Menschen, Dinosaurier, Medizin: Sind die mysteriösen Ica-Steine echt oder gefälscht?

Sie sind zahlreich, hart und widersprüchlich: 11.000 Steine aus dem Süden Perus zeigen Motive, die die Wissenschaft nicht erklären kann – Dinge, die es damals noch nicht gegeben haben dürfte. Die Frage nach der Echtheit der Steine bleibt – auch weil die örtlichen Gesetze Fälschern in die Hände spielen.
Menschen, Dinosaurier, Medizin: Sind die mysteriösen Ica-Steine echt oder gefälscht?
Die mysteriösen Ica-Steine sind nach ihrem Fundort in Peru benannt.Foto: Brattarb, Wikimedia Commons | CC BY-SA 3.0
Von , 10. August 2025

In Kürze:

  • Inzwischen gibt es etwa 11.000 Ica-Steine, die nach ihrem Fundort in Peru benannt sind.
  • Karten von Sternen und unbekannten Kontinenten, moderne Werkzeuge und komplexe medizinische Eingriffe widersprechen den Geschichtsbüchern.
  • Ausgrabungen belegen, dass tatsächlich verzierte Steine in der Region vor mehreren Jahrhunderten niedergelegt wurden.

 

Die Wüstenstadt Ica im Süden Perus liegt in einer Region, die als Wiege verschiedener faszinierender Kulturen bekannt ist – darunter die Nazca, die Paracas und die Inka. Besonderer Anziehungspunkt ist jedoch seit Jahren ein Museum, das El Museo Científico Javier Cabrera.

Es birgt ein Rätsel aus 11.000 Steinen, dem aktuelles historisches Wissen gegenübersteht. Doch es sind weder teure Juwelen noch normale Steine, die Historiker, Archäologen und Wissenschaftler anderer Disziplinen seit Jahrzehnten beschäftigen. Vielmehr tragen sie besondere Zeichnungen und Gravuren, die – ähnlich wie die berühmten Scharbilder in Nazca – ihrer Zeit voraus zu sein scheinen.

Der Ica-Stein zeigt riesige, menschenfressende Vögel

Die Ica-Steine zeigen teils merkwürdige Motive, die nicht mit dem Wissen aus Geschichtsbüchern erklärbar sind. Foto: Brattarb/Wikimedia Commons | CC BY-SA 3.0

Was sind die Ica-Steine?

Archäologen begannen bereits Ende des 19. Jahrhunderts mit Ausgrabungen in der Region Ica. Sie fanden zahlreiche Alltagsgegenstände, darunter Tongefäße, Werkzeuge und vieles mehr. Die wenigen gravierten Steine unter ihnen weckten zu diesem Zeitpunkt noch kein großes Interesse.

Das änderte sich 1961, als der Fluss Ica über das Ufer trat und weite Teile der landwirtschaftlichen Flächen überschwemmte. Das abfließende Wasser spülte dabei viel Erde weg und zutage kamen runde Steine unterschiedlicher Maße. Die kleinsten von ihnen waren wenige Zentimeter groß und wogen etwa 100 Gramm. Mit bis zu 40 Zentimetern und 25 Kilogramm gab es jedoch auch große Exemplare. Entsprechend ihrem Fundort erhielten sie den Namen „Ica-Steine“.

Die Steine gibt es in vielen verschiedenen Größen, unter anderem kleine tragbare wie diese 2007 wiederentdeckten Exemplare. Foto: Gemeinfrei

Die Steine sind aus Andesit, der ähnlich wie Basalt in unserer Region durch die Kristallisation von Lava nach einem Vulkanausbruch entsteht. Andesit kommt in den Anden Perus sehr häufig vor, was dem Gestein seinen Namen gab. Das Material ist ziemlich hart – nur minimal weicher als Quarz –, weshalb die Steine selbst mit modernen Werkzeugen schwer zu bearbeiten sind. Dennoch tragen alle Ica-Steine eingeritzte Motive.

Einige der Zeichnungen sind relativ einfach gehalten und zeigen Menschen, Tiere und Pflanzen. Viele von ihnen stellen jedoch Szenen dar, die schwer zu erklären sind: Karten von Sternen und unbekannten Kontinenten, einen Mann, der mit einem Teleskop in den Weltraum blickt, und sogar komplexe medizinische Eingriffe wie Bluttransfusionen oder Kaiserschnitte.

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Zwischen Faszination und Ablehnung

Die Ersten, die Interesse an den außergewöhnlichen Ica-Steinen zeigten, waren die lokalen Bauern. Einige begannen damit, sie zu sammeln, während andere sie an Touristen verkauften. Einer dieser Sammler war der Arzt Javier Cabrera Darquea (1924–2001), der im Jahr 1966 einen Ica-Stein als Geschenk erhielt.

Zwar kannte Cabrera die Steine bereits seit seiner Kindheit, weil schon sein Vater sie in den 1930er-Jahren sammelte, doch erst das Geschenk weckte sein Interesse. Der Grund: Der Stein zeigte einen längst ausgestorbenen Fisch. Von da an kam der Stein sinnbildlich ins Rollen und Cabrera erwarb viele weitere Ica-Steine von Einheimischen.

Porträt von Javier Cabrera Darquea, umrahmt von Ica-Steinen, im Museum. Foto: Brattarb/Wikimedia Commons | CC BY-SA 3.0

Einige der Steine, so erklärten ihm die Einheimischen, seien in verschiedenen Gräbern in der Gegend gefunden worden. Zusammen mit der Sammlung seines Vaters besaß Cabrera letztlich fast 11.000 Steine. Er gab schließlich seinen Job auf, widmete sich der Erforschung der Steine und machte sie der Welt bekannt. Die Steine erhitzten mit ihren brisanten Motiven schnell die Gemüter des Publikums.

So zeigt ein Stein unter anderem Menschen, die gegen Dinosaurier kämpfen – ein Motiv, das aus einem Science-Fiction-Roman stammen könnte. Denn wissenschaftlich nachgewiesen starben die Dinosaurier vor 66 Millionen Jahren aus, während die ersten Menschen erst vor etwa 2 Millionen Jahren auftauchten.

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Sind die Ica-Steine echt oder gefälscht?

Es gibt also kein Szenario, das mit dem aktuellen Wissensstand vereinbar ist und eine solche Begegnung erklären könnte. Außerdem lassen Darstellungen von Teleskopen und modernen medizinischen Eingriffen an der Echtheit der Ica-Steine zweifeln. Doch was spricht für und was gegen ihre Echtheit?

Die ersten Fragen, die sich bei den Steinen stellen, sind: Wann wurden die Steine verziert? Und folglich: Wer könnte der Erschaffer der Motive gewesen sein? Und hier treten bereits die ersten Probleme auf, denn weder das Alter der Ritzungen noch das der Steine selbst lässt sich mit herkömmlichen Methoden wie einer Radiokarbondatierung ermitteln.

Der einzige Ansatz für eine mögliche zeitliche Einordnung ist der Zeichenstil der Gravuren. Ein Vergleich mit Kunstwerken vergangener Kulturen aus der Region zeigt einige Parallelen, allerdings ist die sichere Zuordnung zu einer der Kulturen nicht möglich. Zudem besteht die Möglichkeit, dass Fälscher die gut bekannten vorgeschichtlichen Werke als Vorlage für ihre Kopien nutzten.

Dieser Ica-Stein zeigt verschiedene Dinosaurier

Dieser Ica-Stein zeigt verschiedene Dinosaurier. Foto: Brattarb/Wikimedia Commons | CC BY-SA 3.0

Fragwürdige Umstände

Ein weiteres Problem ist die Art und Weise, wie Javier Cabrera Darquea an die Steine gelangte. Wie in Deutschland verbietet in Peru ein Gesetz die Plünderung archäologischer Stätten sowie den Verkauf von Funden. Wer dagegen verstößt, muss mit hohen Geld- und Haftstrafen rechnen. Als die Einheimischen die Steine sammelten und verkauften, verstießen sie damit zweimal gegen das Gesetz. Entsprechend achteten die Verkäufer darauf, die Herkunft und den geschichtlichen Hintergrund der Steine zu verschleiern.

Letztlich können die bewusste Fälschung, aber auch der illegale Verkauf von archäologischen Funden zu den zahlreichen widersprüchlichen Angaben geführt haben. So sagte unter anderem der Schenker von Cabreras erstem Stein in einem Dokumentarfilm, dass er diesen gefälscht habe, während er in einem späteren Interview seine Aussage zurückzog.

Die Kombination aus der Unkenntnis über die Auffindungsumstände der Ica-Steine und den darauf abgebildeten Motiven führte letztlich dazu, dass renommierte Wissenschaftler nahezu einstimmig die Echtheit der Steine ablehnten. Doch könnten die Ica-Steine echt und unecht sein?

Dieser Stein zeigt eine Person mit einem menschlichen Herzen in der Hand

Auf diesem Stein ist eine Person mit einem menschlichen Herzen in der Hand zu sehen. Foto: Brattarb/Wikimedia Commons | CC BY-SA 3.0

Die Nadel im Heuhaufen

Heute befindet sich die Sammlung von Cabreras Ica-Steinen öffentlich zugänglich im Museum. Das Erstaunliche ist jedoch, dass neben ihnen weitere verzierte Steine liegen, die aus gut dokumentierten archäologischen Ausgrabungen stammen.

Ein weiterer Liebhaber und Sammler von Ica-Steinen war der Architekt Santiago Agurto Calvo. Calvo durchsuchte alte Gräber und fand im August 1966 in einem davon einen Ica-Stein. Er meldete den Fund dem Regionalmuseum in Ica, dessen Kurator der renommierte Archäologe Alejandro Pezzia Assereto war. Pezzia Assereto schloss sich schließlich für weitere Erkundungen dem Architekten an.

Ica-Stein, der eine Karte darzustellen scheint

Ein Ica-Stein, der eine Karte darzustellen scheint. Foto: Brattarb/Wikimedia Commons | CC BY-SA 3.0

Bereits im September 1966 fanden die beiden einen weiteren Stein. Das 2 mal 6 mal 7 Zentimeter große Objekt besaß eine abstrakte Verzierung, die einer Blume mit acht Blütenblättern ähnelte. Für Pezzia Assereto war dies der Beweis dafür, dass die Ica-Steine einst von alten peruanischen Kulturen hergestellt wurden, und er organisierte weitere Suchaktionen, bei denen zwei weitere Steine ans Tageslicht kamen.

Einer der Steine zeigt die Darstellung eines Fisches und stammt aus einem Grab, das aufgrund seiner Beifunde auf die Zeit zwischen 600 und 1000 n. Chr. datiert wird. Der andere Stein, auf dem ein Lama zu sehen ist, stammt aus der Zeit zwischen 600 und 1200 n. Chr. 1968 veröffentlichte Alejandro Pezzia Assereto seine Entdeckung in einem Buch.

Es ist also möglich, dass sich unter den 11.000 Steinen echte Exemplare verbergen – wie eine Nadel in einem Heuhaufen. Bis zuletzt waren sowohl Javier Cabrera Darquea als auch seine Tochter davon überzeugt, dass die Steine echt sind.

Unter gefälschten Steinen könnten sich auch jene befinden, die von alten Kulturen graviert wurden. Foto: Brattarb/Wikimedia Commons | CC BY-SA 3.0

Cabreras Theorie über die Ica-Steine

Der Arzt Javier Cabrera Darquea blieb stets von der Echtheit seiner Steine überzeugt. Seine Theorie: Die Steinsammlung stelle eine Bibliothek dar, die wichtige Ereignisse dokumentiert. Wichtiges war in große Steine geritzt, weniger Wichtiges in kleinere.

Cabreras Tochter Eugenia Cabrera, die heute das Museum leitet, erklärte die Theorie ihres Vaters: „Die Zeichnungen, die die Menschen damals in die Steine gravierten, waren keine einfachen Zeichnungen, die bestimmte Momente darstellten. Sie vermittelten eine Art Sprache, die auf diesen Zeichnungen basierte.“

In den Augen von Familie Cabrera stehen Blätter dabei für „Leben“ und Gruppen von Blättern für ganze „Kulturen“. Kopfbedeckungen in verschiedenen Formen symbolisierten ihrer Meinung nach Intelligenz oder Weisheit. Wer letztlich der oder die Künstler waren und welchem Zweck die Steine dienten, bleibt ein Geheimnis der Zeit.

Dieser Artikel erschien im Original auf www.epoch.org.il unter dem Titel „היסטוריה מוזרה“. (redaktionelle Bearbeitung kms)



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