Ex-Ministerin Schröder: Atomausstieg als „Beispiel kollektiven Realitätsverlustes“

Am Donnerstag, 22. Mai, fand in Berlin die erste Anschalt-Konferenz statt, organisiert vom kernkraftbefürwortenden Verein Nuklearia und dem Energieberatungsunternehmen Radiant Energy Group. Sie vertreten die Ansicht, dass die Kernkraft der beste Weg ist, die Natur und das Klima zu schonen und gleichzeitig unseren Wohlstand zu sichern.
Erst kürzlich schloss jedoch die neue Bundesministerin für Wirtschaft und Energie, Katherina Reiche (CDU), aus, dass es in Deutschland eine Rückkehr zur Kernenergie geben könne. Nachdem die Unionsparteien diesen Schritt noch im Wahlkampf gefordert hatten, sagte sie am 9. Mai: „Der Ausstieg ist vollzogen. […] Wir müssen mit der Situation jetzt leben.“
Schröder: Ein „Beispiel kollektiven Realitätsverlustes“
Trotz dieser politischen Entscheidung halten die Organisatoren und Unterstützer der Konferenz an einem Wiedereinstieg Deutschlands in die Kernenergie fest. Die Grundsatzrede hielt Kristina Schröder (CDU), stellvertretende Leiterin der Denkfabrik Republik 21 und ehemalige Bundesfamilienministerin unter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).

Ein Plakat der ausverkauften Anschalt-Konferenz in Berlin. Die Veranstalter hoffen auf einen Wiedereinstieg Deutschlands in die Kernenergie. Foto: mf/Epoch Times
Sie berichtete von ihrer Zeit als Regierungsmitglied, als nach der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima Merkel einen früheren beschleunigten Atomausstieg anvisierte. Schröder sagte, sie war allerdings bei der Abstimmung aus familiären Gründen nicht anwesend.
Heute sieht sie das deutsche Atom-Aus als Fehler. „Die Menschen werden irgendwann auf die deutsche Energiewende mit dem Atomausstieg zurückblicken als Beispiel eines kollektiven Realitätsverlustes“, sagte Schröder.
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Ein Energiesystem mit vorwiegend wetterabhängigen Stromquellen ist bei schlechten Wetterbedingungen stets von grundlastfähigen Reservekraftwerken abhängig. Selbst der großflächige Ausbau von Speichertechnologien kann daran nichts ändern. „Der größte Batteriespeicher der Welt könnte Deutschland für nur 4 Minuten mit Strom versorgen,“ so Schröder.
Mit Blick auf den aktuellen deutschen Energieweg sagte sie weiter: „Ohne Kernenergie werden wir keine Chance haben, die Pariser Klimaziele zu erreichen.“
Grünen-Mitglied: Kernkraft trotz Nachteilen nicht verteufeln
Ein Redner der Konferenz war auch Jan Barkmann von der Hochschule Darmstadt. Barkmann ist Umwelt- und Ressourcenökonom, empirischer Sozialwissenschaftler, Ökologe – und Mitglied bei den Grünen, also der Partei, die den deutschen Atomausstieg entschieden vorangebracht und mit Ex-Vizekanzler Robert Habeck abgeschlossen hat.
Barkmann teilte mit, dass das Thema Kernkraft „hochgradig moralisch aufgeladen“ sei. Im Gegensatz zu seiner Partei sehe er neben den Nachteilen auch die vielen Vorteile der Technologie. Er betonte, dass Kernkraft eine CO₂-arme Energiequelle sei.

Jan Barkmann spricht sich am 22. Mai 2025 auf der Anschalt-Konferenz in Berlin für die Reaktivierung der deutschen Kernkraftwerke aus. Foto: mf/Epoch Times
Zudem sei sie eine „gerechte“ Energiequelle, da im Gegensatz zu den globalen Auswirkungen von CO₂-Emissionen, die bei fossilen Energiequellen anfallen, ein GAU in der Regel nur das Betreiberland betreffe. Beim Atommüll sehe es ähnlich aus.
Das Grünen-Mitglied kommt zu dem Fazit, dass man „Kernkraft nicht verteufeln“ dürfe.
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Verlust von Wohlstand?
Mehrere Redner sagten, dass Wohlstand eine zuverlässige, planbare und üppige Energieversorgung voraussetze und Kernkraft für viele Länder elementar sei, um dies zu erreichen. Manche Länder schaffen das mit Wasserkraft, aber nur wenige besitzen die geologischen Bedingungen dafür.
Der französische Blogger und Buchautor Tomás Pueyo bestätigte ebenfalls, dass speziell die Kernkraft den Wohlstand eines Landes sichern könne. Deutschland könne heute „zwei- bis dreimal wohlhabender“ sein, wenn wir die Kernkraftwerke behalten hätten.
Später teilte der Physiklaborant und Feinwerkmechaniker Noah Jakob Rettberg mit, dass das deutsche Atom-Aus bares Geld koste. Jeden Tag, an dem die deutschen Kernreaktoren nicht laufen und weiter rückgebaut werden, koste dies Deutschland 3 Millionen Euro.
Schröder sagte auch, dass nicht nur der Wohlstand, sondern auch das Gesundheitssystem von einer stabilen Energieversorgung eines Landes abhänge. „Am Wohlstand hängt die medizinische Versorgung eines Landes“, so die ehemalige Bundesfamilienministerin.
Die ehemalige Abgeordnete äußerte die Einschätzung, dass auch für Deutschland kein Weg an dieser Form der Energieerzeugung vorbeiführen wird. „Ich glaube, wir werden mittelfristig wieder in die Kernenergie einsteigen“, sagte Schröder.
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