Warum die USA ein starkes Europa dringender brauchen als je zuvor

Der ehemalige Wirtschaftsführer Andrew Puzder ist der Ansicht, dass ein wirtschaftlich starkes Europa auch den Vereinigten Staaten zugutekommt. Gegenüber Epoch Times erklärt er, warum.
Warum sich der neue US-Botschafter ein erfolgreiches Europa wünscht
Andrew Puzder, Geschäftsführer von CKE Restaurants, am 19. November 2016 in Bedminster Township, New Jersey.Foto: Drew Angerer/Getty Images
Von 29. September 2025

In Kürze:

  • Der US-Botschafter der EU, Andrew Puzder, wünscht sich ein wirtschaftlich starkes Europa. Das verbindet er mit den Wirtschaftsinteressen der USA.
  • Er nimmt Stellung zu Handelszöllen und kritisiert EU-Gesetze.
  • Puzder spricht die mangelhafte Wirtschaftsentwicklung einiger EU-Staaten, darunter Deutschland und Frankreich, an.
  • Zudem teilt er seinen Standpunkt zur Energiewende und welchen Stellenwert die Kernenergie dabei habe.

 

Andrew Puzder ist Botschafter der USA bei der Europäischen Union. In dieser Rolle bemüht er sich um eine gemeinsame Basis mit dem größten Handelspartner und langjährigen Verbündeten der USA: Europa. Dabei will er über die jüngsten Streitigkeiten bezüglich Zölle, Zensur und Militärausgaben hinwegsehen.

Puzder wurde im August bestätigt und trat sein Amt offiziell am 11. September an. Als Manager, pensionierter Geschäftsführer von CKE Restaurants und ausgesprochener Verfechter des freien Marktes dürfte ihm sein Geschäftssinn zugutekommen. Der Handel und die Wirtschaft stehen ganz oben auf der Liste der zu klärenden Fragen. Puzder sagte der englischsprachigen Ausgabe der Epoch Times:

„Wir brauchen ein wirtschaftlich starkes Europa, weil wir einen starken Handelspartner wollen. Wir wollen ein Europa, das sich selbst verteidigen kann, und wir wollen ein Europa, das den USA vielleicht in verschiedenen Krisenherden auf der ganzen Welt helfen kann.“

Geringere Zölle

An erster Stelle seiner Agenda steht der Abschluss von Handels- und Wirtschaftsabkommen zwischen den Vereinigten Staaten und der EU auf der Grundlage des im Juli ausgehandelten Rahmenwerks. Dazu gehören eine Zollobergrenze von 15 Prozent für die meisten EU-Exporte.

Eine Sonderbehandlung gilt für Flugzeugkomponenten und ausgewählte Chemikalien, Arzneimittel und natürliche Ressourcen. Zudem wurde vereinbart, die Stahl-, Kupfer- und Aluminiumindustrie in den USA und Europa gemeinsam vor ruinösem Wettbewerb zu schützen.

Das Abkommen beinhaltet auch eine Zusage der EU, 600 Milliarden Dollar (513 Milliarden Euro) in US-Industrien zu investieren. „Es war ein sehr gutes Handelsabkommen für beide Seiten“, sagte Puzder. „Wie gut es für uns war, ist ganz offensichtlich. Aber ich denke, sie haben bei den Verhandlungen gute Arbeit geleistet und ein gutes Abkommen erzielt.“

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USA gegen EU-Gesetze?

Über die Zölle hinaus, so Puzder, wehren sich die Vereinigten Staaten gegen EU-Gesetze, die nach Ansicht amerikanischer Beamter US-Unternehmen unfair benachteiligen.

Dazu gehören Elemente des Digital Services Act, der „Hassreden“ und „Desinformation“ im Internet einschränkt, und des Digital Markets Act, der US-Technologieunternehmen wie Meta, Apple und Google mit kartellrechtlichen Geldstrafen belegt hat.

„So wie das Gesetz formuliert ist, sieht es auf den ersten Blick neutral aus, da es für Unternehmen mit einem bestimmten Umsatzniveau gilt“, erklärte Puzder. „In Wirklichkeit handelt es sich dabei jedoch in erster Linie um amerikanische Unternehmen, sodass die Vorschriften amerikanische Unternehmen hart treffen.“

Die Amerikaner haben Bedenken geäußert, dass der Digital Services Act und andere europäische Gesetze, die laut Befürwortern die Europäer vor schädlichen Inhalten schützen sollen, nicht nur die Meinungsfreiheit in Europa unterdrücken. Vielmehr würden sie US-Technologieunternehmen dazu zwingen, dieselben Kriterien auch auf amerikanische Nutzer anzuwenden.

„Wenn ein Unternehmen wie Facebook oder 𝕏 seinen Algorithmus ändern muss und dieser Algorithmus die Meinungsfreiheit der Amerikaner beeinträchtigen könnte, ist das etwas, was wir wirklich nicht tolerieren können“, sagte Puzder. „Ich weiß, dass Präsident Trump nicht zulassen wird, dass eine ausländische Regierung die Meinungsfreiheit der amerikanischen Bürger in einer Weise einschränkt, wie es selbst unsere eigene Regierung nicht tun könnte.“

Europa steht vor schwierigen Entscheidungen

Europa ist für seine umfangreichen Sozialprogramme bekannt. Hierzu zählen steuerfinanzierte Gesundheitsversorgung, Wohnraum, Studiengebühren und Arbeitslosenunterstützung. Laut Ökonomen und einigen hochrangigen EU-Beamten steht Europa jetzt allerdings vor einer Zukunft, in der seine Sozialsysteme zu bröckeln beginnen.

Laut einem Bericht aus dem Jahr 2024 von Mario Draghi, dem ehemaligen Ministerpräsidenten Italiens und ehemaligen Präsidenten der Europäischen Zentralbank,  wird die Erwerbsbevölkerung Europas bis 2040 voraussichtlich um etwa 2 Millionen Arbeitnehmer pro Jahr schrumpfen. In Verbindung mit den derzeit schwachen Wachstumsraten bedeutet dies, dass Europa vor schwierigen Entscheidungen steht.

„Wenn Europa nicht produktiver wird, werden wir nicht in der Lage sein, gleichzeitig eine Führungsrolle im Bereich neuer Technologien, ein Vorbild für Klimaverantwortung und ein unabhängiger Akteur auf der Weltbühne zu werden“, schrieb Draghi. „Wir werden unser Sozialmodell nicht finanzieren können.“

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Finanzierungsprobleme

Im August schloss sich Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) dieser Meinung an und warnte: „Der Sozialstaat, den wir heute haben, kann mit dem, was wir in der Wirtschaft produzieren, nicht mehr finanziert werden.“

Obwohl die Wirtschaftswachstumsrate in Europa in den vergangenen Jahren gestiegen ist, stagnierte sie laut Daten der Weltbank zwischen 2008 und 2020 weitgehend.

Angeführt von Industrienationen wie Deutschland, Frankreich und Großbritannien war das Bruttoinlandsprodukt der EU 2008 größer als das der Vereinigten Staaten. Heute ist es jedoch 30 Prozent kleiner, wenn man Großbritannien miteinbezieht, und 50 Prozent kleiner, wenn man es nicht miteinbezieht, sagte Puzder.

„Wenn man sich einige der einzelnen Nationen ansieht, hat Deutschland heute ein Pro-Kopf-BIP (Bruttoinlandsprodukt), das niedriger ist als das des Bundesstaates West Virginia“, äußerte Puzder. „Frankreich und Großbritannien haben beide ein Pro-Kopf-BIP, das niedriger ist als das des Bundesstaates Mississippi.“

West Virginia und Mississippi haben derzeit das niedrigste Pro-Kopf-BIP unter den US-Bundesstaaten, aber sie sind laut einer in Euronews veröffentlichten Analyse von IWF-Daten führend bei der Schaffung von Wohlstand für ihre Bürger.

Warum sich der neue US-Botschafter ein erfolgreiches Europa wünscht

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) spricht am 24. September 2025 bei einer Bundestagsdebatte über das Haushaltsbudget von 2026. Foto: Maja Hitij/Getty Images

Kein Wirtschaftswachstum in der EU

„Man sieht kein Wirtschaftswachstum [in der EU]“, sagte Puzder. „Man sieht keine neuen Unternehmen, keine neuen Firmen, keine neuen Großunternehmen, die sich in Europa entwickeln.“

Puzder glaubt jedoch, dass Europa mit den richtigen politischen Maßnahmen das Blatt wenden kann. „Ich denke, Europa hat derzeit eine sehr gute Führung“, sagte er.

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Auf der Suche nach einer Lösung in der „Vereinfachung”

Der Draghi-Bericht habe Wirkung gezeigt, sagte er. „In der EU verstehen die Menschen, dass sich ihre Wirtschaft verlangsamt hat und dass dies Auswirkungen auf ihr Pro-Kopf-BIP sowie auf ihr Gesamt-BIP hat“, sagte er.

„Hier in Europa gibt es Bemühungen, das zu tun, was man als Vereinfachung bezeichnet, nämlich die Gesetze zu vereinfachen, Bürokratie abzubauen […] und die Beschränkungen für Unternehmen zu beseitigen.“

Zu den Faktoren, die zur schlechten Lage Europas beigetragen haben, gehört laut Analysten die strenge Regulierung.

„Die EU-Regulierung wird nicht nur immer schwerfälliger, sondern sie häuft sich auch“, heißt es in einem Bericht des European Centre for International Political Economy aus dem Jahr 2024. „Die Menge an neuen Vorschriften, die in den vergangenen Jahren angehäuft wurden, ist erschütternd.“

EU-Energievorschriften für die Energiewende

Diese Meinung teilen auch einige europäische Politiker, darunter der französische Präsident Emmanuel Macron, der 2024 im Bloomberg Television erklärte, die EU sei „überreguliert und unterinvestiert“.

Dazu gehören auch die EU-Energievorschriften zur Einhaltung der Verpflichtungen aus dem Pariser Abkommen der Vereinten Nationen von 2015 in Bezug auf Treibhausgasemissionen. Diese Bemühungen haben zu einer europaweiten Umstellung von Öl, Gas und Kohle auf Wind- und Solarenergie geführt. Deutschland hat darüber hinaus auch seine Kernkraftwerke stillgelegt.

„Sie wenden sich von fossilen Brennstoffen ab, die sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in China das Wachstum antreiben“, sagte Puzder.

„China nutzt jede Form von Energie, die es bekommen kann, um genügend Strom zu erzeugen, damit es mit uns im Bereich der künstlichen Intelligenz konkurrieren kann. Die Vereinigten Staaten sprechen davon, während der verbleibenden Amtszeit von Präsident Trump 100 Gigawatt Energie hinzuzufügen.“

Warum sich der neue US-Botschafter ein erfolgreiches Europa wünscht

Windkraftanlagen stehen am 20. Juli 2025 vor dem Kraftwerk Drax in North Yorkshire in England. Das einstige große Kohlekraftwerk erzeugt heute Strom durch die Verbrennung von Holzpellets. Foto: Dan Kitwood/Getty Images

Trump: NATO finanziert Krieg gegen sich selbst

Kurzfristig hat der Übergang Europas jedoch auch seine Abhängigkeit von Russland erhöht. In seiner Rede vor der UNO am 23. September kritisierte Trump die finanzielle Unterstützung, die Russland durch seine Öl- und Gasverkäufe nicht nur an China und Indien, sondern auch an die europäischen Verbündeten der Vereinigten Staaten erhält.

„Es ist unverzeihlich, dass selbst NATO-Länder den Bezug russischer Energie und russischer Energieprodukte nicht wesentlich eingeschränkt haben“, sagte Trump. „Denken Sie mal darüber nach: Sie finanzieren den Krieg gegen sich selbst.“

EU-Beamte haben sich verpflichtet, die Importe von Flüssigerdgas aus Russland bis zum 1. Januar 2027 einzustellen. Darüber hinaus hat Europa derzeit mit einigen der höchsten Preise für Energie in der westlichen Welt zu kämpfen. Um dies zu mildern, werden die USA Europa in den nächsten drei Jahren im Rahmen des Abkommens vom Juli mit Flüssigerdgas, Öl und Kernenergieprodukten im Wert von 750 Milliarden Dollar beliefern.

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Brauchen „Erneuerbare“ die Kernenergie?

Obwohl einige EU-Länder sich von der Kernenergie abgewandt haben, sind viele andere, wie beispielsweise Frankreich, weiterhin stark von der Kernenergie abhängig, und Kernenergie wird in Europa aufgrund ihrer geringen CO₂-Emissionen zunehmend als „saubere Energiequelle“ gepriesen.

„Seit Jahren wird diskutiert, ob man eine industrielle Wirtschaft mit erneuerbaren Energien wie Wind und Sonne versorgen und Volkswagen, Mercedes-Benz, BMW und Peugeot produzieren kann. Und heute lautet die Antwort darauf: Nein“, sagte Puzder.

„Nun herrscht die Überzeugung, dass man mit diesem Kurs und durch den Einsatz von Kernenergie irgendwann an einen Punkt gelangen wird, an dem dies möglich ist, aber bisher ist dies sicherlich noch nicht der Fall.“

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Ukraine-Krieg und Besorgnis um China

Trotz einiger Meinungsverschiedenheiten gibt es viele Bereiche, in denen die Vereinigten Staaten und Europa einer Meinung sind, darunter die Beendigung des Ukraine-Krieges, die laut Puzder „eine der obersten Prioritäten des Präsidenten“ ist. Sie teilen auch die Besorgnis über China.

„Viele der Bedrohungen, denen wir als Nation in den USA ausgesetzt sind, sind dieselben Bedrohungen, denen die Europäer in Bezug auf China ausgesetzt sind. Daher ist dies ein Thema, bei dem wir uns abstimmen sollten“, sagte Puzder. „Ich glaube, in Europa hat man mittlerweile erkannt, dass China merkantilistisch ist, dass es seine Wirtschaftskraft einsetzen wird, um Verhalten zu erzwingen, und dass es sich nicht an die Regeln hält.“

Im April verhängte China ein Moratorium für den Export von Seltenerdmetallen und damit verbundenen Magneten, die für Automobilhersteller, die Luft- und Raumfahrtindustrie, Halbleiterunternehmen und Rüstungshersteller unverzichtbar sind, was einige europäische Autoteilefabriken dazu veranlasste, ihre Produktion einzustellen.

„Es [China] wird die Wirtschaft destabilisieren, wenn es in seinem Interesse liegt“, teilte Puzder mit. „Sie werden ihre Produkte in Europa abladen, wenn sie sie nicht in den Vereinigten Staaten abladen können, und sie unterstützen den Krieg in der Ukraine, indem sie die Russen unterstützen.“

Das Containerschiff „CMA CGM Jacques Saade“ am 21. Januar 2021 im Hafen von Le Havre im Nordwesten Frankreichs. Foto: Sameer Al-Doumy/AFP via Getty Images

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Gute Zusammenarbeit mit Trump

Puzder sagte, dass er aufgrund seiner gemeinsamen Erfahrungen mit dem Präsidenten in der Unternehmensführung oft auf einer Wellenlänge mit ihm sei, wenn es um Verhandlungen gehe. „Ich finde es sehr einfach, mit ihm zu arbeiten, und ich weiß, dass das nicht jedermanns Erfahrung ist. Aber vielleicht liegt es daran, dass wir einen gemeinsamen geschäftlichen Hintergrund haben, dass ich im Allgemeinen weiß, woher er kommt, und dass ich die Zusammenarbeit mit ihm als angenehm empfinde“, sagte er.

„Wenn man Präsident Trump in der Öffentlichkeit sieht, wenn er sich beispielsweise nicht gerade in einer hitzigen Diskussion mit jemandem aus den Medien befindet, dann ist die Person, die man in diesen Interviews sieht, wenn er sich eins zu eins mit dem Reporter unterhält, dieselbe Person, die man im Oval Office sieht. Es ist dieselbe Person, die man auf dem Golfplatz sieht. Es ist dieselbe Person, die man sieht, wenn man mit ihm in einem Restaurant sitzt. Er ist einfach ein sehr aufrichtiger, sehr guter Mensch.“

Pudzer fügte hinzu: „Er [Trump] hört Ihnen zu, er versucht zu verstehen, was Sie tun, er lässt Sie wissen, was er will, und wenn Sie Unterstützung brauchen, gibt er sie Ihnen.“

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Why America’s New Ambassador to EU Wants Europe to Succeed“. (Übersetzung und redaktionelle Bearbeitung mf)


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