Gas-Engpass im Winter? Füllstände für Ende Juni niedrig wie lange nicht

Ein Blick auf die Füllstände beim Gas wirft Fragen auf: Sie steigen, sind aber auf viel niedrigerem Niveau als in den Vorjahren. Indes gibt die Bundesnetzagentur Entwarnung. Eine Übersicht über die Lage.
Gas
Die Füllstände der Gasspeicher sind aktuell niedriger als in den Vorjahren.Foto: gyro/iStock
Von 29. Juni 2025

In Kürze:

Halb voll: Die Füllspeicherstände beim Gas liegen bei 49,45 Prozent – deutlich niedriger als in den vergangenen drei Jahren.

Die Bundesnetzagentur beruhigt und verweist auf die LNG-Importe, die es vor drei Jahren noch nicht gab.

Am 1. November müssen die Speicher nur noch einen Füllstand von 80 anstatt 90 Prozent haben.

Möglicher Mehrbedarf: Gas wird allerdings bei der Verstromung an Bedeutung gewinnen.


 

Die Füllstände der deutschen Erdgasspeicher sind aktuell deutlich niedriger als in den vergangenen drei Jahren.

Laut den Daten des europäischen Gasspeicherverbands GIE beträgt ihr durchschnittlicher Speicherstand 49,45 Prozent (Stand: 28. Juni 2025). Damit ist er momentan mehr als 30 Prozentpunkte niedriger als noch am selben Tag im Vorjahr, wo er bei 80,46 Prozent lag. Auch am 28. Juni 2023 waren die Speicher mit 79,91 Prozent bereits gut gefüllt.

Gähnende Leere herrscht beispielsweise im größten deutschen Gasspeicher Rehden in Niedersachsen: Hier beträgt der Füllstand lediglich 2,25 Prozent. Das entspricht der Energie von 1 Terawattstunde (TWh). Wenn alle Speicher voll sind, verfügt die Bundesrepublik über eine Speicherkapazität von rund 245 TWh. Allein der Speicher in Rehden macht gut ein Fünftel der deutschen Speicherkapazität aus.

Der Grund für die niedrigen Füllmengen ist die übermäßige Entleerung im vergangenen Winter. Seit dem vergangenen Höchststand Anfang November 2024 von 98,3 Prozent ging es runter auf den letzten Tiefstand von 28,7 Prozent am 31. März. Das lag unter anderem an tieferen Temperaturen als in den vorherigen Wintern, was den Gasverbrauch erhöhte.

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Bundesnetzagentur gibt Entwarnung

Angesichts dieses Gasspeicherstandes warnen bereits einige Gasspeicherbetreiber vor einem möglichen Engpass. Gleichzeitig gibt die Bundesnetzagentur Entwarnung und sieht die Versorgungssicherheit gewährleistet.

Dazu teilte Klaus Müller, Präsident der Energiebehörde, mit: „Wir beobachten die Füllstände sehr genau.“ Er verwies auf die Terminals für Flüssiggas (LNG), die in den vergangenen zwei Jahren an Nord- und Ostseeküste entstanden sind. Damit gebe es andere Möglichkeiten als vor drei Jahren. 2022 fiel mit Russland der bis dato größte Gaslieferant für Deutschland weg.

Müller sagte folglich, dass demnach „die sichere Gasversorgung auch mit etwas niedrigeren Mengen in den Speichern gewährleistet werden“ kann. Zuletzt ist die wöchentliche LNG-Importmenge auf 3 TWh in KW 25 weiter angestiegen. Im Januar und Februar lag sie meist bei unter 1 TWh. LNG macht aktuell nur rund 14 Prozent der gesamten deutschen Gasimporte aus.

Zudem gab es auch schon Jahre, in denen der Füllstand zu diesem Zeitpunkt noch niedriger war als jetzt. So lag er am 28. Juni 2021 bei nur 40,56 Prozent. Nach dem darauffolgenden, eher milderen und sonnigen Winter hatten die Speicher auf ihrem Tiefpunkt aber noch knapp ein Viertel an Inhalt.

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Gesetzliche Vorgabe bereits reduziert

In den Jahren zuvor galt die gesetzliche Zielmarke von einem gesamtdeutschen Gas-Füllstand von 90 Prozent bis zum 1. November. Angesichts des niedrigen Speicherniveaus hat die Bundesregierung bereits Ende April die sogenannte Gasspeicherfüllstandesverordnung überarbeitet und damit die Speichervorgaben für Erdgas in Deutschland gelockert.

Ab diesem Jahr müssen die Gasspeicher zum Stichtag nur noch zu 80 Prozent voll sein. Diese neue Füllstandvorgabe gilt laut dem Bund für alle deutschen Kavernenspeicher, also Erdgasspeicher unter der Erde. Diese hatten im Jahr 2022 einen Anteil von 64 Prozent an der gesamten Gasspeicherkapazität.

Die 80-Prozent-Vorgabe gilt zudem für die vier süddeutschen Porenspeicher, die für die Versorgungssicherheit auch für Österreich und die Schweiz von Bedeutung sind. Für die übrigen Porenspeicher werden die Vorgaben auf 45 Prozent abgesenkt.

Ob die neuen Zielvorgaben erreicht werden, ist jedoch nicht sicher. Das hängt von mehreren Faktoren wie der Höhe des Verbrauchs sowie Import- und Exportmengen ab. Normalerweise steigen die Füllstände bis etwa Anfang November. Anschließend beginnen sie aufgrund niedrigerer Temperaturen und erhöhtem Bedarf wieder zu sinken.

Im Folgenden wird die Frage relevant sein, inwieweit sich die Speicher im kommenden Winter entleeren. Wenn die Entleerung wie im Winter 2024/25 ebenfalls knapp 70 Prozentpunkte beträgt, könnte die Gasversorgung Deutschlands bei ungünstigen Bedingungen an ihre Grenzen kommen.

Erdgas: Verstromung könnte zunehmen

Erdgas dient nicht nur als Brennstoff für die Gastherme in Privathaushalten oder im Gewerbe, um zu heizen und für Warmwasser zu sorgen. Auch die Industrie benötigt ihn unter anderem als Ausgangsstoff für chemische Prozesse.

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Ein hoher Anteil des Erdgases befeuert zudem die heimischen Gaskraftwerke zur Stromgewinnung. Im vergangenen Jahr verstromte Deutschland 43,1 TWh an Gas, was einen Anteil von 10,5 Prozent an der Nettostromproduktion ausmachte.

Gerade wenn in den Wintermonaten nur wenig Solar- und Windkraft zur Verfügung steht, müssen Gaskraftwerke entsprechend hochfahren. Der von der Bundesregierung gesetzlich festgelegte Kohleausstieg erhöht die Wichtigkeit von Gaskraftwerken. Aktuell befürwortet Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU), „schnell“ neue Gaskraftwerke in Deutschland auf den Weg zu bringen.



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