Besen, Kessel und schwarze Katzen: Woher kommt unser typisches Hexenbild?

Ende Oktober ist die Zeit der Hexen. Als (gruseliges) Kostüm oder als Dekoration im Schaufenster haben sie zu Halloween in vielen westlichen Ländern Hochsaison. Ihre Ursprünge liegen jedoch weit abseits von Halloween und führen auch nach Deutschland.
Typische Hexen mit Katzen
Das typische Bild einer Hexe, die von einer schwarzen Katze begleitet wird.Foto: Gemeinfrei
Von 31. Oktober 2025

In Kürze:

  • Spitze Hüte, Zauberkessel, Besen und schwarze Katzen sind typische Merkmale von Hexen.
  • Der Ursprung dieser Stereotypen liegt im Alltag, in Hexenprozessen und in der Literatur verborgen.
  • Ihre Anfänge reichen mehrere Jahrhunderte zurück und kommen unter anderem aus Deutschland, Frankreich und Wales.

 

Ob sie nun an der Tür klopfen, um Süßigkeiten zu sammeln, oder als Dekoration in Schaufenstern hängen – Hexen sind zu dieser Jahreszeit allgegenwärtig. Außerdem sind sie leicht zu erkennen: Sie tragen hohe, spitze Hüte, haben Besen dabei oder schauen in einen Kessel. Aber woher kommen diese Stereotypen, die mit Hexen verbunden sind?

1. Besen

Ähnlich wie heute waren Besen im 16. Jahrhundert Haushaltsgeräte, die zum Fegen von Herden und Böden verwendet wurden. In ländlichen Dörfern wurden Besen oft auch als Zeichen von Bierbrauerinnen verwendet, die sie vor ihren Häusern aufstellten, um zu zeigen, dass dort Bier verkauft wurde. Irgendwie fand dieses harmlose Objekt seinen Weg in Geschichten über Hexerei.

Das erste Bild von Frauen, die auf Besen fliegen, findet sich vermutlich in der Handschrift „Le Champion des Dames“ (Der Verteidiger der Damen) von dem französischen Dichter Martin Le Franc aus dem Jahr 1485.

Die Frauen, die rittlings auf Besenstielen sitzen, sind neben dem Text am Rand der Seiten abgebildet. Diese unscheinbare Anordnung hat jedoch eine symbolische Kraft: Denn auch der Hexerei angeklagte und verleumdete Frauen wurden an den Rand der Gesellschaft gedrängt.

Hexen auf Besen fliegend

Zeichnung von auf einem Besen fliegenden Frauen aus dem Werk „Le Champion des Dames“. Foto: Gemeinfrei

Eines der einflussreichsten Werke über Hexerei war der „Malleus Maleficarum“ (Der Hexenhammer), der 1486 vom deutschen Geistlichen Heinrich Kramer veröffentlicht wurde. Kramers Anti-Hexerei-Traktat spielte auf Hexen an, die mithilfe des Teufels auf gesalbten Besen fliegen.

Angesichts der Tatsache, dass das Werk fest in der Frauenfeindlichkeit verwurzelt ist und Hexen als direkte Bedrohung für den häuslichen Bereich galten, ist es nicht verwunderlich, dass ein so alltäglicher Haushaltsgegenstand ein Objekt der Boshaftigkeit war.

2. Kessel

Ein weiterer Haushaltsgegenstand, der Kessel, ist ebenfalls zum Synonym für Hexerei geworden. Anstelle von Eintöpfen und Brühen werden Hexen oft dabei gezeigt, wie sie in Kesseln unter Verwendung von Zaubersprüchen Zaubertränke brauen.

Auch hier liegt der Ursprung wahrscheinlich in der Vorstellung von Frauen, die ihren üblichen Haushaltspflichten nachgehen. Außerdem standen Frauen oft mit Kräutern und Heilpraktiken in Verbindung.

Hexen um einen Kessel

Das Gemälde „The Three Witches from Macbeth“ von Daniel Gardner (1750–1805) zeigt drei Hexen um einen Kessel. Foto: Gemeinfrei

Im 16. und 17. Jahrhundert verließen sich die Menschen auf Laienheiler, die ihr Handwerk durch Erfahrung und über Generationen weitergegebenes Wissen erlernt hatten. Diese Heiler waren in der Regel Frauen, die sich mit Kräuterheilmitteln und Salben auskannten, mit denen sie angeblich Krankheiten heilen und Menschen und kranke Tiere versorgen konnten.

Als die Reformation Einzug hielt und die Kirche an Macht gewann, wurden Laienheilpraktiken und nicht lizenzierte Heilmethoden zugunsten ausgebildeter Ärzte verdrängt. Mit diesem Wandel wurden Laienheiler, die Kräuter in ihren Kesseln kochten, mit zunehmendem Misstrauen betrachtet.

3. Hohe schwarze Hüte

Zwar variieren die Darstellungen von Hexen auch in Europa, jedoch sind hohe schwarze Hüte ein häufiges Merkmal von Hexen. Es gibt keine eindeutige Quelle für dieses seltsame Klischee, aber es gibt zahlreiche Spekulationen darüber, woher es stammt. Diese reichen von Quäkerhüten bis zur üblichen mittelalterlichen Kleidung.

Frauen im frühneuzeitlichen Wales (1500 bis 1780) trugen typischerweise lange, schwere Wollröcke, Schürzen, Blusen und einen großen Wollschal sowie einen traditionellen hohen schwarzen Hut. Einige Forscher vermuten deshalb, dass dies als Inspiration für den breitkrempigen Hut der Märchenhexe diente.

Darstellung einer Hexe aus dem Jahr 1884 mit spitzem Hut, schwarzer Katze auf der Schulter und einem Besen in der Hand. Foto: Gemeinfrei

Dies passt gut, da Wales zusammen mit Cornwall von den protestantischen Reformatoren der frühen Neuzeit als ein Land angesehen wurde, in dem Magie und Zauberei weitverbreitet waren.

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Außerhalb Europas wurden hohe schwarze Hüte auch bei Mumien des 2. Jahrhunderts v. Chr. in Subeshi, China, gefunden. Infolgedessen bezeichneten Wissenschaftler sie als „die Hexen von Subeshi“.

4. Langes, struppiges Haar

Darstellungen von Hexen zeigen in der Regel Frauen mit langem, struppigem Haar, das im Wind weht, wenn sie auf ihren Besen fliegen. Es ist wahrscheinlich, dass diese Vorstellung von Hexen aus dem Gegensatz zwischen „guten“ christlichen Frauen und den „bösen“ Hexen stammt, die sich während der Reformation etablierte.

In der nachmittelalterlichen Zeit bedeckten verheiratete Frauen normalerweise ihr Haar unter einer Haube. Offenes Haar war dagegen ein unschickliches Attribut von Verführerinnen und Sünderinnen.

Im Mittelalter war es üblich, dass verheiratete Frauen ihr Haar unter einer Haube trugen. Foto: Gemeinfrei

Agnes Griffiths, eine Waliserin, die 1618 der Hexerei beschuldigt wurde, soll durch das Fenster ihres Hauses gesehen worden sein, wie sie mit einem spitzen Gegenstand eine Wachsfigur stach, und dies „mit ihrem Haar um ihre Ohren herum“ – also mit offenem Haar – getan habe. Die Anschuldigung deutet auf eine Verachtung für Frauen hin, die sich weigerten, den Erwartungen ihres Geschlechts zu entsprechen.

Infolge dessen wurden Hexen auch verdächtigt, Wachs, das sie für ihre Zauberei verwendeten, in ihrem Haar zu verstecken. Dies trug zu dem Stereotyp bei, dass Hexen fettige Locken hätten.

5. Schwarze Katzen

Frauen, die zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert der Hexerei beschuldigt wurden, wurde zudem oft vorgeworfen, einen „vertrauten Geist“ zu halten. In der damaligen Vorstellung war dies ein Tier, das in Wirklichkeit der Teufel oder ein Dämon in Verkleidung war.

Vertraute Geister sollen in einer Vielzahl von Gestalten auftreten, von Fröschen und Ratten bis zu Hunden, kleinen Pferden und sogar Dachsen. In einer Anspielung auf das Stillen eines Säuglings glaubte man, dass Hexen ihre Vertrauten aus ihrem eigenen Körper ernährten.

Schwarze Katzen sind häufige Begleiter von Hexen

Schwarze Katzen sind häufige Begleiter von Hexen. Foto: MirasWonderland/iStock

Die Abhandlung des Geistlichen Robert Holland über Hexerei erzählt beispielsweise die Geschichte einer Hexe, die immer eine zahme Ratte auf ihrem Schoß fütterte. Weiter heißt es darin, dass Dämonen in der einfachsten Form erscheinen würden – etwa als Haustier wie eine Katze.

In einem besonders berühmten Fall von Hexerei, dem von Elizabeth Clarke aus Manningtree, gab Clarke zu, mehrere Vertraute zu halten. Der bekannteste davon war ihre Katze „Vinegar Tom“.

Über die Autorin

Mari Ellis Dunning ist eine walisische Autorin sowie Teilzeitdozentin und Doktorandin an der Aberystwyth University und hat sich auf frühneuzeitliche walisische Hexenprozesse spezialisiert. Ihr erster Gedichtband wurde für den Wales Book of the Year Award 2019 nominiert, weitere Werke und Preise folgten. Dunning ist zudem Gründerin von Pay for Poets, einer Initiative, die Schriftstellern hilft, mit ihrer Arbeit ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Sie lebt mit ihrem Mann, ihren beiden Söhnen und ihrem Hund an der Westküste von Wales.

 Dieser Artikel erschien im Original auf theconversation.com unter dem Titel: „Black hats, cauldrons and broomsticks: the historic origins of witch iconography“. (redaktionelle Bearbeitung kms)



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