10-Punkte-Plan zur Energiewende: Wird Strom endlich günstiger?
In Kürze:
- Der Monitoringbericht des Bundeswirtschaftsministeriums bescheinigt der Energiewende zahlreiche Baustellen.
- Ministerin Reiche veröffentlichte parallel dazu einen 10-Punkte-Plan mit mehr oder weniger konkreten Maßnahmen.
- Versorgungssicherheit wird großgeschrieben, bleibt aber ein untergeordnetes Ziel. Bewährte Lösungen bleiben außen vor.
- Eine Senkung der Energiekosten ist nicht in Sicht.
Viel Gas braucht das Land. Das ist zumindest die Aussage der Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche. Der angekündigte und mit Spannung erwartete Monitoringbericht ist im September erschienen. Parallel dazu hat die Ministerin einen 10-Punkte-Plan herausgegeben, der die Tätigkeit der Regierung für die nächsten Wochen oder Monate beschreibt.
In Punkt 4 heißt es etwa: „Flexible Grundlastkraftwerke, insbesondere Gaskraftwerke mit Umstellungsperspektive auf Wasserstoff, werden priorisiert.“ Die Idee, die Lücken der Versorgung, die durch die Erneuerbaren verursacht werden, durch Gaskraftwerke zu schließen, ist nicht neu. Das hatte auch Robert Habeck so geplant. Die Diskussion entzündet sich vor allem an der Anzahl der nötigen Kraftwerke, denn da weichen die Meinungen der Ministerin und ihres Vorgängers voneinander ab.
[etd-related posts=“5236485,5282017″]
Was außer Gaskraftwerken noch für die Grundlast infrage kommen könnte, sprich Kernkraft oder Braunkohle, die im Lande ja reichlich vorhanden sind, darüber findet man im Plan kein Wort.
Neue Gaskraftwerke braucht das Land
Die erneuerbaren Energien sind von sich aus sehr teuer. Zwar „schickt die Sonne keine Rechnung“, aber diese Energien sind auf eine große Landfläche verteilt. Sie sind sozusagen „dünn“ und für das Einsammeln bekommen die Betreiber durch das EEG festgelegte hohe Vergütungen. Da die Erneuerbaren aber nur wetterabhängig Energie liefern, braucht man, wie im 10-Punkte-Plan festgestellt, Grundlastkraftwerke, um die schwankende Einspeisung laufend auszugleichen.
Diese Schwankungen gehen so weit, dass die Einspeisung der Erneuerbaren zeitweilig bis auf wenige Prozente der installierten Leistung zurückgeht. In diesen Zeiten müsste dann fast die gesamte Leistung eines Netzes, das künftig auch noch die Leistung für Verkehr und Heizung zur Verfügung stellen soll, durch Gaskraftwerke gesichert werden. Welche Kosten für diese Gaskraftwerke aufgebracht werden müssen und woher man den dazu notwendigen grünen Wasserstoff bekommen will, dazu gibt es auch keinen Hinweis.
Hinzu kommt, dass im bisherigen konventionellen Betrieb Gaskraftwerke wegen der hohen Kosten nur für die Spitzenlast eingesetzt wurden. Wenn nun Gaskraftwerke die fehlende Grundlastversorgung ersetzen sollen, dann kommen auf uns ungeahnte Kosten zu. Auch ohne steigenden Verbrauch würde der jetzt schon hohe Preis für Energie weiter massiv in die Höhe getrieben.
[etd-related posts=“5238629″]
Wie viele Gaskraftwerke sollen es denn nun sein? Im Koalitionsvertrag hatte man sich auf 20 Gigawatt geeinigt. Die EU will nur 12 Gigawatt genehmigen. Doch wie viel wirklich gebraucht wird, ist weitestgehend unklar. Die Frage ist: Wie wird sich der Strombedarf in den nächsten Jahren entwickeln?
Wenn es gelingt, mit der Energiewende Verkehr, Heizung und Produktion zu elektrifizieren, wird sich der jetzige Bedarf verdoppeln. Führen hingegen steigende Preise und zunehmende Versorgungsunsicherheit dazu, dass Firmen in Konkurs gehen oder Deutschland verlassen, dann käme man auch mit weniger Gaskraftwerken aus.
[etd-related posts=“5247942,5285258″]
Der Traum vom großen Speicher
Doch es gibt eine weitere Möglichkeit, den Bedarf an Gaskraftwerken zu verringern. „Dank Batteriespeicher reichen laut Aurora-Analysen 5 bis 10 Gigawatt neue Gaskraftwerke bis 2040 aus“, erklärte Frank Wetzel, Staatssekretär aus dem Bundeswirtschaftsministerium, auf dem „Energy Transition Summit“. Im 10-Punkte-Plan zur Energiewende heißt es unter Punkt 3 dazu: „Die Kombination von Erneuerbare-Energien-Anlagen mit Speichern kann eine bedarfsgerechtere Stromeinspeisung ermöglichen und Erzeugungsspitzen abfangen.“
Diese Aussage ist so weit richtig, insbesondere das „kann“. Denkt man diesen Gedanken indes einmal weiter, bräuchte man gar keine Gaskraftwerke, wenn man genug Speicher hätte. Da durch das EEG jede Art von Stromproduktion, einschließlich „Geisterstrom“, der nur hätte produziert werden können, durch feste Vergütungen honoriert wird, bestand für die Erzeuger bisher kaum Anreiz, in Speicher zu investieren. Aus den genannten Gründen gibt es diese Speicher in nennenswerter Größenordnung bisher nicht.
Erinnert sei hier daran, dass man versucht hatte, eine kleine Insel mit Wind, Sonne und ausreichend Speichern zu versorgen. Das Projekt nannte sich „Smart Region Pellworm“. Epoch Times berichtete. Bereits nach einem Jahr, als die Fördermillionen verbraucht waren, musste alles wieder abgebaut werden. Heute befindet sich auf dem Areal ein Hundespielplatz. Pellworm ist nicht der einzige gescheiterte Versuch.
[etd-related posts=“4078801,5205036″]
Flexibilität durch Digitalisierung
Unter Punkt 5 des Plans wird noch etwas vorgeschlagen: „Flexibilität und Digitalisierung des Stromsystems voranbringen“. Gemeint ist hier vor allem die Nachfrageflexibilität, die man vor allem durch einen „verstärkten Rollout von Smart Metern“ – aktuell verfügten demnach nur 3 Prozent der Haushalte über derartige Stromzähler – in Gang bringen will. In klaren Worten, Haushalte und Industrie sollen nur dann Strom verbrauchen, wenn der Wind weht und die Sonne scheint.
Das gibt es schon. Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit werden stromintensive Betriebe zeitweilig von der Versorgung abgeschaltet. Die erfolgt im Regelfall angekündigt und gegen entsprechende Vergütung, wobei Letzteres auch zu einer Erhöhung des Strompreises führt. Das ist ein Problem, denn, so der Plan der Ministerin: „Insbesondere […] der tatsächlichen Zahlungsfähigkeit von Industrie, Gewerbe und Haushalten [ist] zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt worden.“
Derweil lässt sich das Verfahren der planbaren Stromabschaltungen der Industrie nicht viel weiter ausbauen. Bekommen jedoch auch Haushalte zeitweise den Strom abgeschaltet, ist zu erwarten, dass die Akzeptanz für die Energiewende spürbar sinkt oder sogar verloren geht. Finanzielle Anreize, etwa in Form von dynamischen Stromtarifen, damit Verbraucher ihren Bedarf freiwillig anpassen, zeigen in der Praxis kaum Wirkung.
[etd-related posts=“5280879″]
Fazit: Energiewende bleibt teuer
Der Titel des 10-Punkte-Plans, „Klimaneutral werden – wettbewerbsfähig bleiben“, klingt wie ein frommer Wunsch und erinnert an die Redewendung „Wasch mir den Pelz, aber bitte, mach mich nicht nass“. Da wir in Deutschland jedoch schon einige Zeit nicht mehr wettbewerbsfähig sind, kann man eigentlich nur anstreben, wieder wettbewerbsfähig zu werden.
Alexander Horn, selbstständiger Unternehmensberater, gibt außerdem zu bedenken: „In Anbetracht der gigantischen Kosten der Energiewende sind die kostendämpfenden Maßnahmen, die durch die Abarbeitung von Reiches To-do-Liste erreicht werden können, nicht mehr als Peanuts.“
Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion