Windpark statt Naturpark Dübener Heide: „Tun Sie das unserer Heimat nicht an“

Wer nahe Leipzig unterwegs ist, kennt bereits das von Windkraftanlagen geprägte Landschaftsbild. Damit nicht genug: Im Umkreis der Dübener Heide sind neue Anlagen geplant. Der Kraftwerker Hartmut Bergk schildert seinen aktiven Widerstand gegen den Ausbau – und das Schweigen der Behörden.
Dübener Heide
Windkraftanlagen bei Leipzig. Das Land hat weitere Ausbaupläne.Foto: Uri Gordon/iStock
Von 21. Oktober 2025

In Kürze:

  • Ein „Repowering“ südlich der Dübener Heide veranlasst den Kraftwerker Hartmut Bergk seine Ansicht zu „erneuerbaren“ Energien zu überdenken.
  • Er tritt in den Widerstand gegen die Windkraft, als 2024 ein Windpark in einem Wald mit wolkenkratzerhohen Windrädern geplant wird.
  • Ein Verbund mehrerer lokaler Bürgerinitiativen schickt einen Offenen Brief an die Sächsische Staatsregierung.
  • Die Behörden liefern bis dato keine Stellungnahme ab.
  • Einen Teilerfolg konnte die Bürgerinitiative verkünden.

 

Hartmut Bergk pendelt regelmäßig zu seiner Freundin, die in Lichtenstein/Sachsen lebt. Im Sommer 2023 bog er mit seinem Auto wie gewohnt von der Autobahn an der Ausfahrt 65 ab. Sein Blick fiel dabei stets auf den dortigen Windpark Kuhschnappel, der sich direkt an der Autobahn A4 befindet.

Zu dieser Zeit prägten große Kräne das Areal. Der Windpark befand sich im „Repowering“. Das bedeutet, dass der Betreiber die älteren Windräder durch neue, meist weitaus größere und leistungsstärkere Anlagen ersetzt.

Das Ausmaß der Baustellen und die schiere Dimension erst der Kräne und später der sieben Windräder ließen mich sehr nachdenklich zurück“, sagte Bergk gegenüber der Epoch Times.

Repowering „hat etwas in mir bewegt“

Das Thema Energieerzeugung hat den gelernten Kraftwerker, der sich seit 2021 in Rente befindet, ein Leben lang begleitet. Lange Zeit war er im Kohlekraftwerk Boxberg tätig. Da er seiner Aussage nach gesehen habe, welche Schäden der Kohleabbau in seiner Heimat, dem Lausitzer Revier, angerichtet hat, befürwortet er den von der Bundesregierung beschlossenen Kohleausstieg.

„Erneuerbare Energien lehne ich nicht grundsätzlich ab. Als sinnvolle Ergänzung zu einem stabilen Grundnetz kann das durchaus einen funktionierenden Strommix ergeben“, teilte Bergk mit. „Photovoltaik nutze ich selbst auch privat.“ Doch angesichts der von ihm beobachteten Volatilität und Wetterabhängigkeit der „Erneuerbaren“ kommt er zu dem Schluss:

„‚Erneuerbare‘ Energien können keinen Industriestrom erzeugen – weder Photovoltaik noch Windkraft.“

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Weiter sagte Bergk: „Der Bau der Windkraftriesen in Kuhschnappel direkt an der Straße in diesen Dimensionen hat tatsächlich etwas in mir bewegt. Die Flächen pro Windrad waren selbst auf den landwirtschaftlichen Flächen riesig.“

Widerstand gegen Windkraftpläne

Im Juni 2024 erfuhr Bergk, dass im Stadtwald Labaun ein neuer Windpark mit elf Windkraftanlagen entstehen soll. Dieses Waldstück befindet sich nahe der Stadt Dommitzsch und in direkter Umgebung der Dübener Heide.

Dübener Heide

Die im Jahr 2024 für den Stadtwald Labaun geplanten Windkraftanlagen sollten jeweils 267 Meter hoch sein. Foto Hartmut Bergk

Laut dem Bebauungsplan von Dommitzsch sollte der Windpark mit seinen 267 Meter hohen Anlagen folgende Vorteile bieten:

  • Stärkung des kommunalen Haushalts,
  • Beitrag zur Umstellung des Energiesystems,
  • Grünstrombereitstellung für die Industrie.

Der Kraftwerker sah allerdings mehr Nachteile als Vorteile und war damit nicht einverstanden. Er beschloss, sich der Dommitzscher Bürgerinitiative PRO Labaun anzuschließen. Seitdem befindet sich der ehemalige Kraftwerker im Unruhestand.

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Mit Transparenten, Aufklebern und Präsentationen informierten er und seine Mitstreiter die lokale Bevölkerung über das windige Bauvorhaben, wie Bergk schilderte. Somit habe sich schnell Widerstand in Dommitzsch und Umgebung gebildet. Die Bürgerinitiative habe Unterschriften gesammelt und am 7. Januar 2025 eine Einwohnerversammlung in Dommitzsch erwirken können. Darüber hatte der MDR berichtet.

Dübener Heide

Hartmut Bergk am 6. März 2025 in Leipzig bei einer Kundgebung der Bürgerinitiative PRO Labaun gegen die Pläne zum Windkraftausbau in der Region. Foto: Hartmut Bergk

Vernetzung mit anderen Bürgerinitiativen

In mehreren Regionen und Bundesländern Deutschlands schlossen sich in der jüngsten Vergangenheit mehrere Bürgerinitiativen zu einem Bündnis zusammen. Zu diesem Schritt entschied sich auch PRO Labaun, um eine noch größere Wirkung zu erzielen.

„Unsere Vernetzungsgruppe wurde immer stärker und am 30. Mai 2025 zur Großdemo am Sächsischen Landtag in Dresden hatten wir den bis jetzt wohl größten gemeinsamen Auftritt, wieder gemeinsam mit Freunden aus dem Erzgebirge und Ostsachsen“, sagte Bergk. „Es tut einfach gut, nicht allein zu kämpfen.“

Laut der offiziellen Einladung zu dieser Kundgebung befürwortet die Vereinigung die „erneuerbaren“ Energien, sofern diese nicht Mensch und Natur benachteiligen. In den Augen der Bürgerinitiativen passiert jedoch genau das.

Bergk kritisierte, dass es bei öffentlichen Informationsveranstaltungen von Betreibern und Gemeinden meist ums Geld gehe, um die Einnahmen, mit denen der Stadt etwas Gutes getan werden könne. Hingegen hätten die Referenten laut dem einstigen Kraftwerker Probleme wie Schattenwurf, Lautstärke, Infraschall, Zuwegung, Rodung, Brandgefahr, Feinstaub, Recycling, Immobilienwertminderung und weitere gar nicht als „Probleme“ betrachtet.

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Gesetzgeber macht Druck, die Bürger auch

Im Zuge der Energiewende sollen in Deutschland weit mehr als die bestehenden gut 30.800 Windkraftanlagen errichtet werden. Laut der gesetzlichen Vorgabe sollen in Sachsen bis 2032 mindestens 2,0 und in Sachsen-Anhalt mindestens 2,2 Prozent der Landesfläche für Windkraft ausgewiesen sein. Somit geht es um mehr als nur um die Dübener Heide.

Wie Bergk mitteilte, sind laut aktuell vorliegender Regionalplanung im Planungsgebiet Leipzig-Westsachsen insgesamt 8.371,68 Hektar als Vorrangflächen für die Windkraft ausgeschrieben.

Um der Sächsischen Staatsregierung ihr Missfallen dazu auszudrücken, übermittelten die Bürgerinitiativen aus Sachsen und der Dübener Heide am 17. September 2025 einen „Offenen Brief“. Dieser war speziell an den Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) gerichtet. Damit wolle das Bündnis laut Bergk zeigen, dass der Widerstand nicht von einer „extrem lauten Minderheit“ kommt, sondern viele Menschen der Region vertritt.

„Sie [die Bürgerinitiativen] eint die Sorge um die Heimat“, so Bergk. Zudem könnten sie die Hoffnung auf ‚ökologischen und ökonomischen Realismus‘ auch und gerade zum Thema Energiewende nicht aufgeben – würden das auch nicht wollen.

Das Schweigen der Behörden

Bis Redaktionsschluss blieb eine Stellungnahme der Sächsischen Behörden aus – trotz telefonischer Zusage, dass sie der Redaktion eine Antwort zusenden. Die Epoch Times stellte An- und Nachfragen beim Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWK) und beim Sächsischen Staatsministerium für Infrastruktur und Landesentwicklung (SMIL).

Auch die Absender des Offenen Briefes erhielten bis dato keine Antwort. „Weder aus der Staatskanzlei noch von den eine Woche später informierten Landräten, Ministerien oder dem Regionalverband gab es irgendwelche Reaktionen“, schilderte Bergk. „Selbst die ‚Eingangsbestätigung‘ an die unterzeichnenden BI musste ich anmahnen. Am Montag darauf kam sie dann.“

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„Tun Sie das unserer Heimat nicht an“

Einen Teilerfolg – zumindest für den Moment – konnte PRO Labaun laut Bergk erzielen: Im Stadtwald Labaun sollen die bis zu elf Windkraftanlagen nun doch nicht errichtet werden.

„Die Planungsgebiete 77 a/b ‚entfallen aufgrund vorrangiger Belange der Landesverteidigung Staatsministerium für Infrastruktur und Landesentwicklung, zitierte Bergk die offizielle Erklärung. „Offenbar wurden Höhenbeschränkungen durch die Bundeswehr ausgesprochen, die in Holzdorf im benachbarten Land Brandenburg einen Hubschrauber-Fliegerhorst großmilitärisch erweitern will.“

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Am ersten Oktoberwochenende 2025 war Bergk seiner Aussage nach bei Weimar campen, rund 100 Kilometer von seinem Wohnort entfernt. „Auf einer Wanderung zwischen Buchenwald und Ettersburg gab es plötzlich einen Punkt, von dem ich bis zum Horizont auf einen Blick fast 200 Windräder sehen konnte.“ Dazu hat er folgendes Foto aufgenommen und uns zugeschickt:

Dübener Heide

Panoramabild nahe Weimar in Thüringen. Foto: Hartmut Bergk

Er merkte an, dass auf dem Foto nicht so gut erkennbar sei, was vor Ort zu sehen war. Bei dem Panoramaanblick habe er sich sofort gedacht: „Liebe Politiker, tun Sie das unserer Heimat in Sachsen nicht an!“

Letztlich hofft Bergk, dass künftig nicht noch mehr große Windkraftanlagen am Wegesrand seine Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wenn er seine Lebensgefährtin mit dem Auto besucht. Ebenso hofft er, dass in seiner Region auf Dauer möglichst viel vom gewohnten Landschaftsbild – wo noch keine Windkraftanlagen stehen – erhalten bleibt.



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