zuerst, dass etwas mit ihren Geräten nicht stimmte, erzählt Davidson in einer Dokumentation. Sie nahmen dann alles auseinander und überprüften es, „bevor wir uns überzeugen konnten, dass es tatsächlich wahr ist“, so der Neurowissenschaftler.
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Glücklicher und jünger mithilfe der Meditation
Darüber hinaus konnten die Wissenschaftler eine noch nie dagewesene Aktivität in Mingyur Rinpoches linkem präfrontalem Kortex beobachten, der Gehirnregion, die mit positiven Emotionen, Konzentration und Glück assoziiert wird. Diese Aktivität übertraf bei Weitem die eines Durchschnittsmenschen, was dem Mönch seinen Spitznamen einbrachte.
In einer anderen Studie fand Davidsons Team heraus, dass Mingyur Rinpoches Gehirn langsamer alterte als durchschnittlich. Im Jahr 2016, mit 41 Jahren, war das physiologische Alter seines Gehirns vergleichbar mit dem eines 33-Jährigen, was die Forscher auf seine jahrzehntelange Meditationspraxis zurückführten.
Positives Denken ist eine Fähigkeit
Diese Untersuchungen zeigten vor allem eines: Das Gehirn kann wie ein Muskel trainiert und gestärkt werden. Und dazu bedarf es keiner jahrzehntelangen Praxis, wie eine andere Studie von Davidson zeigt. Demnach wiesen die Teilnehmer eines Meditationskurses bereits nach acht Wochen genauso wie Mingyur Rinpoche eine erhöhte Aktivität im linken präfrontalen Kortex auf.
Ein achtwöchiges Meditationsprogramm kann auch die Dichte der grauen Substanz in den Gehirnbereichen erhöhen, die mit Lernen, Gedächtnis und emotionaler Regulierung in Verbindung stehen. Das ergab eine Studie der Harvard University aus dem Jahr 2011.
Gehirnchemie im Gleichgewicht
Wer selbst das Meditieren ausprobieren möchte, könnte sich die Frage stellen, wie er anfangen sollte. Dr. Yang Jingduan, Neurologe, Psychiater und Experte für Akupunktur sowie chinesische und integrative Medizin, hat einige Tipps dazu parat.
Ihm zufolge umfasst die menschliche Gesundheit vier Schlüsseldimensionen: körperliche Struktur, Biochemie, Energie und geistiges Wohlbefinden. Meditation unterstütze diese Dimensionen, indem sie die Gehirnchemie – einschließlich der Neurotransmitter und Stresshormone – ins Gleichgewicht bringt, die geistige Klarheit fördert und die natürlichen Selbstheilungsmechanismen des Körpers anregt, so der Psychiater gegenüber Epoch Times.
Die Folgen sind:
- ein besserer Schlaf,
- mehr Gelassenheit,
- emotionale Heilung,
- ein schärferer Fokus.
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Vier Schritte zu mehr Gelassenheit und Zufriedenheit
Laut Dr. Yang dauere eine Meditation, die alle vier Dimensionen anspricht, nur 5 Minuten. Und so gehts:
1. Körperwahrnehmung
Suchen Sie sich einen ruhigen Ort, setzen oder legen Sie sich bequem hin und schließen Sie die Augen. Beginnen Sie damit, Ihren Körper wahrzunehmen.
- Konzentrieren Sie sich auf Ihre Füße. Spüren Sie, wie Ihre Fußsohlen den Boden berühren oder wie Ihr Körper auf der Oberfläche ruht. Lenken Sie dann Ihre Aufmerksamkeit auf Ihren Rücken. Ist er entspannt? Sind die Schultern angespannt? Sie müssen nicht sofort etwas ändern, sondern nur ihren Zustand wahrnehmen.
- Atmen Sie dreimal langsam und tief ein. Tief einatmen, dann vollständig ausatmen und dies zwei weitere Male wiederholen. Versuchen Sie mit jedem Atemzug zu spüren, wie Sie sich mit Ihrem Körper verbinden.
2. Atmung und Biochemie
Die 4-7-8-Atemtechnik kann die biochemischen Prozesse des Körpers regulieren.
- 4 Sekunden lang einatmen.
- Die Luft 7 Sekunden lang anhalten.
- Sie dann 8 Sekunden lang langsam ausatmen.
- Das Ganze dreimal wiederholen.
Die 4-7-8-Methode senke den Cortisolspiegel, beruhige das parasympathische Nervensystem und bringe den Körper in einen regenerativen Zustand, meint Dr. Yang.
3. Bewusstheit und Energie
Dauer: Ungefähr 2 Minuten
Stellen Sie sich einen warmen, strahlenden Lichtpunkt in der Mitte Ihrer Stirn vor. Mit jedem Atemzug dehnt sich das Licht sanft aus und breitet sich vom Scheitel über den ganzen Körper aus: über die Schultern, die Brust, den Bauch, die Beine und hinunter zu den Füßen.
Dieses Licht verkörpert die essenzielle Energie Ihres Körpers – stabil, robust, warm wie die Sonne und geerdet wie die Erde.
Es bewegt sich entlang des zentralen Meridians (Energieleitbahn) des Körpers vom Scheitel bis zum Damm und folgt der Wirbelsäule, um eine innere Energieachse zu bilden.
Die Wirkung dieser mentalen Übung beschränke sich nicht nur auf die Vorstellungskraft. Die traditionelle chinesische Medizin und die Neurowissenschaften würden den Effekt ebenfalls bestätigen, so Dr. Yang.
Denn wenn wir in die Meditation eintreten, würden sich die Wellen des Gehirns von Beta- zu Alpha- oder Theta-Wellen verschieben, so der Neurowissenschaftler weiter. Das fördere die Entspannung und verbessere die Konzentration. Gleichzeitig werde das Energiefeld des Körpers ausgeglichener und harmonischer.
4. Meditation der liebenden Güte
Dauer: Ungefähr 3 Minuten
Wiederholen Sie diese Sätze im Stillen in Ihrem Geist, so als würden Sie die Saat des Mitgefühls tief in Ihr Herz säen:
- Möge ich sicher sein.
- Möge ich gesund sein.
- Mögen mein Körper und mein Geist ausgeglichen und in Frieden sein.
- Möge mein Leben mit Sinn und Liebe erfüllt sein.
Als Nächstes wünschen Sie das auch den Menschen, die Ihnen wichtig sind: Mögen sie sicher sein, mögen sie gesund sein, mögen sie mit Liebe und Hoffnung leben.
Schließlich können Sie diese Segenswünsche an Personen richten, die Sie weniger gut kennen oder die Ihnen Schwierigkeiten bereitet haben: Mögen sie sicher sein, mögen sie ihren Frieden finden.
Mithilfe der Meditation der liebenden Güte sende das Gehirn hochfrequente Gamma-Wellen aus, die emotionale Stabilität und Offenheit fördern, sagt Dr. Yang. In nur wenigen Minuten würden sie die neuronale Plastizität verbessern und helfen, das Gehirn wieder ins Gleichgewicht zu bringen und neu zu verdrahten, so der Neurologe abschließend.
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Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „How Meditation Rewires the Brain—and Why You Can Start Today“. (redaktionelle Bearbeitung as)
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