Abbau in Planung: Erster deutscher Offshore-Windpark kostete 250 Millionen Euro

Er brachte bis heute 3 Terawattstunden Strom, trotzdem soll er schon in wenigen Jahren verschwinden. Die Rede ist vom ersten Offshore-Windpark Deutschlands. Die Betreiber zeigen sich mit dem Testfeld zufrieden. Die Kosten sind neunstellig.
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Am 27. April 2010 weihte Deutschland seinen ersten Offshore-Windpark ein. Das Pilotprojekt „alpha ventus“ besteht aus zwölf Windrädern mit einer Nennleistung von jeweils fünf Megawatt.Foto: Sean Gallup/Getty Images
Von 6. November 2025

In Kürze:

  • In der Nordsee entstand vor 15 Jahren der erste deutsche Offshore-Windpark.
  • Die Demontage der Anlagen soll laut Plan in gut vier Jahren beginnen. Schon jetzt läuft die Ausschreibung.
  • Die Investitionskosten lagen bei 250 Millionen Euro. Für die Demontage sind weitere 16 Millionen Euro veranschlagt.
  • Beim Abbau will der Betreiber auch die Umweltverträglichkeit im Blick behalten.

 

Vor gut 15 Jahren entstand in der Nordsee der erste deutsche Offshore-Windpark mit der Bezeichnung „alpha ventus“. Die ersten zwölf Windkraftanlagen mit je 5 Megawatt Nennleistung erhoben sich gen Himmel. Bis heute folgten für Deutschland in Nord- und Ostsee mehr als 1.600 weitere, noch größere Windkraftanlagen.

Testfeld mit Ablaufdatum

Jetzt konzentrieren sich die Betreiber des Pionierprojekts alpha ventus allerdings auf die Vorbereitungen für den Abbau des Windparks. Der Grund: Nach insgesamt 20 Jahren endet die geplante 20-jährige Betriebsdauer.

„Alpha ventus ist kein gewöhnlicher Windpark, sondern ein Offshore-Testfeld mit zwei verschiedenen Arten von (frühen) Turbinen und Fundamenten“, erklärte der Pressesprecher Christian Bartsch gegenüber Epoch Times. „Es gilt als Pionierprojekt in technischer, rechtlicher und ökologischer Hinsicht und wurde gebaut, um möglichst viele Erfahrungen für alle nachfolgenden kommerziellen Projekte zu sammeln.“

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In diesem Rahmen habe das Testfeld seinen Zweck „bereits mehr als erfüllt“. Laut Bartsch haben die zwölf Windturbinen bis heute rund 3 Terawattstunden Strom generiert. Zum Vergleich: Der Jahresstromertrag aller bestehenden deutschen Offshore-Windkraftanlagen lag 2024 bei gut 2,2 Terawattstunden.

Der Betreiber des Pionierprojekts ist ein Konsortium aus den Stromversorgungsunternehmen EWE, RWE und Vattenfall. Zudem haben sich verschiedene Forschungsinitiativen im Laufe der Zeit an der Sammlung von Erfahrungswerten zur Offshore-Windenergie beteiligt.

Bernhard Lange vom Fraunhofer-Institut für Windenergiesysteme erklärte: „Während vor 15 Jahren noch die Frage im Vordergrund stand, ob Offshore-Windenergie in Deutschland überhaupt möglich ist, widmen wir uns heute der Optimierung der Technologie und schauen, wie Kosten weiter gesenkt werden können. In der Forschungsinitiative RAVE (Research at alpha ventus) werden Fragestellungen zum wirtschaftlichen und umweltverträglichen Rückbau von Offshore-Windparks in den Fokus rücken.“

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Windpark verschlang Hunderte Millionen Euro

Wie für Pionierprojekte üblich waren die Kosten von alpha ventus außergewöhnlich hoch. Laut Medienberichten lag das Investitionsvolumen des etwa 45 Kilometer vor Borkum gelegenen Windparks bei rund 250 Millionen Euro. Das entspricht rund 20,8 Millionen Euro pro Windrad.

Doch auch heutige Anlagen sind nicht wirklich viel günstiger geworden, was an den rauen Bedingungen auf See liegen könnte. Für die Errichtung und Wartung einer Offshore-Windkraftanlage fallen derzeit Kosten von 3 bis 5 Millionen Euro pro Megawatt an. Bei 5 Megawatt Nennleistung wären das 15 bis 25 Millionen Euro.

Heutige Windkraftanlagen finanzieren sich in der Regel auch über die Einspeisevergütung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), nicht so alpha ventus. „Aktuell bezieht der Park keine EEG-Vergütung, sondern vermarktet den erzeugten Strom direkt an der Börse“, sagte Bartsch.

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Warum die frühe Planung?

Normalerweise nimmt ein Anlagenabbau weniger Zeit in Anspruch als dessen Aufbau. Bartsch erklärte, warum sie schon gut vier Jahre vor Beginn der Demontage mit der Planung begonnen haben. „Der Rückbau muss frühzeitig vorbereitet werden, da Spezialschiffe, Hafenlogistik und Genehmigungsprozesse lange Vorlaufzeiten haben“, sagte er. „Umweltauflagen, Logistik und Zeitfenster können so optimal aufeinander abgestimmt werden. Während der Aufbau seinerzeit weitgehend Neuland war, stehen nun etablierte Offshore-Kapazitäten zur Verfügung.“

Alpha ventus leistet auch mit der Demontage Pionierarbeit. Es ist der erste Windpark in der deutschen Nordsee, der abgebaut wird. Für den Anlagenrückbau gibt es bereits eine entsprechende Ausschreibung für Montagefirmen. In der Ausschreibung wird der Auftrag auf 16 Millionen Euro geschätzt.

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„Höchste Priorität“ für den Umweltschutz

Die Umweltverträglichkeit ist ein weiterer nennenswerter Faktor. Erst kürzlich hat eine Studie des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie gezeigt, dass Offshore-Windräder Dutzende teils giftige Chemikalien an die Umwelt abgeben.

„Der Schutz der Umwelt hat wie schon beim Bau und Betrieb auch beim Rückbau höchste Priorität“, betonte Bartsch zu diesem Punkt. „Beispielsweise haben sich seit dem Bau an den Fundamenten vielfältige Lebensräume gebildet. Gemeinsam mit den Behörden wird ein Konzept entwickelt, das eine ausgewogene Lösung zwischen Rückbau und Erhalt mariner Lebensräume sicherstellt.“

Aktuell ist geplant, die Offshore-Windkraftanlagen auf See grob und die Überreste von alpha ventus an Land weiter zu demontieren. An welchem Ort das geschehen soll, ist derzeit nicht bekannt. Mehrere Unternehmen hätten sich bereits gemeldet, um sich am Recycling der zwölf Anlagen zu beteiligen.

Zwar liegt die Nabenhöhe „nur“ bei gut 90 Metern und der Rotordurchmesser bei rund 120 Metern, dennoch werden hier tonnenweise Materialien anfallen.

Zum Großteil bestehen Windkraftanlagen aus gut recycelfähigem Stahl. Ein Problem stellen hingegen die Rotorblätter dar. Ein Bestandteil darin sind Glas- oder Carbonfasern, deren Gefährdungspotenzial größer ist als das von Asbestfasern. Zwar gibt es Ansätze zum Recycling, aber das Problem gilt noch nicht als gelöst.



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