Kein Regen ohne Wald: Abholzung des Amazonas fördert Trockenheit

Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht – oder seine wichtige Rolle in puncto Regen. Unabhängige Studien zeigen nun, dass die Abholzung des Amazonas-Regenwaldes zum Rückgang der Niederschläge führt.
Kein Regen ohne Wald: Abholzung des Amazonas fördert Trockenheit
Der Amazonas-Regenwald ist ein fein abgestimmtes Ökosystem, das wie eine Regenmaschine funktioniert – wenn es intakt ist.Foto: Tarcisio Schnaider/iStock
Von 2. Oktober 2025

In Kürze:

  • Der Amazonas-Regenwald ist ein fein abgestimmtes Ökosystem, das wie eine Regenmaschine funktioniert.
  • In den vergangenen 40 Jahren gingen dem Wald über 10 Prozent seiner Fläche durch Rodung verloren.
  • Seit 1985 gingen die Niederschläge um 8 Prozent zurück, wobei Entwaldung zu 75 Prozent die Hauptursache ist.

 

Tropische Regenwälder wie der Amazonas gehören zu den komplexesten Ökosystemen der Erde. Bereits kleine Eingriffe können das gut aufeinander abgestimmte Zusammenspiel von Tieren, Pflanzen und Klima stören.

Zwei internationale Forscherteams konnten dies mit ihren unabhängig durchgeführten Studien am Beispiel der Abholzung von Regenwäldern und deren Einfluss auf die Niederschlagsmengen und die Trockenheit zeigen.

Die „fliegenden Flüsse“ des Amazonas

Tropische Regenwälder sind ein Phänomen, das nahe dem Äquator auftritt, wo die Sonne jeden Tag zwölf Stunden am Himmel steht. Im Verlauf des Tages erhitzt unser Stern die Erde, sodass Wasser verdunstet. Gleichzeitig ziehen Bäume das Wasser über ihre Wurzeln aus dem Boden, transportieren es zu ihren Blättern und geben es als Wasserdampf an die Atmosphäre ab.

Das Ergebnis: Es bilden sich „fliegende Flüsse“, also unsichtbare Dampfströme, die durch die Luft wandern und sowohl innerhalb des Waldes als auch weit über dessen Grenzen hinaus für Niederschläge sorgen.

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In der Trockenzeit stammen bis zu 70 Prozent der Niederschläge im Amazonasgebiet aus diesem Feuchtigkeitsrecycling. Der Wald sorgt also in Zeiten, in denen es kaum regnet, selbst für Regen – wie eine Art natürliche Regenmaschine.

Sein Wasser bezieht er jedoch nicht aus tief liegenden Reserven, sondern aus flachen Böden. Dies zeigt eine aktuelle Studie von Magali Nehemy, Assistenzprofessorin an der University of British Columbia, und ihren Kollegen. Außerdem entdeckten sie, dass der Wald den Regen schnell recycelt.

„Er fällt, sickert in den flachen Boden ein, wird von den Wurzeln aufgenommen und wieder an die Atmosphäre abgegeben, wo er neue Niederschläge produziert – genau dann, wenn der Wald Wasser am dringendsten benötigt“, erklärte Nehemy.

Doch nicht jede Baumart trägt gleichermaßen zu diesem Kreislauf bei. Am effektivsten für die schnelle Produktion von Regen sind Baumarten mit einer hohen Embolieresistenz. Diese sind widerstandsfähiger und können auch während einer Dürreperiode den Wassertransport durch ihr Gewebe aufrechterhalten und so weiter Feuchtigkeit an die Atmosphäre abgeben.

Abholzung stört die Regenmaschine

Damit zeigt sich jedoch auch: Weniger Bäume können weniger Regen bedeuten – und ganz ohne Wald gäbe es gar keinen Regen. Besonders durch menschliche Eingriffe wie die Abholzung sind Regenwälder erheblich bedroht. Ein gestörter Wasserkreislauf mit weniger Regen bedroht zudem die Artenvielfalt und natürliche Lebensräume sowie die Wasser- und Nahrungsmittelversorgung.

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Dass diese Bedrohung real ist, zeigen Daten von MapBiomas Amazonia, einer brasilianischen multi-institutionellen Initiative, die jährlich eine Karte zur Landbedeckung und -nutzung in Brasilien erstellt.

Ihren Daten zufolge verschwanden in den vergangenen 39 Jahren – von 1985 bis 2023 – mehr als 88 Millionen Hektar des brasilianischen Regenwaldes. Gemessen an der Gesamtfläche von 847 Millionen Hektar gingen 12,5 Prozent des Amazonas-Regenwaldes verloren. Dies entspricht etwa der Fläche von Kolumbien. Werden neben dem Wald auch noch andere Pflanzenarten berücksichtigt, beträgt der Gesamtverlust an Vegetation sogar 92,4 Millionen Hektar.

Räumliche Verteilung der Wald- (grün) und Nichtwaldflächen (beige) im brasilianischen Amazonasgebiet

Räumliche Verteilung der Wald- (grün) und Nichtwaldflächen (beige) im brasilianischen Amazonasgebiet im Jahr 1985 (l.) und 2020 (r.). Schwarze Vierecke markieren Gebiete, in denen Forscher die meteorologischen Auswirkungen der Entwaldung untersuchten. Foto: Franco et al. (2025), CC BY-NC-ND 4.0

Dieser Rückgang besorgt die Forscher bei MapBiomas hinsichtlich der Zukunft der Wälder. So nähere sich der Amazonas dem „Point of no Return“ von 20 bis 25 Prozent Vegetationsverlust, an dem er „aufhört, sich als Regenwald zu erhalten“, so Bruno Ferreira von MapBiomas. Weiter sagte er:

„Wenn zu viel Vegetation verloren geht, wird der Regenzyklus gestört, und große Gebiete neigen dazu, sich in trockenere Savannen zu verwandeln.“

Grund für den Rückgang der Waldfläche seien Rodungen für den Bergbau und die Land- und Viehwirtschaft. So nahmen zwischen 1985 und 2023 der legale und illegale Bergbau um 1.063 Prozent zu, die Landwirtschaft um 598 Prozent und die Viehzucht um 298 Prozent. Aus dem dichten Wald wurden offene Tierweiden, weite Felder für den Anbau von Sojabohnen oder Palmöl und riesige Krater infolge des Goldabbaus.

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Regenverlust in Zahlen

Wie hoch der Rückgang an Niederschlägen tatsächlich ist, haben Forscher aus Brasilien und vom Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz untersucht. Dafür analysierten sie in ihrer Studie die Wetterdaten von den Jahren 1985 bis 2020.

Ihre Analyse zeigt, dass die lokale Entwaldung die Hauptursache für den Rückgang der Niederschläge während der jährlichen Trockenzeit um knapp 8 Prozent beziehungsweise um 21 Millimeter war. Zugleich ist laut den Forschern die Abholzung für etwa 16 Prozent des Anstiegs der Temperatur um 2 Grad Celsius verantwortlich.

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Die Studie zeigt ferner, dass das Klima des Amazonasgebiets nicht linear auf die Abholzung reagiert. So traten zu Beginn des Entwaldungsprozesses die schwerwiegendsten klimatischen Veränderungen auf – insbesondere, als die ersten 10 bis 40 Prozent der Rodungen geschahen.

„Wenn die Entwaldung in gleichem Maße voranschreitet, wie bisher, erwarten wir aufgrund unserer Daten einen weiteren Temperaturanstieg von etwa 0,6 Grad Celsius und einen weiteren Rückgang der Niederschläge in der Trockenzeit um etwa sieben Millimeter im Vergleich zu heute, was den Wald sicher zusätzlich stressen wird“, sagte Christopher Pöhlker vom Max-Planck-Institut für Chemie.



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