Gasspeicher schwach gefüllt: Jetzt fällt im Winter noch ein Großkraftwerk aus

Reicht das Erdgas im Winter? Diese Frage bereitet manchen ernste Sorgen, denn die Gasspeicher sind nicht gut gefüllt. Verschärft wird die Lage durch den Ausfall eines Großkraftwerks in der Schweiz. Das kann den Gasbedarf im Winter spürbar erhöhen.
Gasspeicher
Kugeltanks für Erdgas.Foto: Thermchai/iStock
Von 25. August 2025

In Kürze:

  • Die Füllstände der deutschen Gasspeicher liegen bei gut 68 Prozent. Das ist deutlich weniger als in den Vorjahren.
  • Hinzu kommt der Ausfall eines Schweizer Kernkraftwerks, was die Verstromung von Erdgas im Winter erhöhen könnte.
  • Die Branchenverbände haben derweil unterschiedliche Ansichten über die Versorgungssicherheit.

 

Noch ist Sommer. Doch die Tage werden bereits merklich kürzer und ab September fallen die Temperaturen wieder. Somit rückt auch der Beginn der nächsten Heizperiode näher.

Zunehmende Sorge bereiten derweil die nur schwach gefüllten Gasspeicher. Hinzu kommt jetzt noch der Ausfall eines ausländischen Kernkraftwerks nahe der deutschen Grenze, was die Situation zusätzlich verschärft.

Gasspeicher schwach befüllt wie lange nicht

Aktuell sind die deutschen Gasspeicher im Schnitt zu rund 68,2 Prozent (Stand: 23. August 2025) gefüllt. Dieser Wert liegt rund 9 Prozentpunkte unter dem Mittel der Jahre 2017 bis 2021. Noch größer ist der Unterschied zu den vergangenen drei Jahren: Am selben Tag des Vorjahres lag der Füllstand bei 94,2 Prozent, 2023 bei 93,4 Prozent und 2022 bei 81,1 Prozent.

Gasspeicher

Verlauf der Gasspeicherfüllstände in Deutschland. Foto: Bundesnstzagentur

Eine Befüllung der Gasspeicher findet in der Regel bis Anfang November statt. Bei niedrigeren Temperaturen jedoch immer langsamer. Dann beginnen die Gasspeicherfüllstände aufgrund höheren Heizbedarfs zu sinken.

Im vergangenen Winter entleerten sich die deutschen Gasspeicher insgesamt um knapp 70 Prozentpunkte. Der Tiefstand und somit der Wendepunkt waren Ende März mit 28,7 Prozent erreicht. Wegen der starken Entleerung hat die Bundesregierung bereits die gesetzliche Mindestfüllmenge der meisten deutschen Gasspeicher auf 80 Prozent zum 1. November gesenkt.

[etd-related posts=“5186466,5175811″]

Die Schweiz verschärft die Lage

Erdgas ist jedoch nicht nur der zentrale Brennstoff für Millionen Gasheizungen in Deutschland. Eine große Menge der Vorräte wird auch in Gaskraftwerken verstromt. Sie bilden – aktuell noch zusammen mit der Kohlekraft – die Reserve für Zeiten, in denen die Windkraft- und Photovoltaikanlagen weniger Strom liefern.

Bei extremer Dunkelflaute ist Deutschland zudem auf Stromimporte aus anderen Ländern angewiesen. Ein wichtiger Handelspartner ist die Schweiz. Doch im kommenden Winter fällt das Alpenland wohl weitestgehend als zuverlässiger Lieferant weg. Mehr noch: Stattdessen könnte die Schweiz gelegentlich auf Strom aus Deutschland angewiesen sein.

Der Grund: der Ausfall des Kernkraftwerk Gösgen (KKG) mit einer Leistung von rund 1 Gigawatt. Es befindet sich nur rund 20 Kilometer von der Grenze zu Deutschland entfernt. Die Betreiber mussten die Anlage kürzlich für eine technische Modernisierung herunterfahren. In diesen Tagen wollten sie das Kraftwerk wieder hochfahren.

Stattdessen kündigten sie eine Verzögerung des Wiederanfahrens von einem halben Jahr an. „Aus heutiger Sicht werden die Arbeiten bis zu 6 Monate in Anspruch nehmen, sodass das KKG voraussichtlich Ende Februar 2026 wieder ans Netz gehen wird“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Die ersten Schweizer Politiker bekunden bereits ihre Sorge über die Energieversorgung im kommenden Winter. So etwa der FDP-Nationalrat und Energiepolitiker Christian Wasserfallen. Er sagte:

Die Schweiz wird davon abhängig sein, dass die französischen Kernkraftwerke und die deutschen Kohle- und Gaskraftwerke optimal laufen. Es zeigt auf, dass die Schweiz ihre Hausaufgaben im Bereich der Stromversorgung verpennt hat.“

[etd-related posts=“5205651,5019245″]

Verbände sind geteilter Meinung

Die Gasbranche konzentriert sich derweil nur auf das Erreichen der gesetzlich vorgeschriebenen Zielvorgaben. Laut Timm Kehler vom Branchenverband Zukunft Gas läuft die Befüllung nach Plan: „Die Speicher werden weiter gefüllt und das gesetzliche Ziel überschreiten.“

Bei konstant bleibender Füllgeschwindigkeit von aktuell rund 0,25 Prozentpunkten pro Tag werden die für 1. November geforderten 80 Prozent bereits Anfang Oktober erreicht sein.

Ein großes Sorgenkind war bisher Deutschlands größter Speicherstandort im niedersächsischen Rehden. Er stellt rund ein Fünftel von Deutschlands gesamter Speicherkapazität dar. Über Monate war er nur zu rund 2 Prozent gefüllt. Inzwischen ist der Pegel auf rund 21,3 Prozent geklettert.

[etd-related posts=“5016424,5203453,5195193″]

Auch die Bundesregierung zeigte sich bisher gelassen über die Lage. Sie berief sich zuletzt auf ausreichende Kapazitäten im Weltmarkt für Flüssiggas (LNG) und gut ausgelastete LNG-Terminals.

Weniger zuversichtlich zeigte sich kürzlich der Gasverband INES. Sollten die Speicher zu Beginn der Heizperiode nur zu 70 Prozent gefüllt sein, wären vollständig entleerte Gasspeicher bis Ende Januar bei „extrem kaltem Winter“ möglich. Auch eine Befüllung von 80 Prozent wäre alles andere als sicher, da die Heizperiode meist bis April andauert. Im vergangenen Winter entleerten sich die Speicher bei eisigen Temperaturen im Januar um rund 1,1 Prozentpunkte pro Tag.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion